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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 127 - No. 149 (1. Juni - 29. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0603

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die vierteljährlichen Anzeigen über den Ein- und

auf Donnerſtag den 26. d. M. einberufen worden.

lüſſe mehrfach Ueberſchwemmungen verurfacht worden,

mung derjenigen von 1867 gleich. Bei Halicz, wo

- corſeil mit, daß die Konferenz am 28. Juni in

_ enthält“ rief der Baron, den Deckel abhebend und
_ D Alles ſtand mit gespannter Aufmerksamkeit

kite flatterte mit ängstlichem Flügelſchlag eine Schaar

| cen Hälsen, roſenrothe Aufschläge an den Beinen
_ Und roſenrothen Klappen auf den Schwänzen. „Da

HHehle, hatten ſich die erſchreckten Vögel alle dicht

_ HOenau diejenige der Offiziere des Regimentes.



. Iriffen die Offiziere von Kaunitz nach ihren Degen;

Heidelberger Tageblatt

Erſcheint täglich außer Montag.
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JF CL

Expedition Brunnengafſe 24.

Deutſches Reich.

Karlsruhe, 19. Juni. In dem Bericht des Abg.
Klein zur ,landwirthschaftlichen Enquete“ war u. a.
auch der Antrag gestellt, es möge den ländlichen
Conſum- und Darlehenscassenvereinen gestattet werden,

Austritt von Genossenſchaftern in einfacher ſchrift-
licher Form zu erſtatten an Stelle der bisher vor-
geschriebenen Anmeldung durch persönliches Erscheinen
oder durch ſchriftliche Erklärung in beglaubigter
Form. Dieſem Antrag, auf welchen man in den
betreffenden Kreiſen großes Gewicht legte, iſt nun-
mehr von dem Juſtizminisſterium entsprochen worden.

Darmſtadt, 21. Juni. Die erſte Kammer iſt

Die Zweite Kammer tritt noch einmal zuſammen,
dann erfolgt der Schluß des Landtages.
: Oesterreich-Ungarn.

Wien, 21. Juni. Das ,„Fremdenblatt“ erfährt
aus Marinekreiſen, daß die Vermehrung der Kriegs-
fahrzeuge auf der Donau zu einer kleinen Donau-
flottille, wie sie andere Staaten auf ihren Haupt-
strömen besitzen, in Erwägung gezogen wird.

Lemberg, 21. Juni. Wie aus der Provinz ge-
meldet wird, sind durch das Anwachsen der Gebirgs-

und infolge deſſen Verkehrſtörungen auf den Eisen-
bahnen und den Straßen eingetreten. Im Bezirke
Neuſandak kommt die dort eingetretene Ueberſchwem-

der Dnieſter, bei Przemysl, wo der San ausgetreten,
ind die anliegenden Ortschaften überschwemmt wor-

den. Der Schaden iſt bedeutend.
; Frankreich.

Paris, 21. Juni. Der „Agence Havas“ zu-
folge theilte Ferry heute Vormittag dem Miniſter-

London zuſammentrete.

Neapel, 21. Jute wegen Mordes zum
Tode verurtheilte Soldat Misdea iſt heute kriegs-
gerichtlich erſchoſſen worden.



Die Prophezeiung der Zigeunerin.
Hiſtoriſche- Erzählung von E. D..

(7. Fortsetzung.)



„Fi done!“ riefen die Damen und griffen nach
den Flacons. Ueber die Gesichter eiviger Offiziere
glitt ein spöttiſches Lächeln, während die Andern,
die Servietten zur Seite legend, aufstanden, und
.der erſchreckte Baron von Tornaco umſsonſt sich be-

_ Hmùhte, den Schwiegersohn zur Fortſchaffung der |

HPaſtete zu ermahnen.
„Laſſen Sie uns zum Wenigsten sehen, was sie

Rogelgezwitscher ließ sich hören, und aus der Pa-

perlinge hervor, Alle mit roſenrothen Kräglein an
[egen ſie ja, die hungrigen Offiziere von Kaunit !“
fut gtr, t h r tt Ut s
rug das Regiment Kaunitz, und damit ja nichts

Ueben einander, wie in Reih und Glied aufmar-
ſchirt, auf einen Spiegeltiſch gesetzt, ihre Zahl war

w Dem Aufflattern der Vögel, den beleidigenden
orten des Barons war eine allgemeine Stille ge-
olgt; dann aber brach der Sturm los; withend

ie Thränen, die Bitten der Frauen verhinderten





mühsam blutige Auftritte. Ein wüſtes Durcheinan- |

Veranlwortlicjer Redakteur Philipp Elansuer.
Dienſtag, den 24. Juni

Riederland.

