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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 26 - No. 50 (1. Februar - 29. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0149

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Expedition Brunnengaffe 24.

Heidelberger Tageblatt

Heidelberger General-Anzeiger.

VPerautwortlicher Redakteur Philipp HElausuer.



Anzeigen: die 1-spaltige Petit
zeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg.
Bei mehrmaligem Erſche ine.
a.

battbewilligung.

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Expedition Brunuengaſſe 24.



N 36G.

Mittwoch, den 13. Februar



158L





Deutſches Reich.

Berlin, 10. Febr. Die Bestimmungen über
. die größeren Truppenübungen im Jahre 1884 sind
ſoeben durch das Armeeverordnungsblatt veröffentlicht
worden. Hiernach finden Kavallerieübungsreiſen bei
dem 2., 8., 9., 10., 11., 14. und 15. Armeekorps
statt. Jn den Monaten Auguſt und September
kommt auf der Hochebene der Feste Alexander bei
Koblenz eine größere Belagerungsübung mit Minen-
krieg in der Dauer von fünf Wochen zur Ausfüh-
rung, an welcher das rheiniſche Pionierbataillon
No. 8 und die 4 Kompagnien der Pionierbataillone
Nr. 7, 9, 10, 11, 14, 15 und 16 und außerdem
der Stab und 2 Kompagnien des königl. württem-
bergiſchen Pionierbataillons No. 13 theilnehmen.
_ Für das deutsche Reich iſt eine Abänderung der
HLandwehrbezirkseintheilung erfolgt. Wir entnehmen
derselben, daß im Großherzogthum Baden die Be-
zirksämter Tauberbiſchofsheim, Wertheim, Buchen,
Adelsheim, Mosbach und Eberbach dem 1. Bataillon
(Mosbach) des 2. badischen Landwehrregiments No.
110 zugetheilt worden sind.

Frankkreich.

Der „Siöcle“, das Blatt des Kammerpräſsidenten
Brisſon, schließt einen längeren Artikeln über die
Verhandlungen mit dem Vatican: „Weit entfernt,

Jdaß die französiſche Regierung die katholiſche Kirche
nöthig hätte, iſt es vielmehr die katholische Kirche,
welche dieselbe nöthig hat, aus deren Wohlwollen
Nuten zieht und schwer getroffen sein würde, wenn
die franzöſiſche Republik, weise und nutbringende
Ueberlieferungen aufgebend, die Sache der Mis-
sionen in Asien und Afrika fallen ließe. Man weiß
solches vielleicht nicht in den Redaktionsbureaus der
„Défense“ oder des „Francais“, aber man weiß
es in Rom und vielleicht geſchieht es deswegen,
daß man dort für die Regierung der Republik nicht

_ jenen wilden Haß bekundet, welchen ihr die Jeſuiten
zt ratet Robe, Philippiſten oder Bonapartiſten,

weihen.“ ;



Das weißze Schiff.

Ein See-Ro man von Adolph Nork.





Es war ein ss die leichte Seebriſe
kühlte die sonſt wohl etwas bedenkliche Hitze ab.

Die ganze Mannschaft der „Maury“ war damit |

beſchäftigt, dem Schiſse ein ſtandesgemäßes nobles
AYecußere zu verſchaffen. Die Fäſſer sowie die Kom-
büſe bekamen einen neuen Anttrich, die Ankerkette
wurde mit Kohltheer geſchwärzt, und Hannes war
damit beschäftigt, das Porzellangeſchirr, welches
für den Landgebrauch bestimmt war, aufzuwaſchen,
sowie die silbernen Löffel und Gabeln zu puten.

Eine solche Arbeitsfülle war ihm lange nicht
aufgebürdet worden und ohne Jans Hilfe wohl
kaum beendet worden, soviel Zeit ließ Jan aber
dieſe Beſchäftigung dennoch, daß er hin und wieder
einen neugierigen Blick nach dem, immer noch zur
Seite ſsegelnden Zampan werfen konnte, und endlich
begann er mit dem Mädchen am Steuer eine
Unterhaltung: „Sind jene Inſeln noch weit von
Hongkong entfernt?“.






_ Das Mädchen sah erstaunt zu ihm auf, ohne
jiheÄdoch eine Antwort zu geben.

Hm, dachte Jan, sie hat dich wohl nicht ver-
landen. Er machte eine kleine Pauſe, dann begann
er abermals : „Die Inseln,“ sagte er, die Richtung
Hanzeigend, „weit von Hongkong ?“ i

. I „Ich?“ fragte ſie wieder, erſtaunt zu ihm auf-
sehend und mit dem Finger auf ihre Person zeigend.
„Hm, ja,“ nickte er etwas verlegen.

