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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 101 - No. 126 (1. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0467

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mit Trägerlohn, durch die Poſt
bezogen viertelji. 1 Mk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengaſsſe 24.

M 111.

.: MIN

Karhsruhe, 7. Mai. Wie bereits telegraphisch
kurz gemeldet, beantragt der Bericht des Abg. Mayr
in wohlwollender Weise die Petition des Handwerker-
vereins in Mannheim und einer größeren Anzahl
von Handwerkern in Sandhofen, der Regierung
zur Kenntniß zu überweisen, ſpricht sich jedoch in
dem erſten Abſatß des Antrags noch weiter dahin
aus, die Kammer wolle Mittel bewilligen, wenn
etwa von der Regierung ſolche nachträglich zur
Erhebung einer kleingewerblichen Enquête verlangt
werden ſollten. Die Kommission iſt zwar der Ansicht,
daß der Gewerbeſtand sich eher aus eigener Kraft
zu helfen vermöge als der Bauernsſtand, kann aber.
gleichwohl im Hinblick auf den Vorangang von
Östereich und der Schweiz in dieser Frage eine
Enquête schon um deßwillen befürworten, weil nur
auf Grund einer ſolchen die hier berührten hoch-
<Wichtigen Fragen in ihrem ganzen Zuſammenhang
beurtheilt und entschieden werden können. Es haudelt
fich bekanntlich bei diesen Petitionen um folgende
Zielpunkte ; 1) Einführung obligatorischer Innungen,
2) Förderung des Perſonalkredits in einer dem
Gebahren der ſeitherigen Geldinstitute entgegenge-
setzten Organisation, 3) staatlicher Schut gegen das
Großkapital und die Konkurrenz des Auslandes,
4) Heranziehung von Vertretern des Handwerker-
ſtandes zur Löſung der obigen Fragen. Die Kommis-
sion eignet sich vorerſt dieſe Forderungen noch nicht
an. ~

Karlsruhe, 10. Mai. Der Landtag nahm ein-
"wis das Geset betreffend die Verwaltungsrechts-
pflege an. ) tz;
115 Yen: 10. Mai. Der Reichstag genehmigte
debattenlos in erſter und zweiter Leſung die Do-
tationsvorlage und tritt alsdann in die Spezial-
Berathung der zu der Sozialistenvorlage gestellten
Anträge Geyſer - Haſenclever und Windthorſt ein.
Minnigerode plaidirt für unveränderte Annahme der-
Regierungsvorlage, worauf die erſte Abſtimmung er-
folgt. Die Paragraphen 9, 10, 17, 18 werden.
mit den durch die Anträge Windthorſt bedingten
Modificationen angenommen. Die auf die Preſſe







Die Frankenburg.

_ Roman von Marie Romany.



Z (28. Fortſezung.) R 1 s y
Werden wir denn da auch den Papſt sehen ?
fragte der Knabe. Gewiß, mein lieber Sohn. Wer
möchte wohl die weite Reiſe nach Rom unternehmen,
ohne . den jfatſos zu. betreten und den heiligen
er zu. ehen? 15§.ju: elt; Ie z 115t311441 ;
t o wurde die Unterhaltung in seltener Weise
UU fa ttgf'üt rute ütiger tts
er habe ihn, da Niemand zugegen. geweſen, in den
Empfangsſaal- geführt.. ..© 7afsjs tt cult . ;
. Seine Karte! begehrte Clothilde. Das iſt es
eben, erwiderte der Portier, er weigerte sich, seine
Karte zu geben. Ein Bittſteller! warf die Gräfin
geringſchätend hin. Um Vergebung, gnäd’ge Gräfin,
entgegnete der Mann, meiner Ansicht nach ist dieser :
hier ein Herr aus der Geſellſchaft. ;

DieGräfin überkam ein eigenthümliches Gefühl.
Im nächften Augenblick aber wußte sie es zu ver-
scheuchen und sagte daher in befehlendem Tone zu
dem Manne: Ich wünſche, die Karte dieses ſonder-
baren Besuchers zu sehen. : ;

Der Portier gab sich alle Mühe, auseinanderzu-
seßen, daß ihm die Erfüllung dieses Gebotes un-
möglich ſei, er gab die Entschuldigung an, die der
Fremde ihm vorgebracht habe. und betonte, daß sein
Besuch lediglich auf eine Ueberraschung vorbereitet
ſei. Erstaunt blickte die Gräfin ihn an. Wer aus





dem Kreiſe ihrer Bekanntschaft, aus der Heimath,
Freund der Jugend, konnte zu ihrer Ueberraschung



