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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 177 - No. 203 (1. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0767

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Expedition Brunnengafſſe 24.

M 15.

Deutſches Reiche.
HBerlin, 7. Aug. An der am 2. Mai 1885 zu
Ô?röffnenden Ausstellung in Antwerpen, die in Deutſch-
land steigendes Intereſſe erregt, werden die über-
ſeeischen wie europäischen Länder faſt alle vertreten
ſein. ODeſtereich, Frankreich, Italien und die Nieder-
lande werden sich officiel beteiligen; andere Staaten,
U. a. Spanien, Schweden und Norwegen, Rußland,
: Griechenland werden von der Ausſtellung nicht zu-
rückbleiben, wenn fie auch nicht unter Mithilfe ihrer
U z9:! qrgfclen serben. Peſes veſgtttcttt
Hßeitung mit Recht, muß Deutschland alle seine Kräfte
ammennehmen, um ſich als ebenbürtigen Rivalen
Auf dem Gebiete der Induſtrie und Künſte zeigen
u können. Im ganzen Reiche fühlt man auch das
edürfniß einer regen Betheiligung ; an verschiedenen
Orten haben sich ſchon Spccialcomités gebildet, die
's unternehmen, sich mit den Intereſſenten in Ver-
bindung zu setzen, ſo das Rheiniſch-Weſtfäliſche
Comité in Köln, das Mittelrheiniſche und Süd-
: deutsche Comité in Mainz und das Comits für Nord-
j Oftdeutſchland und das Königreich Sachsen in
e

tt. Schweiz.
ri Vers, 7. Aug. Dt jtzterigtiongle FHitrsge-
SEN s
ſerteriügung seiner Bestrebungen bezüglich Ein-
ang eines internationalen Schiedsgerichts und
gemeiner gleichzeitiger Abrüiſtung als Hauptmittel
ur Erreichung des Weltfriedens.
- Frankrice.
w Versailles, 7. Aug. Die heutige Congreßſizung
| gar von vorneherein als der „große Schlagtag
Urn; der Andrang Neugieriger nach Verfailles
prechend weit größer als an früheren
Lite: Eucntsg ton tuutrtes tec rut
| ion her R MUG; at ui Ute?
doumlung in einem Vereinsſaale einberufen, um
& zu erklären, warum er an dem Congreß nicht
Ialt verloren, doch — gerettet!

Roman aus dem Engliſchen überſezt von J. J.









. (5. Fortsetzung.)
N War diese Heirath eine glückliche? Hat Margaret
Yſsent das Verſprechen gehalten, welches sie als
Megrgaret La Grand gab? Sie dachte wohl nicht
Pts Ut Vu UL" s
freundlichen Besißers die Macht über diese Domaine
| die Hände ſeiner Frau geliefert hatte ? . F
| g,. Es schien, als wären alle Mächte des Schicksals
zegen Clara. Hätte Howard Nugent länger gelebt
A ſeiner Heirath, es ist die Frage, ob sein Teſta-
hig! nicht anders ausgefallen wäre. Aber es ſollte
got sein. Eine Lungenentzündung, die er sich in
fo 9e einer Erkältung in den lettten Tagen des Ok-
Urs nach seiner Heirath zugezogen, machte seinem
Ge en ein Ende, und sein Testament, welches in
(ü 9enwart seiner Wittwe und der blaſſen thränen-
en Tochter, verlesen wurde, lieferte die letztere
îta, dingt in die Hände der Stiefmutter. Das Te-
ment lautete folgendermaßen:











Vesi as Gut Temple Nugent war, lange bevor dem
heſheer Kinder geboren wurden, dem ältesten Kinde
de, mmt, sollte daſſelbe ein Knabe sein, oder auf
ſein rſten Sohn, ſollte dies erſte Kind eine Tochter
vorh sollte jedoch keine männliche Nachkommenſchaft
ih. zanden ſein, so ſollte dies Gut auf die Töchter
se; er und Vater bestimmt. Die Disposition über



b srivatvermögen hatte er ſeit seiner Heirath mehr
verändert und dies konnte als Beweis



idelberger Tageblatt

Verantworllicher Redakteur Philipp Klansver.
Sonntag, den 10. Auguſt:

