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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 204 - No. 228 (2. September - 30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0915

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I>...._Néeuſtas,

ntwortl. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.
g



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ezogen vierteljährl. 1 Mark ohne Zuſtellungsgebühr.

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Quartal, verſäume man deshalb nicht, auf die bil-
ste, täglich erscheinende, unparteiiſch
Ie haltene Zeitung des ganzen bad. Landes

Hridelberger Tageblatt

(General-Anzeiger)

u abonniren. Dasselbe kostet durch den Briefträger
ps Haus gebracht nur 1 Mk. 40 Pfg. pro !/, Jahr,
i der Poſt abgeholt nur 1 Mk. Neueintretende
1 vnnenten erhalten das Blatt von jetzt ab bis
. Oktober gratis.

h V Inferate haben infolge der starken Ver-
fretting hier ſowie in der ganzen unteren Landes-

end bei billigster Berechnung den besten Erfolg.

Die Politik unſeres Reichskanzlers.

Unter dem Titel: „Die Gesellſchaft von Varzin
und Friedrichsruh“ wird in dem Octoberheft der
y, eutſchen Revue“ der Anfang einer Artikelserie
röffentlicht, deren Aushängebogen von der „Bresl.
§tg.“ excerpirt werden. Wir heben als allgemein
îtereſſant daraus das Folgende hervor! Soviel
gr haben in Erfahrung bringen können, ist der
g mzler stets der Meinung gewesen, daß die russische
se? lomatie mit ihrem Streben nach Westen den-
[ben Fehler begehe, wie seinerzeit die früheren
wütſchen Kaiser mit ihren Heerztigen nach Italien,
ti verschiedene Aeußerungen laſſen uns kaum
fen Zweifel darüber, daß das heutige Rußland
sitſe Ansicht Bismarck's in ernſte Erwägung gezogen
ud den Weg nach Merw und so weiter als den
ithtigen erkannt hat, nicht allein, um ſeine poli-
y,Je Action mehr mit seinem Charakter in Ein-
Eng zu seten, ſondern auch, um die Präponderanz
p.\glands an seiner empfindlichsten Stelle zu durch-
Pe sen. ~ Man darf nicht erwarten, daß ein
j, nn, wie der Fürſt Bismarck, über ſeine Politik
! ſeine Auffassung der europäiſchen Verhältnisse
V bſt vertrauten Freunden gegenüber sich jemals















e

Im Haulſe des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.

(21. Fortsetzung)

ty „Schaffen Sie die Scherben aus dem Zimmer!“

Mete er sich gleichmtithig an den alten Diener.

"Yann haben Sie wenigſtens eine Beſchäftigung !

Na Und Sie, mein Fräulein, denken Sie die ganze
Icht auf diesem Stuhl zu durchwachen ?“

wr.rJa !“ erwiderte Elsbeth einfach, seinen Blick

gig erwidernd. „Jch werde hier bleiben, bis der
rr Sanitätsrath eintrifft.“ ; :
„„Nun, wenn es Ihnen Vergntigen macht, ---

!othwendig wäre es wohl kaum! — Der Kranke

rst eingeſchlafen, das kleine Mittelchen hat gut





ture. o geben Sie ihm noch ein wenig. Ich laſſe
ulver hier!! '

in Danit s er das Päckchen, das er bis dahin
li der Hand gehalten, auf den Tiſch. Es war frei-
g. nicht mehr dasſelbe, aus welchem er dem alten
eren vorhin seinen Trank bereitet hatte, aber die
Erwechslung war so geschickt geweſen, daß kein
Ihatten eines Verdachts in Elsbeth aufsteigen konnte.
ſuh; "Mir scheint, daß ich hier jett tiberflüſſig bin.!“
tit Ramfeld fort, nachdem er den Kranken noch
ety.§e Sekunden betrachtet hatte. „Sollte sich irgend
rufets Vedenkliches zeigen, so können Sie mich ja
u LILIU:
hei amit ging er, und wieder trat dieselbe un-
ig mliche Stille im Krankenzimmer ein, die Elsbeth
vorhin bedrückt hatte. Der Baron schien wirk-

