Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI chapter:
No. 204 - No. 228 (2. September - 30. September)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0871

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


3

t





Trizeint täglich außer Montag.
t „Abonnemen tspreis
Z.stidelberg: monatlich 45 Pfg.
hrize Trägerlohn, vurch die Poft
ken viertelj. 1 JUk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengaffe 24.

eidelberger Tagel

Yerantworiliher Redaktenr Philipp Klausner.

att

A igen: die L-ſpaltige

Heidelberger General-Anzeiger. ü

Grpedition Brunnengafſe 24.



FH

Deutſches Meich. :
ij Berlin, 6. Sept. Die Reichsregierung hegt,
. s bekannt, die ausgesprochene Absicht, die Er-
orſchungen des Geh. Raths Koch über die Ent-
Vehung der Cholera für die Heilkunde im Reiche
bar zu machen. Diese Absicht soll jetzt zur Aus-

ih Die Bundesregierungen sind

s rung gelangen.
' vr Kurzem erſucht worden, geeignete Medicinal-
. peamte zu benennen und zur Theilnahme an einem
Fest Geh. Rath Koch abzuhaltenden Curſus über
grſſtellung des Vorhandenſeins von Bacillen bei
ſtueraverdächtigen Erkrankungen nach Berlin zu
n.

a Berlin, 8. Sept. Der Reichsanzeiger meldet,
' Uh einer telegraphiſchen Anzeige des kaiserlichen
. ſenſuls in Kanton sei die Mündung des Kanton-
. ! )! s chinesischen Behörden für Seedampfer

rrt worden.

. ß Potsdam, 8. Sept. Ein gestern Abend 7 Uhr
1.9 Min. von hier nach Wannsee abgelaſſener leerer
. Fe; lonenzug gerieth bei der Station Neuendorf in
Ulge falscher Weichenstellung auf einen todten
. ſctrang. Die dort befindliche Centralapparat-Bude,
wie ein Packwagen, auf welchen die Locomotive
Uflief, wurden zertrümmert. Der Maſchiniſt wurde

| Êttödtet, der Zugführer ſchwer, der Heizer leicht ver-

ett. Lerthröftönlngrs fs nicht eingetreten.
t Brüſsſel, 8. Sept. !. geſtern in Brüssel
l'attgehabte bedauerliche Ruheſtörungen wird jetzt
L ſemeldet : Die Aufregung dauerte geſtern den ganzen
hend, jedoch kamen keine weitere Ruhestörungen
ü Die Zahl der Verhafteten beträgt 185, die
Hahl der Verwundeten iſt beträchtlich.

n Brüssel, 8. Sept. Die Zahl der bei den gestrigen
. Prruhen Verwundeten beträgt gegen hundert ; einige
_ HHerſonen find ſchwer verleßkt. Das Gerücht, daß
. qrLerſonen todt seien, iſt nicht bestätigt. In mehreren
. ndern Städten fanden bei der Rückkehr der Theil-
hezmer an der clericalen Kundgebung auf den Bahn-
sen Ruhestörungen state.

h.,„Brüſſel, 8. Sept. Die gestrige Kundgebung der
lholiſchen Partei nahm gegen 101/, Uhr ihren

Im Hauſe des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.



(10. Fortſezung)

di In geringer Entfernung vom Schloſſe, aber durch

îlä uralten, breitäſtigen Bäume des Parkes voll-
pendig verdeckt, lag das kleine Häuschen, in welchem
.. x Obergärtn er Nikolaus Werner mit ſeiner Schwester
. Teynte. Dorthin wendete ſich jettt Elsbeth und ihre
. write waren viel raſcher, als es durch die Noth-
.! ſejrdigkeit geboten gewesen wäre. Obwohl sie sich
. len dartiber im Stillen thöricht und furchtſam

it nnte, gab sie doch einem unbeſtimmbaren Geftihl
jftere: Unruhe und Beängstigung nach, das sich seit



er lezten Unterredung mit dem alten Gutsherrn

_ ihrer bemächtigt hatte und das sie nur mit einem
Yten Beben an die zweideutigen Worte und die

Êdêk

pnenden begehrlichen Blicke des jungen Barons
. ſluß r ließ. Schon unter dem unmittelbaren Ein-

| derselben hatte sie sich einer gewissen Beklem-
itthur Caſcnzug ves'jergen. Marcs teh "j:
_ levithen, und erſt die ernſte Warnung des Oheims,
U lz s: § 26c1s EU Ü:!
. hatten ihn auf's Neus ew mit .es o Ge-
gvuicht t

iet nftszefuhn Wie ſehnte ſie ſich kt

pre gt! E einziges Vert z:! R. ert hies
fi zu können, und von ihm zu erfahren,





verh a
Perin
ah

Iten müsse! Ihre Lebenserfahrung war ja ſo
g und von der großen Welt und ihren Ge-

ſchweizeriſchen Grenze.



