Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI chapter:
No. 282 - No. 306 (2. Dezember - 31. Dezember)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1263

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext






Mittwoch,

iterantwartl. Rebakteur Philipp Klausner in Heivelberg.
Erſcheint täglich außer Uonlag. ſbornnermentspreis für
eſberg: monaili dur ch bie

gj





tit ilich 46 Pfg. mit Trägerlohn.

oft bezogen viertetiähri. Lr. 1.25 ohne ‘Zufletlungsgsbülhr.

. 306.6
“Abonzemeuts-Ciuladung.

t dem 1. Januar beginnt ein neues Quartal
au

„Heidelberger Tageblatt“

(General-Anzeiger)

nebst dem wöchentlich einmal erſcheinenden

illuſtrirten Unterhaltungs-Blalk
weshalb wir zu recht zahlreichen Beſtel-
lungen höflichſt einladen. Der Preis beträgt bei
der Poſt abgeholt nur 1 Mk. 25 Pf., durch den
Briefträger in's Haus gebracht 1 Mk. 65 Pf. Bei
unseren bekannten Ag entur en 1 Mt. 50 Pf. pro
Quartal. In Heidelberg und nächſter Umgebung,
monatlich 45 Pfg. Bestellungen nehmen alle Poſt-
anſtalten und Landbriefträger, sowie unsere Herren
Agenten jederzeit entgegen. Die Expedition.

Deutſches Reich.

Berlin, 27. Dez. Der am 22. Februar hier-
selbst zuſammentretenden Generalverſammlung des
Colonialvereins wird von einer Seite der Antrag
unterbreitet werden, den Sitz des Vereins von
Frankfurt a. M. nach Berlin zu verlegen. Der
Antrag wird damit motivirt, daß von Frankfurt
aus der erſte Theil des Programms, die Propa-
ganda für Coloniſation, zu erfüllen war, daß aber
der zweite Theil, die prakiiſche Durchführung colo-





nialpolitiſcher Pläne ohne die engste, stetige Fühlung |

mit der Regierung und den über See erfahrenen
Beamten und. Privaten, die am Sitze der Re-
gierung sich aufhalten, cußerordentlichen Schwierig-
keiten begegnen.

Berlin, 29. Dez. Wenn vielfach die Meinung
laut wird, der Reichskanzler werde vorläufig jede
Berührung mit dem Reichstage vermeiden, und als:
bald seine Reiſe in das Ausland antreten, so wird
man dem entgegen nicht überſehen dürfen, daß der
Reichskanzler zunächſt durch die wichtigen Fragen
der auswärtigen Politik noch in Berlin feſtgehalten
wird, überdies aber entſchloſſen iſt, den Nacktrags-
etat und die Dampfervorlage im Reichstage per-

f

Ein Lichtſtrahl in duukler Nacht.

(.2 sFor!ſegnug)

Paula lag noch immer ſcheinbar bewußtlos vor
dem Bette ihres Vaters auf den Knieen. Sie ſchien
nichts von dem, was um sie vorgegangen war, be-
merkt zu haben.

Prell ließ sie ruhig gewähren. Als aber nach
kurzer Zeit das Rollen eines Wagens auf der Straße
ihm verrieth, daß sein Wagen vorgekommen war,
trat er zu ihr und versuchte sie empor zu richten.

„Kon.m, Paula“, sprach er.

Sie stand auf. Willenlos, wie ein Kind er-
ſchien sie. Sie wußte ja ſelbſt nicht, was sie that.

„Komm mit mir, Paula“, fuhr er fort. „Mein
Wagen hält unten vor der Thür > hier kannst
Du nicht bleiben.“

Erſt jetzt ſchien fie ſein Vorhaben zu begreifen.
Entschieden wendete sie ſich zurück.

„Ich bleibe hier“, erwiederte sie, + „ich ver-
laſſe meinen Vater nicht.‘

„Sei vernünftig, Paula“, warf Prell ein. Du
kannst ihm keinen Dienſt mehr erweiſen, deshalb
denke an Dich selbſt. Komm mit + Marie foll
Dir eine treue Schwester ſein, mein Haus, Dein
zweites Vaterhaus werden.“

„Ich kann jett noch nicht fort von hier. Nur
heute laſſen Sie mich noch hier“, entgegnete Paula
bittend. „Es iſt ja für mich Alles so ſchnell herein-
gebrochen + ich hatte keine Ahnung > ich hoffte
ſo bestimmt, daß er wieder geneſen werde."

„Er wollte nicht, daß ich Dich auf ſeinen Tod
vorbereitete“, ſprach Prell. „Ich wußte es ſchon

(General-Anz

| Verküudiguugsblalt für die







' ſönlich zu vertreten. Es verlautet übrigens mit
ziemlicher Bestimmtheit, daß tas Centrum in beiden
Fragen fich ablehnend verhalten, aber einer ge-
ſchloſſenen Unterſttitzung der deutſchfreiſinnigen Partei
keineswegs sicher ſein werde.

