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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 150 - No. 176 (1. Juli - 31. Juli)
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. Erſcheint täglich außer Montag.
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. q üeidelberg: monatlich 45 Pfg.
ties Trägerlohn, durch die Poſt
gen viertelj. 1 Mk. 40 Pfg.



Expedition Brunnengafse 24.



M 169.





Dentſches Reich.

ly, Berlin, 21. Juli. Wie aus Hofkreiſen ver-
qutet, hat Kaiſer Wilhelm zugesagt, der am 19.
. U tober d. J. vorzunehmenden feierlichen Einweihung
's neuen Universitätsgebäudes zu Straßburg bei-
. zuwohnen. Auch seitens der hiesigen Universitäts-
freiſe iſt eine große Betheiligung an den Straß-
. : Festlichkeiten zu erwarten, die unter diesen
î Umſtänden gewiß Fehr glänzend ausfallen werden.
.d Leipzig, 21. Juli. Das Feſtbanket anläßlich
î Us achten Bundesſchießens wurde von Bürgermeister
Tröendlin mit einem Willkommengruß an die Fest-
piſte eröffnet. Der Redner hob hervor, daß das
: veutſche Bundesschießen zwar ein nationales und
Hlterländisches, aber kein politiſches Fest sei. Der
Vorsitzende des Schützenbundes, Juſtizrath Stengel
us Gotha, brachte das Hoch auf den Kaiser und
en König von Sachsen aus, welches begeistert auf-
genommen wurde. Hierauf erfolgte die Verlesung
r eingegangenen Telegramme, unter welchen sich
+ fſer vom Herzog von Koburg-Gotha befand. Ober-
j de, ermeiſter Georgi ließ Namens der Stad Leipzig
Un deutschen Schüßenbund, Gerichtsrath Waber aus
J nchen die Stadt Leipzig leben. Bürgermeister
. Y; Prix aus Wien trank auf die Freundschaft
Hrutſchlands und Österreichs. Apotheker Hoyer
- §: Met; toaſtete Namens der Schützen aus den
g'ichslanden auf die Einigkeit Deutschlands. Um
' Uhr erschien der König auf dem Festplatte, em-
; ungen vom Zentralausſchuß des Bundesſchießens
Und dem Vorsſtande des Schützenbundes und von
ULC Vf
{d üejuchte vie “ Schießfiände uf nahm die Fefe
Halle in Augenschein. Abends wohnte der König
er Feſtvorſtellung im Theater bei; zur Aufführung
sFelangte die Oper: „Der Trompeter von Säckingen.“

t London, 20. ges Der ,, Observer‘“ will
viſen, daß ein am Donnerſtag an die Mächte ge-
rithtetes engliſches Rundschreiben die Haltung Blig-

iere's in der egyptiſchen Finanzfrage beſprach.





Liebe und Verbrechen.

Criminalgeschichte von Bruno Reche.
. (6. Fortsetzung.)
§ r: ſprach der Lieutenannt raſch und t!
UU hL i srt 1%
, „Du bring ;,



h Augenblick nicht gedacht hatte. Ich erinnere
. nh eines Regimentskameraden, der häufig früher
. pit mir zuſammenkam, dann wegen ſchlimmer Streiche
._. eeraft und aus dem Öfficlerſtande ausgestoßen
Vurde, dieser Menſch hieß jedoch Julius v. Bokede.“
t Der Richter sprang mit einem Ruf der Ueber-
. raſchung von ſeinem Stuhl auf. ..

. „Hurrah,“ rief er und wäre beinahe so weit
. ſewesen, dem Lieutenant um den Hals zu fallen,
gzvir haben den Julius, ich will verdammt sein,
. ich tit: immer geahnt hätte, daß wir den
„ffl?tthtigen haben. .

. f „War hgbe Mädchen hübſch ?“ frug der Lieute-









n des Richters durchſchaute.
eiter hte. ent ice der hr tt. .
gieutenant, nicht allein hübſch. d erlegte: ich
fete fur die Leiche t und doch ergriff mich
ttt GP:ſtt rt. LE: ret
Dies g derd
eie kohlſchwarzen, im Tode noch glänzenden Augen,
Uhze ostholzfathigen Haare, die. kleine griechiſche
s :
len, dazu eine alt, zierlich,