„Zwanzig Miles,“ entgegnete sie jetzt.




Oeſterreich-Ungaru.

Wien, 10. Febr. Wie die „Montagsrevue““ ver-
nimmt, würde der Handelsminiſter ſchon in einer
der nächſten Sitzungen des Ahgeordnetenhauſes einen
Nachtragskredit von 5,700,000 Gulden für den
Bau der Arlbergbahn verlangen, welcher durch die
Beschleunigung des Baues und durch Mehrarbeiten
bedingt werde. Die Arlbergbahn soll in ihrer
ganzen Ausdehnung am 15. Auguſt d. J. eröffnet
werden. Die Trajektanſtalt am Bodensee beginnt
bereits am 1. Juli d. J. ihre Thätigkeit.

Wien, 10. Febr., Abends .Das heute Nach-
mittag verbreitet geweſene Gerücht, daß in der Nähe
von Floridsdorf ein Sicherheitswachmann von Anar-
chiſten erſchoſſen worden ſei, iſt unbegründet, und
dadurch veranlaßt, daß ein Polizeibeamter von einem
seiner Kollegen bei Uebungen im Revolverschießen
durch Unvorsichtigkeit lische: verwundet wurde.

ngland.

London, 10. Febr. Ein Telegramm des ,„Reu-
ter'schen Bureaus,, aus Durban bestätigt den am
8. d. M. in Ekowe erfolgten Tod des Königs
Cetewayo.

London, 11. Febr. Der „Daily News““ wird
aus Varna von geſtern gemeldet, daß eine Inſur-
rektion auf Kreta ausgebrochen sei; die Pforte habe
fünftauſend Mann Truppen aus Smyrna und Sa-
lonichi nach Kreta beordert.

Amerika.

New-Yort, 7. Febr. Während einer Feuers-
brunst in einer Fabrik in Mentown, Pennſylvanien,
wurden durch einen Einsturz der Mauern fünf
Feuerwehrleute getödtet und elf verwundet.
Durch einen Zuſammensſtoß von Zügen in Kentucky
wurden 15 Personen L :!: und 15 verwundet.

’gypten.

Kairo, 11. Febv. Die Nachricht von der An-
kunft Gordons in Berber iſt verfrüht. Der Jrr-
thum wurde dadurch herbeigeführt, daß eine aus
Berber datirte Depeſche Gordons hier eintraf, welche
durch schnelle Kameele nach Berber vorausgeſschickt
war. Hiernach iſt Gordons Ankunft in Berber nicht
vor dem 12.. Februar zu erwarten. Die letten,

„Zwanzig Meilen,“ wiederholte er und fügte
nach einer Pauſe ,so, ſo“ hinzu.

Dann ſchwiegen sie wieder und Jan putzte an
dem völlig blanken Löffel weiter.

„Iſt Hongkong hübsch?“ begann er endlich
wieder.

r§-hr. ue. erwiederte Chriſin.

„So, ſo!! ;

"Eid viele Schiffe da?“ fragte er jetzt ſchnell,
einen genügenden Stoff zur Unterhaltung findend.

„Plenty!“ lautete die einſilbige Antwort.

„uch viele Siameſen ?‘

„Plenty !‘’ ertönte es wieder.

„Kennst du einige bei Namen?“

„„Sinitze !‘

„Welche denn?“ §

„„Mary, Fong-chi, Stella, Foo-chaw-ow.“

„Die Foo-chaw-ow ?“ rief Jan erregt, das ihm
anvertraute Werthſtück anßer acht laſſend, daß es
seinen Händen entglitt und in der blauen Fluth
des Meeres verſchwand. |

„„Der silberne Löffel !“

Er hatte das Wort noch nicht beendet, als die
Chinesin schon die Schote ihres Segels locker licß,
der Zampan blieb zurück, und mit einem schnellen
Satze sprang die kleine Taucherin über Bord.

Was jett vorging, entzog ſich den Blicken Jans,
da das Segel des Zampans die Vorgänge verdeckte.

Einige Augenblicke ſpäter aber wurde es wieder
angezogen, die Ruder eingelegt, und nur wenige
Minuten nachher war der Zampan wieder an der
Seite. der „„Maury:.