theilnehmen wolle. Es ging da höchſt stürmiſch zu
und man ſprach davon, auf die Straße zu ſteigen.
Die gleichfalls anwesenden radicalen Deputirten Lai-
ſant und Maret erklärten, weshalb sie den Congreß
s Mus Eszuts wess
wenn es zur offenen Revolution kommen sollte! Ernſt:
haft braucht man diese Redetibungen nicht zu nehmen.
Es wird beabsichtigt, die Verhandlungen möglichst
zu beſchleunigen, und man glaubt, Samſtag zu Ende
zu kommen, ſelbſt wenn es sich hierzu nöthig er-
weisen sollte, täglich zwei Sitzungen abzuhalten. Die
Rechte hat heute eine Parteiverſammlung abgehalten
und beschloſſen, jedem Mitglied die Freiheit zu lassen,
nach dem perſönlichen Gutbefinden zu stimmen. Viele
wollen den Unterantrag annehmen, welcher die Mit-
glieder ehemaliger Herrſcherhäuſer von der Präſi-
dentſchaft der Republik ausschließt, weil sie dem
Grafen von Paris die Möglichkeit der Wahl’ zum
Präsidenten der Republik abſchneiden wollen. Andere
wollen ihre Stimmen für die Abſchaffung des Senats
abgeben, weil sie hoffen, daß die Republik mit der
Kammer allein viel ſchneller ihrem Untergange ent-
te e tg t Out
plomatenloge an. ;
England. .

t.. s sufsctuts h . ru.
mit weitgehenden Vollmachten ausgestatteten Vertreter

der britiſchen Regierung wird von den miniſteriellen

Organen allgemein als ein kluger und richtiger
Schritt gebilligt, und auch die Wahl der Persönlich-
keit wird als eine vortreffliche bezeichnet. Die con-
ſervativen, sowie auch diejenigen liberalen Zeitungen
welche in Bezug auf Egypten radicalen Anschauungen
huldigen, verſprechen sich indes von der Sendung
Lord Northbrooks wenig Erfolg. So ſchreibt der
„Standard“ : „Die Wahl des Agenten, durch welchen
der Premierminister seine neue Politik auf Egypten
anwenden zu laſſsen gedenkt, wird nirgends bemakelt
werden. Aber iſt eine neue Politik vorhanden?
Soll ein neues Blatt umgewendet werden? Geht

dienen, in wie fern Howard Nugent mit Margaret
La Grand glücklich gewesen war. Bei der Heirath
hatte er 500 Pfd. Sterl. jährlich für seine Frau,
ſo lange sie lebte beſtimmt und 5000 Pfd. Sterl.
ihr als Legat ausgesetzt, worüber sie frei disponiren
konnte. Ellinor sollte 5000 Pfd. Sterl. haben, so-
bald sie volljährig geworden sei. Dies hatte er
nachher widerrufen und den Wunſch ausgesprochen,
daß die Summe, welche der Mutter als Legat be-
stimmt worden, auf Ellinor übergehen möge. Dies
waren die Beſtimmungen über den Geldpunkt. Aber
die Bestimmung über Clara's Erziehung und Leben
bis zu ihrer Volljährigkeit hatte er nicht geändert.
Clara sollte unter der Obhut und Leitung ihrer
Stiefmutter bis zu ihrem 21. Lebensjahr verbleiben,
wenn sie sich nicht früher mit Bewilligung ihres
Vormundes und Mrs, Nugent's verheirathen würde.
~ Ihr Vormund war der Rechtsbeiſtand ihres
Vaters, welcher mit noch einem Teſtamentsvollſtrecker
die pekuniären Interesſſen zu überwachen hatte.

So das Testament. Clara kümmerte es wenig
und nur ein Punkt darin erfüllte ihr Gemüth +
sie war ganz in die Hände ihrer Stiefmutter ge-
geben! Das war genug, um ihr alles Andere ver-
geſſen zu machen. Die trauernde niedergeſchlagene
Waise wurde in dieſer Stunde eine zurückhaltende,
troßige und hoffnungslose Träumerin über ihre Ver-

gangenheit und Zukunft. Die Erinnerungen hieran

und die Gewißheit, daß sie zu der bestimmten Zeit
frei sein werde, waren der Sonnenſtrahl, der die

Wolke durchbrach, welche sie einhüllte. Die Erbin |

von Temple Nugent verließ die ihr verhaßte Stief-
mutter und ihren ernſten Vormund mit dem festen
Vorſat, daß kein Einfluß, noch so groß, sie den



Anzeigen: die 1-ſpaltige Petit
zeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg.

Heidelberger General-Anzeiger. ür

Rabattbewilligung.

