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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 282 - No. 306 (2. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1211

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hjeidelberger 0

D §
ienſtag,
Berantwortl. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.

Erſcheint täglich auße Abonnementzpreis für

eidelberg : ütouattih V EGS Trägerlohn, yurh die
ofi bezogen vierteljährl. 1 Mark ohne Huftellungzgebühr.

e

auf das

„Heidelberger Tageblat é

(General-Anzeiger
und laden wir jetzt schon zu recht zahlreichen Beſtel-
lungen auf dasselbe höflichft ein. Wir haben dem
Wunsche vieler unserer Leſer Rechnung tragend uns
entschloſſen, mit 1. Januar unserer Zeitung ein
f illuktrirtes Unterhaltungs-Blatk
mit gewähltem Inhalt beizugeben, troßdem das täg-
liche Feuilleton beibehalten bleibt. Diese Neuerung
tritt ohne jeglichen Preisaufschlag für hieſige
und die Abonnenten der nüächſten Umgebung ein,
während auswärtige Abonnenten nur der kleine
Poſtaufschlag von 25 Pfg. pro Vierteljahr trifft.
Bestellungen zum Preis von Mk. 1.65 pro

Vierteljahr frei in's Haus, nehmen alle Poſtanſtalten
und Landbriefträger entgegen; durch unsere Herren
Agenten in nachgenannten Orten bezogen kostet das
s geren cer Tageblatt“ sammt dem illuſtrirten
Unterhaltungsblatt nur Mk. 1.50 pro Quartal.
In Ladenburg bei Jacob Walter,

„ Heddesheim bei Georg Gräff.

„„ Friedrichsfeld bei F. Maas.

„ Schwetzingen bei Ad. Bräuer.

„ Walldorf bei Leonh. Aſtor.

„ Wiesloch bei Joh. Eberle.

„ Reckargemünd bei Frau Marquardt.

,, Reckarſteinach bei Fried. Kreß.

, Bammenthal bei Heinrich Friedrich.

„„ Meckesheim bei Philipp Meng.

,, Rappenan bei Joſeph Rindskopf.

„ Eberbach bei Fried. Neuert.

„ Mosbach bei Joh. Schrod jun.

„ Buchen bei Karl Wittemann.

„ Boxberg u. Wöülchingen bei Peter Götzinger.

„ Tauberbiſchofsheim bei Joſeph Eberwein.

„ Wertheim bei Chr. Simon. .
; Die Expedition.

Schbwargz-Elle.

Roman âus dem Thüringiſchen von F. Klink.
(21. srortſetzung.)

„Kurt! Kurt!“ schrie fie, auf die Knie nieder-
finkend. D, Kurt, verlaß mich nicht, laß’ mich
hht au r seine Hand ergriffen, seine kalte Hand
und bedeckte sie mit ihren Thränen und mit ihren
Küſſen. O, barmherziger Gott, wie hatte sie ihn
hetzt. nun sollte er todt sein? Es konnte nicht
sein, ſo grauſam konnte das Schicksal nicht richten.



pers:



Die Hand war kalt, aber nicht todtesſtarr.

o still und bleich wie zuvor.

Ihre Thränen waren plötlich versiegt, fie er-
hob sich von den Knieen und beugte sich über sein
Gesicht. Der Mund war geschloſſen, die Lippen
bleich, + aber — er durfte nicht todt sein.
legte ihre fieberheiße Wange an seine eiskalte Wange,
ihre Thränen netten seine Stirn, sein Haar, und
ihr Mund flüſterte ihm heiße Liebensworte ins Ohr.

„Kurt ! Kurt!“ rief fie wieder und wieder. Da
— hatten ſich seine Lippen nicht bewegt? Sah sie
t t! gta re F ue eu!

Und wieder beugte ſie sich über ihn und wieder

erſchöpfte sich ihr Mund in herzbrechenden Klagen

und Liebensversicherungen, daß es einen Stein hätte
erbarmen mögen.
Stunden vergingen. Da trat der Doktor wie-

der ein. Er brachte noch einen Herrn mit und bat

die junge Frau, das Gemach zu verlaſſen. Es ſeien







Sie.





Deutſches eich.

