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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 177 - No. 203 (1. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0771

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| geîtié Trägerlohn, durch die Poft
| "tügen viertetj. 1 Mk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengaßſſe 24.

î VPerantvurlliqher Redakteur Philipp Klansuer.



Anzeigen: die 1-spaltige Petit-

Rabattbewilligung.

Expedition Brunnengaſſe 24.



| F 18.

| Deutſches Reich.
gd. Berlin, 8. Aug. Wie verlautet, hat fich Fürſt
[ Vismarck in energiſcher Weiſe der Geeſtemünder
| Firma „Rabien“ angenommen, deren Proviantkutter

f anntlich von englischen Fischern ausgeraubt wor-
"en iſt. Der leitende Staatsmann soll nicht nur
kine ernste Mahnung nach London haben abgehen
"en, ſondern auch eine direkte Weiſung an die
heiſerliche Admiralität ertheilt haben, in Folge deren
die letztere das Wilhelmshavener Stationskommando
uigewieſen hat, ſchleunige maritime Maßregeln zur
?titeren Verfolgung der Angelegenheit zu ergreifen.
. Berlin, 9. Aug. Die portugiesische Regierung
iFfürchtet ſehr, daß ihre Ansprüche auf die Herr-
jgaft über die Kongo-Mündung, durch welche sie

bedeutende Zolleinnahmen zu verschaffen gedachte,
. y dem Zerfall des engliſch-portugieſiſchen Vertrags
[. Ä Uîtändig hinfällige werden möchten, und iſt des-
| helb bemüht, eine Konferenz zu Stande zu bringen,
c V dieselben auf diesem Wege geltend zu machen.
Ä ie man berichtet, hat sich zu diesem Zwecke der
w ig tugiefische Minister Pimentel nach den europäi-

| [fen Hauptstädten begeben und vor einigen Tagen







| fi in Berlin aufgehalten, hier aber ein ent-
| igedenes Fiasko zu erfahren gehabt. Man fragt
| „V welche Befugniß gerade Portugal haben könnte,
| te ſolche Konferenz zu veranlaſſen. Nach den Er-
p rungen des Reichskanzlers Fürſten Bismarck in
?r Dampfer-Subventionsberathung durch eine Reichs-
Uf Eos: Urſſe §§
whiedene Mächte darüber einig, aß die portugieſiſche
§ lonialverwaltung im Intereſſe des internationalen
andels fich nicht weiter ausbreite. Damit könnte
man sich in Liſſabon wohl genügen lassen.

Frankreich. .

| ut. £.23..53,12) (2.007. 12
| : zer einer parlamentariſchen Verſammlung würdigen
| Ut NL Mh

Ung und war faſt Br iſtechaft zu nennen. Der














îJalt verloren, doch — gerettet!

. Roman aus dem Englischen übersetzt von J. J.



(6. Fortsetzung.)
k,, Clara's Mund zitterte. - Die Gruft hatte ſich
m über ihrem Vater geſchloſſen und ſchon sprach
ih Fran von Geſellſchaften. Clara’'s Herz empörte
äus. aber sie blieb ihrem Vorsatze treu und kein
gußeres Zeichen verrieth, was in ihr vorging. Ruhig
and sie da und wartete auf ihre Entlaſſung.
und „Du kannst jett gehen, Clara; ich bin überrascht
na, erfreut von Deinem Benehmen, denn ich fürchtete
U rrttucr wür "h für" taf br
‘ernüftiger geworden bist.“ ..
hr lara ging auf ihr Zimmer, wo sie sich gewohn-
al Weise von Mrs. Selwyn entkleiden ließ, und
fis die gute Frau ihr Muth einzuſprechen ſuchte,
teste sie: „Bitte, nicht + ich kann es nicht ver-
ſz Jen.“ Frau Selwyn verstand sie, raſch und ſtill-
gieveigens verichtete sie ihr Amt und verließ das
N. Wenig Schlaf fanden die Bewohner von Temple
hegent in dieſer Nacht. Clara vergoß bittere Thrä-
geh Mrs. Nugent brütete über Anſchlägen für die
gert und Ellinor machte Pläne, wie sie ihr Leben
ießen wollte. Es war eine verhängnißvolle Nacht
über Temple Nugent ruhte; sie bestimmte das
de, s Vieler, aber nicht in Uebereinstimmung mit
länen der meisten Betheiligten.