Heidelberger General Anzeige.. &

Veranlworlliher Redakteur Philipp Klausner.
JDienſtag, den 13. Mai

bezüglichen FF 11-13 werden mit. dem Antrag
Windthorſt angenommen und die auf die Zuſammen-
ſeßung der Beſchwerdekommission bezüglichen F§ 26
und 27 werden unter Ablehnung der Windthorſt'ſchen
Anträge unverändert genehmigt. Der Antrag Windt-
horſt zu § 28, den kleinen Belagerungszuſtand nur
für Berlin und den. Umkreis beizubehalten, wird
abgelehnt; dagegen der erſte Sat der Paragraphen,
wonach Versammlungen nur nach vorheriger polizei-
licher Genehmigung zuläſſig sind, gestrichen. Windt-
horſt zieht ſeine Anträge zurück. Die Regierungs-
vorlage wurde bei uamentlicher Abstimmung
mit 189 gegen 157 Stimmen angenommen.
Frankfurt, 8. Mai. Auf das Schreiben des
Deutschen Kolonialvereins betreffend die Unterſtütung
überſeeiſcher Dampferlinien sandte der Reichskanzler

an den Fürſten Hohenlohe- Langenburg folgendes

Antwortschreiben vom 4. ds.: „Euer Durchlaucht
danke ich verbindlichſt für die im Namen des Vor-
standes des Deutschen Kolonialvereins an mich
richtete anerkennende Zuschrift vom 27. April
züglich der beabsichtigten Poſtverbindung mit über-
ſeeiſchen Ländern. Wenn ich auch im Rückblick auf
die Samva-Frage und in Erwägung der im Reichs-
tage vorherrschenden Tendenzen auf einen. unmittel-
baren Erfolg des gestellten Antrags kaum rechne,
so halte ich es doch ftir Pflicht der verbündeten
Regierungen, sich von der Anregung solcher Ein-
richtungen, von denen sie eine Förderung nationaler
Wohlfahrt erwarten, durch Unwahrscheinlichkeit der
Jr urs des jeweiligen Reichstags nicht abhalten
u laſſen.“ H aqu;wstsä; [r

ü Aus Darmtftadt ſchreibt man der ,„Nat.-Ztg.“:

„Die öffentliche Meinung der Stadt und des Landes
iſt durch die Ankündigung der M

Großherzogs ungemein erregt. Es macht ſich die Ansicht

geltend, daß der Schritt auf einer Uebereilung beruhe,

daß die vielgewandte Dame den Großherzog zu über-
raſchen gewußt hat, und eine Auflöſung des Ehe-
bundes die angemessenſte und einzige Löſung sein
würde. Wie man hört, iſt die Dame bereits nach
Rußland abgereist, während der Großherzog mit der

Familie der Königin nach England abgereist iſt. Dem |
] jetzt auf der Frankenburg sein? Jhre Vaterstadt
J hatte sie seit mehr als fünfzehn Jahren verlassen,

ihre Umgebung war dem Portier bekannt, und was

| die Geſellſchaſt der Hauptſtadt anbelangte, ſo war

es ja ihre ausgesprochene Absicht, mit derselben auf
keinerlei Art im Verkehr zu sein. Sie sann, grübelte

überlegte hin und wieder, dann siegte die ‘Neugier,
die bekanntlich bei allen weiblichen Geſchöpfen die

Oberhand gewinnt, und sie entschloß ſich, wer er

auch sein mochte, den Fremden zu sehen. Sie gab |
dem Manne Befehl, ihr Erſcheinen zu melden und
machte sich, indem sie den Knaben aufforderte, ihr |

Gesellschafter zu sein, auf den Weg.

Ungeduldig harrte der Fremde im Saale. “Er:

hatte eine weite Strecke Weges zucnckgelegt, bevor

er auf der Frankenburg angelangt war; kam er

doch von München, wo er vor kurzer Friſt seinen
Wohnsit genommen, und trieben ihn doch die Ge:

fühle der Freundschaft, welche er seit seiner früheſten

Jugend für die Familie von Sternenberg gehegt,

hierhin. Endlich, nach einer langen Viertelstunde,
wurde die Doppelthüre geöffnet und Clothilde, be-
gleitet von ihrem Sohne, trat ein. Ein flüchtiger

Blick belehrte sie zur Genüge, daß ihre Voraus-

seßung richtig gewesen, daß der Fremde ihr voll-
ſtändig unbekannt sei. ; “§

Sie wünſchten mich zu sprechen, sagte sie daher
mit einer gewiſſen Herablaſſung im Tone, und den-
[tz:1WVe5lrict c2141/CMU ves unse
kur Fe tet mir geführt? Der Fremde verneigte
ſich. Ich bitte um Vergebung, gnädige Frau, meinte

er etwas verlegen; ich würde mir's zur Ehre an- |
rechnen, die Gräfin von Sternenberg persönlich zu |



be
e-

derhole Ihnen, daß ich die Gebieterin der



















Arz et n: die l-ſpaltige Petit-
zei

ü Rabattbewilligung. :