Berlin, 13. Dez. Der Reichstag erledigte
den Etat des Reichsſchaßzamts. Der Etat des
Reichseisenbahnamts rief eine längere Berathung
hervor über deſſen unzulänglichen Geſchäftskreis,
ſowie über die Fürsorge für die Eiſenbahn-Unter-
beamten. Dieſe Titel wurden schließlich an die
Budgetkommission verwiesen. Beim Etat des Reichs-
Invalidenfonds erklärt Kriegsminister Bronſart auf
Anfrage Bürklins, der kaiserliche Erlaß vom 22.
Juli 1884 über nachträgliche Zuwendungen aus
dem Invalidenfond an tre sesss deren In-
validität sich erſt später herausgestellt habe, werde
in wohlwollendſtem Sinne gehandhabt; es werde
kein poſitiver ärztlicher Nachweis von einer Nach-
wirkung im Kriege erlittenen Beſchädigungen ver-
langt, es genüge ſchon die Wahrscheinlichkeit eines
Zuſammenhanges der jetigen Leiden mit den Kriegs-
ſtrapazen; von 732 Geſuchen ſeien bereits 287 be-
willigt. Die übrigen auf der Tagesordnung stehen-
dt Etats wurden nach unerheblicher Berathung
erledigt. :

.- Berlin, 13. Dez. Bei Berathung des Etats
des Schatzamts kündigte Kardorff einen Antrag zur
Regelung der Währungsfrage an. Bei dem Etat
des Reichseiſenbahnamtes plaidirt Lingens für Be-
schränkung des Güterverkehrs am Sonntag, Kayſer
für Fürsorge der Unterbeamten, Richter beantragt,
bei der stets sinkenden Bedeutung des Amtes die

. | Streichung von 5 vortragenden Räthen 2 Hilfs-
arbeitern und 10 Sekretären, Körber tritt für einen

eintheilichen Stückgut-Tarif ein und ſchildert die
Nachtheile der Differential- und Ausnahmetarife
für den kleinen Bauer. Billige Frachten würden
Getreidezölle und Holzzölle überfltiſsig machen. Ge-
heimrath Körte erklärt, die Tarife beruthen auf
Vereinbarung der Eiſenbahnverwaltungen. Auch
Windthorſt unterſtüttt den Antrag Richters, der
nach längerer Polemik zwiſchen Windhorſt und den
Sozialdemokraten über deren Antheil an der Für-
sorge für den Arbeiter an die Budgetkommiſsion
geht Es folgen kleinere Etats. Montag 1 Uhr
Fortsetzung.

mancherlei Anordnungen nothwendig, die er als
Freund des Verstorbenen gern übernehmen wolle.

Die Gegenwart fremder Menschen ließ sie ſich
nicht besinnen. Der Doktor hatte gewiß Recht, daß
mancherlei Anordnungen nöthig waren, die sie nicht
einmal treffen konnte.

Und in demselben Augenblick fiel ihr auch ein,
daß Kurt noch irgend welche Beſtimmungen getroffen
haben könne, in jenem Schreiben, von welchem der
Doktor gesprochen hatte. Sie nahm den ihr über-
gebenen Schlüſſel und ging dann in das angren-
zende Gemach. Ihre Hände zitterten, als sie den
mäßig großen Brief in Empfang nahm, aber ſie
hatte doch die Kraft, in ihre Gemächer zurückzu-
te! fein; letzten Wünſche wenigstens sollten er-
üllt werden. ;

Der Brief enthielt Nichts, was auf Kurt's et-
waigen Tod Bezug haben konnte. Es war ihm
gleichgültig, was nach ſeinem Tode mit seinem tod-
ten Körper geſchah. Es war ſelbſtverſtändlich, daß
man ihn nach der Rotenburg bringen und dort bei-
setzen werde. Seine Scele fand ftir Nichts in der
Welt Raum, als das Glück Schwarz-Elſe's zu sichern
und ihr möglichſt die Ruhe wiederzugeben und ihr
Gewissen zu beſchwichtigen. .

Er überhäufte ſich ſelbſt mit bitteren Vorwürfen,
daß er es nur wenig verstanden, sich ihre Liebe zu
erhalten, sie zu hegen und zu pflegen, wie sie es
doch so sehr verdient hatte. Aber er versicherte sie,
daß er sie dennoch geliebt habe, vom ersten Augen-
blick an, als er in ihre Augen geſchaut, und daß
ihm nie der Gedanke gekommen sei, mit ihrem Besitz

ein Vermögen zu erheirathen. Wäre er reich ge-

wesen, und sie arm, auch dann hätte sie sein wer-

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(General-Anzeiger.)

M 295. | Verkündigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Schwetzingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-







16. Dezember





Ex v e dition Brunnengaſsſſ e 24.

sitzzeigen: die 1-ſpaltige Petitzeile ober deren Raum 5 Pfg.,
tixr auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erſcheinen Rabatt.

1884.



