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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 150 - No. 176 (1. Juli - 31. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0651

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"scheint täglich außer Montag.
. gAbonnemen ts preis

., „veidelberg : monatlich 45 Pfg.
“"it Trägerlohn, durch vie Poſt
igen viertelj. 1 Mk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengafſfe 24.

56.

Deutſches Reich.

Elberfeld, 5. Juli. Der Erste Staatsanwalt
üteler und der Unterſuchungsrichter Schäfer haben
mit einem geſtändigen Anarchiſten geſtern zu
ner Ortsbesſichtigung auf den Niederwald begeben.
JFrarktreich.

Paris, 5. Juli. Li-Fong-Pao kehrt voraus-
thtlich nicht vor Erledigung des Zwischenfalls von
aIngſon nach Berlin zurück. + Waddington wird
untag von London zurückerwartet. – Die Regie-
[. tt. ft Ses. &
Krapotkin und Luiſe Michel, zu begnadigen.

. Marseille, 5. Juli. Diese Nacht ist hier ein

holeratodesfall vorgekommen.
, Tanlon, 5. Juli. Von gestern Abend bis
tert Mittag ſind ‘hier 7 Cholera-Todtesfälle vor-

Jekommen
Tonlon, 5. Juli. Die „Times“ meldet: „Jn

wöhnlichen Zeiten hat Toulon eine fluktuirende

'evölkerung von Matroſen, Soldaten, Seetruppen

'.]. w., welche alle jezt wegen der Cholera weg-

ſchickt worden sind. Von den 70,000 ſteuerzahlen-

én Einwohnern haben 40,000 die Stadt verlassen,

Umeiſt nach den Umgebungen, die sich in einem

räßlich ungeſunden Zuſtande befinden. Die Arbeit

vt jett gänzlich und viele Läden sind geschlossen.

! va 3000 Arsenalarbeiter haben mit ihren Fami-
lien, zuſammen etwa 10,000 Seelen zählend, der
Stadt den Rücken gewendet. Das Nahrungsmittel
er Zurückgebliebenen iſt Fleisch der ſchlechtesten

ät, nämlich das alter knochiger Kühe und

Ute Lott t Lt F

lögliche Tod eines reichen Metzgers, Namens Lanfle,

n der Cholera, hat zur Folge gehabt, daß 6000

êrſonen geſtern Toulon verließen. Der Schrecken

ar so groß, daß die Familie Laufle's flüchtete, ohne
sen sehr beträchtliches Vermögen an Geld und
erthpapieren mitzunehmen ; aber die Peolizei
at Maßnahmen getroffen, um Diebe daran zu
rhindern, das Haus zu betreten. Der tägliche

ie Prophezeiung der Zigeunerin.
Hiſtoriſche- Erzählung von E DH.

“tits (18. Fortjctung.)

Aber die Griechin trug nicht Luſt dazu. Angst-

all lief sie in die unteren Räume des Hauſes hinab,

Um den Einfluß Euſtache's aufzubieten, daß er sie

m dieſem gefährlichen Beſuch befreien möge.
Die Abenteuerin stand indeſſen auf dem frem-
?n Dache und blickte in den prächtigen Garten
ingb, deſſen Fontainen im rothen Abendlicht funkel-
n, von deſſen Beeten aufsteigende Duftwogen in
r lauen Luft schwammen und alle Vorstellungen
ach riefen, welche sie sich je von dem märchenhaf-
n Oriente gemacht. Aber die Stille und Schön-
tit des Abends besänftigte nicht ihr Herz in wel-

'em Zorn und Rachegedanken wie mit Schlangen- |

iuptern auftauchten.

J., Hierher alſo lenkte er seine Schritte ? hier ſuchte |

. st Liebe, er, der die ihre verschmäht? „Ich will sie
then, dieſes Weib“, murmelte fie vor ſich hin,
joſte es, was es wolle, ich will sie ſehen, Diese,
' es gewagt, mir Das zu entreißen, was mein
hr uns dan... ( f t
ie vollendete nicht, denn langſamen Schrittes
einer Mauer vortretend, kam eine hohe, weiß-
te Gestalt auf sie zugeschritten. Wie viel
euer fie auch ſchon erlebt und wie keck und
s dieſe einſt edelgeborene Tochter eines
Hauſes im Laufe der Zeit auch gewor-

ZZ f:. «i t u! uéekrria





Heidelberger General-Anzeiger.