Darmſtadt, 27. Dez. Das den Ständen zu-

gegangene Geseß über die Gemeindeumlagen will
~~ um kurz die Hauptgrundſätzee hervorzuheben +
bei der Bildung der Gemeindeſteuercapitalien die
Grundgewerbe- und Kapitalrentenſteuerkapitalien ganz,
die Einkommenſteuerkapitalien aber, wie bisher, nur
zur Hälfte heranziehen. Die von dem neuen Ein-
kommenſteuergeſeß befreiten Einkommen bis zu 500
Mk. bleiben, wie bisher gemeindeſteuerpflichtig, Ein-
ſchätung in drei Klaſſen vorgängig. Aktiengesell-
ſchaſten sollen mit ihrem ſtaatsſteuerpflichtigen Ein-
kommen nicht herangezogen werden, wohl aber die
Inhaber von Aktien wegen Hinſen und Dividenden
nach Bildung beſonderer Steuerkapitalien. Die Be-
freiungen im Einkommenſteuergeſes haben auch auf
die Gemeindeſteuer, soweit auf dem Einkommen be-
ruhend, Anwendung. Die Bestimmungen wegen
Heranziehung auch der Einkomrnen unter 600 Mk.
finden auf Gewerbsgehilfen und Dienſtboten, welche
von ihren Principalen und Dienstherren Wohnung
und Koſt empfangen, keine Anwendung. Wohnt ein
Einkommen- bezw. Kapitalventenſteuerpflichtiger ab-
wechseln» an. verſchiedenen Orten des Landes, so
„wird er an seinem Hauptwohnort herangezogen.

: Norwegen. Jeu t
Stockholm, 28. Dez. Die geplante Ernennung
des Kronprinzen Guſtav von Schweden zum Vice-
könig von Norwegen, die seitens Tes liberalen Mini-
steriums Sverdrup mit so wenig Sympathie be-
grüßt wurde, ist vorläufig aufgegeben.
ſchwediſche Kronprinzenpaar beabſichtigt aber gleich
nach Neujahr nach Chriſtiania überzuſiedeln, um
daselbſt bis zur Ankunft des Königs Oskar, der
Ende Februar dort eintreffen wird, zu verbleiben.
Prinz Guſtav iſt gegenwärtig mit dem Studium
national-ökonomischer Fragen beſchäftigt und arbeitet
täglich mehrere Stunden im Miniſterialgebäude.





Sein jüngerer Bruder Prinz Eugen hat in dieſen

seit Tagen, daß keine Hoffnung mehr für ihn war.
Es wäre beſſer gewesen, wenn ich Dir Alles gesagt
hätte. Es iſt nicht zu ändern ~– nun ſuche Dich
ft keſes. q 1. g! z ft uuuuet _.
ich es nicht gestatten + ich habe Deinem Vater
verſprochen, für Dein Wohl Sorge zu tragen.“

„Sie sind ja auch meine einzige Stütze“, rief
Paula, seine Hand erfaſsend.
ich ganz verlassen da.“ j

„Und Du follſt eine feste Stüte an mir finden“,
erwiederte Prell. „Du ſollſt erkennen, daß ich es
gut mit Dir meine - ſehr gut, Paula. Von heute
an biſt Du meine Tochter.“

„Ohne Sie ſtände

Er beugte ſich zu ihr herab und küßte sie auf

die Stirn. Sie ließ es geſchehen. Sie drückte seine
Hand, sie bemerkte ja nicht, wie wieder in seinem
Auge ein verlangendes Feuer aufleuchtete.

Prell ging. Er verſprach bald wieder zu kom-
men und all die Vorkehrungen, welche der Tod des
Steuerraths erforderte, in die Hand zu nehmen.

Der Steuerrath war beerdigt, das Testament
desſelben auf dem Gericht geöffnet und der Doctor
Prell als der Vormund Paula's bestimmt. Paula
war alleinige Erbin, allein dies Erbe hatte ſich be-
deutend geringer herausgestellt, als man allgemein
erwartete. |

Seit Jahren hatte Braun sehr eingezogen ge-
lebt, um für seine Tochter zu sparen, wie er dies
offen eingeſtanden. Sein Gehalt war ein hohes ge-
weſen und Manche hatten ihm nachgerechnet, wie
viel er jährlics zurücklegen müſſe. Dieſe Berechnung



stimmte nach seinem Tode nicht. Er hatte auch
zu Paula gesagt, daß er ihre Zukunft ficher gestellt

Hezirke Heidelberg, Weiuheim, Schweltiugen, Wiesloch, Ziusheim, Eppiugen, Mos-
bach, Yettarbiſchofshrim, Eberbach, Futhen, Ialldirn, Ideisheim, auberviſthofsheim & Wertheim.

Das







31. Dezember

Dru unk Verlag von Wurm & Pfeffer in. Heivelberg. .
ppedition Vrunnengs sen..

stnzeigen: die I-Fpaltige Petitzeile oder beren Raun: ß Nîg..

fir autwärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erſcheinen Rabatt.

