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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 1 - No. 25 (3. Januar - 31. Januar)
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Erſcheint täglich außer Montag.
t: Abonnemen ts preis
U für Heidelberg: monatlich 45 Pfg.
W mit Trägerlohn, durch die Poſt
q bezogen viertelj. 1 Mk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengaſſe 24.

eidelberger Tageblat

Heidelberger General-Anzeiger. &

Yerautwortlihher Redakteur Philipp Klausner.





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Expedition Brunnengaſſe 24.



FV

Bestellungen auf das

Jveidelberger Tageblatt“

für die Monate Februar und März zum
Preiſe von 96 Pfg., frei in's Haus, nehmen

î HallePoſtanstaltenundLandbriefträger entgegen.
_ JIn Heidelberg bei unsern Trägern und
Trägerinnen, sowie auf unserm Comptoir
zum Preise von monatl. 45 Pf. mit Trägerlohn.
. Mit dem 1. Februar beginnen wir mit
dem Abdruck des äußerſt ſpannenden

Yu See-Roman: “My

„Das weiße Schiff,“

worauf wir unsere geehrten Leſer und Lese-
rinnen jetzt ſchon aufmerkſam machen.

Inſerate ſind bei der großen Verbrei-

_ tung des „Heidelberger Tageblatt“ in hiesiger

Stadt und Umgegend, insbesondere aber auch
im ganzen Odenwaldgebiet vom wirksamsten
Erfolg, bei billigster Berechnung. :

Neu eintretende Abonnenten erhalten
das Tageblatt von heute bis Ende dss. Mts.
gratis zugestellt.

Expedition des „Heidelb. Tageblatt“

(Heidelberger General-Anzeiger)
Brunnengasse No. 24.

Deutſches Reich.

Karlsruhe, 23. Jan. Der Antrag Röttinger
bezüglich der Landarmenpflege, dieselbe möge den
Kreiſen abgenommen und dem Staat überwiesen



Ein Millionär.
Orginal-Novelle von F. Klinck.

Fortsetzung.

Ich verkaufe meine Besitungen, mache Alles
zu baarem Gelde und dann fort von hier
D weit fort, in eine andere Stadt. Ich bin reich.
Wähle London, Paris, mein Vermögen reicht aus,

dort ein Haus zu machen, aber laß’ uns fort.“
„Meinetwegen, Otto,“ sagte Emilie mit ſchein-
barem Gleichmuthe,“ das Leben hier wird zulegt
_ auch unerträglich. Deine Laune iſt durchgehends
Y'ine ſolche, daß es kein Wunder iſt, wenn Deine
Frau in dem Strudel der Welt Erſatz ſucht. „Ja,
_ laß’ uns fort von hier gehen, ſobald wie möglich,
und die Schatten der Vergangenheit, welche jetzt
Deinen Weg verdunkeln, werden weichen wie

Schnee vor der Sonne.“ ? ;

Er hob seinen Blick zu ihr empor, neue Hoff-

î Hung glänzte in seinen Augen. :

_ HJ Wenn es wahr wäre, Emilie! Wenn es doch
ieder beſſer werden könnte!“ murmelte er. ‘‘Wenn
ùüch nicht mehr vor jedem Geräuſch, beim Anblick
_ lerdes fremden Gesichts zu zittern und zu beben
brauchte! O, Emilie, dieſes Leben ferner zu er-
tragen, iſt eine Unmöglichkeit! Ich werde ſofort
.. W nöthigen Schritte einleiten, um den Moment

der Abreife zu beſchleunigeenn. w
_ Olto Hochheimer verließ das Gemach ſeiner Ge-



hrend Emilie von den widerſtreitendsten Gefühlen

1



mahlin mit dem Vorſatze, seine Geſchäfte ſchleunigft |
Zu reguliren und von neuen Hoffnungen beseelt,



Freitag, deu 25. Januar



werden, wurde nach endloser Debatte abgelehnt. Die
Regierung erklärte den Antrag für unannehmbar.
Stuttgart, 22. Jan. Heute fand vor der Straf-
kammer des Landgerichts die Reviſions-Verhandlung
im Prozeß Pfau ſtatt. Nach vierſtündiger Verhand-
lung wurde die Verkündigung des Urtheils auf
Freitag Vormittag 8!/, Uhr vertagt.