Verantworllizer Redaktenr Philipp tilansune.
Dienſtag, den S. Juli

Absatß des „Petit Bar“ hat seit dem Ausbruch
der Epidemte, troß des Begehrs nach Nach-
richten, um 3000 Nummern abgenommen
so groß iſt die Auswanderung aus Toulon gewesen.
Die Schulen sind geſchloſſen worden. Heute haben
649 Personen Toulon per Eiſenbahn verlaſſen.“

: Niederland.

Haag, 5. Juli. In der zweiten Kammer er-
klärte die Regierung, das Geseß über die Regent-
ſchaft werde nächſtens im Miniſterrathe erörtert werden.
Der König habe seinen Willen bereits ausgesprochen.
Wahrſcheinlich im Auguſt würden die Kammern ein-
berufen werden, um in gemeinsamen Sitzungen das
Gesetz zu berathen ; auch liege eine beſchränkte Ver-
faſſungsreviſion in der Absicht der Regierung.

; Amerita.

Waſhington, 5. Juli. Der Senat hat die
Ernennung des Kongreßmitgliedes John Kaſſon
.:; Gesandten der Vereinigten Staaten in Berlin

eſtätigt. Ö



Aus Nah und Lern.

* Karlsruhe, 5. Juli. Auf Grund der im
verfloſſenen und im laufenden Monat vorgenomme-
nen zweiten juristischen Staatsprüfung wurden unter
andern Rechtspraktikanten zu Referendären ernannt :
Dr. Guſtav Schluſſer aus Wiesloch; Dr. Hugo v.
Babo aus Weinheim; Dr. Julius Loeb aus Mann-
heim ; Dr. Georg Müller aus Pforzheim; Dr. Ju-
lius Jolly aus Heidelberg; Samuel Fuchs aus
Weingarten; Ernſt Walz aus Heidelberg; Joseph
König aus Rittersbach; Emil Bitzel aus Karlsruhe;
Dr. Albert Dührenheimer aus Neidenſtein; Julius

Helbing aus Sinsheim; Dr. Oskar Grohe aus | '
| Privatmann Peter Bär in Michelfeld und M

Mannheim; Vr. Theodor Alt aus Mannheim.

dra Er hal fr t;ſies un te
Bürger, dem Herrn Stadt- und Bezirksrathes K.
Zimmermann geschloſſen, ſo erhalten wir Kunde
von dem ebenſo plötzlichen Hinſcheiden eines weitern
rz Hutu ht situ ts Hug a!

Frau war ihr jettt nahe, sie stand vor ihr und ein
ſtolzes, ruhiges Gesicht blickte aus dem zurückge-
ſchlagenen Schleier die Verwirrte an. Sie verſuchte
einige Worte in arabiſcher Sprache zu stammeln,
aber die Egypterin hob die Hand, wie Schweigen
gebietend, dann sprach sie langſam, aber ſichtbar
nicht ohne Anstrengung und mit fremdartigem Ac-
cente in deutscher Sprache.

„Du ſuchſt mich, ich bin Setth-Fatmeh; was
willſt Du von mir?“ .

„Dich sehen!“ rief die Böhmin, welcher mit
einemmal die verlorene Keckheit wieder kam, „man
redet in Kairo so viel von der Macht und der Tu-
gend Setty-Fatnehs vnn. ..

„Du kamſt nicht deßwegen“, sprach die Frau
ernſt. „Jch weiß warum Du kommſt; ich ſehe Dich
heute nicht zum ersten Male.“ /

„Du warst im Theater, ich weiß es, Herrin.

Aber ob ich Dich gleich vor mir sehe, ich kann kaum

glauben, daß Du eine Egypterin ſeieſt ; wie kommſt
Du zu der Sprache eines fremden Volkes?“
„Wie kommſt Du in das Land der Fremden ?“
fragte die Frau dagegen. „Kehre dahin zurück, von
wo Du kommſt, es haftet Unheil an Deinen Tritten.“
„Unheil für mich? ich frage nicht darnach, ich
bin das Unheil gewöhnt.“ . . u
„Weil Du wild begehrſt und durch eigenc Kraft

erlangen willſt, was das Schicksal Dir versagt ;

weil Du einmal, da es seine Gabe Dir gab,
diese harten Herzens verſchmäht haſt; weil Du ge-
sündigt haſt an einem edlen Herzen und nun meinest
ein Ri aben an Das, was ttt! tit war,



L-ſpaltige Perts.