Expedition Brunnengaſſe 24. ; _
Staatsminister v. Stark wird es ungemein verdacht,
daß er zu dem Akt der Civil-Trauung mitgewirkt
hat. Die Etablirung der jetzigen Gemahlin des Gros.
herzogs in hiesiger Stadt würde geradezu unhaltbare _
, [s; .
Hamburg, 8. Mai. Die Vorberathungen über
die Kolonialbank haben cinen günstigen Verlauf..
Das Zuſtandekommen iſt gesichert. . Der Sitz iſt
endgiltig in Hamburg bestimmt. Die Reichsbank
kann mit dem Geschäftsverkehr der Kolonialbank
nichts zu thun haben, da die Reichsbank ſtatutgemäß
Wechſel nicht acceptiren darf. Statt der Reichsbank
betheiligt sich die Seehandlung. Herr v. Dechenn.
iſt abgereiſt, wird aber an den ferneren Berathungen
in der Kommission zum Entwurf der Statuten theil.
nehmen. Präsident ist Rauers, Direktor der hiesigen
Rorddeutſchen Bank. ~ Es ist beſchloſſen worden.
in allen drei Hamburger Wahlkreiſen neben du
Kandidaten der Freisinnigen und der Sozialdemo.
kraten auch solche der Gemäßigtliberalen aufzustellen.
darunter den bekannten Rheder Wöürmamnn. .

Aus Nah und Lern. :

§ Mannheim, 9. Mai. Von Seiten des badi-
ſchen Verbandes findet vom 27. bis 29. Juli dieſes
Jahres in Mannheim eine Ausstellung von Erzeug-
niſſen, Maſchinen, Geräthſchaften und Vedarfsceütkeßt
der Bäckerei, Konditorei und Pfefferküchlerei ſtatt.
Der Vorsitzende des hiesigen Ausſtellungskomitee's iſt
Bäckermeister Ludwig Schneider. Wegen Prämiirung
vorzüglicher Leiſtungen iſt bei dem Großh. Mini-
sterium ein Antrag gestellt. + Die Dividende der
chemischen Fabrik Rheinau wurde für das verfloſſene
Betriebsjahr nach hohen Abschreibungen für die
Prioritätsaktien auf 6 Prozent und für die Stamm-
aktien auf 4 Prozent festgesetzt. S
* Mannheim, 8. Mai. Die dritte oberrheiniſche
Turnlehrerverſammlung hier wird dieses Jahr am
Freitag den 30. und Samſtag den 31. Mai, abge-
halten werden. Das Programm iſt folgendes: Frei-
tag den 30. Mai, Abends 8 Uhr, Vorverſammlung
im Ballhaus. Samſtag den 31. Mai, Vormittags
'/28 Uhr im Turnſaale des Gymnaſiums: Turnen

sehen. Jhr Name, mein Herr? fragte Clothilde be-
klommen. Die Gräfin von Sternenberg kennt h:.
Clothilde blickte erſtaunt und doch nicht ohne
Mißvergnügen auf den jungen Edelmann, der, viel-
leicht ohne es zu wollen, ein paar Schritte von der
ſich in solcher Weise hochmüthig gebenden Sprecherin
zurückgetreten war. Die Gräfin von Sternenberg
hat leider nicht das Vergnügen, warf ſie gering.
ſchätend. hin; went Sie): . un qu
Das mag sie selbſt entscheiden, erwit
Gt‘ hatmm trdättn ttt Tn Bt Ress
melden zu lassen . ... Aber Mama iſt ja di
welche Sie suchen, fiel hier etwas ungeschickt
der Knabe ein. In dem Antlite des Fr
wechselten Verlegenheit und Staunen; mit weit a
geriſſenen Augen ftarrte er bald Clothilde, bald den
herangewachſenen Knaben an. e .
Sie belieben zu ſcherzen, ſtammelte er endlich..
Clothiloe warf in spöttelnder Weise die Lippen auf.
Sie — - Sie wären Udo’'s, meines ſeligen
Freundes Gattin ? stotterte der Fremde. Ich wie-
Franken-
burg bin, sprach Clothilde im höchſten Grade be-

troffen ; darf ich mir daher die Frage erlauben von
wem und mit
reitet wird?
Gewiß, erwiderte jeßt so ruhig, als es ihm gen
lingen wollte, der Fremde; ich bin ein Jugendfreund
des seligen Udo, Ihres Gatten, Frau Gräfin: viel- .
leicht daß mein Name, wenn auch nur flüchtig bei
Ihnen in der Erinnerung ie. .
Ich war längere Zeit abweſcend don Mü n,.







welchem Rechte mir diese Szene be-





fuhr der Fremde fort, man hatte mich sogar viele
 
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