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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 1 - No. 25 (3. Januar - 31. Januar)
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Heidelberger Tagebla!

Heidelberger General-Anzeiger. ..

Erſcheint täglich außer Montag.
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für Heidelberg: monatlich 45 Pfg.
mit Trägerlohn, durch die Poſt
bezogen vierteljſ. 1 Mk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengaſſe 24.

M 19.
Abonuements-Eiuladuug.

Bestellungen auf das

„Heidelberger Tageblatt“

für die Monate Februar und März zum
Preiſe von 96 Pfg., frei in's Haus, nehmen
alle PoſtanstaltenundLandbriefträger entgegen.

Mit dem 1. Februar beginnen wir mit
dem Abdruck des äußerſt spannenden

IWF“ See-Roman : Y
„Das weiße Schiff,“

worauf wir unsere geehrten Leser und Lese-
rinnen jett schon aufmerkſam machen.

Inſerate ſind bei der großen Verbrei-
tung des „Heidelberger Tageblatt“ in hiesiger
Stadt und Umgegend, insbesondere aber auch
im ganzen Odenwaldgebiet vom wirksamsten
Erfolg, bei billigster Berechnung.

Neu eintretende Abonnenten erhalten
das Tageblatt von heute bis Ende dss. Mts.
gratis zugestellt.

Expedition des „Heidelb. Tageblatt“

(Heidelberger General-Anzeiger)
Brunnengasſe Ro. 24.

des Dampfers „City
ulumbus.“'



Der Unterzant

Entsetzlliche Einzelheiten werden aus Newyork

den englischen Blättern über den Untergang des
„City of Columbus“ gemeldet. Das Schiff, ein
ſtarker eiſerner Dampfer von 2000 Tonnen Ge-
halt, gehörte der Boſton und Savannah - Linie an
und hatte 102 Paſſagiere, darunter 35 Frauen und



Ein Millionär.
Original-Novelle von F. Klinke.

Eimilie ſchien . "ttt "Entschluss gekommen
zu sein; sie trat dicht an ihren Gatten hin und
| ſzgs tat. was Du willſt, Otto, ich kann Dich
rst hindern und h pt? g! zt ttt tet
“hh. . . Verſuch und mich ver-
antwortlich für das, was Du ausgeführt haft.“
„Ausgeführt! Ausgeführt! Und wer war der
Terfel, ? die entsetzlichen Gedanken mir zu-
lsettet.. nicht schwer, die Schuld von fich ab

auf einen andern zu wälzen,“ sagte Emilie mög-

î lichſt ruhig. „Du brauchteſt nicht zu thun, was
ich Dir sagte, wenn ich es in der That gesagt habe.
Und dann iſt es noch die Frage, ob ein Richter
mich verurtheilen würde, wenn Du ihm sagtest : sie

hat es mir gerathen. Nein, Otto, Du ſchreckſt mich
üs: Fee ich finde Ft Huſlegsrehe. Htite
rache mir gegenüber wahrhaftig ni edel-

\ . ;

1 " Gzämut! Edelmuth! Hal ſ:! Setteſt Du

g §. gr Le os

_ genau um uns in einander zu täuſchen, und in

_ Mancher Beziehung hat das auch sein Angenehmes.
Gieb Dich aber um alles in der Welt keinen Hoff-

