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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 256 - No. 281 (1. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1119

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Verantwortl. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg. Druck und Verlag von Wurm & Pfeffer in Heidelberg. .

Erſcheint t ä gl i h außer Montag. Abonnementspreis für Expedition Brunnengaſſse 24. .

Ä ? ters: izezatttth, 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch die Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum f Lfs. .
ezogen vierteljährk. 1 Mark ohne Zuſtellungsgebühr. für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erſcheinen Rabatt.







Deutsches Reich.

Berlin, 18. Nov. Das Ergebniß der Reichs-
tagswahlen ist bezüglich von 397 Mandaten bekannt,
von den Gewählten zählt man: 100 Centrum, 11
Welfen, 75 Deutſchkonservative, 80 Deutſche Reichs-
partei, 52 Nationalliberale, 66 Freisinnige, 7 Volks-
partei, 24 Sozialdemokraten, 16 Polen, 15 Elsäſſer,
1 Däne. Im großen und ganzen iſt alſo die Ver-

ſchiebung von rechts nach links doch nicht viel an-

ders geworden, als es bisher der Fall war.

. Berlin, 19. Nov. Der heutigen Conferenz-

ſitung präſidirte der Staatssecretär Graf Hatzfeld.
Seitens des Deutschen Reiches wurde der Conferenz
ein Project vorgelegt, welches die Zwecke der Con-
ferenz nochmals darlegt und Anträge enthält, welche
durch die Conferenz zu Beschltiſſen zu erheben sein
würden. Dieses Project wurde an eine Commission
verwieſen, beſtehend aus den Vertretern des Deut-
chen Reiches, Frankreichs, Englands, der Vereinigten
Staaten, Spaniens, Belgiens und Portugals. Diese
Commission, welcher der französische Botschafter Baron
Courcel präſidiren wird, soll erstens die Abgrenzungen
der verſchiedenen Gebiete am Congo feststellen und
zweitens die Ansprüche der verschiedenen dort con-
currirenden Parteien formuliren. An den Arbeiten
"er Commiſſion werden die techniſchen Beiräthe theil-
ehmen, außerdem wird dieselbe alle Sachverſtän-
digen hören, deren Aeußerungen sie für wünfchens-
werth hält. Die Dauer der Commissionsarbeit wird
auf 6 bis 8 Tage geschätzt. ..
Berlin, 19. Nov. In der heutigen Sitzung
des Bundesraths wurde der Reichs-Haushaltsetat
für 1885/86 auf 621,196,051 Mark in Ausgabe
und Einnahme feſtgeſeßt. Die fortdauernden Aus-
gaben betragen 556,314,286, die einmaligen

14,881,765 Mark. Die aufzunehmende Anleihe be-

trägt 44,671,996 Mark.

Hamburg, 19. Nov. Der Hamburger Dampfer
„Valparaiso“, der am 12. Nov. von Hamburg nach
üdamerika abgegangen war, iſt am 17. Nov. mit
einem Maſchinenſchaden in Santacruz eingelaufen.

An Vord Altes wohl.

Scbhwarz-Elle.

Roman aus dem Thüringischen von F. Klink.

(2. sFortsetzung.)

Lange, trübe, einſame Jahre waren ihm dahin-
flsangen und doch hätten ihm diese Augen Tag
ür Tag ſo glückſtrahlend entgegenleuchten können,
wie sie es jezt thaten. Aber noch indem der Müller
ſein Kind betrachtete, beſchattete sich auch ſchon
wieder seine Stirn. Sie war entzüickend schön, seine



Else und in der städtiſchen Kleidung sah fie ordent-

lich vornehm aus. Paßte sie noch in den Rahmen,

Ver sie umgab?

. Aber Else lachte ſeine Besorgnisſe hinweg und

' in einigen Wochen hatte er sie vergeſſen.

Sie war glücklich!
. Nicht einen einzigen Augenblick, selbst wenn sie

ich unbeobachtet glaubte, wich der Sonnenſchein,
den dieſes liebe Gesicht verbreitete, und dabei ent:
faltete ſie einen Eifer, einen Fleiß, der gleichſam
Vezaubernd auf ihre ganze Umgebung wirkte.

Der Müller war wieder jung geworden. Er

Ping stramm und gerade wie in früheren Jahren
unmher, sein Schritt war leichter, elastischer und ihm
; war es, als ob neues Blut seine Adern durchſtröme.

Er hatte wieder Arbeitsfreudigkeit und mit ihr neuen

uth gefunden.

Auch die Mühle bekam mit ihrem Besitzer ein

Us ust: Sie erſtand wie ein Phönix aus |
! ſonders gut ausnahm, gab ihr ein prächtiges, statt-
iches Aussehen und der Garten prangte in Ordnung
Und huntem Blumenflor. Der Buchsbaum war neu !