q und doch nicht klein, eine Erscheinung wie eine Elfe,

_ i: nt, der die Mordgeschichte kannte und die Gedan-

eſes reizende Profil, dieser weiße, ſammetne Teint



eidelberger Tageblatt

Peraniworilicher Redakteur Philipp Klausner.
Mittwoch, den 23. Juli

New-Yorkt, 18. Juli. Die Zeitungen veröffent-
lichen ein Schreiben Blaine s, worin derselbe seine
Ernennung zum republikanischen Präſidentſchafts-
kandidaten annimmt und die Herſtellung möglichst
guter Beziehungen zwischen allen Völkern Amerikas
und die Erledigung aller zwischen Nord- und Süd-
amerika etwa eintretenden Störungen durch einen
Schiedsſpruch anempfiehlt ; er sey überzeugt, daß
die Annahme dieſes Grundsatzes auch für die Völker
Europas von günstigem Einfluſſe seyn werde. Eine
Ausdehnung des Gebietes der Vereinigten Staaten
über den Rio grande hinaus liege nicht in seinen
Wünschen. Nordamerika müſſe nur auf friedliche
Eroberungen und auf Weiterentwickelung seines
Handels, namentlich seiner Handelsverhältnisse zu
Spanien, bedacht sein.

New-York, 21. Juli. Ein von Connoton nach
Valley gehender Sonderzug entgleiste Samstag
Abend bei Canton (Ohio) und stürzte den Eisen-
bahndamm hinab in drei Fuß liefes Waſſer. 25
Perſonen wurden ſchwer verlett, 12 andere werden
vermißt; man befürchtet, dieſelben seien getödtet.

Waſhington, 20. Juli. Die Regierung der
Vereinigten Staaten hat strenge Maßregeln gegen
die Einſchleppung der Cholera angeordnet. Regie-
rungsſchiffe werden an der Ktiſte einen Cordon bilden,
um das Land von aus fremden Ländern kommenden
Schiffen, welche nicht mit einem reinen Patente ver-

sehen sind, zu verhindern. Der Präsident Arthur
hat eine Bekanntmachung erlaſſen, in welcher eine | hab

wachſame Quarantäne anbefohlen wird.

Aus Nah und Fern.

* Kirchheim, 19. Juli. Die Fruchternte ist
heute nahezu beendet und im Ganzen sehr befriedigend
ausgefallen. Tabak sieht auf die lettten Gewitter-
regen hin recht gut aus; es wird davon kaum mehr
)) der früher verwendeten Bodenfläche angebaut.
Hopfen, welche dieses Jahr wieder in größerem
Maßstab neu angelegt wurden, ſtehen vorzüglich und
haben durch den Sturm nur unbedeutend gelitten.
Rosenwirth Klingmann hier hat seinen Ertrag in



sehen Sie, Lieutenant, ſo Etwas vergißt sich nicht
zum Verdruß der jungen Ehefrauennn.

„Und Sie glauben den Mörder in Ihrer Gewalt
zu haben ?“ frug der Lieutenant.

„Ja, ich zweifle daran nicht
Richter weiter, „o ich wünschte ich dürfte den Schurken
so hinstellen, daß er dem Richtbeil nicht entgehen
könnte, leider mangelt es mir an vollwichtigen Be-
lastungszeugen, es wäre schrecklich, wenn der Bursche
so davonkommen ſollte.“

„Laſſen Sie mich, wenn ich bitten darf, sſo bald
es Ihnen gefällt, Ihren Gefangenen sehen und kann
t§ Zorg tires vetrogeit c ze uenrs eee

, reut.

„Wir wollen es hoffen, ich bin in meinec Jdee
nunmehr so bestärkt, daß ich die Gewißheit bereits
vor mir habe, wir werden den Julius entlarven
und der Mörder wird am längsten uns genarrt
haben,“ ſprach der Richter mit Wärme. |

„Seien Sie nicht zu siegesgewiß, Herr Crimi-
nalrichter, wenn der Gefangene wirklich der Bokede
iſt, dann kann ich Ihnen nur sagen, daß es aller
Talente eines schlauen Inquisitors bedarf, um diesen
Menschen aus dem Gleichgewicht zu bringen,“ ent-
gegnete der Lieutenant v. Heinrich zweifelnd.

„O ich werde meinen Mann schon faſſen,“ rief
der Richter leidenschaftlich, „man gewinnt durch
längere Praxis an Routine und lernt die Gedanken
vom Gesicht ableſnn.. ;

„Daran zweifle ich keineswegs,“ sprach der Lieu-
tenant, dann sette er fragend ft „wann kann
ich den Gefangenen ſehen ?“ .. ; §!

„Zu jeder Zeit, wenn es Ihnen beliebt, kommen

mehr,“ eiferte der

A igen: die l-ſpaltige Petit

Heidelberger General-Anzeiger. t

Rabattbewilligung.
Expedition Bruunengaffe 24. ; ;

1884.

gepflückt werden, zu 275 Mark für 50 Kilo be-
reits verkauft.

