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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 150 - No. 176 (1. Juli - 31. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0707

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_ achdienliche Ergebniſſe zu erzielen, auf

hr




Erſcheint täglich außer Montag.
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fir Heidelberg: monatlich 45 Pfg.
v mit Trägerlohn, durch die Poft
bezogen viertelj. 1 JUk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengafße 24.



Karlsruhe, 21. Juli. Zum erften Mal wird,

_ wenn wirnicht irren, in dieſem Sommer das Inſel:

ſchloß Mainau die deutsche Kaiserin beherbergen,
welche auf den Rath der Aerzte dort Erfriſchun
ie Uf Flug wt rs U rr ut “ Schleſ

' ber Kaiserin vollſtändig zur Verfügung gestellt. In

Deutschland würde fich für die hohe Frau für die
Sommerzeit kaum ein ſchönerer und wohlthuenderer
Aufenthalt finden laſſen. Entscheidend für die Wahl
von Schloß Mainau dürfte abgeſehen von der

M friſcheren Temperatur die Möglichkeit der Benutzung
es weiten Bodensees zu kräftigenden, von jeder An-

rengung freien Fahrten geweſen sein. + Bekannt-
ich hat die zweite Kammer in einer ihrer letzten
Sitzungen im außerordentlichen Etat 10000 Mark
zu einer Untersuchung des Zuſtandes des Kleinge-
terbes bewilligt. In der Kammer tiberwog der
Gesichtspunkt, daß man für das Kleingewerbe in
einer gegenwärtigen Lage zum mindesten dasſelbe
un mliſſe, was man zur Erforſchung der Ver-
Hhaältniſſe der Landwirthſchaft gethan habe. Es war,

um einen jetzt landläufigen Ausdruck zu gebrauchen,
kin Beſchluß „ausgleichender Gerechtigkeit“. Weit
kühler und zweifelhafter hat man nun die Sache

_ Vei der in voriger Woche ſtattgehabten Sitzung des

ſtändigen Ausſchuſſes der badiſchen Landesgewerbe-
alle aufgefaßt und es fehlte nicht viel, so wäre
die Ausführung einer ſolchen Unterſuchung überhaupt
als zwecklos abgelehnt worden. Die Hoffnung, fte
tLrrerunz ther 1tz uz komt set in

î vorhanden zu sein, als in jenen der Regierung.

Schließlich kann man sich noch an die von Re-

Hierungsrath Worishoffer bei den Berathungen aus-
Hesprochenen Hoffnungen halten, daß die Unter-
_ uchung immerhin nach mehreren Richtungen doch

auch poſitive Ergebniſſe erzielen werde. Von Be-
# deutung iſt auch der Einwand, daß es bei dem Ge-

trerbe und speziell bei dem Kleingewerbe weit

i Leniger angehe, als bei der Landwirthſschaft, gewisse



Liebe und Verbrechen.
Criminalgeschichte von Bruno Reche.
r 4. (7. Fortsetzung.) .

. Indeß das Thier sich bemühte das Brod aus
Wolle heraus zu bekommen, machte sich der
Vaffinirte Verbrecher auf und davon.

. Die Spuren allenthalben ließen keinen Zweifel,
v war die Flucht ausgeführt worden und nicht
Anders. Nun sette man Gensdarmen in Bewegung,

Jie Polizeidiener und Alles was den „Arm der Ge-
rechtigkeit“ ausmachte, die gelesensten Zeitungen und





u IMtliche Blätter enthielten Steckbriefe; aber wen
11:31;

w [“"wamm; ein Mann, so schlau wie er, konnte leicht
îertkommen.

, Da war also auf einmal dieſe Doppel-Crimi-

. tiſshe Öttitt zum Verdruß des Untersuchungs-

zz. „Ja hätt’ ich Dich, wie wollt’ ich Dich gotts-
. Iämmerlich“ î damit und unter Begleitung einer
/ Seſte machte er sich immer wieder ein wenig Luft.
M Der Spätherbst oder der sogenannte ,„Alt-Wei-

. gsomiter war herangekommen; die Frau Kreis-
ff §1terin ſchätzte sich jezt glücklich, denn der liebe

urctte fehlte nach Repoſition der Baumertschen Vor-
. üg erſuchungs-Acten nie mehr am Kaffeetiſch, da die
ngen Untersuchungen nicht von Bedeutung waren.

P; Des Richters Geduld wurde noch auf eine harte
robe gestellt, denn seit kurzer Zeit schmückten häufig
Oiehét Kränze von Georginen und Astern das Grab
er armen gemordeten Dame, ohne daß es möglich









.
. S ts
V Y

t. “€:



Heidelberger General-Anzeiger. tüüzt

E Redakteur Philipp Klansuer.
Donnerktag, den 24. Juli

loßzulegen.
Schweiz.