Ein dunkelrother Anſtrich, der sich be-



| Verküudigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, Weiuheim, Sthwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos- |
' bach, Uecarviſchofsheim, Everbach, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.

. Frautktreich.

Paris, 19. Nov. Bezüglich der in London und
anderwärts umlaufenden Gerüchte von Schritten
Granville's behufs friedlicher Beilegung des französiſch-
chineſiſchen Konfliktes meint „Temps“, man lege dem
Kommen und Gehen der Diplomaten in London zu
große Bedeutung bei. Uebrigens sei keine ernsthafte
Unterhandlung dieser Frage möglich, ſo lange die
Kammer nicht die geforderten Kredite bewilligt hätte.
„Paris“ sagt: Frankreich werde auf alle Fälle fort-
fahren, militäriſche Maßnahmen zu ergreifen und
erſt nach Beſißnahme geeigneter Pfänder und nach
Räumung Tonkins gt Chinesen abrüſten.

umùänien.

Butktaresſt, 19. Nov. Geſtern begannen die Parla-
mentswahlen. Nach den bisherigen Reſultaten im
erſten Wahlkollegium sind dieselben faſt durchweg
für die Regierung günstig ansgefallen. Die Kammer-
eröffnung findet am 22. November ſtatt.

Dänemark.

Kopenhagen, 19. Nov. Das Folkething nahm
die motivirte Tagesordnung der gemäßigten Linken,
die Verhandlung aller Regierungsvorlagen zu fiſtiren,
mit 63 gegen 18 Stimmen an. Der Konſseilspräses
Eſtrup erklärte, wenn die Opposition ihre Wünſche
nicht näher darlege, nöthige sie ihn, auf seinem
Posten zu verharren.

' Zus Nay uud Fern.

* Karlsruhe, 17. Nov. Geſtern wurde in
Friedrichsthal, dem bedeutendsten Hardtorte,
eine Tabakaussſtellung abgehalten. Es hatten, dem
M. A. zufolge, ungefähr 200 der tabakbauenden
Pflanzer Proben ihres diesjährigen Erzeugnisses
ß" | ett uuû. Urtczit mien fer t t teh
5 Mark, sowie Diplome den fleißigen Landleuten
zuerkannt. Das Hauptintereſſe des Tages nahm
der ganz vorzügliche dreiſtündige Vortrag des Hrn.
Hofraths Dr. Neßler in Anspruch, dem mehrere
hundert Landwirthe mit größter Aufmerksamkeit
folgten. Das Thema desselben bildete „die Ver-
beſſerung des Tabakbaues“ und empfahl der er-

gepflanzt und beschnitten und Else brauchte nicht
mehr durch die Hecke in die Gaisblattlaube zu
dringen, denn sie hatte jetzt wieder einen ordentlichen
Eingang. ‘ ;

Pt: crig ſchauten die Dorfbewohner auf die

Vorgänge in der Mühle und das Reden und Ver-
wundern wollte gar kein Ende nehmen. Wenn das
der alte Herr von Eßlingen erlebt häite ! Der Herr
Baron hatte immer ſeinen Aerger über den Verfall
der Mühle gehabt und es ſollte ſogar zwischen ihm
und dem Mäller darüber zu einer wenig erfreulichen
Auseinanderſezung gekommen sein. Aber er war
todt und seine Schweſter auch.
_ Gegenwärtig wirthschafteten fremde, bezahlte
Leute in den Räumen des Schloſſes. Man ſagte,
so lange, bis der junge Huſarenlieutenant im Herbst
den Dienst quittirt haben würde, um dann die Be-
tzthichafuug seines Gutes selbſt in die Hand zu
nehmen.

Kurt von Eßlingen aber fühlte noch durchaus
keine Neigung, sich in die Einsamkeit des alten
Schloſſes zurückzuziehen, um so weniger, als die
Aussichten, welche sich ihm dort eröffneten, nicht be-
sonders günstiger Art waren. Das Vermögen, das
der Vater hinterlaſſen, erwies sich im Vergleich zu
den Schulden als höchſt unbedeutend und es ver-
urſachte dem lebensfrohen jungen Mann einige Pein,
denken zu müssen, daß er sich fortan mit unerquick-
lichen Sorgen belaſten müſſe.

Außerdem gab es noch einen zweiten Grund,
der ihn in der Residenz festhielt. Der junge Baron
hatte ſich verliebt und zwar in eine Schauſpielerin
des Hoftheaters, welcher zwar die Bewerbungen des



hübschen Offiziers ganz angenehm waren, die aber !

