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Jeidelberger Tageblat
en: die I-spaltige Petin.
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Expedition Brunuengaſſe 24.
Yeraulworilicher Redakteur Philipp Klausner.
Expedition GBruunengaſſe 24.
N 13.
Der Niedergang Perus.
Während in Europa dem Frieden immer feſtere
Stützen gegeben werden, geht in Südamerika ein
großer Staat, nämlich Peru, seinem, wie es ſcheint,
unaufhaltſamen Verfall entgegen. Kaum iſt die
Regierung des Präsidenten Iglesias in Peru noth-
dürftig organisirt, ſo fällt sie schon wieder in Stücke
in Folge der Intriguen der politiſchen Parteien,
welche troß des allgemeinen Unglücks des Landes
nur ihre eigenen Intereſſen im Auge haben und
durch die in diesem Monat stattfindenden Congreß-
tzhlen zur Herrſchaft sich die Bahn zu brechen
ſuchen.
Vergebens hatte Iglesias den Chef der Militär-
partei, den jettt in Paris lebenden Dictator Pierola,
dadurch fern zu halten ſich bemüht, daß er ihn zum
Vertreter Perus in ganz Europa, mit Ausnahme
Spaniens, ernannte: Pierola hat sich dadurch nicht
befriedigt gefühlt. Er hat vielmehr durch zwei Mi-
niſter des Iglesias'ſchen Cabinets für ſich wühlen
laſſen, d. h. durch Anstellung seiner Parteigänger
in verſchiedenen Provinzen Vorbereitungen getroffen,
ihm zugethane Congreßmitglieder aus den Wahl-
urnen des Januar zu gewinnen. Als Iglesias dieſe
Umtriebe seiner Minister entdeckte, war es zu ſpät,
um ihre Wirkung aufzuheben, und die mit Oſten-
tation erfolgte Amtsniederlegung derselben, hat der
Regierung nur neue Feinde geſchaffen und ihr An-
ſehen erſchütteri. Dazu kommt, daß der Erzbiſchof
von Lima mit Igleſias auf geſpanntem Fuß ſteht.
Der Letztere hatte verſchiedene seiner Freunde in
fetten Domherrenstellen unterbringen wollen, welche
bereits durch Montero besettt waren. Der Erzbischof
weigert sich nun, die neuen Ernennungen anzuer-
kennen. An dem Erzbiſchof und dem Clerus hatte
Pierola während ſeiner Dictatur (1878-81) kräf-
tige Stützen und er rechnet ohne Zweifel auch für
die kommenden Wahlen auf ihre Hilfe. Es ſcheint,
daß bei demſelben es sich nur um zwei Parteien
handeln wird, die für Pierola eintretenden Anhänger
der Militärpartei und die in Calderon, dem noch
_ immer in Chili feſtgehaltenen Präsidenten de jure
Ein Millionär.
Original-Novelle von F. Klinck.
Fortsetzung. :
. Sie vers! mi sehr terötazen. wenn Sit
t C C N R
kühl und gemessen.
„Ich stehe Ihnen zu Diensten.“
„Herr Phyſikus, Sie sind Hausarzt bei dem
Kaufmann Hochheimer?“ sagte Dr. Gutherz, raſch
YH4luf sein Ziel losgehendn. |
Der Gefragte ſchien verwundert bei dieser plötz-
. lichen und unerwarteten Frage.
: „Ia. j
"Eon seit einer Reihe von Jahren - ?“
def fgange, lange, ~ ich glaube ſeit der Hochzeit
elben. .. :
„Sie kennen demnach die Verhältnisse des Kauf-
herrn ganz genau. Sie wisſſen, daß die Schwester
deſſelben vor einigen Jahren starbn.
Der Physikus wurde bei diesen letzten Worten
HHichtlich unruhig, und es fiel ihm nicht leicht, ſeine
Aufregung zu verbergen. Dennoch gelang es ihm.
Ach ja ach ja, es war eine ſehr traurige
Geschichte,“ sagte er dann gefühlvoll.
„Es war eine junge, schöne, zarte Frau, mit einem
Öfficier verheirathet, welcher drei Tage nach der
Hochzeit in's Feld mußte und dann in französiſche
; beſaugenichgt gerieht. Die Arme hat sich zu Tode
Sie starb in Folge dieses Kummers,“ unter-
rach ihn der Armendoctor.
