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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 1 - No. 25 (3. Januar - 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0101

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Erſcheint täglich außer Montag.
Abonnementspreis
für Heidelberg: monatlich 45 Pfg.
mit Trägerlohn, durch die Poſt
bezogen viertelj. 1 Ik. 40 Pfg.

Expedition Brunnengaſſe 24.



Yeranlworllitjer Redakleur Philipp Hluusuer.

Heidelberger Tagelat

Heidelberger General-Anzeiger.



Anzeigen: die 1-ſpaltige Petit- z s
Pfan.
für auswärts 10 Pfg. A
Bei mehrmaligem Erſchenn.
Rabattbewilligu n. s

zeile oder deren Raum 5

Expedition Brunnengaſſe 24.



N 25.

Younerſtag, den 31. IJauuar



Abounements-Einladung.

Bestellungen auf das

„Heidelberger Tageblatt“

für die Monate Febrnar und März zum
Preiſe von 96 Pfg., frei in's Haus, nehmen
alle Poſtanstaltenund Landbriefträger entgegen.

In Heidelberg bei unsern Trägern und
Trägerinnen, sowie auf unserm Comptoir
zum Preise von monatl. 45 Pf. mit Trägerlohn.

Mit dem 1. Februar beginnen wir mit
dem Abdruck des äußerſt ſpannenden

Mgger Sec-Romanu: “yt

| „Das weiße Schiff,“

worauf wir unsere geehrten Leser und Lese-
rinnen jetzt schon aufmerksſäm machen.

Inſerate ſind bei der großen Verbrei-
tung des „Heidelberger Tageblatt" in hieſiger

_ Stadt und Umgegend, insbesondere aber auch
im ganzen Odenwaldgebiet vom wirksamsten
Erfolg, bei billigſter Berechnung.

NMenu eintretende Abounenuten erhalten
das Tageblatt von heute bis Ende dſs. Mts.
gratis zugestellt.

' Expedition des „Heidelb. Tageblatt“

(Heidelberger General-Anzeiger)
Brunnengasse No. 24.

Deutſches Reich.

Karlsruhe, 29. Jan. In Villingen wurde
Osiander (liberal) mit 25 Stimmen Majorität gegen
Grueninger (ultramontan) gewählt.

Metz, 25. Jan. Der hiesige Gemeinderath





Ein Millionär.
Original-Novelle von F. Klinck.

Fortſezung.

Des alten Dr. Unruhe kannte keine Grenzen mehr.
Erich Hansen durfte vorläufig nichts von Allem
erfahren, wie er denn auch Alles vermieden
hatte, um denſelben in irgend einer Weiſe aufmerk-
am zu machen, und Erich war viel zu sehr mit sich
und seinem Glücke beschäftigt, um nur auf zufällige,
kelzgerliche Anspielungen des Arztes irgendwie Acht
gzu geben.

Martha hatte fich von ihrem Sitze erhoben +
ie ſchien im Begriff, das Zimmer zu verlassen. Das
durfte Dr. Gutherz nicht zugeben.

. uu L htte ~:.§s + fÔte I:! hut
_ erine Frage: wohin gehen Sie?" :

. Sie ſah den Doctor verwundert an. Ja, da-
rüber hatte sie im Grunde genommen, selber noch
_ nicht nachgedacht. Wohin ging sie ? Wenn sie das
_ Haus des Armenarztes verließ, ſo stand sie einſam



_ D allein in der Welt, sſogar ohne ein Obdach, denn

_ iber ſterben, als dahin zurückkehren, wo sie so

_ namenlos elend geweſen war, wo ihr alter Schwie-

gervater geſtorben, wo ihr Mann ſsſſeinen letten

Scußzer unter entſeßlichen Qualen ausgehaucht

attee..... ;
„Ja wohin gehe ich? Wenn ich das nur ſelber

wüßte!“ stieß sie tiefaufsceufzend hervor. ;

