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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 26 - No. 50 (1. Februar - 29. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0105

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Heidelber

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bezogen viertelj. 1 Mk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengaſſe 24.

berger Cageblat

Heidelberger General-Anzeiger.

PYeraulwortlihher Nedaltteur Philipp Klausner.



Anzeigen: die 1-ſpaltige Petit- .-
zeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg.
Bei mehrmaligem Erſcheinen ;
Rabattbewilligung. t i

Expedition Brunuengaſſe 24.



A 26.

Deutſches Reich.

Karlsruhe, den 29. Januar. Seine Königliche
Hoheit der Großherzog beſuchte heute Vormittag
von !/, 10 bis 12 Uhr das Lehrerſeminar I und
hörte dort ebenſo dem Volksſchul-Unterricht als dem
Unterricht der Seminariſten zu, geführt von dem
Seminardirektor Leutz und den Lehrern der Anstalt.
Hierauf empfingen Seine Königliche Hoheit den
kommandirenden General des 14. Armeecorps, Gene-
ral der Infanterie und Generaladjutanten Seiner
Majestät des Kaisers und Königs, von Obernitz,
ſowie den Oberſt Streccius, Kommandeur des 4.
Rheiniſchen Infanterie-Regiment Nr. 30. Nachmit-
tags beſuchte der Großherzog Seine Großherzogliche
Hoheit den Prinzen Karl und deſſen Gemahlin
Gräfin Rhena zur Beglückwünſchung aus Anlaß
des Geburtstages deren Sohnes, des Grafen Friedrich
von Rhena. Später nahmen Seine Königliche Hoheit
den Vortrag des Geheimerath Freiherrn von Ungern-
Sternberg entgegen und Abends fand im Großher-
zoglichen Schloſſe Hoftafel statt, zu welcher mehrere
höhere Staatsbeamten und andere Personen Ein-
ladungen erhalten hatten. ,

Berlin, 30. Jan. Die Steuerkommission lehnte
mit allen gegen vier Stimmen den Paragraphen
2 (Besteuerung der Aktien-Geſellſchaften) ab.

Berlin, 30. Jan. Die Budgetkommission nahm
den Antrag an, die Position: „Zweihunderttauſend
Mark“ als erſte Rate für den Neubau eines Gym-
naſiums in Frankfurt a.. M. von der Berathung
abzusetzen, bis die Staatsregierung näheren Auf-
ſchluß gegeben habe über das Verhältniß der katho-
liſchen Gemeinde gegenüber der Stadt, zwischen
denen ein Konflikt entstanden sei, weil die
Stadtverordneten den Vorſchlag des Magiſtrats, die
katholiſche Selektensſchule in ein Gymnaſium um-
zuwandeln, abgelehnt haben. +- Die Jagdordnungs-
kommission nahm die Vorlage bis zum Paragraph
zwölf ohne wesentliche Aenderungen an. j

Berlin, 30. Jan. Die Steuer-Kommission nahm

den § 3 des Einkommenſteuergeſetes, welcher über
die bedingt Steuerpflichtigen handelt, mit einem

Ein Millionär.
Original-Novelle von F. Klinck.

Fortsetzung.

„Herr Hochheimer hatte es mir verſprochen -
er war sehr dankbar, weil ich seine Schwester so
teu gzfest hate gab er Ihnen das Geld nicht
leich? Ein Mann, wie Herr Hochheimer, wird doch
f: Schulden einer Krankenwärterin gegentiber so-
fort erledigen.“ j .
Das mochte auch Frau Weigelt einleuchten.
„Das that er auch, aber er sagte mir, er würde
sich meiner stets erinnern. Als wir nun in Geld-
verlegenheit kamen, da dachte ich, er möchte mich
hetcigt daraus befreien -~ er iſt ja ein reicher
ann."
: „Und hat er das gethan ?““ ;
Sie besann sich - - jedenfalls war es äußerst
ſchwierig, hierauf eine Antwort zu geben.
„Ja,‘ sagte sie dann.
,@Vieviel gab er Ihnen.“ ;
Ehe Frau Weigelt noch dieſe Frage beantwor-
ten konnte, wurde die Thür abermals geöffnet und
ein Bursche stürzte herein, in seiner Hand einen
Brief haltend. Sie stieß einen heiſeren Schrei der
Wuth und Verzweiflung aus + im nächſten Augen-
blicke hatte der Polizeibeamte das Billet in Hän-
den und ohne einen Blick auf die Adreſſe zu werfen,
daſſelbe erbrochen. t .
_ Er las. Immer mehr erhellte sich sein Gesicht.