Haag, 21. Juni. Der Prinz von Oranien ist
heute Nachmittag 2 Uhr gestorben. [Der Kronprinz
der Niederlande, Wilhelm Alexander Karl Heinrich
Friedrich, Prinz von Oranien, der Sohn des Königs
Wilhelm TI. der Niederlande und der am 3. Juni
1877 verstorbenen Königin Sophie, Tochter des ver-
ſtorbenen Königs Wilhelm I. von Württemberg, iſt
am 25. Auguſt 1851 im Haag geboren. Der Prinz
war Contreadmiral à la suite, Generalmajor im
Großen Generalſtabe und Oberſt im ruſſiſchen 5.
Grenadierregiment von Kiew „König der Nieder-
lande“, desſen Chef det Nytig ver Niederlande iſt.]

; England.
London, 20. Juni. Im Oberhauſe erklärte der

erſte Lord der Admiralität, Carl of Northbrook, auf |

Anfrage des Lord Sidmouth, daß von dem Befehls-
haber der an der Küſte Südafrikas befindlichen
Flottenabtheilung ein amtlicher Bericht in Betreff
der Bucht von Angra Pequenna, der angrenzenden
Inſeln und des Festlandes nicht eingegangen ſei.
Es liege wohl ein Bericht über den Beſuch vor,
welchen ein englisches Kriegsſchiff daſelbſt mit Rück-
ſicht auf dort befürchtete Ruheſtörungen unternommen
habe ; doch ſtehe dieser Bericht vollkommen im Zu-
ſammenhang mit den gegenwärtigen Unterhandlungen
und sei daher die Vorlegung derſelben zur Zeit nicht
wünſschenswerrh.Ö ;

Deutſcher Reichstag.

Berlin, 21. Juni. Bei zweiter Berathung der
Ueberſichten der Reichsausgaben und Einnahmen für
1882/88 tadelt Richter Hagen, daß 100 Kadctten-
Pensionsſtelen mit je 780 Mk. Jahrespension in
ſolche mit nur 300 Mk. Erziehungszuſchuß umge-
wandelt, und beantragt, die dadurch entstandenen
Etatsübersſchreitungen von der Dechargirung auszu-
ſchließen. Windhorſt beantragt Zurückverweisung des
beanstandeten Titels an die Budgetkommiſssion, welche
das Haus faſt einstimmig beschließt, im Uebrigen
wird Dechargirung ausgesprochen. In Fortsetzung
der Berathung des Unfallgeſetes wird § 46 (Schieds-
gerichte) genehmigt, ebenſo § 47 mit dem Antrag





“ttf ri . en: die I-ſpaltige Petit-

Heidelberger General-Anzeiger. te

Rabattbewilligung. c t

Expedition Brunnengafſe 24.



18ST.



Barth, daß der den Vorsſit führende öffentliche Ben.
amte nicht Betrieben angehören darf, welche une.
dieses Gesetz fallen. Staatssekretär v. Bötticher hatten.
diesen Antrag acceptirt. Der Reichstag erledigen.
sodann in rascher Folge nach den Kommissionen.

trägen die Paragraphen bis zum 90sten. Bie g 90a.
.trat der Reichskanzler in den Saal. Zu ß 9d1be.

wurde auf Antrag des Abg. Leuſchner ein neuer .
§ 9le. hinzugefügt, wonach Betriebsunternhmen,
welche Knappſchaftsverbänden angehören, besonnen.

*Knappschafts - Berufsgenoſſenſchaften bilden könnnen.

Der Antrag wird angenommen. Schließlich wrnwon.

der Reſt des Gesetzes ebenfalls nach den Kommiſ- ,
sionsanträgen angenommen. Nächste Sitzung Montag. .



Aus Nah und FLeru.



* Eberbach, 20. Juni. Wie wir vernehmhen- 1

findet Sonntag, den 18. Juli die Grundſteinlegunun S

an dem Neubau der katholischen Kirche ſtatt.

* Ruchſen, A. Adelsheim, 20. Juni. Geſeen.
Mittag stürzte der hiesige Bürger und Maklren.
Georg Michael Rätß im Gasthaus zun Walhlhoen.
in Möckmühl die Treppe hinunter, ſo daß der TM.
augenblicklich eintrat. Die Leiche wurde hierher ve.

bracht.