î nungen hin, daß Du leer ausgehen würdeſt, wenn




trügen.“





ſchrie er plöglich auf. „Jch





eqn mich anklagte. Du möchtest Dich entſeglich

Perantworiliher Redaklenr Philipp Klausuer.
Donnerſtag, den 24. Januar

Kinder, an Bord. Es waren meiſt Neu-Engländer,
welche den Winter im Süden zubringen wollten.
Die Mannschaft beſtand aus 45 Personen, der Ka-
pitän heißt Wright. Das Schiff verließ Boston
am Donnerstag (17. Jan.) Nachmittags. Die Nacht
war ſtürmiſch und kalt, aber trocken und klar und
“tg! t1 Vt M rte ttt tr!
hatte, iſt als gefährlich bekannt, und namentlich das
Riff Devils Bridge an dem Südrande (Gay Head)
der Insel Marthas Kneyard, etwa 21 Km. von Cap
Cod und 130 Km. von Boston entfernt, wird von
den Seeleuten ängstlich gemieden. Auf dieſes ge-
fährliche Riff stieß nun der unglückliche Dampfer
am Freitag 3 Uhr Morgens. Das Schiff muß
1'/, Km. von seinem Kurse abgewichen sein. Nach-
dem es an das Riff angefahren war, fuhr es un-
ter der Gewalt des Anpralls etwa 2 Schiffslängen
nach rückwärts, begann dann sich mit Waſſer zu
füllen, neigte sich zur Seite und sank mit dem Hin-
tertheil unter Waſſer. Der Kapitän forderte die
Paſſagiere auf, sich zu einem Versuche, mit den
Booten an's Land zu kommen, vorzubereiten, allein
Erſtere ſchienen so erschreckt zu sein und vielleicht
die Größe der Gefahr nicht sofort zu erkennen, so
daß viele unter Deck blieben, bis das ſteigende
Wasser sie hinauftrieb. In diesem Augenblicke
stürzte eine ſchäumende Waſſermasse über das Schiff
und spülte alles Lebende hinweg. So kamen 60
Perſonen einschließlich aller Frauen und Kinder
(mit Ausnahme von 2 Knaben) ums Leben. Viele

| Leichen ſind, mit Rettungsgtirteln versehen in auf-.

rechter Haltung gefunden worden : ein Beweis da-
für, daß sie ſich einige Zeit gequält haben mlissen.
Nun begann für die wenigen Uteberlebenden ein
furchtbarer Kampf. Verschiedene Boote verließen
das Schiff, allein sie ſchlugen entweder sogleich um
oder gingen, von unerfahrenen Händen gelenkt,
ſpäter an den Felſen zu Grunde. Nicht ein ein-
. h cR Lecltlesttt. terte!
geftillt, aber da das Wrack hin- und hersſchwankte
ſo schlugen auch hier die eiſigen Wogen hinein.

„Thue, was Du willst“, versetzte sie uochmals
mit bebender Stimme, denn es mußte dieses Mal
wohl keine seiner Phantasien sein er redete die
Sprache der Verzweiflung. Ich kann Dich nicht
hindern — es wird für die Welt eine seltene Ueber-
raſchung werden, den reichen, angesehenen Kaufmann
Otto Hochheimer des Mordes angeklagt und den-
ſuret seine Gemahlin als Mitschuldige bezeichnen
zu hören.“

Emilie hatte in ihrer Todesangst die rechten
Worte gewählt, ihren Gatten auf andere Rachege-
danken zu bringen. Die Verachtung der Welt, das
war das Schreckgeſpenſt, welches Ötto Hochheimer
mit leichter Mühe wieder zur Besinnung brachte.
Er athmete tief und schwer auf, wie aus einem
Traume erwachend. ; ;

„Ja, es wird eine Ueberraſchung, aber “

Er dachte nach — minutenlang + er mußte
einen Ausweg finden.

„Es kann — es darf .. es ſoll nicht sein!“
will kein Verbrecher
in den Augen der Welt sein. Emilie! Hilf mir!
Rette mich!“ .

Vie Spott und Hohn zuckte es um ihre Lip-
t; aber sie besann ſich + es galt ja auch ihre

riſtenz.

„Otto, es iſt nicht zu leugnen + es war ein
Mißgriff, den Du machteſt, als Du diesen Armen-
arzt zu Sylvia riefst. Du rechneteſt auf die Be-

ſtechlichkeit des Mannes und fürchteteſt das scharfe

Auge des Phyſikus. Letzteres hat Dir, wie die
Folge lehrte, nicht viel zu schaffen gemacht ein

| flüchtiger Blick, und er stellte den Todesschein aus, .