(Arabien) macht der Pforte große Sorgen. Yemen

Mittwoch, den 10. September

TSS.



Anfang, indem sich der aus einer großen Anzahl
von Theilnehmern bestehende Zug in Bewegung setzte.
Die den Zug in dichten Schaaren begleitende Men-
schenmenge suchte alsbald die Ordnung zu stören,
einzelne Gruppen drängten vielfach in den Zug, be-
lästigten die Theilnehmer, hemmten die Bewegung
und zerriſſen die Fahnen und Embleme. Die Poli-
zeimannschaften, Gendarmerie und berittene Bürger-
garde suchten die Ordnung wieder herzuſtellen. Meh-
rere Verhaftungen wurden vorgenommen, auf beiden
Seiten kamen Verwundungen vor. Gegen 3 Uhr
trat vollkommene Stockung des Zuges ein, der über-
dies durch die dazwiſchen gedrängten Maſſen des
Publikums vollständig aus der Ordnung gebracht
wurde. Nachmittags 5 Uhr löſte sich derſelbe, da
alle Versuche, den aus dem Zuſammenhang gebrachten
Zug wieder zu ordnen, vergeblich waren, allmählich

auf, die Theilnehmer zerſtreuten sich, die Aufregung |

beginnt nachzulasſsen.
England.

London, 8. Sept. Nach einem Times - Tele-
gramm aus Fou-tſcheu vom 6. ds. Mts. hätten die
chinesischen Behörden eine Bekanntmachung erlassen,
des Inhalts, daß, nachdem der Krieg erklärt worden
Shanghai neutral, Wooſung mit Ausnahme eincs
als neutral bezeichneten Kanals blockirt erklärt wird.
Dem Bureau Reuter wird aus Fou-tſcheu vom 7.
d. gemeldet, die Häuſer der Fremden ohne Unter-
schied der Nationalität seien von chinesiſcheu Soldaten
geplündert worden. w
Italien.

Rom, 8. Sept. Der König und Prinz Ama-
dens trafen auf der Reiſe nach Neapel heute früh
im hiesigen Bahnhof ein und setzten, von Depretis
begleitet, unter lebhaften Begrtißungen Seitens der
Bevölkerung ihre Reise fort. + Der Geſundheits-
rath iſt geſtern zu einer Sitzung zuſammengetreten.
Wie verſichert wird, beſchloß derselbe die Aufhebung
der Quarantäne an der öſterreichiſchen und der

Das Fortjshrtite EL thtuzſinc-s {n Hevjaz



sie bedrohte, einen klaren Begriff machen konnte,

thun und wie sie ſich dem Fremden gegenüber



t ren hatte sie nur eine so unzureichende Vorstel-

lung, daß ihr das Vertrauen in die eigene Kraft
deſto mehr entſank, je weniger sie sich von dem, was

Ihren Verlobten aufzuſuchen, war aber unmöglich,
denn er pflegte gerade um diese Zeit einen Ritt
über die Felder zu machen, und die Furcht, ſich zu
verrathen, hielt sie zudem ab, einen der anderen
Beamten nach dem Ober-JInſpektor zu fragen. So
blieb ihr denn keine andere Zuflucht als der Bruder,
der natürlich längſt mit ihrem Herzensgeheimniß
bekannt war, und an den sie wohl überhaupt zuerst
gedacht hätte, wenn sie nicht trotz aller herzlichen
Schwesterliebe von jeher eine gewisse ängstliche Scheu
vor ihm empfunden. Heute aber durfte sie nicht
zaudern, sich ihm zu vertrauen. Sie war durch die
Ereigniſſe der letzten Stunden zu jäh aus ihrem
glücklichen Frieden aufgeſchrecktt worden, um ſich
nicht heiß nach dem Rath und Beistand eines treuen
Herzens zu ſehnen. .

