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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 26 - No. 50 (1. Februar - 29. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0199

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Expedition Brunruengaßſfe 24.

Heidelberger General-Anzeiger.

Verantwortliher Redakteur Philipp Klausner.



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Expedition Brunneugaſſe 22.



i A47.

Vienſtag, den 26. Februar



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Expedition des „Heidelb. Tageblatt.“

General Gordon im Sudan.

Nach Eintreffen des Generals Gordon in Khar-
tum, welcher eine Proklamation voranging, brachte
der Bevölkerung eine Reihe angenehmer Ueberra-
ſchungen. Unverzüglich nach ſeiner Ankunft berief
er die Beamten zuſammen und bereitete das Volk
auf einige heilſame Veränderungen vor. Zunächst
hielt er im Mudirieh einen Empfang, wozu die
| ganze Bevölkerung ſelbſt die ärmsten Äraber Zulaß
erhielten. Auf dem Wege zwischen dem Mudirieh

und dem Palaſte drängten sich etwa 1000 Personen

vor, um die Hände und Fütze des Generals zu
| küſſen und er wurde Sultan, Vater und Erlöser
von Kordofan angesprochen. General Gordon und
_ Oberst Steward eröffneten sofort Bureaux im Pa-



laſte und liehen Jedermann, der mit einer Beſchwerde

" erschien, aufmerksames Gehör. Die Regierungs- |

| bùrcher, in denen seit undenklichen Zeiten die aus-
ſtehenden Schulden des schwerbeſteuerten Volkes ver-
| zeichnet worden, wurden vor dem Palast öffentlich
verbrannt. Die Karbatſchen, Peitschen und Werk-
zeuge für die Baſtonade wurden aus dem Regie-
vungsgebäude alle auf den brennenden Scheiterhaufen
gelegt. Die Beweise der Schulden und die geichen
der Bedrüickung wurden zusammen von den Flam-
| . men verzehrt. Nachmittags setzte General Gordon
| einen Rath der liberalen Notabeln, aller Araber,
| rein. Dann beſuchte er das Krankenhaus und das

Das weiße Schiff.

Ein See-Ro man von Adolph Nork.



19. Fortsetzung.

| Ein geräumiges Boot war bald gefunden und
] ſzzitet Kutsh F det Leun ts Tauer
wurden hineingeschafft und seine Lenkfähigkeit heror
eine Ausfahrt geprüft.

î Das Boot schien seinem Zwecke vollſtändig ent-
ſprechend, und man erwartete jetzt nur noch die
Ankunft Franz Mehnerts und die eines Marine-
offiziers, den der Konſul zur Ueberwachung der
Taucherarbeiten schicken wollte.

Schon um ſechs Uhr kam dieſer, nahm die Vor-
kehrungen in Augenschein und gab zu allem seine
Zustimmung. Otto hatte indeſſen noch einen Chinesen
- §Ü>atbeit gemietet. Bald darauf erſchien auch

er

außerhalb der eigentlichen Reede fanden sie sogar
außergewöhnlichen Seegang vor; hin und wieder
trieb auch noch eine Leiche vorüber, die von den
zahlreichen Booten der Kriegsschiffe ins Schlepptau
genommen, alle nach einem Platze auf Kow-loon
bugsiert, um dort in einer Kalkgrube zur ewigen
Ruhe bestattet zu werden. .

Lange Reihen gieriger Aasgeier folgten den
Booten, ungern ihre ſichere Beute im Stiche laſſend.

Gegen ſieben Uhr, nach mehrmaligem Auswerfen
des Senkbleis, hatte man das Wrack gefunden, die
am Tage vorher geſuchten Linien stimmten genau
und man begann das Boot zu verankern.