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Expedition Brunnengaßſſe 24. .
Man ſah ein Ehepaar sich zum lettten Male füſenn.
und ſich umarmen und dann in die Fluthen ſinke.
Zwei Brüder waren in dem Takelwerk. Der Aele !
tere ſchlug den Jüngeren, als dieser ihm Muth zue
sprach und so den Knaben wach erhielt, bis nähe.
8 Stunden die Boote ihnen Rettung brachten. Dan
sprangen sie zuſammen in die Wogen und ſchwane..
men zu dem Boote, als wenn sie auf ihrer Excun.
ſion zu Coney Island wären. Bald ſtürzie hie.
einer vor Erſchöpfung, bald dort einer schon tot.
aus dem Takelwerk, während mehrere ſelbſt nachhenm
der Tod schon eingetreten war, angefroren an den.
Stricken blieben. Zuletzt waren von den 80 Pere.
ſonen, welche den sonnigen Süden aufſuchen woltenn.
nur noch 9 Menſchen übrig geblieben. Von de
Mannſchaft wurden 13 gercttet. u
Nachdem der Tag angebrochen war, sah man .
vom Lande aus das Wrack und um 10 Uhr kam _
von der Gay Head-Station das Rettungsboot un
rettete 7 Personen. Wieder ſpäter kam ein zweites Ren.
tungsboot und rettete 7 Personen. Später kamen
zweites Rettungsboot und zu Mittag erschien de.
Ver. Staaten Zoll-Dampfer ,, Dexter“, iwellerin.
der Nachbarschaft gekreuzt hatte. Die See gnn.
ſehr hoch und der Zolldampfer konnte fih denn.
Wrack nur auf 300 Ellen nähern. Ein Boot wurde
ausgesett und rettete einen Mann, ein zweites nahn.
dann noch einige andere auf. Es war nicht mgl.
lich hart an das Wrack heranzufahren, un ſlo
mußten die Unglücklichen in das Waſſer fprinze.
um dann erſt aus demſelben gezogen zu werden. .
Offiziere und Matrosen vom Zolldampfer ſpranaen.
in's Waſſer, um diejenigen, welche nicht ſchwvinnn.
konnten, noch rechtzeig zu erfaſſen. Sehr geri nt.
wird die Aufopferung des Lieutenants Rhodes um
golldampfer. Zweimal ſchwamu er durch die qufen.
geregten und eisigen Fluthen, um ein Seil an dau.
Wrack zu heften. Beim erſten Mal wurde er vun.
den Wogen zurückgesſchleudert, verletzt und erſchöptte.
allein noch einmal wagte er das Unternehmen ub...
nun gelang es ihm. . d
Alle Offiziere an Deck des „City of Columbus“ w
ſind ertrunken und so wird die wahre Ursache des.



während der Armenarzt schnell seine Befürchtungen .
aussprach.“ ‘ : .
s: glaubteſt Du Dich nicht selber so
fihcrert“ Unterbrach Otto Hochheimer seine Ge-

mahlin. ;

Hl§ tags — und doch war es ein ſehr großer
Fehlgrif - aber es ſind jett bereits 8 Jahre,
daß Sylvia todt iſc. Es sind keine Zeugen vor-
handen — glaubſt Du, daß man Dir irgend etwas
wird anhaben können?“ . ".

„Ich glaube nicht.“ f .

„Also, wozu dieſe Besorgniſſe? Du biſt reich,
angesehen +- wer wird es wagen, einen Stein auf
Dich zu werfen.“ ._. ;

„Du haſt Recht, aber es giebt noch etwas, was ;
mich beunruhigt!“ ..

„Und das wäre?“ ;

„Die Geschichte mit dem Friedrich Helms.“ .

„;Vah! Hiervon haſt Du nichts zu befürchten.
Er iſt todt und wie Du mir ſelbſt gesagt haſt,.
ohne wieder zum Bewußtsein erwacht zu sein.“

„So sagt Martha. Darf man ihren Worten
so unbedingt Glauben schenken ?“ ,

„Warum nicht? Ich wüßte nicht was sie ve
anlaſſen könnte, zu lügen. + Läge es doch b
weitem mehr in ihrem Interesſſe, wenn sie Dich al.
seinen Mörder anklagen würde.“ ;

„Und doch beunruhigt mich der Gedanke an fien
Emilie,“ fuhr er plötlich fort, „ich habe einen Plan,
der ausgeführt werden muß. Die Luft erdrückt
mich hier - ich muß von ihr frei werden. Wi

wollen fon. ]
(Fortsetzung folgt.)














 
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