Dez. Die neueſte Folge der
Aktenſtücke zur westafrikaniſchen Frage trägt die
Bezeichnung : „Deutsche Intereſſen im Südſec.“ Es
sind 10 Attenſtticke: Conſulatsberichte und Denk-
schriften über die deutſche Handels- und Plantage-
geſellſchaft in Hamburg; über die fremde Concur-
renz der deutſchen Handels- und Plantageinteressen

in dem unabhängiger Theile des westlichen stillen.

Meeres; über Entsendung eines commissariſchen
Reichsbeamten nach Neubritannien und Neuirland.
Ferner ist beigefügt cine Denkschrift des kaiſerlichen
Conſulatsverwesers in Apia über die deutſchen und
die fremden Intereſſen in dem Archipel von Neu-
britannien; ein Bericht deſſelben Beamten über „Ein-
schreiten eines engliſchen Kriegsſchiffes gegen Ange-
stellte von deutschen Firmen“ und über die Not-

wendigkeit der Errichtung einer Berufsvertrtunen.

auf den Tonga-JInseln u. s. w. Die Altenstticke

datiren aus der Zeit vom 18. Dezember 1888 ie.

zum 8. September 1884.

Berlin, 12. Dez. Die erſte Fortſeßung der .

Aktenſtücke zu den weſstafrikaniſchen Angelegenheiten
iſt soeben erſchienen. Sie umfaßt 52 Seiten und
iſt „Angra Pequena“ betitell. Das ganze zerfällt
in zwei Theile: A. Correſpondenz betreffend die
Niederlaſſung der Rheiniſchen Misſionsgesellſchaft im

Hererolande. B. Angra Pequena. Die erſte Abo

theilung enthält vier Aktenstücke aus den Jahren
1880 und 1881, darunter eine Instruktion der eng-

lichen Regierung an den Gouverneur der Capktolonie .

über Feſthaltung des Oranje-Fluſſes als Grenze der

lettern. Die Abtheilung Angra Pequena zählt 55 .

Aktenstticke vom 16. November 1882 bis 15. Oktbr
1884 datiert. Zum großen Theil sind die lettern
Mittheilungen bekanit. JInteresſant sind die Noten
über bedingte Anerkennung des deutschen Protek-
torates über Angra Pequena seitens Englands und
die Verhandlungen tiber streitige Punkte, die Schil-
derung des Hafens von Angra Pequena und des
Fstss sowie Gutachten über das Lüderit;'ſche Un-
ternehmen.

Berlin, 183. Dez. Wie verlautet, hat die Congo-

commission gestern den sogenannten Ausgleichantreg

den mtissen, und jedenfalls würde ſich in dem Falle

ihr Leben ganz glücklich geſtaltet haben, während sie
Beide doch nun ſo grenzenlos elend geworden ſeien.

" „Es iſt beſſer ſo,“ hieß es in dem Schluß des

Briefes. „Ein ferneres Zuſammenleben iſt zur Un-
möglichkeit geworden. Die Kluft, welche wir Beide
zwischen: uns aufgethan haben, kann nie mehr aus-
gefüllt werden. Du wirst das selbst einſehen, Else

wenn der erſte Schmerz, den Du um mich getrggeen.
wird, ich fühle es, überwunden sein wir. Vm

Deiner Seite ein finſterer Argwohn, den ein Wort,

wäre da ein Ausweg gewesen? Es iſt mir in der.

lettten Zeit klar geworden, daß wir uns trennen

müſſen und ich habe bereits die nothwendigen Schritte..
eingeleitet, um eine Scheidung zu erwirken. See.

iſt nun eher erfolgt, als ich ahnen konnte und in
viel beſſerer und tröſtlicherer Weiſe! Von Dir ge-
trennt zu leben, wäre ein hartes Schicksal für mich

gewesen, ein härteres, als je ein Menſch erduldet, .

beinahe so hart, als mit Dir zu leben.“

Dann hatte er noch mancherlei geschrieben, ws.
auf ihre Zukunft Bezug hatte ~ von ſich felbGl'ten.
Nichts mehr. Er hatte nur an sie, an ihr Wohl
gedacht. Ihr wünſchte er alles Glück der Welle.
von ihr suchte er alle Schuld abzuwälzen un af

fich zu häufen. Jede Zeile war ihr ein Beweis

der unendlichen Liebe, die er eines Tages für sie.
empfunden. Ob er auch mit dem Gedanken an fen
gestorben wäre ? Ein dumpfes Stöhnen entrang ehe

Elsc's Bruſt. su.
„Es ist beſſer ſo“, murmelte ihr bleicher Mund
in grenzenloſem Schmerz. .

Un Hemſelben Augenblick hörte sie ein Rennen.

und Eilen, die Treppe hinauf und herunter, va- ..

Druck und Verlag von Wurm & Pfeffer in Heidelberg. j
 
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