ti t alten Doctor dauerte das arme Weib in
efſter Seele. ß









galt seit einer Reihe von Jahren als eine der
Hauptſtützeen der Proteſtler. Er gefiel ſich dement-
sprechend theils in grundſätzlicher Oppoſition gegen
alles Deutſchthum, theils in Gleichgiltigkeit gegen
alle weitergehenden städtischen oder Bezirksintereſſen.
Wie aus der lettten Herbſt nach jahrelangen ver-
geblich stattgehabten Wahlgängen erfolgten Wahl
eines gemäßigten Abgeordneten für den Landesaus-
schuß hervorgeht, scheint man gerade doch einsehen ge-
lernt zu haben, daß mit dem bisherigen Syſtem
nichts zu erreichen, wohl aber viel zu verlieren sei.
Ein tos nach dieſer Richtung hin lieferte die
lette Gemeinderathsſitung, in welcher die von der
Handelskammer in Koblenz an das preußiſche Han-
delsminiſterium gerichtete Denkschrift bezüglich der
Mofelkanalisſirung zur Verlesung kam. Die Ver-
sammlung ſchloß sich den Ausführungen, sowie dem
Wunſche, daß das großartige Projekt ſobald als
möglich zur Ausführung gelangen möge, vollständig
an. Auch ſoll dieſer Anlaß benutt werden, um
den Landesbehörden vorzutragen, daß in dieſer An-
gelegenheit die Wünſche und Bestrebungen der
lothringiſchen Bevölkerung mit denen ihrer rheini-
schen Nachbarn völlig übereinstimmen.

Berlin, 27. Jan. Keine Verhandlungen über
wichtige Gegenstände im Abgeordnetenhauſe verläuft
zur Zeit glatter, als die über die Eiſenbahnvorlagen.
Das große neue Verſtaatlichungsgeſct iſt faſt ohne
Widerſpruch und nach ganz kurzer Debatte durch
den Landtag gegangen, und das Secundärbahnge-
ſetz, hat ebenfalls auf allen Seiten Dank und An-
erkennung gefunden, wenn auch die versſchiedenartig-
ſten lokalen Wünſche auf Berücksichtigung dieser
oder jener noch eiſenbahnloſen Gegend geäußert
wurden. Auf dem Gebiete des Secundärbahnweſens
iſt in den letzten Jahren eine außerordentlich reiche
Thätigkeit entwickelt worden. Die neue Vorlage,
welche ſoeben im Abgeorduetenhauſe die erſte Lesung
durchgemacht hat, will nicht weniger als 122 Mill.
Mark aufwenden, wovon die größere Hälfte zum
Bau neuer Linien, die kleinere zum Anbau zweiter
Geleiſe, Bahnhofsbauten, Beſchaffung von Betriebs-
mitteln sür bereits beſtehende Bahnen bestimmt iſt.

Haben Sie Freunde, Verwandte?“ fragte Dr.

Gutherz die Frau. ;

Sie lächelte voll Bitterkeit.

„Keine Menſchenſeele.“

„Aber Sie müssen irgendwo hingehen + Sid
können nicht auf der Straße bleiben, Sie müſsſen
th doch irgend einen Plan gemacht hsben, Frau

elms.“

Sie ſchüttelte mit dem Kopfe.

„Ich habe keinen Plan,“ sagte sie langsam.
„Wozu auch ? Wenn ich draußen umkomme --- was
liegt an mir ?“ ;

„Sie dürfen nicht so sprechen,“ sagte Dr. Gut-
herz ernſt. „Glauben Sie mir, es giebt Menſchen,
welche mehr erduldet haben, als Sie. Bleiben Sie
vorläufig hier, bis sich etwas für Sie gefun-
den hat!“

§§a Helms stand still + sie ſah den Doctor
fragend an, Wie war es denn möglich, daß Jemand
mit ihr in dieser Weise reden konnte ? Aber in dem
guten, alten Gesichte des Armenarztes ſtand es
deutlich geschrieben, daß er im Ernst redete, daß
ſie nicht allein ſein ſollte, ſondern er ihr, wenn auch
nur vorläufig, ein Unterkommen anbot. .

Sie ergriff, ehe Dr. Gutherz es hindern konnte,
jet H1 js ich es Ihnen danken?“ murmelte sie
mit bebender Stimme, ,,Ich glaube, ich wäre draußen
vor Angst gestorben + ich war entschloſſen, den
Tod zu ſuchen.“ , ..