/ Schwetzingen, 21. Juli. Gestern Abend
wollte ein Paſſagier in einen ſchon in Bewegung

aber das Trittbrett und kam auf die Schienen zu
liegen und zwar derart unglücklich, daß ihn der
Zug unbedingt hätte überfahren müſſen, wenn der
die ganze Scene glücklicherweiſe bemerkende Stations-
meister Lurz nicht mit großer Geiſtesgegenwart den
Schwerbedrohten aus seiner gefährlichen Lage ge-
bracht hätte. Es war aber nicht nur eine ganz
frivole Eigenmächtigkeit von dem Passagier den im

eine eben ſo große Dummheit, denn er wollte nach
Karlsruhe reiſen und wäre in genanntem Zug nach
Speyer gekommen. Glücklicherweise kam er mit zer-
drücktem Regenſchirm und leichter Contuſſion am
Kopfe weg.

benachbarten Dorfe Dielheim ein etwa 2jähriges
Kind in eine aus Fahrlässigkeit offen gebliebene
Kalkgrube. Trotidem das Hineinsſtürzen desselben
sofort bemerkt wurde und Hilfe alsbald zur Hand
war, verbrannte sich das unglückliche Geſchöpf der-
art, daß es auf dem Transport nach Heidelberg,
wohin man es zur Heilung verbringen wollte, starb.
Die Sache dürfte +- da die Grube fahrlässigerweise
nicht gedect war ~ noch ein gerichtliches Nachspiel

aben. :; :.

X Wiesloch, 21. Juli. Nachdem vor Kurzem
die Gemtäither unserer Einwohnerſchaft durch die
Nachricht von der Herſtellung einer Straßendampf-
bahn zwischen hier und dem Bahnhof, in Bewegung
gesetzt waren, iſt dieser Gegenstand jezt vor einem
ungleich wichtigeren in den Hintergrund geschwun-
den. Es iſt die Frage einer Waſſerleitung, die
gleichfalls schon seit Jahren ventilirt wurde, neuer-
dings in den Vordergrund getreten und wird dieſe
um so eifriger diskutirt, als in gegenwärtiger waſſer-
armer und in geſundheitlicher Beziehung nicht ganz



Sie bald mit, der Gefangene ist wieder soweit wohl,
um diesen Ueberraſchungsschreck aushalten zu können.

von seinem Sitze erhoben, der Gedanke dieser Ge-
schichte vorwärts helfen zu können, ließ ihm keine
Ruhe. Auch die beiden Herren v. Heinrich standen
auf und rüſteten ſich zum Aufbruch.

Die Drri schlenderten, im eifrigen Gespräch be-
griffen, nach dem Gefängnißgebäude, ihre Unterhal-
tung drehte ſich, wie natürlich, um das Ereigniß
dem sie entgegengingen. Ñ

Der Richter flog die Stufen hinan, die zur
Abtheilung der Zellen für die Unterſuchungsgefan-
genen führten, der Major und deſſen Sohn folgten
dem: Schließer, der sich mit dem Schlüſſelbund in
gemäßigtem Schritte dorthin in Bewegung setzte.
Als sie oben ankamen, stand der Richter an der
Luke und beobachtete die Zelle, in welcher der an-
gebliche Baumert ſaß. :

Er winkte den Lieutenant zu ſich heran und be-
deutete ihn, einen Blick in die Zelle zu werfen. |

Baumert saß darin auf seiner Pritsche, den Kopf

Sein röthlich blondes kurzes Haar stand ihm gleich
Borsten um den Kopf.

Der Offizier warf nur einen Blick durch die
Lucke, als er 1uch ſchon leiſe bemerkte: „Es ist

freilich meine Verhältnisse bekannt sein, mit deren
Kenntniß er Geschäfte zu machen die Absicht hatte !‘
Der Schließer mußte auf einen Wink des Richters
die Zelle öffien. .. :. .:
,Treten Sie ein,“ sagte er leiſe zu dem





ungarischen Frühhopfen, welche nächſte Woche schn.

fich befindlichen Speyerer-Zug springen, verfehlte.

Gange ſich befindlichen Zug zu beſteigen, sondern .!

Biesloch, 20. Juli. Gestern fiel in den.

gefahrloſen Zeit, diese Frage von schwerwiegenaner.

Der Criminalrichter hatte ſich mit Lebhaftigkeit. _

in die Hand gestützt, und starrte auf den Fußboden.

Bokede, der Sünder unſerer Compagnie, ihm konten.




 
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