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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 282 - No. 306 (2. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1183

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und Einſamkeit gewöhnt, mit einem gewissen Hang
zur Ruhe, dem geselligen Treiben Geſchmack abge-







Iz Dienſtag,
Irantwvar . Rebatteur Philipp Klausner in Heidelberg.
täglich außer Montag. Abormementspreis für
u rz a:



Deutſches Meich.
Berlin, 4. Dec. Der Antrag Windthorsſt be-
üglich der Beseitigung des Ausweisungsgeſeßes
katholiſcher Geistlichen iſt vom Reichstage abermals
angenommen worden, er wird nun an den Bundes-
rath gelangen und von diesem abermals abgelehnt
werden, diesmal vielleicht ohne jede Erörterung.
Der württembergische Gesandte hatte erklärt, seine
Regierung erwarte, die Reichsregierung werde zu
geeigneter Zeit selbſt mit der Aufhebung dieses Ge-
ſetzes vorgehen. Die geftrigen Reden des Fürſten
Bismarck laſſen nun keinen Zweifel darüber, daß
derselbe an eine derartige Jnitiative nicht denke oder
doch jedenfalls den geeigneten Zeitpunkt dazu als
noch nicht gekommen erachte! Die Spannung zwi-
schen Regierung und Zentrum ist die denkbar arößte.
Wie die Dinge liegen, hat die Fraktion des Herrn
Vindthorſt die Dinge im Reichstage in der Hand,
sie kann beliebig mit der Rechten oder der Linken
die Mehrheit herbeiführen; die Hoffnungen auf ein
Zusammengehen Windthorſts mit der Rechten sind
wohl entschieden bereits aufgegeben; allem Anschein
nach wird das Zentrum zu einer Partei der Oppo-
ſition quand même werden und in diesem Falle
die jetzige Tagung des Reichstages schwerlich zu
greifbaren Ergebniſſen führen. .
_ Berlin, 5. Dez. Die freie wirthſchaftliche Ver-

“rg hst sh hett u sus. ne c:
Schorlemer, Stellvertreter iſt Frege. Drei Kommis-
sionen ſind gebildet: für Getreidezölle, für die In-
duſstriezölle und für Währungsfrage!:.

Stuttgart, 6. Dec. Die Kammerkommission
für die Poſtſparkaſſenfrage beſchloß mit 183 gegen ß
Stimmen, die Kammer wolle unter Wahrung des
württembergiſchen Poſtreſervatrechts ihr Einverſtänd-
niß mit der Stellung der Staatsregierung in der
Frage erklären und gegen die Zuſtimmung der Staats-
regierung zu dem amendirten Reichsgeſeßentwurf
keine Einwendung erheben. Die diesem Beschluß
beigefügte Begründung ſagt, der Gesetzentwurf sei
zwar aus Artikel 58 der Reichsverfaſſung nicht be-
gründbar und Württemberg somit berechtigt, den

.

Schwarz-Elle.

Roman aus dem Thüringiſchen von F. Klink.



(15. ;purtſezung.)

Die Fama dichtete ein Uebriges hinzu und der
Roman war fertig, zur großen Freude Uebelwollen-
der und eines Mannes, der beim erſten Blick, den
tr zuuu geworfen, sein Herz an sie ver-
oren hatte.

Fünftes Kapitel.

Baron von Eßlingen und seine Gemahlin mach-
ten ein glänzendes Haus, obgleich Beſuche nur in
beſchränktem Maße gemacht waren. Es hatte fich
bald ein großer, geſelliger Kreis gefunden, der es
fich zur Ehre und als einen Vorzug anrechnete, im
Hauſe des Barons zu verkehren. Die Baronin war
allerdings die Tochter eines Müllers, die Thatsache
ließ sich leider nicht hinwegleugnen, aber sie war,
noch ein kleines Kind, nach Halle in das Haus des
Geheimraths Zander gekommen und mit den Töch-
tern deſſelben erzogen worden. So lag die Ange-
legenheit wesentlich anders und es war für Elſe
durchaus kein Grund vorhanden, ſich ihrer Abkunft
erinnern zu wolen. i :

Das Leben in dem bunten, glänzenden Kreise
übte auf die Baronin eine nie geahnte Wirkung
aus. Es war kaum denkbar, daß sie, an Stille

ljeidelberger

(General-Anzeiger.)

t Verküudigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim,
_ bach, Uecarbiſchofsheim, Eberbach,





winnen konnte und doch war es ſo. Anfangs hatte
es ſie wohl einige Ueberwindung gekostet, ich ein-
miſchen, aber nun ſie es einmal gethan, nun umÄ



Kuchen, Walldürn,







Beitritt abzulehnen; es ſei jedoch auch ungehindert,
in freier Zuſtimmung ohne Schädigung seines Son-
derrechts sich einem Reichsinstitute anzuſchließen.
Württemberg stimme aber nur der vorliegenden
Faſſung des Bundesrathes zu und könne ſein Re-
servatrecht neuerdings geltend machen, wenn der
Reichstag wesentliche Aenderungen vornehmen würde.