Leben und das der Besatzung zu retten. Der Mahdi

Eine friſche Westbriſe führte sie ſchnell zum Ziele; |



Arsenal. Begleitet vom Oberſt Stewart, Coetlogon
Paſcha und dem engl. Conſul besuchte er das Ge-
fängniß, eine schreckliche Stätte des Elends. 200
Unglückliche aller Altersklassen, Jünglinge und Greise
mit Ketten beladen, ſchmachteten dort. Einige waren
niemals verhört worden, andere, deren Unschuld er-
wieſen worden, waren seit über 6 Monaten ver-
geſſen. Einige waren unter bloßem Verdacht ver-
haftet und 8 Jahre lang gefangen gehalten worden.
Viele waren nur Kriegsgefangene. Eine Frau hatte
15 Jahre wegen eines geringfügigen Vergehens im
Gefängnisse zugebracht. General Gordon begann
ſofort dieſe Baſtille niederzulegen. Sämmtliche Ge-
fangene werden einem kurzen Verhör unterzogen und
wenn es räthlich erſcheint, auf freien Fuß geſetzt
werden. Vor Eintritt der Dunkelheit waren etwa
20 der Unglücklichen von ihren Ketten befreit. Ge-
ſtern Abends prangte die Stadt im Schmuck der
Beleuchtung. Der Bazar war mit Tuch und far-
bigen Lampen behangen und die Privathäuſer waren
prächtig geschmückt. Sogar ein Feuerwerk wurde
von der Negerbevölkerung abgebrannt, die ſich bis
Mitternacht in Freudenbezeugungen erging. Durch
Privatnachrichten aus Kairo erfahren wir, daß
Ueberraschung über General Gordon's Proklamation
ausgedrückt wird. Hier begrüßen die Europäer die-
ſelbe mit Entzücken und stimmen in der Ansicht
überein, daß dieselbe das einzige Mittel iſt, ihr

wird zwar als Herrſcher von Kordofan proklamirt,
allein er iſt bereits der tttttigt. Beherrſcher der
Provinz und die offizielle Anerkennung der Epe.
ſache wird ſeinen Vormarſch auf Khartum verhin-
dern. Der Skavenhandel ſoll nicht beeinträchtigt
werden, allein die Regierung ist bereits machtlos,
denſelben zn beeinträchtigen und der General macht
daher nur eine Tugend aus der NRothwendigkeit.
Die Hälfte der Steuern wird erlaſſen, weil das
Volk völlig außer Stande iſt, dieselben zu entrichten.
General Gordon ist augenſcheinlich entſchloſſen, seine
Befehle, die Räumung des Sudans, ohne das Leben
von weiteren 10,000 Menſchen zu riskiren, zu be-
werkſtelligen, auszuführen. Gordon hat Afresh Bey



Bald war diese Arbeit geſchehen, und Franz
kleidete sich nun sorgsam, jedes Stück noch einmal
prüfend, zu seiner beſchwerlichen Arbeit an.

Einige mehr zeremonielle als nütliche Mätchen
beendigten endlich das Werk, und langſam stieg er
die ausgehängte Leiter hinab in das Wrack.

Endlich fand er feſten Boden unter den Füßen
und sich nach kurzer Umschau vrientierend, suchte
er das Innere der Kajütte auf, deren zerſtückelte
Wände ihm freien Einlaß gewährten.

Genau waren ihm von Jan am vorigen Abend
die Dertlichkeiten, die er nur zu gut aus früherer
Zeit kennte, bis in die geringsten Details beschrieben.

Jett ſtand er in der Kajütte, nur wenige Schritte
von dem Gegenstande seiner Gier entſernt.

„Endlich,“ murmelte er zwischen den Zähnen,
„warte Bursche, bald ſoll der leere Schrank in
deinem Beſite sein, und der letzte Reſt deiner ver-
dienten Heuer ſoll mir noch außerdem als Lohn
meiner Arbeit zufallen !“ ü

Zitternd suchte dann seine rechte Hand eine ge-
heime Taſche ſeines Wamfes, die ihm oft zur Ver-
uutreuung kostbarer Perlen gedient, sie schien ihm
geräumig genug auch den verborgenen Schatz auf-
zunehmen, den er jettt gesonnen war, zu ſtehlen.

Langsam näherte er sich dem Schränkchen, be-
feſtigte erſt das mitgebrachte Tau an demselben,
rückte ihn dann in die Mitte der Kajütte und ſuchte
haſtig die geheime Feder, deren Vorhandensein ihm
Jan ſelber am erſten Abend ihrer Bekanntschaft in
der Taverne verraen. j

Ein leiſer Druck öffnete die Schieblade, gierig.
fuhren ſeine Hände hinein, und wühlten in den Ecken
umher, allein umsonſt -- das Fach war leer! –



. rU



in Khartum verbleibenden Truppen ernannt.

Deutſches Reich.