Freitag, den 1. Februar

Amendement Wedell-Malchow's an, welches lautet:
„Nicht minder Atien-Geſsellſchaften, auf Altien,
soweit dieselben nicht in Preußen ihren Sitz haben“
und mit einem Zuſatze Hänel's, wonach preußiſche
Staatsangehörige die im Auslande wohnen, ohne
im Inlande ihren Wohnsitz zu haben, von der Ein-
kommenſteuer befreit sind, wenn sie nachweisen, daß
ſié tit gleichartige Steuer im Auslande zu zahlen
haben.

München, 30. Jan. Landtag. Auf Vorwurf
der Rechten wegen seiner geſtrigen Aeußerungen er-
widert Lut, er sei erſtaunt daß man sein Auftreten
als deprekatoriſch bezeichnet habe, er habe ſich einfach
gegen die Angriffe der liberalen Preſſe gewehrt
und gestern nur gesagt, er hätte augenblicklich keine
weiteren Konzessionen zu machen; sein Entgegen-
kommen erlitt ſeit geſtern keinen Abbruch. Das
Haus genehmigt ſodann die Forderung für die
Universität München; die Forderung für einen
außerordentlichen Profeſſor des römiſchen Rechts
wird abgelehnt. Betreſfs der Forderung der Rechten
wegen Berufung eines katholiſchen Geſchichtsprofeſſors
erklärt Lutz, es müßten alsdann Mittel für zwei
Profeſſoren angesetzt werden, damit man nach beiden
Seiten gerecht werde. + Rittler beantragt die An-
seßzung weiterer 5000 Mk. für einen eigenen katho-
liſchen Geschichtsprofeſſor. Die Diskussion wird auf
morgen vertagt.

E

Wien, 29. Januar. Der Antrag Wurmbrand

wurde mit 186 gegen 155 Stimmen atgelehnt.

Auch der Vermitttungsänteag Coronini wurde ab-

gelehnt... .
p: Rußland. ;

Petersburg, 30. Jan. Die „Nowoſti“ melden:
Infolge entstandener Mißverſtändnisse über den
Charakter des Verkehrs der ruſſiſchen Konſule im
Auslande mit den ruſsiſchen Behörden in Angelegen-
heiten, wo es sich um Sicherung des Vermögens
in Rußland gestorbener Ausländer handelt, ſind
die Konſule vom Staate instruirt, daß sie in solchen
Angelegenheiten als Amtsperson, nicht als Vertreter
von Privatintereſſen aufzutreten haben.

| Ein ſpdttisches Lächeln flog darauf hin und her. |
| Dann ſagte er ruhig:

„Frau Weigelt Sie sind meine Gefangene.
Sie werden mir folgen, vorher aber liefern Sie
mir “sg Vermächtniß der verſtorbenen Frau Sylvia
Hanſen aus.“

Vergebens war alles Jammern und Wehklagen
~ fie fah ein, daß hier kein Leugnen half, und
mit stiller Wuth im Herzen ergab sie ſich in das
Unvermeidliche. 4:4

Wenige Minuten später verließ Frau Weigelt
in Begleitung zweier Herren, welche liebenswürdig
genug waren, ihr keine Fußtour zuzumuthen, in einer
Droſchke das Hôtel garni, wo sie so glänzende Hoff-
nungen für die Zukunft hegt, um ſsich in der trau-
rigſten Wirklichkeit wiederzufinden.

RVI.
Die Vergeltung.

Eine ſseltſame Unruhe herrſchte in dem Hauſe
des Herrn Otto Hochheimer. Die Diener standen
rath- und thatlos umher, und wo zwei zusammen-
stießen, da wurde geplaudert, geflüſtert und mit dem
Kopfe geſchüttel. G Ut

Einen Grund hatte diese Unruhe und zwar einen
vollwichtigen. Emilie Hochheimer war seit dem
Morgen ſpurlos verschwunden. Die Schubfächer
ihrer Möbel befanden sich in einem Zustande, als
ob Alles herausgeriſſen und das Hineinlegen ver-
ſfLüc re te Verte bett üer
eine schreckliche, denn das Lachen, in welches Herr
Hochheimer ausbrach, als man an ihn die Frage







genügte, um ihm zu ſagen, daß daraus die Sunme



1884. .
Amerika. . y
Newyork, 30. Jan. Infolge einer Meluan.
aus Lima fielen die Wahlen zur Nationalverſanme.
lung, welche den Friedensvertrag mit Chili rotifin
ziren und die konſtitutionelle Regierung wiederher.
ft soll, vollſtändig zu Gunsten des Präſidenten
glesias aus. .