Darmstadt, 4, Dec. Von den Fünfziggulden-
looſen stehen zur Zeit noch beiläufig für 13,000
Mark Preiſe unerhoben aus und verjähren hiervon,
soweit sie nicht zur Einlöfung gelangen, am 1. Jan.
1885 Mk. 5729,156. + Wegen der Theilnahme an
dem Kopenhagener Sozialiſtenkongreß sind außer
Bebel auch die Reichstagsabgeordneten Auer, Dietz
Frohme und v. Vollmar, sowie Buchdruckereibesitzer
Ulrich von Offenbach und der frühere Bildhauer

jetzt Wirth Ph. Müller von Darmstadt angeklagt.

Die Verhandlungen werden vor dem Landgerichte
Chemnitz; geführt.

Köln, 5. Dez. Der Oberbürgermeister theilte
den Stadtverordneten in geſtriger Sitzung mit, daß
die Stadt den Prozeß wegen der Rückgabe der im
letten Kriege ziel Fhsltenen Servisgelder beim
Reichsgericht verloren habe. Köln muß ungefähr
eine viertel Million an den Staat zurütickzahlen.

Danzig, 4. Dez. In der heutigen Nachwahl
erhielt einem Telegramm der Frankfurter Zeitung
zufolge Schrader (freisinnig) 65364, v. Ernsthauſen
(conſervativ) 8015, Landmeſſer (clerical) 2860,
Jockem (Sozialdemokrat) 1447 Stimmen. Dem-
nach hat Stichwahl zwischen Schrader und v. Ernſt-
hauſen ſtattzufinden. Am 28. October erhielt
Rickert 7249, Ernsthauſen 5488, Bebel 576
Stimmen.

Frankreich.

Paris, 4. Dec. Die Situation beginnt sich
wieder zu klären. Das Ministerium bleibt am
Ruder und das Wahlgesetz wird einfach in der von
der Kammer votirten Form vor den Senat gebracht,
wo die Regierung für die Annahme des ursprüng-
lichen Entwurfs, wie ihn die Kammer-Kommission
acceptirt hat, eintreten wird. Man scheint nicht

ohne Schwierigkeiten zu dieſer Löſung gelangt zu !



kreiſte sie wie ein Schmetterling das Licht, um sich
die Flügel zu verbrennen.

In den erſten Woche hatte sie es bitter bereut,
hierher gegangen zu ſein: hier mußte sie das Dop-

| pelte und Dreifache leiden. So hatte sie es ſich

nicht gedacht. Von einer quälenden Eiferſucht ge-
peinigt, bewachte sie Kurt's Schritte und sie fand
so manchen Anhaltspunkt, der ihren finſteren Arg-
wohn bestätigte, weil sie ihn finden wollte.

Kurt dachte nicht im Traume daran, ſeiner
schönen Frau treulos zu werden. Er wollte sich
nur nicht diejenigen aufdrängen, die ihn abgewiesen
hatte, und er ſuchte Zerſtreuung, um den Schmerz
zu vergeſſen, den ihm der Gedanke bereitete, daß kein
Weg zu dem Herzen des geliebten Weibes, das er
doch qt . um ihrer Schwäche willen, gehaßt hätte
zurückführe.

Die Gatten sahen sich kaum noch anders, als
in Geſellſchaft Anderer. Else, die es stets geliebt
hatte, früh aufzuſtehen, ſchlief jett bis in den hellen
Tag hinein. War sie doch allzeit von dem vorher-
gegangenen Abend sehr ermüdet, und fie ſuchte auch
einen Grund, nicht mehr mit Kurt fortan das Früh-
stüick einzunehmen. Zu Mittag waren ja immer
Gäste da und so war sie vor einem qualvollen Zu-
sammensein mit ihm vollſtändig gesichert. Dic Zeit
verging ihr wie in einem Traum, ſie war in einer
dumpfen Betäubung, aus welcher sie kaum zum
klaren Bewußtsein erwachtr. .

Es war ein offenes Geheimniß, daß dice Ehe
dieser beiden Menſchen keine glückliche war. Sv
ausgelernt in der Verstellungskunſt waren weder
Kurt, noch Elſe. Die kalte Höflichkeit, welche sie
einander gegenüber beobachteten, entsprang gewiß

Tageblatt

Ihwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos- |
Adelsheim, Cauberbiſchofsheim & Wertheim.