Anzeigen: die
l Raum 5 Pfg.

Rabattbewilligung. :

Expedition Urunnengaſſe 24. .
~* Zi .
T881.
L s
Theilhaber der Firma Menz & Gamber hier, wel
cher ſeit einigen Jahren als Privatmann in Karls
ruhe lebte und dort von einem Blutsſturze befallen
wurde, welchem er erlag. Beide Verſtorbene ere
freuten sich hier einer allgemeinen Beliebtheit uu
wird ihr Hinſcheiden ſchmerzlich bedauere. “
# Wiesloch, 6. Juli. Der Landwirth Abraham
Hohſter wurde geſtern während den Arbeiten in eine
Lehmgrube verschüttet und sehr erheblich verlekt. Man

ließ ihm zwar hier die erſte Hilfe angedeihen, ver
brachte ihn aber dann ins akademische Krankenhaas

nach Heidelberg.

O Hilsbach, 6. Juli. Invalide Müller hier
welcher im Feldzuge 70/71 den einen Fuß verlor

| und entsprechende Penſion bezieht, hatte kürzlich daes

Glück mit 1 Mk. Einsatz in der Stuttgarter Kirchen
baulotterie 20,000 Mk. den höchſten Treffer zu ge
winnen und bereits ausbezahlt zu erhalten. Es iſte.
diesem Mann deſto mehr zu gönnen, da derſelb
keiner Arbeit mehr vorſtehen kann, ein braver Bür-
U M S
bis jetzt noch einen recht guten Herbſt, ebenſo ſinn
noch gute Aussichten auf Obst, namentlich Aepfen,
welche erſt nach dem Schneefall zur Blüthe kamen.
~ Am Sonntag den 30. Juni haben sich 4 Knechte
vom Birkenhof Gemeinde Weiler Nachts beim Nach
hauſegehen dadurch Vergnügen geſucht, daß dre
derſelben dem Einen derart im Gesicht ſtreich
daß er am andern Vormittag bei gemachter An
nicht im Stande war, so viel aus seinen A
zu sehen, um seinen Namen unterzeichnen zu können
[D] Aus dem Elsenzgau, 6. Juli. In de
Nacht vom 3. auf 4. dſs. Mts. wurden de

Kreuzwieſer Ehefrau von dort und zwar Erst

183 Stück bereits neue leinene Mannshemden

feiner Bruſt, 2 Frauenhemden aus Leinen u
Stück leinene Betttücher roth mit P. B. und
gezeichnet und lettterer ein noch neues lei

Frauenhemd roth mit S. L. gezeichnet im Gesa

werth von 51 Mk. entwendet. Die oder der

diesen langſam gesprochen Sätzen gelauſcht. Jet
schlug sie ein grelles Lachen aun. t
„Und wer biſt Du, die so zu mir redet? ein
verlorene Abenteuerin, die, auf ihren Irrpfaden vo
Europa ausgeſtoßen, im Harem eines Mameluk
ſich verbirgt. Woher sonst käme Dir die Ken
der deutſchen Sprache so genau, daß er Dir e
len konnte, wie ritterlich er gewesen. Wir t
uns auf gleichen Pfaden, der Weg ist zu ſch
Eine muß weichennn. i j ,.
aut h. qu tts t esc : Z
ich habe ihn geliebt, ehe ich noch wußte, was Lieb
sei; ich liebe ihn, ohne je für mich etwas z
gehren, als daß ich ihm dienen und ihn ſchützen
ich liebe ihn, ohne ein Recht zu verlangen +
„Als das der Schäferſtunden in Deines M
Garten,“ unterbrach die Sängerin sie höhniſch.
biſt sehr kühn, mir von Deiner Liebe zu ſagen
„Du würdest mir und ihm zu ſchaden ſuchen,
auch wenn ich es Dir nicht gesagt. Nun weißt Du

es, und weißt es, daß ich nichts verlange, als ihm

zu nüten, kein Recht begehre an sein Herz. Dr
liebſt ihn jett, da er Deine Liebe verſchmäht; da e
Dir ſeine Liebe bot, jagteſt Du ihn in zie Et
MKL zh;
wenn Du ihn liebst, Hu’ biſic jein Unheil .
in das Land zurtick, von wo Du gekommen —

. „Und laſſe ihn mir ganz allein!“ rief die 1 öh:


 
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