Expedition Brunnengaſſe 24.

18ST.

Lord Northbrook nach Egypten, um ein gutes unn
vernünftiges Werk zu verrichten? Oder wird er nur
dahin geschickt, um die Aufmerkſamkeit der Natieinm
von dem kläglichen Fiasco der Conferenz abzulenke

und sie zu der Hoffnung zu verleiten, daß energiſche

Schritte ergriffen werden sollen, obwohl ein ener-
giſches Vorgehen nicht beabsichtigt wird? An Be-
richten und Rathſchlägen hat es bisher ſicherlieiehV
nicht gemangelt. Nicht Berichterſtattung sondern ent-
ſchloſſenes Handeln ist erforderlich. Gladstone hat
mit der Frage zu lange gespielt. Es iſt Zeit, daß
er sich zu einem Entſchluſſe aufrafft. Wir ſollten
Egypten entweder räumen, oder deſſen Verwaltufg,
deſſen Finanzen und alles, was drum und dran
hängt, regeln, leiten und controliren.“ Im ähn-
lichen Sinne äußert sich auch die „Pall Mall G
zette“. Am Schluſſe ihrer Betrachtungen ſchreibt

ſie: „Die gründliche Reorganiſation Egyptens iſt
der einzige Ausweg aus unseren Schwierigkeiten.
selbſt den financiellen.“

Egypten. u
Kairo, 6. Aug. General Gordon's Brief a

den Mudir von Dongola lautet folgenderm ßen.
„Khartum und Sennaar halten aus. Der Ueber.
bringer wird Ihnen bei seiner Ankunft alles Nnue
von hier melden. Unterrichten Sie ihn von Alem,

was Sie über den Bestimmungsort und die Stärke
der von Kairo abzuſendenden Expedition wiſſen.
Wir haben 8000 Soldaten in Khartum. Geben

Sie bem Boten 100- Dollars. C. G. Gordon.“ .

Der in arabiſcher Sprache geschriebene Brief iſt
vom 28. Shaban datirt. Der Bote berichtet, daßs
General Gordon, Oberſt Stewart und Mr. Power

ſich bei guter Geſundheit befinden. Gordon habe

7 Kriegsdampfer und mache mit denſelben Angriffe
nach allen Richtungen hin. Die Alufſständiſchen,

welche im Ganzen 16000 Mann ſtark sind, habn
sich von ihren erſten Stellungen zurückgezogen.

Berber fiel durch die Verrätherei Huſſein Khali
Fae's, welcher die Aufständiſchen einließ. Die Sol-
daten kämpften tapfer, wurden aber niedergemacht.
Gordon nahm den Aufständiſchen 5000 Quarter



Wünſchen oder Vorſchlägen ihrer Stiefmutter wile

fährig machen, nichts sie von dem Zwecke ihres Le-
bens abwenden sollte, den Vorſchriften ihrer unver-
geßlichen Mutter zu folgen, sich zu bilden und vor-
zubereiten für ~~ für was? — : (
Clara wollte es sich selbſt kaum gestehen, daß
O t c C e fe truth
Uebrige für sie ruhte in der Familiengruft der
Kirche, wo seit Generationen die Nugents ihre lette

Ruhe fanden. Stunden vergingen nach der Ver

lesung des Testamentes, ehe Clara das Zimmer ver.
ließ und sie that dies auch nur auf Mr. Nugents
Befehl; ihre ganze Erſcheinung und ihr Benehmen
war verändert. f
„Clara, mein liebes Kind, Du haſt die Wünſche

Deines Vaters gehört und ich zweifle nicht, daß Du

mir die Hochachtung und Unterwerfung bezeigen
wirst, die ich von Dir verlangen kann. Ich werde
keine Zeit verlieren und Pläne für Deine Erziehung
nach einem System entwerfen, welches mehr in
Uebereinstimmung mit Deiner Geſundheit und Deinen

natürlichen Anlagen ſteht, als das von Deiner Mutter

befolgte. Meine Schuld ſoll es nicht sein, wenn

Deine etwas schwache Gesundheit ſich nicht beſſert.“
„Soll ich durch Sie und Ellinor unterrichtte._

werden?“ fragte das Kind ruhig. . §

_ „Vein, nicht gänzlich, Ellinor wird zu sehr be-

ſchäftigt ſein, nun da sie erwachsen iſt und Gesell-

ſchaften besuchen wird.“ / :

: (Fortſezung folgt.)




 
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