Badischer Landtag.

Karlsruhe, 29. Jan. 27. öffentliche Sikung
der Zweiten Kammer unter dem Vorſiße des Prä«s
sidenten Lamey. Am Regierungstiſche: der Präs.
sident des Finanzminiſteriums Geh. Rath Ellsſtäteen.
Ministerialrath Wielandt vom Großh. Finanzmini- :
ſterium. Eingelaufen ſind : .

1) Bitte der Gemeinde Föhrenthal, Heuweille.
Oberglotterthal und Unterglotterthal um Beibekle.
tung der Glotterthalſtraße als Staatsstraße be zn.
Landstraße übergeben von dem Abg. Blattmann.

2) Bitte der Gemeinde Liedolsheim, Rußheime.
um Aufhebung der Fluß- und Dammbau- Beiträägs

bezw. um Abänderung des bisherigen Modus der
Erhebung derſelben; übergeben von dem Abgeord-
neten Schneider (Karlsruhe). Die erſte der beikn
Petitionen wird der Kommission für Eiſenbahne.
und Straßen, die zweite der Petitionskommiſon.
überwiesen. .

Der Präſident theilt hierauf das Ergebniiß de..
Wahl für die Kommission zur Vorberathung d'en.
landwirthſchaftlichen Enquete mit. - - Gewählt îſnn.
die Abgg. v. Buol, Burg, v. Feder, Frank, Ganten.
Grether, Junghanns,. Kast, Kiefer, Klein, v. nue.
bronn, Nopp, Walz. Die Kommission zur Berathuag
des Jnitiativantrags des Abg. v. Neubrom ite.
durch Wahl der Abgg. Roßhirt und Roder ven.
ſtärkt worden. Die Abgg. Maurer und v. Bul
zeigen die Fertigstellung von Kommissionsbericten.
an. - Die beantragte Drucklegung wird genehmigt.

Im Anſchluß an B. Einnahmen, Tit. I Do-
mänenverwaltung, A. Ordentlicher Etat, L. Aus.
eigenthümlichen Liegenschaften, $ 6. Aus Forſtblen.
nutzungen wurden die Berichte der Petitionskfomminhg.
sion über w













stellte, ob die gnädige Frau vereiſ't sei, war en
wahrhaft ſchreckliches, und bisweilen erreichte es
noch das Ohr der Diener. .
Wie hatte sich der Kaufherr in. den lezten Tſtqen
verändert. Sein Haar war grau geworden unn
seine Stirn mit Furchen gezeichnet, wie die eins.
alten Mannes. Er saß in dem weichen Polſterrn
sessel in der Nähe des Kamins und starrte in die
rothe Gluth. Emilie war fot + wohin? Das
wußte er und vielleicht außer ihm Niemand, oder
wenigstens nur Derjenige, der sie auf ihrer Reiſe
begleitete. : .
G Als er am Morgen in sein Arbeitszimmer trat,
fand er seinen Schreibpult geöffnet und ein Blick

von 30,000 Thaler in Kaſſenanweiſungen, welche
er am vorhergehenden Abend hineingelegt hatte,
entwendet sei. . : §
Wer war der Dieb? ö
Die Frage wurde nur zu bald beantwortet.
Der Kaufherr bewegte ſich nicht von der Stell
ob auch Stunde auf Stunde verrann, Alles, w
ihn die letzte Zeit, und besonders die letzten Ta
hindurch, beunruhigt hatte, exiſtirte nicht mehr für
ihn, er dachte nicht einmal mehr daran. Seine Ge-
danken concentrirten ſich auf Emilie, auf das Weib,
welches der Ruin seines Daseins gewesen war. Er
war keinen Augenblick darüber in Zweifel, was aus
ihr geworden war. Nach jener Unterredung mit-
dem Lieutenant Reinfeld, durfte er Ales von ihr
erwarten – und er war der Betrogene.
Da wurde dem Kaufherrn der Polizei
Paulmann gemeldet. .
Otto Hochheimer rührte sich nicht vi



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