Berlin, 22. Jan. Der Reichsanzeiger theilt den
Beſchluß der Strafkammer des hiesigen Landgerichts
wegen des Eisenbahnunglücksfalls auf dem Steg-
lißzer Bahnhofe mit, wonach der Bahnhofsinſpektor
außer Verfolgung zu ſetzen sei. Die Vorunterſuchung
ergab nach keiner Richtung hin Vernachläsſigung
seiner Pflichten, es sei vielmehr als erwieſen anzu-
nehmen, daß die Durchläſſe eigenmächtig durch Per-
sonen aus dem Publikum geöffnet wurden, wodurch
die Kataſtrophe herbeigeführt wurde.

Berlin, 23. Jan. Die Budgetkommission ge-
nehmigte geſtern mit 14 gegen 6 Stimmen die be-
kannte Forderung von 2 Millionen für den Ankauf
der Kunstsſammlungen in Berlin. – Die Steuer-
kommission genehmigte gegen die Stimmen des Fort-
schritts und der Secceſſion Paragraph 1 des Ein-
kommenſsteuerentwurfs, die ſubjektive Steuerpflicht
betreffend, beſchloß aber, daß im Ausland lebende
Preußen nur steuerpflichtig sind, wenn fie über 3000
Mark Einkommen haben.

Deſterreich-Nngarn.

Wien, 22. Jan. Abgeordnetenhaus. Der Antrag
auf Einführung der fakultativen Leichenverbrennung
wurde in erſter Leſung einem besonderen Ausschuſſe
zugewiesen, dagegen stimmten die Klerikalen, die
Czechen und ein Theil der Polen. - Der Handels-
miniſter überreichte ein Geset,, betreffend die Ver-
ſtaatlichung der Franz Joſefsbahn, Rudolfsbahn
und Voralbergbahn und ein Gesetz über die Er-
höhung des Einfuhrzolles auf Preßhefe. + Die
Sprachendebatte beginnt erſt übermorgen.

Wien, 23. Jan. Tisza erhielt gestern die Ge-
nehmigung des Kaiſers für alle seine Vorschläge
bezüglich des Nuntiums des Oberhauſes und in
Betreff der kroatiſchen Frage und empfing Beweiſe

htyttagt in mehr zweifelhafter Stimmung zurück-
ieb.

Frau Hochheimer hatte ihrem Gatten Hoffnung
einzuflößen verſucht, während sie nur zu ſehr ge-
neigt war, Alles von einer viel ſchlimmeren Seite
anzusehen. Sie wußte ja auch mehr, als ihr Gemahl,
aber ſie hätte um ihrer eigenen Rettung wrillen,
ihn beruhigen müssen.

Noch wagte man nicht an ihrem Rufe zu rüt-
Heute noch war sie die Gemahlin eines der
reichſten Kaufherren der Stadt, heute noch machte
ſie ein glänzendes Haus und Hunderte von Men-
schen beeilten sich, ihren Winken zu gehorchen.

Aber Eile! Sie mußte handeln. Martha
wußte, daß Hochheimer ihren Mann erschoſſen hatte.
Emilie hatte das in dem Blicke voll glühenden
Haſſes geſehen, den das unglückliche Weib in einem
unbemerkten Augenblick auf den Kaufherrrn warf +
und sie hatte nichts davon geäußert. Das war ein
schlimmes Zeichen, aber es gewann erſt an Bedeu-
tung durch den Brief, welchen Otto Hochheimer von
dem Physikus bekommen hatte. Da mußte ein
Zuſammenhang sein, und war es das, dann hatte
der angesehene Mann allerdings Grund, das
Schlimmste zu beftirchten. Emilie hatte schon ein-
mal Gelegenheit gehabt, Martha's Rachſucht kennen
zu lernen -- kein Wunder, daß ſie von dorther

teln.

einen Schlag erwarten konnte. Von Frau Weigelt

wußte ſie noh ni<hksls.

Emilie hatte jchnell genug einen Plan entwor-
fen, der aber nur in dem Kopfe eines ſo intrigu-
anten Weibes ausgedacht werden konnte. Sie war

feſt genug von ihrer bezaubernden Schönheit, Lien.

benswürdigkeit und Anmuth tiberzeugt, um auch



E

des unbedingten Vertrauens der Krone. In unan
sollen im Mai die Reichstagswahlen ſstattfineen.