Karlsruhe, 22. Febr. Auch das heute in de
Zweiten Kammer mit allen gegen 9 Stimmen zur .
Annahme gelangte Gcſeß über die ſog. gemeinn.
Schafweiden gehört zu jenen, welche im Interessen.
der Landwirthſchaft erlaſſen sind, und es iſt vun
allen Seiten betont worden, daß die aus den Enn.
nahmen für die Schafweide den Gemeinden zufallen- :
den Geldvortheile für die Errichtung einer solcha
Weide nicht den Ausschlag geben sollen. Die Vor.
lage hat in der Zweiten Kammer eine größere Di.
batte veranlaßt, als man ursprünglich vermuthete.
Zwei Punkte hauptsächlich gaben dazu Anlaß. Es
ſoll nämlich: 1) Das Geſseß ſich nicht bloß af
beſtimmte von der Regierung durch besondere Ven.

TSG

Shiluk, einen Neger, der unter Bazaine in Meriko §
ſich die Ehrenlegion erwarb, zum Befehlshaber der +

,

ordnung bezeichnete Bezirke, sondern auf das gane

Land erstrecken. 2) Nur ein ſehr großer parzellirte.

Grundbeſiß von 80 Hektaren ſoll zum Ausschluß

von der gemeinen Schafweide berechtigen. Nament- .
lich der lettere Punkt könnte in der Erſten kammer
der dort bereits angenommenen Vorlage noch einige. .

Schwierigkeiten bereiten.

Karlsruhe, 23. Febr. In der zweiten Kammer “s
erklärt der Juſtizminiſter Nokk bei der Generaliie.
kuſſion über den Juſtizetat, daß die badiſche Re.
gierung den gesetzlichen Maßnahmen bezüglich de.
Entschädigung unschuldig Verurtheilter zuſtinnm.

vt U :
Wien, 23. Febr.

neunjähriger, Amalia Better und Anna Bttter zu

ächtjähriger, Haarzopf zu zweijähriger schwere.

Kerkerſtrafe verurtheilt; Karl Böhm wurde freige-

ist Frankreich.

Paris, 283. Febr.

Die Augen des Kochs schienen aus den Höhlen

treten zu wollen, unmöglich schien ihm, was doch :

klar vor ſeinen Blicken lag.

In seinem Wahn glaubte er der falschen Knopf w

Im Prozeſſe Better und Ge- U
noſſen wegen urehrfacher Erpreſſungen wurde af.
Grund des Gesſchworenenverdikts Siegmund Better zu.

Dic Strike der Grubenne.
beiter im Departement Du Nord erweitert ſich. + .

erfaßt zu haben; er drückte die Schieblade wieder

zurück in ihre frühere Lage und ſuchte nach einem _

zweiten Knopfe, aber vergebens.

„Verdammt“, knirſchte er. „Doch halt, vielleicht L

gibt es noch einen zweiten Schrank.“

Langsam drang er weiter in das Zunert e

Kajütte vor. Doch, was war das, + was
ihn dort durch die Fensteröffnungen ank +

„Ha,“ stöhnte er, „belauſcht? -. Warte!“ ua

seine wuchtige Hand viel klirrend auf die Scheibe.

Doch das verzerrte Geſicht wich diesem Schngen.
nicht und glotzte nur noch deutlicher zu ihm herübee.

Schaudernd wandte er ſich von dem gräßlichen
Anblick; doch ein neuer Schreck ließ seinen Körper

zu Eis erſtaren. , ;
Dort war die Koje, in der einst den ermorde-

ten Kapitän geschleppt, und seine aufgeregte Phan.
taſie zeigte ihm jezt deutlich die Leiche des Unglice.
empor gerichtet un mit gſen.

lichen, die ſich hoch
jt>ttn. Dolche auf ihn einzudringen schien.
Rückkehr.

Winfried und der Steward mit Beilen. Erbarmen!
Habt Erbarmen!“

Und wie er sich wendete, grinzte noch enmſlnml
Fenster ange... .

das bleiche Antlit, der an das
schwemmten Leiche zu ihm herüber.

(Fortsetzung folgt). .







ſchlottcrnden Knieen verſuchte er jezt dien. '

„Zu spät,“ schrie er entſetzt auf, „Allmächtiger, 0-



 
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