Viertes Kapitel.
. Vit lieblicher Julimorgen war über Temple Nu-













Dienſtag, den 12. Auguſt

Hauptgrund liegt wohl darin, daß Chesnelong die
allgemeine Beſprechung eröffnete. Der unbestrittene
Führer der Senatsrechten verbindet mit hervorragen-
den redneriſchen Gaben eine reiche parlamentarische
Erfahrung und hält, wie wenige, auf seine perſön-
liche Würde und peinliche Beobachtung der Höflich-
keitsformen; seine Höflichkeit wirkte geſtern unwill-
kürlich auf die ganze Verhandlung ein. Gleichwohl
war seine Kritik der gegenwärtigen republikaniſchen
Regierung ſcharf und er verwies dringend auf die

großen Gefahren, welche der gegenwärtigen Lage

entſpringen können..
_ Paris, 9. Aug. Dc Ñ
Shanghai nur zu dem Angebot einer verſchwindend
kleinen Entſchädigung seitens Chinas geführt haben
und da die China gesettte Friſt am 4. d. M. ab-
gelaufen war, sah sich die franzöſiſche Regierung
veranlaßt, ihre Forderungen durch Besſitznahme eines
Pfandes zu unterſtüßen. Der Admiral Lespes hat
deshalb am 5. d. M. den Hafen und die Kohlen-
gruben von Kelong besetzt und der Gesandte Pate-
notre hat den chineſiſchen Delegirten angezeigt, daß
es von dem Tschung-Li-Yamen abhänge, die Dauer
dieſer Beſeßzung abzukürzen, indem es die französi-
ſchen Forderungen erfülle. Die von Frankreich ge-
forderte Entſchädigung iſt auf 80 Millionen, in 10
Jahresraten zahlbar, ermäßigt. Aus der Depesche
des Admirals Lespes, welche die Beſetzung von
Kelong anzeigt, geht hervor, daß die Beſetzung ohne
jede Schwierigkeit erfolgte, ohne daß eine Beschießung
des Platzes nöthig war. |

die Verhandlungen in



Paris, 9. Aug. Von geſtern Vormittag 10

. e r N t §§ r LU §
Herault) 18 Personen an der Cholera.
Verſailles, 9. Aug. Trotz fast unerträglicher
Hitze war heute der Andrang zu den Sitzungen der
Nationalverſammlung so groß wie an den früheren
Tagen. Die Minister sind mit der gestrigen Ab-
stimmung sehr zufrieden; man glaubt, daß die
Mehrheit bis zum Ende fest bleiben wird. In der
Diplomatenloge waren anwesend der deutſche Bot-
ſchafter Fürſt Hohenlohe und der erſte Sekretär der

gent angebrochen. Sechs Jahre seit dem Tod des
Beſitters und acht Jahre, seit Alwynne Compton
seiner kleinen Gespielin Lebewohl gesagt hat, sind
verfloſſen. In Schloß und Anlagen herrscht große
Geſchäftigkeit; die Zimmer waren friſch decorirt,
neue Gewächshäuſer erbaut und mit den ſchönſten
Blumen gefüllt. Sollte dies Alles zu Ehren des
herannahenden Geburtstages der Erbin sein?
Ellinor verwandte viele Zeit auf ihre Sommer-
Toilette und es waren lange Konferenzen, welche sie
mit ihrer Kammerjungfer und ihren Schneiderinnen
hielt, denn sie hatte die Jahre erreicht, wo die Kunſt
nachhelfen muß. Ellinor war jetzt ſchon 27 Jahre
alt, obwohl sie im Publikum nur für 25 galt. Die
schöne Brünette hatte 10 Jahre umſonſt geglänzt
und fing jezt neben der jungen Erbin von 18 Jahren
an, verblüht auszusehen ; deſſen ungeachtet verstand
sie ihre Schönheit wohl zu verwerthen, soweit es
die äußere Erſcheinung betraf. Aber trotzdem hatte
Ellinor nie einen Heirathsantrag gehabt, was sie
und ihre Mutter Mr. Nugents geringer Freigebig-
keit zuſchrieben und sie standen nicht an, Klagen und
Tadel auf das Andenken des einst so geſchmeichelten
Besitzers aller der Reichthümer und aller Ueppigkeit
zu häufen, die sie doch jett genossen.
Das Mädchen war nach all’ den vergeblichen



Anstrengungen ermüdet und ihre Toilette wurde

einigermaßen vernachlässigt, da kein Bewerber auf-
trat. Plötlich aber loderte die Flamme der Hoff-
nung wieder auf, und hätte Clara einen Moment
darüber nachgedacht, würde sie sich nicht über die
plötlliche Unruhe und Putsucht der Stiefschwester
gewundert haben.



Heute hatte Ellinor sich übertroffen; ihre Mor-





legentlich mit Henri Rochefort.



Aus. Nah und Fern.

kräftigen Einſchreitens der Feuerlöſchmannſchaften

Auf seinen Herd beſchränkt und nach etwa 11,2.
Stunden als gelöscht betrachtet werden konnte. Leide.
iſt beim Löſchen auch ein Unfall vorgekommen, in-

dem der Werkmeister Bäuerle von der benachbarten
Maſchinenfabrik in eine Glasbedachung stürzte und
ſich am Schenkel und Arm nicht unerheblich verletze.