Nit dem 1. Oktober beginnt wieder ein neues

irkt; wenn er noch einmal darnach verlangen



anders als andeutungsweise geäußert, und ſelbst
von denen, welche seine ländliche Einsamkeit getheilt,
wird sich kaum Jemand rühmen können, über seine
Kielpunkte etwas vor der Zeit erfahren zu haben.
Es ging dort, wie Alle gleichmäßig versichern, ähn-
lich zu, wie auf den späteren parlamentarischen
Soirsen, wie man denn auch von Cromwell be-
hauptet, daß, wenn er recht vertraulich gewesen,
man erſt recht nicht gewußt habe, was er wolle.
Als nach Beendigung des Krieges mit Oesterreich
von der heiligen Allianz und von dem Teſtamente
Friedrich Wilhelm III. die Rede war, bemerkte der
Kanzler: „Mir iſt es nicht ganz verständlich,
wie man heute noch für die heilige Allianz
schwärmen kann, nachdem ſich in der letzten Zeit
zur Evidenz herausgestellt hat, daß dieselbe nichts
mehr als eine ruffiſche Mauſefalle war und das
Ajectivum heilig nur noch als ein unpasſſender Scherz
erſchien. Sie werden, wenn ich es erlebe, den Be-
weis in die Hand bekommen, daß der Krieg mit
Osterreich in meiner Politik nichts war als ein Ge-
witterſturm, der die Atmosphäre zwischen uns ge-
reinigt hat, und daß es jett erſt möglich sein wird,
eine aufrichtige und nachhaltige Allianz auf dem
Fuße der Gleichberechtigung zwischen uns und Öster-
reich zu Stande zu bringen. Sie werden mir noch
alle Abbitte leiſten und mich als den eigentlichen
Teſstamentsvollſtrecker Friedrich WilhelmsIII. preisen.“

Deutſches Reich.

Karlsruhe, 20. Sept. Durch kaiserliche Ver-
ordnung vom 18. d. M. sind die Reichstagswahlen
auf Dienstag, den 28. Oktober festgesetzt worden.
Da die Wahlen zum gegenwärtigen Reichstage am
27. Oktober 1881 stattfanden, alſo am nächsten
Wahltermin volle drei Jahre abgelaufen sind, be-
darf der gegenwärtige Reichstag einer besonderen
Auflöſung nicht. Bis zum 28. Oktober sind aber
noch fünf Wochen hin, fünf lange Wochen, die das
deutſche Volk noch mitten im Wahlkampfe zu ſtehen
hat, und die, da infolge der Unzahl von Candidaten,
welche in den meiſten Wahlkreisen aufgestellt werden,
zahlreiche Stichwahlen erforderlich sein werden, leider



|] lich in einen ruhigen und gesunden Schlaf geſunken

zu sein, ¡und der alte Diener in der Ecke hatte der
immer gewaltiger auf ihn hereindringenden Müdig-
keit auch nicht mehr widerstehen können. Seine tiefen
Athemzüge verriethen den feſten Schlumme..
Elsbeth ſagte sich, daß sie jetzt wohl unter allen
Bewohnern des Schloſſes die einzige Wachende fei.
Aber auch sie fühlte, daß ihre Augenlider schwer
und immer ſchwerer wurden. Die Maschen der
Handarbeit, die ohnehin bei der schwachen Beleuch-
tung ziemlich anstrengend war, begannen ineinander
zu verſchimmern, unwillkürlich sanken ihr die Hände
in den Schooß, und nur durch ein gewaltsames
Aufraffen vermochte sie den Schlaf von sich abzu-
schütteln. Die Luft im Himmer erschien ihr jetzt

schwer und drückend; sie fühlte, daß sie unter dem

bleiernen Druck derſelben nicht mehr lange wach
bleiben konnte, und leise stand sie darum auf, um
im Nebenzimmer ein Fenster zu öffnen und sich für
einige Minuten die kühle Nachtluft um die Schläfe
wehen zu lassen. : '

Der friſche Hauch verfehlte seine belebende Wir-
kung nicht, und es wurde ihr auch wieder freier
und leichter ums Herz, als sie statt der dtiſteren
Tapeten die leiſe ſchaukelnden Baumkronen und den
gestirnten Himmel vor sich ſah. Die Befürchtungen
und Sorgen, die vorhin gleich Gespenstern aus allen
Ecken und Winkeln ihres Herzens emporgeſtiegen

waren, ſchwanden mehr und mehr, und allerlei süße

Hoffnungsträume und lockende Zukunfsbilder waren
es, die allmählich ihre Seele erfüllten. So lehnte
sie fich an die Brüſtung des offenen Fensters, und
es gewährte ihr sogar ein gewisses Behagen, als
der hinter den Bäumen emporſteigende Mond sie mit





Ausführung seines furchtbaren Werkes? ~ Mar e-

jeidelberger Tageblat

(General-Anzeiger.)

Yerkündigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Schwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-
bach, Ueckarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.

23. Heptember

Druck und Verlag von Wurm & Pfeff er in Heidelberg. t c

Expedition Brunnengaſse 24.

Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg., ü .
für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erscheinen Rabatt

T

eine noch nicht unwesentliche Verlängerung erfahren .
"v ai 19. Sept. Das Verkehrsminisſterium ſtellt z 1,
eine erweiterte Kanalvorlage für den preußiſchn
Landtag fertig. Eine Vorlage, betr. Nordoſtseekanal
wird soeben für die Berathung im Bundesrath fertige.







geſtellt. ~ Herr Lüderit, in Bremen hat den Brun- 2
nentechniker Konrad für seine afrikanischen Beſikungen.
angestellt und gleichzeitig bei der Firma H. Blaſſen.

dorf eine Beſtellung von Erdbohrwerkzeugen für d'en.
Summe von 13,000 Mk. aufgegeben. ;

Berlin, 18. Sept. Zu denjenigen Arbeiten in.
den preußischen Ministerien, welche nach Ablauf der
Urlaubszeit eine raſche Förderung erfahren werden,

gehört, wie ofsiziös geſchrieben wird, \die Reviiſonmn
der bestehenden Vorſchriften über das Süubmissione.
wesen. Die 1880 erlaſſenen Beſtimmungen hatten.
sür Preußen eine Reihe von Beschwerden zweckmäßig |

beseitigt, unter denen das Submiſsſionsweſen andere
Staaten noch leidet. Vor ihrem Erlaſſe waren über

die wichtigsten Fragen Vertreter der betheiligten gn.
duſtrieen gehört worden. Inzwischen sind Fragen.

welche bei der Vorberathung der Beſtimmungen vn
1880 noch nicht im Vordergrunde standen, zu einer :
größeren Bedeutung gelangt. Unter ihnn nimmt
die Frage die erſte Stelle ein, ob und inwieweit fir
die Ertheilung des Zuſchlages das Mindestgebot vun.

entſcheidenter Bedentung sein soll. Bevor nach dieren.

Richtung, sowie in Bezug auf andere Fragen dle
endgiltige Entscheidung getroffen wird, sollen die von

den Organen der Staatsregierung gemachten Ern.

fahrungen durch Berathung mit praktiſchen Männern

aus den bei Submiſsionen betheiligten Kreiſen ds. :
Groß- und Kleingewerbes ergänzt werden. Die Enn.

berufung der Sachverständigen steht nahe bee.
Berlin, 20. Sept. Der Kaiser von Rußland hae.

angeordnet, daß die Officiere derjenigen ruſſiſchan.

Regimenter, deren Chef der deutsche oder öſterreichische..
Kaiser find, fortan den Namenszug dieſer Monarchen
in den Epauletten tragen sollen. - Aus nmilitäriſchen

Kreiſen verlautet, daß seitens unseres Fg. Fieſe .
aß die..

Auszeichnung dadurch erwiedert wurde,
Officiere und Mannſchaften des weſtpreußiſchen

seinen kalten Strahlen übergoß. Daran, daß sen.

beobachtet werden könnte, dachte sie keinen Augenn

blick, denn wer sollte um diese Stunde noch drauten.

sein ? Die dunklen Umrisse der männlichen Gestalt,

die gerade unter ihren Füßen am Stamm ene.
Buche lehnte, konnte sie bei der Finſterniß, wellhſe.
dieſen Theil des Parkes noch bedeckte, nicht were.
nehmen, und sie dachte auch gar nicht daran, ihne.

Blicke da unten suchend umherschweifen zu lassen.

Der Mann, der wie feſtgewurzelt nebn deem

mächtigen Baume stand, schaute unverwandt zu der :
lichtumfloſſenen weiblichen Gestalt in die Höhe, um

ſeine blaſſen Lippen bewegten sich, als wolle en
ihren Namen rufen, obwohl in Virklichkeit kenn.

Laut aus seinem Munde kam.
Der Lauſcher war Kurt von Brandenstein. Er
war nach dem letzten Gespräch mit Ramfeld auf

sein Zimmer gestürzt; aber der schwere Wein vm.

dem er eine beruhigende oder wenigstens betäubende

Wirkung erwartet hatte, war ihm nur mit num
Feuer ins Gehirn gestiegen und hatte ihn bald, wie.
der hinausgetrieben aus dem engen bedrückennn.
Raum. Draußen im Freien, im Dunkeln, ww e
ganz sicher vor fremden Augen war, mußte i i n
beſſer werden, und mit unhörbaren Schritten gzng
er darum die Treppe hinunter in den Park. unk.
dem Absatz des erſten Stockwerks trennte i n nue.

ein einziges Zimmer von dem Schlafgemach seine.
Onkels. Hier blieb er einen Augenblick stehen, sioh.

mit beiden Händen an das Geländer klammen.
und ein nervöſes Zucken ging durch ſeinen Körle.

Es war ihm, als habe er Ramfeld's Stimme ver-
nommen. War dieser vielleicht gerade jeßt bei der


 
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