„Schon der Gedanke war Sünde,“ Frau Helms
sagte der Armenarzt. „Tragen Sie geduldig, was
Ihnen der Herr auferlegt hat, und ihr Lohn wird
nicht ausbleiben.“ |



1884.
Das Bild von dem Ausbau der Secundärbahnee.
welches der Minister Maybach entrollte, zeigt en
erfreuliches Ansehen: Seit 1879 sind fünf derarige..
Vorlagen eingebracht worden, welche 83 Eiſenbann.
linien oder 3936 Kilometer darſtelae unn wo.
für insgesaut 273 Millionen Mark aufgewennte
worden sind, einschließlich des jett vorliegenden Ge.
seßentwurfs. Auch für die Zukunft konne de
Minister Aufwendungen von jährlich 50 biss 60.
Millionen zur Verbeſſerung und Erweiterung des..
Eiſenbahnwesens in sichere Aussicht stellen. E
liegt auf der Hand, daß diese gewaltigen Leiſtunnen
vhne die vorangegangenen und gleichzeitigen Ver.
ſtaatlichungen niemals hätten erreicht werden können.
man vergleiche nur, was auf dieſem Gebiete une.
der vorwiegenden Herrſchaft des Privatbahnſyſemn.
geschehen iſt. Diese außerordentliche Belebung un
Erweiterung des Eiſenbahnverkehrs, deſſen Wohne.
thaten zurückgebliebenen Gegenden in reichem Mae.
zugewendet werden konnten, iſt lediglich der Duceh.
führung der Verstaatlichung zu danken und ſ<hon.
allein aus dieſem Geſichtspunkte würde sich d'en.
große Reformmaßregel rechtfertigen und als en im
höchſlen Grad wohlthätiges Werk erweisen. .

Berlin, 29. Jan. Das Centrum beantragt in.
der Steuerkommissſion, den Paragraph 2, die Be.
steuerung der Attiengeſellſchaften betreffend, abu.
lehnen, dafür in einer Reſolution eine Reform de





Gewerbesteuer zu verlangen, welche die größeren.
Betriebe zu Gunsten der kleineren ſtärker herne.
t ckihy, 29. Jan. Der siamesische Prinz Pris- .
dang ist hier anwesend, um im Auftrage des KöÊnggs..
von Siam dem Kronprinzen ein koſtbares Geſchae.
ein Erzeugniß feinster siamesiſcher Arbeit, zu über.
reichen.
+. Oesterreich-Ungarn. .

‘- Wien, 29. Jan. Der Kaiser, welche ae
München zurückgekehrt ist, unterzeichnete heute dle.
Verordnung, womit einige Beſtimmungen betr. ds
Versammlungs-, Vereins- und Preßgeſes für Wen.
und Umgebung zeitweise aufgehoben werden. Die.

Elsbeth kam und geleitete Martha auf ein Stübchn.
oben im Hauſe. Es stand nur ein Bett, ein Tich
und ein Stuhl darin, aber es ſah doch heimint
und wohnlich darin aus, denn die Fee des Hau ſee
verſtand mit allerlei Kleinigkeiten ein freundlichse,.
wohnliches Ansehen zu ſchaffen.

„Legen Sie sich zur Ruhe, Frau Helms,“ sagte
Elsbeth mit ihrer ſanften, freundlichen Stimme
„Der Onkel meint, Ruhe sei Ihnen vor allen Dingen
nothwendig, und eine Nacht Schlaf sei mehr, als
alles Andere im Stande, Sie zu kräftigen.“ ..

Martha weinte + weinte wie ein Kinn, uw
als Elsbeth das Gemach verlaſſen hatte, um de
arme, unglückliche Frau allein zu laſſen, murmellen..
ihre bebenden Lippen: ..

„Gott segne Dich!“








In einem bekannten Hotel garni in dr D...
straße hatte Frau Weigelt für die Dauer ihres ven.
übergehenden Aufenthalts ein paar ziemlich noble
Zimmer gemiehtet. Denn daß ihr Aufenthalt in
Europa nur ein vorübergehender sein ſollte, war in
ihrem Herzen beſtimmt. Ihre Absicht war die : Sie
wollte die Citrone so feſt auspreſſen, wie es ging
und sie dann zur Seite werfen. 4

Sie hatte Alles vorbereitet, einen entſcheidenten
Schritt zu thun. Sie sette den reichen Kaufhern
in eine unbestimmte Angst und Aufregung, um ihn
dadurch ihren Absichten um ſo geneigter zu machen.

Herr Hochheimer hatte ihr vor mehreren Stunden





ein Billet geſandt, welches ihre Aussichten vs.:
Bedeutendes höher geschroben hatte. Er s


 
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