Bern, 22. Juli. Nachdem bereits am Sonntag
gegen die Heilsarmee Kundgebungen stattgefunden,
an welchen gegen 2000 Personen ſich betheiligten,
wurde gestern der Versammlungsraum der Salutiſten
gewaltſam zerstört. Zur Verhinderung weiterer Aus-
ſchreitungen wurde eine Kompagnie Infanterie auf-

geboten. .
. î Frankreich.

Paris, 22. Juli. Die gestrige Nacht iſt in
Marseille ſehr ungünstig verlaufen; es starben von
8 Uhr abends bis 10 Uhr morgens 38 Cholera-
kranke. Das von der Seuche stark mitgenommene
Nonnenkloſter wurde von den Jnsaſſinen geräumt
und das geſammte Bettzeug verbrannt. In Toulon
starben in der gleichen Zeit 28 Personen. Die
Stadt befindet sich in enem traurigen Zuſtande. Sie
iſt halb verlaſſen und viele Straßen sind sehr un-
reinlich, da bei der Desinfection der Abgänge der
Kranken nicht die gehörige Vorsicht beobachtet worden
ſein soll. Es sollen sogar die Auswürfe der Kranken
in den Stuben behalten worden sein. Die Furcht
iſt derart gestiegen, daß die Erkrankten oft keine
Pflege finden. Gestern fand man zwei Cholera-
kranke, die von ihren Angehörigen verlassen worden
waren. Der Inſpector der Marineverwaltung in
Toulon ist gestorben. Paul Bert will Donnerstag
in der Deputirtenkammer bezüglich der Cholera eine
Anfrage an die Regierung ſtellen.

| - Paris, 22. Juli. Miniſterpräſident Ferry hat

dem Miniſterrathe die Mittheilung gemacht, daß die
Verhandlungen mit China einen guten Verlauf nehmen.
Das chinesiſche Tſung-Li-Yamen habe den Vicekönig
von Nanking beauftragt, die ſchwebenden Fragen,
namentlich die Entſchädigungsfrage, mit dem Ge-
sandten Patenotre zu regeln. Die demnächstige Lö-
ſung der Angelegenheit wird erwartet. Das fran-
zöſsiſche Geschwader solle bis zur vollständigen Zah-
lung der Entsſchädigungsſumme vor Futſcheu bleiben.
Paris, 22. Juli. In der gestrigen Sitzung der
i Wissenschaften theilte Leſſeps mit, d

Akademie der eſſeps m















og.

Schließlich langte noch ein Vrief aus New-York
an, der von dem entwichenen Bokede abgeschickt wor-
den und worin er ironiſch seine Existenz anzeigte,
über erhaltene Pflegung quittirte und die Geschichte
ſeiner Flucht erzählte. Beigehend sandte er als
EBER E BR rg s
er die Eiſenſtäbe seines Gefängniß-Fensters durch-

efeilt hatte.

Ft t ja die Mordgesſchichte ſprach er sich nicht aus
da er nicht wiſſen konnte, daß man ihn deshalb ver-
dächtige, denn der Richter hatte stets darüber ge-
ſchwiegen, um nicht durch voreiliges Reden dem Ver-
brecher Gelegenheit zu geben, ein Lügengewebe ſich
zu bilden, ehe er ihm nicht mit den vollen Beweisen
gegenübertreten konnte. Nun, der Verbrecher war
fort und die Geschichte noch in myſtiſchem Dunkel.
Sofort veranlaßte der Richter in seinem Amts-
eifer beim Gesandten die nöthigen Schritte zur Er-
greifung des Bokede, allein daran hatte er nicht ge-

dacht, daß derselbe in der neuen Welt auch einen

neuen Namen angenommen haben würde. Bokede
blieb alſo verſchollen, seine Verbrechen ungestihnt,
denn wo nichts iſt, hat ſelbſt die Juſtiz ihr Recht
verloren. Das Eine was sie thun konnte und that,
bestand darin, daß sie den Bokede auf Grund der
Zeugen-Ausſagen und der Nebenumſstände wegen
des bei Herrn v. Heinrich verſuchten Einbruchs zu
6 Monaten Gefängniß verurtheilte, das Erkenntniß
öffentlich aushing, den Verbrecher wiederum ſteck-
htieftich verfolgte, aber, wie voraussichtlich nicht
riegte. /

§ 11: URC: '; z s N C M M V i V
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] nach dem alten Ciſtercienſer-Kloſter, aus dem



Anzeigen: die 1-ſpaltige Petit-
zeile oder deren Raum 5 Pfg.,

Rabattbewilligung.