Ueber die Enſtehungsursache des Brandes ist noch §. .

nichts Näheres bekannt. ;

© Karlsruhe, 10. Aug. Der Erzwucherer
Hausmann aus Flehingen wurde von der Straf-
kammer des hiesigen Landgerichts zu einer 6jährigen
Gefängnißſtrafe, Geldstrafe von 8000 Mark (nach
anderer Leſart 5000 Mark) eventuell 1!/, Jahr

1
s
.

eidelberger Tageblatt

Heidelberger General-Anzeiger. ü

1882.

engliſchen Botschaft. Letzterer unterhielt sich ange- .

* Karlsruhe, 9. Aug. Kurz vor 2 Uhr fue
früh brach in der Wagenfabrik von Schmieder uo
Mayer hier ein Brand aus, welcher jedoch in Folge M

weitere Gefängnißſtrafe, 5 jährigem Ehrverluſt un

den sehr erheblichen Koſten verurtheilt. Von einigen

ihm zur Laſt gelegten Reaten mußte er freigesproehnenn.
werden. (Wir verſäumen nicht die dem Urtheil zen.

Grunde liegenden Entſcheidungs-Gründe in nächſter
Nummer mitzutheilen. D. Red.)

):( Waldhof b. Mannheim, 11. Auguſte. Vom

ſchönſten Wetter begünstigt, fand gestern das 10.

Gauturnfeſt hier statt und hatte dasſelbe nicht nur [

eine große Menschenmenge aus Nah und Fern hen.
beigelockt, welche sich an den ſchönen Produktion.

der kräftigen und gewandten Jünger Jahns ergötzten,

sondern auch den besten Verlauf. Nach dem feier-

lichen Empfang der Festgäste fand die Sitzung des

Kampfgerichts stat. Um 10 Uhr Morgens bean !

das Einzelwettturnen, das in Uebungen an Reck,
Barren, Pferd, volksthümlichen Uebungen, Stemmen

eines Kugelſtabes von 75 Pfund beſtand, jedesmaliise.
Stemmen zählte !/, Punkt, das Maximum der Punte.
zahl war 5, dann Hochſprung, wobei 120 cem. –0

und je 5 weitere ctm. "/. Punkt zählten. Maximum
ebenfalls 5, lettteres mit Bezug auf die Leiſtungen



gentoilette war außergewöhnlich ; sie beſtand in enem

blaß roſafarbenen Mullkleide mit den feinſten Vene

lencienner Spitzen besetzt und ihr dunkles Haar war

in dicken Flechten um den ſchön geformten Kopf gen.

legt + ein wahres Kunstwerk der Kammerjungfer.

| Und doch kam Keiner, dies zu bewundern. Der

lange Julimorgen verging, und halb und halb wun-
derte sich Clara, warum Ellinor ſich so viele Mühe
blos ihrer Mutter und ihrer ſselbſt wegen gegeben
hatte. Clara’s einfacher Anzug war, als die Glocke

' das Mittageſſen ankündigte, bald arrangirt, sie trug
wie immer, nur ein einfaches weißes Kleid unn as

einzigen Schmuck das antique Medaillon ihrer Mut-
ter, gehalten durch eine feine goldene Kette.
Als Clara hinunterging und in das Wohnzimmer

trat erſchrack sie faſt über die blendende Toilette,
welche ihre ſchöre Stiefschwester auf's Neue angelegt

fie trug jetzt ein Kleid von indiſchem Mull, beſett
mit ſcharlachfarbigen Pelagonienblühten und in
ihrem Haar glänzte ein Schmuck von Perlen und

Rubinen. Der Anzug war entſchieden zu prachtvvull.

für das Haus, wenn kein Beſuch erwartet wurde.
Clara's erſter Blick ruhte voll Bewunderung auf
der ſchönen Erscheinung, als sie aber bemerkte, wie

künstlich und gemacht Alles an Ellinor war, glite.
ein Ausdruck von Verachtung über ihre Züge und

fie ging, ohne sich aufzuhalten, durch das Zimmer
nach dem Wintergarten, ihrem Lieblingsaufenthalt.

Clara pflegte sich Stunden lang in diesem Raume
aufzuhalten und Mrs. Nugent und Ellinor fragten
nicht, in welche Richtung ihre Neigung sie führte,

ſo lange dieſe nur nicht in Colliſion mit ihren.

Plänen und Einrichtungen trat. Mrs. Nugent war

noch nicht erschienen und Clara wußte, daß sie dien.




 
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