R.
; § !

Erro nurn ens m rr r m ®zÜs ;
Tagen in Gegenwart des Staatsrathes und mehrerer













hohen Offiziere das Offiziersexamen abſolvir, ww. .

rauf seine Ernennuttg zum Sckondelieutenant der
Garde und der Huſaren am 22. d. M. erfolgte.

ß Aus Uah uud Fern.
* Neckargemünd, 28. Dez. Die Abhaltung



der monatlichen Amtstage findet an den folkee.
Tagen jeden Monats statt: a. des Gr. Bezirksam.

tes jeweils Mittwochs, den 21. Januar, 18. Febr.,
18. März, 165. April, 20. Mai, 17. Juni, 15.
Juli, 19. Auguſt, 16. Septbr., 21. Oktbr., 18.
November und 16. Dezember. b. des Gr. Amts-
gerichtes jeweils Mittwochs den 7. Januar, 4. Febr.
A. März, 1. April, 6. Mai, 3. Juni, 1. Juli, 5.
Ftugzift. j: September, 7. Oktober, 4. November und
2. Dezember.

. & Nußzoch, 28. Dez. Wie
wärts berichtet, ſo kann auch von hier mitgetheilt
werden, daß die hiesigen Geſangvereine am zweiten
Weihnachtstag eine Chriſtbaumverlooſung veranſtals
teten. Die hiesigen Ortsarmen erhie:ten von Herrn
Bartholomä aus Heidelberg, Jagdpächter der hiesigen

Ihnen von ander-

Gemarkung, wahrſcheinlich in Anbetracht der heue.
rigen prächtigen Jagd, ein reiches Chriſtgeſchenk vm

100 Mk. Alle Hochachtung und Anerkennung dem

edlen Spender! - Unsere Tabakspflanzer find aceh

hier mit dem Tabaksverkauf tibel daran; obgleich

er Tabak rurebſchnititich recht ſchön und prächtg

ausgcfallen, fu iſt jerech gar keine Nachfrage vor-
handen. Einzelne Parthien wurden verkquft zu dem
äußerſt niedrigen Preis von 12-15 Mark. Ob
die geringe Nachfrage eine Geſchäftsmanipulation
der Tabakshändler und Fabrikanten iſt, dürfte von
Sachkennern unterſucht und beantwortet werden, ſo
viel iſt gewiß, daß die Käufer bald dieses bald
jenes am Tabak auszuseßen haben. JIſt er groß-
blätterig wie der heurige, ſo ſoll er kleinbliätterig

sein, bald brennt er nicht schön, bald iſt er zu .

speckig u. s. f. Bei ſolchen Verhältniſſen und Preiſen
hat der Tabakspflanzer nicht nur keinen Nuten,

sondern vielmehr Verluſt, da er nicht ei nnal dn

Arbeitslohn herzusbringt und bei Pachtäckern muß

habe. Se!bſt dieſe Worte bewährten fich nicht, denn ' !
t Erbe reichte nicht aus, um davon leben..

Paula hatte an dies Alles noch nicht gedacht.
Noch hatte Schmerz und Trauer keinen andern Ge-
danken in ihr aufkommen laſſen.

In dem Teſtamente war die Summe, welse H
Braun seiner Tochter hinterließ, nicht erwähnt. eh.

in seinen Papieren fand ſich keine Angabe darüber
vor. An eine Veruntreuung von irgend einer Seite
war um ſo weniger zu denken, als das Gericht des
Verſtorbenen Zimmer ſchon wenige Stunden nach
seinem Tode versiegelt hatte. Bis dahin war kein
Fremder in die Wohnung gekommen und die Die-
nerin hatte ihre Treue zu lange Jahre hindurch
bewährt, als daß gegen sie nur der geringste Ver-
dacht hätte aufkeimen könnnen.

Paula klebte in Prell's Hause. ; .
Tochter Marie, welche in gleichem Alter mit ihn

stand und wie ſie achtzehn Jahre zählte, war i-ſen.
JugendgespielÇin und. Freundin. Auf's Innigie. |

ſchloß sie fich ihr jetzt an.

d g: Ü

Paula hatte mit Marie dasſelbe Zimmer zube.
ziehen gewünſcht, der Doctor war dagegen geweſn.

Verschiedene Gründe hatte er dagegen angegeben.
und Paula hatte sich gefügt + sie war ja toe.

dem den ganzen Tag mit Marien zuſamnmkmn..

Das Zimmer, welches Prell für Paula beſtimnt.
hatte und welches sie bewohnte, war das freun.
lichſte und ſchönſte im .;; Ha z! s .

umwachſenen Fenſter fü

gelegten Garten. Die Einrichtung des Zimnmee.
war äußerſt geſchmackvoll und faſt zu reich zue
wohnlichen Cemtihlichkeit. Nach des Doctors eigener e



 
Annotationen