Expedition Brunnengaſſe 24.









| technische internationale Commission habe sich

die Vergrößerung des Suezcanals, nicht aber für
den Bau eines neuen Canals ausgesprochen. + In

der gestrigen Sitzung des hiesigen Gemeinderath),

erklärte der Director der Abtheilung für öffentliche
Hilfe, in den Hospitälern von Paris sei weder ein
Fall der asiatiſchen, noch der sporadischen Cholera
feſtgestelt worden. Die Personen, welche man als

an der Cholera verstorben bezeichnet habe, wärn

Krankheiten erlegen, welche mit der Cholera durch-
aus nicht zuſammenhingen. .
Paris, 22. Juli. Der Senat beschloß die

Dringlichkeit für die Reviſionsvorlage und sette die

Berathung für Donnerstag fest. Der Commiſssions-
bericht ſpricht ſich für die Revision aus, will jedoch
die Artikel über die finanziellen Befugniſſe des Senats
von derselben ausgeschloſſen wiſſen. + Die Kammer

genehmigte mit 372 gegen 83 Stimmen den Fünfs
Millionen-Credit für Madagaskar.

eines orleanstiſchen Complots als grundlos.

London, 22. Ju" zer .f gestrigen Kundn.
gebung im Hydepark für die Wahlreformbill und
gegen deren Ablehnung durch das Oberhaus nahmen

über fünfzigtauſend Personen Theil. Die ange

nommenen Resolutionen empfehlen der Herbstsession

die Bill zur abermaligen Berathung, mißbilligeen.

das Verhalten des Oberhauses, deſſen Macht den
Willen des Volkes zu hemmen bestrebt sei und der
Nation nicht zum Segen gereiche.

ſirt, ermangelte aber desjenigen Grades von

husiasmus, den man erwartet hatte.
Der, wie ben ,L! in Berlin ici: .

lende Afrikaforſcher Dr. Georg Schweinfurth hatte_

Eite

fich über die politische Lage in Egypten und die.
Aussichten des Mahdi geäußert; diese Aeußerunen
waren indes nicht richtig wiedergegeben worden.

Wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, iſt der berühmte.
Afrikareiſende allerdings der Meinung, daß die Be
wegung des Mahdi an sich wenig bedeutend sei







Damit war die erſte Sache todt und die Mord-
ſache konnte nicht erſt todt gemacht werden, weil sie
niemals Lebensfähigkeit gehabt. :

Die Todte ſchlummerte ſanft, Bokede lebte in

der neuen Welt und in der alten Welt, namentlen

in S., gingen alle Geschäfte imm gewöhnlichen Gleise
die Wogen der Zeit rollten über die Gegenwart, sie
wuſchen hinweg die guten und schlechten Ereigniſſe_

und zuleßt auch das Bischen Erinnerung, was dem
Menſchen beim Schaffen für die Zukunft bisher im
Geiſt und Herzen geblieben war. : ts

Die Menschen wurden älter und die Zeit imme

jünger und die jüngste Zeit war die Zeit, wo die
Natur erwacht, wo die Erde ihren Schmuck anlegt.
zu einem langen fröhlichen Fest, dem lieblichen Früh-
ling und schönen Sommer. Sie that es bereits

das zweite Mal, seit die ſchóne Marie vo B. in.
ihrem Schooße ſchlummerte, deren Mörder die Sonne :

noch nicht an den Tag gebracht haen. ;

Auf dem Grabe blühten die erſten Frühlinnne.
blumen, junges Gras im hellſten Grün, weich und
saftig, verlieh dem Hügel ein freundliches Ansehen.

Nur Wenige mochten fich noch der Person er-
innern, welche der Hügel deckte, selbſt die geheim-
nißvolle Person, die das Grab sonst mit Kränzen

schmückte, brachte keine Kränze mehr, dagegen dachte ,

der gute Criminalrichter noch recht oft an die un-

glückliche Marie und wenn ihn sein Weg, beim Be- §

ſuch des Grabes seines einzigen Kindchens an dem
der Armen vorüberführte, ergriff es ihn ſtets mit
gewaltiger Wehmuth. : i. :

In der nach Oſten zu gelegenen Vorstadt, die
„Kräuter-Zeile geheißen, ſtand rechts, wenn n

blätter bezeichnen alle Gerüchte von zt .



.
station war äußerſt zahlreich und vorzüglich organ.





 
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