158.





fahrene Redner eine Reihe von Handhabungen in
der Tabakcultur, welche er persönlich in Holland im
Auftrag des badischen Miniſteriums des Innern uun
in Begleitung des Hrn. Fritz Hirſchhorn vor einige
Monaten an Ort und Stelle kennen gelernt habe..
JIn erster Linie rieth er den Tabakpflanzern das
Sortiren nach dem Reifegrad der Tabake, das
Spalten der Rippen und größere Sorgfalt beim

Abhängen der Tabake an. Welch’ große Aufmerre.

ſamkeit in maßgebenden Kreiſen den Beſtrebungen
zur Hebung des Tabakbaues zugewendet wird, be-
zeigte, daß bei der Versammlung die Herren v. Bodo
man, Oberamtmann von Karlsruhe, Präſident Nott-

Tabakgewerbe zugewendet werden könnten, lebhaft
betheiligten. Am 7. December findet in Achren
ebenfalls eine Tabakausſtellung statt. .

* Karlsruhe, 19. Nov. Wie wir vernehnen
beginnen diese

einer Straßendampfbahn von hier über Beierthim
und Rüppurr nach Ettlingen. Die von der Staats-

| bahnverwaltung beabsichtigte Herſtelung einer Ett- .

linger Verbindungsbahn (Bahnhof Holzhof) dürfte

durch das Zuſtandekommen der Straßendampfbahn .

ſelbſtverſtändlich überflüssig werden.

§ Handſchuhsheim, 19. Nov. Die dureh den.
Tod des Herrn Kirchenrath Eberlin in Erledinne..
gekommene evang. Pfarrei hier, wurde heute dreh.
Herrn Pfarr.r Raub bisher Pfarrer in Ergenheiar .
wieder beſeßt. Derselbe wurde durch Herrn Bun.
germeiſter Schröder und dem Kirchengemeindreht.
auf's Herzlichſte begrüßt und geleiteten ihn in Dean.
reich mit Kränzen und Guirlanden geschmückte Pkuare.

haus. Am Abend brachte der hieſige Geſang-Verein

demſelben ein solennes Fackelſtändchen, bei welchen z
U. A. die Lieder „Seid uns in unserm Kreis wille.
„das iſt der Tag des Herrn“ in e.

kommen“,



vorläufig nicht daran dachte, sich um eines Mannes Ä
willen von dem Schauplatz ihrer Triumphe zurück-.
juzthes: erbat sich von Kurt ein paar Yaÿrs Ve
denkzeit aus, aber der leidenſchaftliche Mann wollte

von einer ſolchen nichts wiſſene. Es kam zu einn

aufregenden Scene ~ acht Tage ſpäter kam Kurt

von Eßlingen auf der Rotenburg an, um, wie e

dem Verwalter sagte, seine Rüben ſselbſt zu baun
für die Zuckerfabrik. f .
Er war am Abend in der Dunkelheit eingetroffen,

und da er ſeit einem Jahr nicht mit einm Fuß .
das Schloß seiner Väter betreten, ſo hatte ee ne.
türlich auch keine Ahnung von der Veränderung,

welche mit der Herrenmühle vorgegangen war. Zu
seinem größten Erstaunen sah er am folgennn

Morgen, als er seinen gewohnten Spazierritt unter.

nahm, daß das Gebäude neu und roth durch die
Bäume ſchimmerte, welche die Rückseite der Mühle
ghet. kommend, bemerkte er dann die prächtige.

Beſitung von der Morgensonne beleuchtete Er wan
nur zu geneigt, an Zauberei zu glauben, dem es
war ihm nie eingefallen, daß die Mühle etwas Ar
deres ſei als eine halbe Ruine, und daß der Müller

im Besitze von Mitteln sei, die ihm geſtatteten, sich
ein stolzes und ſchönes Eigenthum herzuſtellen.
Langsam ritt er zurück. Einen ihm entgegen.
kommenden Bauer fragte er: .
„Iſt der alte Müller todt ?“ .
Der Bauer fah ihn verwundetan..
„Nein, der Müller hat gebaut.“





„So ? Ich glaubte, er wäre ein armer Teufel.“
Damit gab er seinem Pferde die Sporen und



mann von der Centralſtelle der landwirthſchaftlieiſen.
Vereine, Finanzrath Hildebrand u. A. anwve en.
waren, welche sich bei der Berathung, wie Taban..
pflanzer und Händler größere Vortheile aues dem

Woche noch die Verhanlunee..
zwiſchen dem Gemeinderath von Ettlingen un deem i
Direktor der Vereinigten Karlsruhe-Durlacher Pferden.
und Dampfbahngesellſchaft wegen einer Erbaau n.









 
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