Temeswar, 22. Jan. Dr. Rosenberg, welchen
den Grafen Bathyanyi im Duell erſchoß, wurnre ua
zweijährigem Staatsgefängniß und Bezahlung de
tzeritttſten verurtheilt. Von beiden Seiten vuernſe..
appellirt. .

In Agram ist am Sonntag der Lanttaeg
in Folge köngl. Auftrages auf unbeſtimmte Zeit ve
tagt worden. Tisza hat sich damit zu einem Schite.
der Energie aufgerafft, der endlich unterrnommkm
werden mußte, sollten nicht in Folge des wüſen.
Treibens der Starcevic-Partei alle Bande der Olo.
nung gelöst werden. Die Vertagung folgte miten_
in der Sitzung, die am Sonntag gehalten wur.
Die Verleſung des köngl. Reskriptes brachte bei alan.
Parteien einen verblüffenden Eindruck hervor. Die.
Vertagung traf sie gänzlich unvorbereitet, un daee.
erklärt es sich, daß der Akt ruhig verlief. Es ile.
aber zu besorgen, daß es bald zu mehr oder mnde.
lauten Kundgebungen kommt. .

Frankreich. 1

Paris, 22. Jan. (Kammer). Herzog Laroche.
foucauld-Biſaccia stellt eine Frage wegen Beeinträhe.
tigung der Induſtrie der Lumpenſammler dureh
Dekret der Seinepräfektur bezüglich der Wegſschafuuan.
der Abfälle. Miniſter Waldeck antwortet, das Dekrete.
werde modifizirt werden. Talandier, ein alter kräne..
licher Mann, der keines lauten Wortes fähig ite.
vertheidigt sich hierauf wegen des Artikels des Jſoon.
nals, deſſen Gerant er iſt. Lelievre (Berichterſtatterennt.
beantragt, die gerichtliche Verfolgung Talandieres.
zu autorisiren. Laguerre spricht dagegen, weil den.
Autoriſation der Kammer für die Geſchworenn en
Präjudiz zur Verurtheilung sein würde. Caſſagnea
unterstützt ihn, weil Talandier bekanntermaßen den
inkriminirten Artikel nicht geſchrieben noch vr dem
Druck gekannt habe. Die Situng dauert fen.

London, 23. J G. Telegranm des .
„Standard“ aus Kairo sind daſelbſt günſtige Be.
richte aus Khartum eingetroffen; die Truppen ſchienen .

nicht den leiſeſten Zweifel an den Liebe des Lieutee.
nant Rheinfelds zu hegen. Sie wollte m dee.
Kürze der Zeit, welche ihr geblieben war, ſo ved.
Geld und Werthsachen zuſammen suchen, wre nue
irgend möglich. Dies konnte ihr nicht ſchwer fallen.
Ihr Gatte beſaß natürlich einen unbegrenzten Credit_
Hz mit Leichtigkeit konnte sie Tauſende ere
langen. I
Im Besitze einer bedeutenden Geldſumme wür
es ihr dann gewiß nicht ſchwer fallen, ihren treuen
Anbeter zu veranlaſſen, mit ihr zu fliehen, uw
dann irgendwo in der Welt ein neues Dasein zu .
beginnen. ; ots ..
. Sie natürlich lieblos genug, auch keinen ſugeeenn.
blick ihres Gatten zu gedenken und geschah es, fl.
war es jedenfalls nur, um ihn seinem ſelbſt gen.
ſchaffenen Schicksale zu überlassen. .
Der Abend dämmerte herein, als eine dichtven..
ſchleierte Frauengeſtalt, in einen weiten Mantel ge
hällt, das Haus des Kaufmanns Hochheimer ver-
ließ. Unter der Thür stand sie einen Augenblick
ſtill, dann eilte fie an das entgegengeseßte Ende
der Straße. In der nächsten Minute rief sie eine
vorüberfahrende Droſchke an. . ti:
„Nach der B . . . straße“ befahl ſie mit unter.
drückter Stimme, sich ſcheu nach allen Seiten un
sehend. „Nummer 27." j :
Sie stieg ein und der Wagen fuhr davon.
. In der B . . . ſtraße, Nummer 27, wohn
der Lieutenant Reinfeld. us

(Fortsetzung folgt.)

TSS.










 
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