Vounerſtag, den 17. Iauuar
| Perus, ihren Chef ſchende civilista oder Anti-
Militärpartei. Igleſias Stellung ist offenbar er-
ſchüttert, ehe ſie noch Zeit gehabt hat, sich zu be-
feſtigen. Selbſt in Lima iſt man mit dem Heere
neuer Beamten unzufrieden, welche, obgleich nur
auf Halbſold geſtellt, die geringen Einnahmen auf-
zehren, welche in der Form von Eingangszöllen aus
Callao der Regierung zu Gebot stehen. Man findet
sogar, daß die früheren chileniſchen Beamten, welche
zwar fest durchgriffen, aber doch gerecht verfuhren,
vorzuziehen waren.
Chili hat durch den einzigen Hafen Jquique in
der Salpeterprovinz Tarapaca, welche Peru ab-
treten ſoll, mehr Zolleinnahmen als die gesammten
Einnahmen des jetzt auf den Hafen Callao beschränkten
Perus. Während JIquique in 10 Monaten über
4 Mill. Doll. in Chili's Staatskaſſen brachte, be-
läuft sich das Einkommen durch Hafenzölle in Callao
auf nicht viel über 2'/, Mill. jährlich. Und dabei
müſſen von Peru für die Bedürfniſſe der in der
Nähe Callaos noch immer als unheimliches Beo-
bachtungscorps lagernden chileniſchen Armee 300,000
Doll. monatlich beigetragen werden, also wenigstens
100,000 Doll. mehr als die Staatseinnahmen über-
haupt betragen. Vergebens hat man ſich durch Er-
höhung der Ausfuhrzölle auf Zucker und Mineral-
erze zu. helfen geſucht. Die Wirkung iſt nur eine
lähmende auf dieſe beiden für die Zukunft des Lan-
des (nach Wegfall der Guano: und Salpetergebiete
an Chili) ſo entſcheidend wichtigen Industrien ge-
s man bedenkt, daß in früheren Jahren ein
sſparſamer Präſident sich vergebens bemühte, die
jährlichen Staatsausgaben auf mindeſtens 15 Mill.
Doll. zu beschränken, ſo wird man begreifen, daß
bei einem Jahreseinkommen von kaum 3 Mill. von
einer wirklichen Verwaltung keine Rede ſein kann,
Igleſias hat deshalb auch keine nennenswerthe An-
zahl Truppen zur Verfügung. Im Norden haben
ſich die Indianer erhoben und morden und plündern,
ohne daß ihnen Einhalt gethan werden kann. Die
Chilenen haben die von ihnen beſcettten Städte
Ayacucho und Arequipa wieder geräumt und halten
„Ohne Zweifel,“ lautete die eifrig gegebene Ant-
wort. <
„Sie waren zu Rathe gezogen?“ forſchte Dr.
Gutherz weiter.
„Natürlich.“
„Erinnern Sie ſich, welche Todesursache Sie in
dem Todtenſcheine angegeben haben?“.
Die Unruhe des Phyſikus wuchs ersichtlich.
„Ich weiß in der That nicht inehr + es ſind
jettt vier oder fünf Jahre ~“
ti, Doctor Buchmann,“ verbesserte der Armen-
arzt trocken.
èt voa sind beſſer unterrichtet als ich und ver-
langen von mir Auskunft,“ entgegnete der Physikus
und dies Mal klang seine Stimme etwas gereizt.
„Ich vergeſſe mancherlei, meine Praxis iſt eine so
weitreichende, daß es mir mit dem besten Willen un-
möglich wäre, alles darauf bezügliche zu behalten.
Sie haben jedoch Recht, es mögen erſt drei Jahre
her sein, daß die Dame starb.“ u s
„Wärden Sie nicht die Güte haben, ein wenig
über die eigentliche directe Todesursache der Dame
nachzudenken?“ fragte Dr. Gutherz beharrlich wei-
ter, ohne sich um die mißvergnügte Miene ſeines
Herrn Collegen nur im mindesten zu kümmern.
„Intereſſirt Sie die Sache ſo sehr?“ !