Die Chinesin faßte ein überhängendes Tau
| und sprang dann an Deck.

auf, er solle ihm nicht zu nahe kommen und nur



Herrn Barring und Abu Hamed vom s. Februar
zugegangenen Nachrichten besagen, daß Gordon ganz
wohl dort angekommen sei. + Die egyptiſche Re-
gierung ernannte nunmehr den Admiral Hewett
zum Kommandanten von Suakim. Gerüchtweiſe
verlautet, es sei gelungen, Sinkat mit einem Trans-

porte Proviant zu versehen. f

Aus Nah und Fern.

§ Hockenheim, 12. Jan. Verfloſſenen Samstag.
mußte Polizeidiener Steinle von Hockenheim enn.
wegen Bettel eingesangenen Stromer nach Schwesinnnen.
transportiren, auf dem Wege sah er wie ein zwe.
ter Stromer auf ihn zu kam, Steinle fordere in.





mit Mühe konnte er ihn von ſich bringen; hätte
aber noch ein dritter und vierter in Walde geſteckt,
wie wäre es Steinle gegangen ohne Waffen.

):( Mannheim, 12. Februar. circa fünfzig
Schreiner und ßimmerleute bei der Firma Hoermmamm J
und Biermann hier sollen, wie wir hören, die Az.
beit niedergelegt haben. +- Wie wir soeben erfahrene.
hat ein Unternehmer genannter Firma eine große
Anzahl italieniſcher Arbeiter, Himmerleute und
Schreiner telegraphiſch angeboten. – Der bei dem
großen Heidelberger Eiſenbahnunglück verlettte Kauf-
mann Jsaa k Hirſchbach mußte behufs Ent-
schädigung den Klageweg gegen die Großh. badische
Eiſenbahnverwaltung betreten und iſt demſelben vum
hiesigen Landgericht eine Rente in der Höhe bun .
Öh. die. -



jährlich 6000 Mk. zugesprochen worden.

Eiſenbahnverwaltung gegen dieſes Urtheil rekurirn.

wird, iſt nicht anzunehmen, da dasselbe in ei ngen.
Tagen rechtskräftig wird. + Die hiesigen Soeialen.
demokraten treffen, wie auswärtigen Blättenm gen.
meldet wurde, schon in aller Stille Vorbereitunen.
für die nächſte Reichstagswahl und iſt als Kandidat.
wieder Herr Kaufmann A. Dreesbach in Aussicltkt.
enommen. m
z Frautfurt, 9. Febr. Einem heſſiſchen Luan.
tagsabgeurdneten wurde auf seiner Durchreiſe neh.
Darmstadt auf unserm Neckarbahnhof sein Hanann.



„Thing, Thing, hol ich Silber wieder, ~ hioen
iſt Chow-Chow,'“ rief ſie, den Löffel triumphiernn.
in der Hand haltend. .

So außerordentlich die Leiſtung der Klenn.
erscheint, ſo findet man doch jene ungemeine Fertig-
keit bei den Eingeborenen der asiatischen Küstenländer
ehr häufig. j
i s kaum sechsjährige Knaben hohlen Kupfer-
münzen im Fallen aus dem Wasser wieder hervor;
bei Silbermünzen warten sie sogar, bis dieselben
den Grund, oft fünf Faden (etwa neun Meter)
erreicht haben, und nie mißlingt ihnen ein der-
artiges Experiment. f 15

Das weite, ſchwarze Beinkleid und die gleich-
farbige Jacke, die einzigen Kleidungsſtücken des
Zampanmädchens, waren vaollſtändig durchnäßt,
und von dem ſchwarzen Zopfe, der bis zum Knöchl
reichte, fielen ſchwere Tropfen aufs Deck. .

Nichtsdestoweniger lachte ihr ganzes Gesicht.
und keck ſegte ſie ſich auf den Rand der Reiling,
den rechten Arm um die Strickleiter legend, und
fuhr unbehindert in der mit Jan angefangenen
Unterhaltung fort: „Lookſt du für Foo-chaw-vuwrn.

„Za aber — — — ich danke dir?“ aun.
wortete Jan, ihr schüchtern die Hand drücken.

„Hei — ah, was vor ?“

„Für den Löffel !“ , Z L
z „Nevermind, nothing Dank, nimm uns ſür

ampan.'“ ts

Der Kapitän, welcher den Vorfall vom Hinter-
deck mit angesehen, war jeßt zu der Gruppe, +
Hannes putzte noch wie beſeſſen an dem kleinen
Reſt --, hinzugetreten.

(Fortsetzung folgt.)








 
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