H9. Dezember

Druck und Verlag von Wurm & Pfeff er in Heidelberg.
Expedition Brunnengaſsſe 24.

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1884.











sein, um so mehr, da Waldeck-Rouſſeau, der vor.
gestern eine perſönliche Niederlage erlitten hatte,
noch bis zum letten Augenblick gewillt war, seine
Demission zu geben. Die „,Rep. fr.“ ſagt heen.
Morgen, daß der Miniſter des Jnuerr durch den
Präſidenten der Republik bewogen worden fei, von
seinem Entschluß zurtickzukommen, mehr wird aber .
hierzu das Vorgehen der „Union Republicaine“ been.
getragen haben, die durchaus nicht geneigte. wen.
einen ihrer Vertreter im Ministerium Ferry einzu-
büßen und in einem ſolchen Verluſte den Rücktritt-/
des geſammten Ministeriums vorgezogen haben ,
würde. i M
Paris, 4. Dec. Der Pariser Gemeinderath
hat mit 51 gegen 1 Stimme den vom Generalrath
der Seine ausgesprochenen Wunſch wiederholt, daß
die Kammer die Erhöhung der Vieh- und Getreide-
rölle ablehnen möge. — Anläßlich des auf nächst
Sonntag angekündigten neuen Meetings der
ſchäftigungsloſen Arbeiter richten einige vierzig
Syndikatskammern der Arbeiter sowie kollektiviſtische, .
revolutionäre und anarschiſtiche Gruppen, Ligen,
Förderationen und Vereine einen Aufruf an die
Arbeiter, welcher eine direkte
Raub und zur Plünderung ist. .

Paris, 5. Dez. Der Senat beſchloß, die Se-
natswahlreformvorſchläge morgen zu berathen und q
mit 111 gegen 108 Stimmen den [Antrag Demoleée.
betr. Wahl lebenslänglicher Senatoren bis nach .
Erledigung der Wahlreformverſchläge zu verlage .
an. – Die Kammer ſetztte die Budgetberathu '
fort. + An der spaniſch-franzöſiſchen Grenzen ind .
alle Quarantänen aufgehoben. Der „Ag. Havras“
zufolge hat die internationale Suezkommiſſon 'en.
von Ingeniuren der Kanalkomvagnie vorgeſchtaeen.
nen Verbreitungs-Arbeiten gutgeheißen.

England. , uu

London, 4 Dec. (Ünterhaus.) Fitmaurice er- u
klärte : Die Anerkennung der internationalen Aſsocia-
tion iſt jet Unterhandlungsgegenſtand in Berlin. So-
weit die Regierung weiß, hat keine europäiſche Macht
irgendwelche Verantwortlichkeit für Handlungen der
internationalen Association übernommen. —








Aufforderung zum
















nicht einer gegenseitigen Zuneigung und sie w
nicht mehr im Stande, ſich freundlich zu bege
Die Vermuthungen, welche man über dieſe ſich
zur Schau getragene Abneigung hegte, kamen ſ:
der Wahrheit ziemlich nahe.

Man war geneigt, alle Schuld auf Kurt von
Eßlingen zu werfen, und bemitleidete die schöne,
junge Frau, die unter der kalten Gleichgtiltigkcit
eines Barbaren zu leiden hatte. Er heirathete ien
ihres Geldes wegen und überſah dabei zweifelle.
ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit. . t

Freiherr Felix von Dragoon war am eifrige.
um vie Gunst der ſchönen, vernachlässigten, jungen
Frau bemüht, und zwar nicht ohne Aussicht aun
Erfolg. Er war ein schöner, stattlicher Mann mi
cinem etwas blaſſen, von einem dunklen Vollhart
umgebenen Gesicht. Er stand in dem Rufe, cin
eifriger Verehrer schöner Frauen zu sein und mot
rühmte auf diesem Gebiet ſein großes Glück. Ene.



crnſtliche Neigung für eine ſchöne Frau hatte er t

wohl noch nie im Lben empfunden. Ihm waren.
die Wege geebnet, wenn er sie eben betreten uu er
fand nie den geringsten Widerstand. Das hatte in.
gelangweilt und ſeit Jahren wußte man Niclnes.
mchr von irgend einer neuen Liaison des Freiherrn.
zit ſageintl. . . .
s it Else's Erſcheinen war der junge Freiherr 1
alsbald wieder der Alte geworden und man häte.
blind sein müſſen, um nicht zu sehen, wie eifrig c
um die Gunst der schönen Frau bemüht war, forgte
er ihr doch wie ihr Schatten. .

Baron von Eßlingen war ſchon lange auf das
Gebahren des Freiherrn aufmertſam geworden, ab
er glaubte doch, keine Ursache zu en, demſclbe




 
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