„Außerordentlich. Sie iſt für mich von ſolcher
Wichtigkeit, daß ich sie unter allen Umständen er-
ahren muß.“
| h. ; ring, sann eine Weile nach, oder er
gab fich ven Anfchin... :
„Wenn ich mich nicht irre, war es ein Herz-
schlag,“ sagte er dann. ;
„So, ſo !“ murmelte Dr. Gutherz und ein mali- |
c
nur die Hafenplätze, wie Mollendo, Tina, Ica u. s. w
beſeßt. Die einzige militäriſche Macht in Peru hat
der talentvolle und patriotische General Cacers um
ſich gesammelt, deſſen Vaterſtadt Ayacucho in sſeinnm
Händen iſt und deſſen Einfluß auf die von In.
dianern dicht besiedelten Provinzen zwiſchen den öſte.
lichen und den See-Cordilleren ein außerordentliche
iſt. Er hat bereits 2000 Mann unter seinen Be
fehlen und steht nach den neueſten Kabelnachrichten
bei Ica, d. h. an der Küfte des Stillen Öceaass
ſüdlich von den unterhalb Callao lagernden Chilenen.
Es iſt nicht unwahrscheinlich, daß Caceres untere
ſolchen Umständen der nächſte Präſidentenmache,,.
wenn nicht der nächſte Präsident sein wird. |
Die Zuſtände sind so traurig, daß ein Theil der
Bevölkerung der jetzigen thatſächlichen Anarchie de
Einverleibung in Chili vorzuziehen immer geneigte
wird. Die Regierung weiß keinen anderen Rath,
der Finanznoth abzuhelfen, als das ohnehin faſt
werthloſe Papiergeld (s80 Millionen Dollar dan
ſind bereits im Umlauf) durch neue Schaznote.
noch mehr zu entwerthen. Unter solchen Umständen
finden die Wahlen zu der am 1. März kn Lim zuu
ſammentretenden constituirenden Versammlung state.
welche über die Bestätigung des zwischen Iglesias
und Chili abgeſchloſſenen Friedensvertrages zu ene
ſcheiden hat und über die Dauer des jeßigen Regie
ments überhaupt. Man wird wahrscheinlich dn
Vertrag trotz seiner harten Bedingungen ratificireen.
um nur die chileniſchen Truppen aus dem Lane
zu schaffen und sich von der monatlichen Contrin
bution zu befreien, welche ihr Verweilen auferlegte.
Alsdann wird der Parteikampf von Neuem ene.
brennen und so lange währen, bis vielleicht wiener
ein neues Eingreifen seitens eines fremden Staates
dem Dasein Perus als ſelbſtſtändiges Staatswen
für immer ein Ende macht. . t
Deutſches Reich. L
Berlin, 15. Jan. Die Gerüchte, die Steuer
vorlage, besonders die Kapitalrentensteuer sollte dem
Ministerpräsidenten nicht ſehr am Herzen liegen
und eine etwaige Ablehnung demselben sogar nicht
tiöſes Lächeln entſtellte momentan sein gutmüthiges
Gesicht. „Sind fie deſen so gan gewsilß??n.
Jetzt nahm der Andere eine sehr indignirte Miene
an, um seine dtinnen, ſchmalen Lippen legte sich ein
Zug unausſprechlichen Hochmuthes, indem er ſagte:
„Ich habe den Todtenſchein ausgestellt.".
„In welchem Sie constatirten, daß die Schwester
des Kaufmann Otto Hochheimer einem Herzſchlage
erlegen war?“ ;
„allerdings.“
„Das sollte mir leid
„Was bedeutet das ?“ .
;;Das bedeutet, Herr Phyſikus, daß Sie in dm
Falle den Todesfall nicht geprüft haben.“ m
War es Wuth, oder war es sonst, das Dr.
Buchmann erbleichen und dem Armenarzt einen ver
nichtenten Blick zuſchleudern ließ. Aber Dr. Gun
herz hielt den Blick ruhig aus. ..
„Den Todesfall nicht geprüft? Und das wagen
Sie mir zn sagen?“
„Allerdings, denn die Dame iſt
vergiftung gestorben.“ f e
Die Worte des Armenarztes übten eine nieder-
schmetternde Wirkung auf den Physitus aus +
er war um den letzten Reſt ſeiner mühſam zuſan
gehaltenen Faſſung gebracht. i u..
„Wie können Sie etwas Derartiges behaupte
„Weil ich in den letten Augenblicken an
Sterbebette der Kranken war,“ lautete Dr. Gu
Antwort. s
thun,“ sagte Dr. Gutherz s
an einer Arsenik-
(Fortsetzung folgt).