* Aus dem Tauberthal, 20. Juni. Die großen §

Hoffnungen, die auf eine reichliche Heuernte noch §

vor 8 Tagen gesetzt wurden, haben sich nicht ene.
fülle Die immerwährende Trockenheit ließ d'en.
Futterpflanzen zurückgehen, so daß das Ergebihks.
kaum mittel iſt. Das Getreide steht kurz; Roggen.
iſt ſtrichweiſse ſtark vom Roſte befallen, der die Ernte



desselben schwer beeinträchtigt. In Gerste sind häufig .
brandige Aehren zu bemerken, Weizen und Sheen.
ſind kurz und theilweiſe dünn, die Blüthe derſelbee.

hat noch nicht begonnen. Wenn jett nicht bald

warmes Wetter und einige Tage Regen eintrit. .

wird die Ernte schlecht und damit viele Hoffnungen .

der Landleute vereitelt.

© Speier, 22. Juni. Ein Fall welcher n
doppelter Hinsicht geeignet erſcheinen dürfte, ale mt.



der Bahn reisenden Leute zur Vorſicht zu mahnen.

ereignete sich heute Abend auf dem hiesigen Bahn-



der entſtand, kostbare Geschirre wurden zur Erde ge-

worfen und zertrümmert, wilde Verwünſchungen
wurden laut, man rief nach Mänteln, Hüten und
Dienern. Umſonſt verſuchte der Baron von Tor-

naco die ergrimmten Offiziere von seiner Unschuld |

zu überzeugen, Alles wogte und wirrte untereinan-
der, und über den Köpfen der Geſellſchaft hin flat-
terten, ängstlich schreiend, die Sperlinge mit den
Abzeichen des Regiments Kaunit.

g Drittes Kapitel.
îHVWie vorauszuſehen war, so war ein Duell die

unausbleichliche Folge des gestörten Feſtabends. |

Aber wer ſollte das Duell mit dem Baron von
Fels ausfechten, da das ganze Regiment beleidigt

war? Das Loos ſollte entſcheiden, und das Loos

traf einen Major, einen ältlichen, friedfertigen
Mannz als ſeinen Sekundanten bestimmte es den
Rittmeister Wenzel Hajeck von Mizislawa.

Es war zu jener Zeit keine leichte Sache um

die Duelle; Kaiser Joſeph, überhaupt dem Militär- |

ſtand wenig zugethan, war ein abgesſagter Feind
der Duellwuth, seine Duellgeseßze waren streng und
vor Kurzem erſt neu eingeſchärft worden. Er
wollte, die Streitigkeiten der Offiziere sollten vor
den ihnen zuſtändigen Gerichten abgeurtheilt wer-
den. Dies Duell - das konnten die Betreffenden
ſich voraussagen ~- würde von dem Kaiser ſchonungs-
los geahndet werden, denn die Offiziere, vor Allen
Wenzel Hajeck, hatten sich zu der Beleidigung des
Barons von Tornaco bekannt, welcher der kecke
Scherz des Barons von Fels folgte. :

Lieutenant Kleber saß in seinem Zimmer, als

sein Burſche ihm cine verſchleierte Dame meldete, !



und ehe er noch Worte des Staunens. und. der .

Frage gefunden, sah er die verhüllte Gestalt dem

Burschen auf dem Fuße folgen und die Thüre .

hinter sich ſchließen. .
„Wer ſind Sie, Madame?“ fragte der Offiieen.

streng, und mit namenloſem Staunen fügte er hiane.

„Emilie!“ —~ denn es war die ſchöne Böhmin,
welche den Schleier hinter ſich geworfen, mit flehen-

der Geberde, mit blaſſem, verweintem Angesicht auf

ihn zutrat.

„Emilie!“ Emilie!“ rief er, erſchüttert von ihrem
Anblick. „Was haben Sie? was führt Sie zu mir?“
„Mein Bruder!“
sſtammelte sie, ſchluchzend ihr Gesicht in ihrem Tuch

Sie ergriff seine Hände.

verhüllend. ;
„Was iſt mit ihm?“ :

"Wissen Sie es nicht? Ihn traf das Loos als
Sekundant.“ ~—~ Ich weiß es + und k?“

„Und ich komme zu Ihnen, von Ihnen Rettung
zu erflehen!“ rief das Mädchen, mit leidenſchaft-

licher Geberde ſich dem Offizier zu Füßen werfend.

Er hob sie auf,

„Emilie, Theure, Geliebte, was thun Sie? was

kann ich thun?“ :
Sie lehnte fich in seinen Arm und blickte ihn
durch ihre Thränen hinreißend an.

„Retten Sie meinen Bruder, Kleber! Und ich
D ich will Ihnen ewig danken.“ i
.! ~yWas ſoll ich thun?“ fragte er, ſeiner ſelbſtY
kaum mächtig, in das ſchöne, blaſſe Angesicht blickenn.

„Alles für Sie!“

„Uebernehmen Sie statt seiner die Stelle des
Secundanten“’, sprach sie stocken. .

. „Uh will es thun,“ ſprach er feſt.


 
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