Eben wollte sie um die lette Krümmung des
Weges biegen, als plötlich, wie aus der Erde ge-
wachsen, eine in dunkle Gewänder gehtillte weibliche
Gestalt vor ihr stand. Dieselbe war so raſch aus
einem dichten Gebtiſch vor Elsbeth hingetreten, daß
diese einen Aufschrei der Ueberraſchung nicht unter-
drücken konnte und unwillkürlich einen Schritt zu-
rückwich. :

t leichtes ſpöttiſches Lächeln glitt bei dieſer
Bewegung des Schreckens über das tief gebräunte
Gesicht der Fremden, aber ihre glänzenden ſchwarzen
Augen ruhten troßdem nicht unfreundlich auf Els-
beth's ſchlanker Geſtalt. „Fürchten Sie ſich nicht

| Schickſal ſelbſt in den Weg geführt. - Sind als



vor mir mein Fräulein“, ſagte sie mit wohltönender
Stimme, aber fremdartigem Deutsch. „Ich habe

mit einer Garniſon von 2000 Truppen iſt vÇm
8000 aufständischen Arabern umzingelt. Der Gou-
verneur von Mecca hat 1nf die Weiſung Truppen
nach Hedjaz zu ſenden, erwidert, daß die Unzufrieden- j
heit unter die Bevölkerung zu groß sei, um ihn zu gen.
statten, einen einzigen Soldaten wegzuſenden. Es :
werden in Konſtantinopel Anstalten getroffen, un
unverzüiglich 8000 Mann nach der bedrohten Pro-
vinz zu ſchicken. t
Die aufständige Bewegung unter einigen Kur-
densſtämmen unweit der perſiſchen Grenze droht
ebenfalls ernſte Verhältnisſe anzunehmen und es
wurde für nothwendig befunden von Moſul Trup-
fes nach dem Schauplatz des Aufstandes zu ent-
enden.



Aus Uah und Lern.

© Walldorf, 8. Sept. Die Hopfenernte wird :
t c UL
kauft werden täglich zuuu ts Fg qu a . .
doch iſt das Geschäft im allgemeinen noch flau. Im
Uebrigen deuten alle Anzeichen darauf hin, daß
Walldorf mit der Zeit einen ganz bedeutenden Plat
Ut den Hopfenplätzen Süddeutſchlands eimehne.
wird. ;

> Walldorf, 8. Sept. Von 1.- 30. Augutkte.
fand in der „Wilhelmsburg“ hier ein Preiskegen
ſtatt, bei welchem ſehr werthvolle Gewinne figurirteen.
Die Preisvertheilung wurde am letzten Samftag
vorgenommen, wobei der erſte Preis, ein prächtiger.
Regulator an Herrn Wilhelm Becker von Kirchhen.
ausgefolgt wurde. Den 2. und 3. Preis erhiellen.
die Herren J. Klare und Wendelin Heini, beide in.
Wiesloch, den 4. Herr Levy von Walldorf un en.
5. Herr Kolep in Nußloch, den 6. Herr Lehen
Winter, den 7. Herr Sternweiler und den 8. Hen
Herrmann, sämmtliche in Walldorf. + Zur ven.
feier des Geburtstags Sr. Kgl. Hoh. fand hee.
Abend Fackelzug mit Zapfenstreich statt, nah wee.
chem die Feuerwehr, Gesangverein „Eintracht“ un..
„Männergeſangverein“ sich in dem neu erbauten gen.
räumigen Lokale des Herrn Kimling ,,. Pot zu.
durchaus nicht die Absicht, Jhnen irgend etwas zu
Leide zu thun.“ é

„Das besorge ich auch keinen Augenblik“, en.
widerte Elsbeth, die sich ihres Erſchreckens schämt, .
mit einem etwas ſtolzen Zurückwerfen des Kopfes,
„aber wir sind hier nicht gewohnt, Fremden zu he..
Ut Ä UR r

Die Fremde lächelte wieder. „Und die noch den
zu ein ſo zigeunerhaftes Aussehen haben wie ich.
Nicht wahr, mein Fräulein?“ - Aber noch enn
mal : Fürchten Sie nichts! Weder Jhrer Perſon.
noch Jhrem Eigenthum droht von mir eine Gefahr
und wenn ich mich wirklich hinter Büſcha unn
Bäumen verſtecke, ſo habe ich dazu Gründe, die Sie.
nicht zu beunruhigen brauchen. Gehöen Sie zu dem
Schloſſe da drüben ?“

Elsbeth zauderte mit der Antwort; aber cs lag
in dem ernsten und feſten Blick der dunkelhäutigen
Frau etwas ſo zwingendes und zugleich Vertrauen
erweckendes, daß sie endlich erwiderte: .
MU BRE g d!

,Die Grſellſchaſterin des Barons?“ unterbraeh
die andere ſie haſtig und mit einem zufriedenen Aa f
leuchten der dunklen Augen. „Da hat Sie mir das














immer -+ während des ganzen Tages in der Näh
dieses Gutsherrn ?“ ..

Jett trug Elsbeth doch Bedenken, die seltsame
Fragen der Fremden zu beantworten. „Jch wei
nicht, aus welchem Grunde und mit welchem Rech
Sie darüber Auskunft von mir verlangen,“ ſagt
ſie feſt, aber ohne Schroffheit. „Wenn Sie mi
 
Annotationen