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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 51 - No. 76 (1. März - 30. März)
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Expedition Brunnengaſſe 24.

Heidelberger



Yerautworllicher Redakieur Philipp Klausner.





tion.

s . Anzeigen: die I-ſpaltige Petine.
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für auswärts 10 Pfg. uu
© Bei mehrmaligem Erſheen.
Rabattbewilligung. uu.

en: d
attbewilligung

Expedition Brunnengafſe 24.



M 52.

Deutſches Reich.

Berlin, 29. Febr. Großfürſt Konstantin iſt
mit Fürſt Obolenski nach herzlichſter Verabschiedung
von dem Kaiser und den Mitgliedern des Königs-
hauſes Abends zehn Uhr nach Stuttgart abgereiſt.
Die übrigen Mitglieder der Gratulationsdeputation
tte Abends elf Uhr die Rückreiſe nach Peters-
urg an.

Berlin, 29. Febr. Ein dem Bundesrath zuge-
gegangener Gesetzentwurf, betreffend Bewilligung
von Mitteln zu Zwecken der Marineverwaltung,
verlangt 18,790,000 Mark, welche im Wege einer
Anleihe mittelſt Schatzanweiſungen aufzubringen
sind. Die Summe ſoll verwandt werden zum Bau
von 70 Torpedobooten einſchließlich der dazu ge-
hörigen Armirung, zur Herſtellung einer unterſeei-
ſchen Torpedo-Batterie an der Oſtſeeküſte zur An-
lage elektriſcher Beleuchtung auf den Werften in
Kiel und Wilhelmshaven und zur Vervollſtändigung
der Kriegsbekleidung.

Dresden, 29. Febr. Auch die erſte Kammer
beschloß auf den Antrag Schreck, die Regierung um
Vorlage eines Gesetzes zu erſuchen, wonach Personen,
welche sich in die Lage versetzt haben, ihre Abgaben

nicht zahlen zu können, einem Schank- und Tanz-

ſtätten-Verbot unterworfen werden können.
Oefterreich-Uugarn.

Wien, 28. Febr. Aus Belgrad und Bukareſt
laufen Versicherungen des freudigen Eindrucks ein,
welchen der bevorſtehende Beſuch des öſterreichiſchen
Kronprinzenpaares daſelbſt hervorgerufen hat. Speziell
in Belgrad, wo man für fürstliche Besuche minder
eingerichtet iſt, wird über Hals und Kopf gearbei-
tet, um den Gästen eine standesgemäße Unterkunft
Bc Rss
hältniſſen, sie als ein eminent, oder auch nur eigent-
lich politiſches Ereigniß hinzuſtellen, wie dies ab
und zu geschieht. Namentlich iſt es aber ein abſur-
ter Irrthum, wenn man Belgrad und Bukarest als
das eigentliche, und hochpolitische Reiſeziel betrachtet
und in dem Beſuche der ttrkiſchen Hauptſtadt nur
ein Anhängſel sieht, dazu bestimmt, theils die tür-
kiſche Eitelkeit zu schonen, theils die tiefere Absicht
des ganzen Arrangements nicht zu nackt hervortreten

zu lassen.
; JFrartkreich.

Paris, 27. Febr. Der „Temps“ veröffentlicht
tu Depesche ſeines Spezialkorreſpondenten, die also
autet : / ,
Hong-Kong, 23. Febr. Morgens. Ich schätze, daß
20,000 Chinesen in Bac-Ninh sind. Das ist Alles,
was China nach acht Monaten Rüſtung auf die
Beine bringen konnte. Der Admiral Courbet konnte
die Stadt nach der Einnahme von Sontay angreifen,
aber mit patriotiſcher Selbſtverleugnung zog er
vor, ſeinem Nachfolger den Ruhm zu laſſen und die
Verstärkungen abzuwarten, welche gestatten werden,
den Feind mit einem einzigen Schlage zu vernichten.
Die einstimmige Meinung iſt hier, daß China ohn-
mächtig sei, und man würde mit Betrübniß ein
Arrangement begrüßen, welches dem himmlischen
Reiche einen Theil der nördlichen Provinzen über-
ließe d. h. jener weinreichen Gegend, auf welche

die Koloniſten große Hoffnungen bauen.

; Sonach also ſcheint die Einnahme von Bac-Ninh
keine ernſte Schwierigkeiten zu bieten und man darf
wohl dem baldigen Eintreffen der Siegestelegramme
entgegenſehen.

Paris, 29. Febr. Aus zuverlässiger Quelle ver-
lautet, daß, wenn China nach der Einnahme von
Bacninh nicht nachgibt, Frankreich sich Formoſas,
Hainans oder der Douane von Kiang Tſcheu be-
mächtigen werde. ;

I. d N :

London, 29. Febr. Prinz Heinrich iſt gestern

Abend in Plymouth angekommen und nachdem er



Honntag, den 2. März
von der Königin Viktoria empfangen wurde, weiter-
gereiſt nach Kiel.

London, 28, Febr. [Unterhaus.] Harcourt
beſtätigt die Entdeckung einer Höllenmaſchine im
Charing-Croß-Bahnhof. Es seien auch andere Höl-
lenmaſchinen an der großen Westbahn entdeckt. Diese
Maſchinen seien mit der, welche am Viktoria Bahn-
hofe explodirte, von gleicher Konstruktion. Das da-
rin benutttee Dynamit ist amerikanische Fabrikation.

London, 29. Febr. In Folge der Dynamit-
Exploſion in der Victoria-Station sind in ganz Lon-
don die Polizeiwachen abermals verſtärkt und die
größten Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um
allfälligen weiteren Attentaten vorzubeugen. Die
Direktoren der durch die theilweiſe ßerſtörung des
Stationsgebäudes beschädigten Linie beſchloſſen geſtern,
eine Geldbelohnung zur Entdeckung der Thäter aus-
zuſchreiben. Der an dem Gebäude angerichtete Scha-
den beziffert ſich auf Lſtr. 3000. Für die zerſtörten
Effekten, die im Gepäckbureau deponirt waren, er-
klären die Direktoren keinen Ersatz leiſten zu wollen,
da sie die Bahn als nicht haftbar betrachten. ++
Auch die Militärwachen bei dem Staatsgefängniſſe
in Chatham wurden gestern verdoppelt, da die Fenier,
angeblich einen Anschlag planen um die dort einge-
kerkerten iriſchen Fenier, die aus Dublin nach Eng-
land überführt wurden, zu befreien. + Geſtern
wurde auf dem Auswärtigen Amte der neue Ver-
trag zwischen England und dem Transvaal-Staat
unterzeichnet. Durch denselben wird die Unabhängig-
keit des Transvaal-Staates unter dem Namen „Süd-
Afrikanische Republik“ wieder hergestellt. An Stelle
des bisherigen englischen Residenten tritt ein sunjut |
Die an England zu zahlende Summe wird von
385,000 L. auf 250,000 L. vermindert, die Skla-
verei iſt verboten und den Eingeborenen wird volle
Freiheit der Bewegung und das Recht zum Ankaufe
von Land zugesichert. Die Boeren dürfen zwar mit
fremden Mächten diplomatiſche Beziehungen unter-
halten, allein vor dem Abschluß von Verträgen
müſsen sie die Billigung der englischen Regierung
erhalten. Die wichtigſten Beſtimmungen beziehen
sich auf die neuen Grenzen des Transvaal, wodurch
willkürliche Ueberschreitungen seitens der Boeren in
die Gebiete der Zulus und Swazis verhindert wer-
den. + Die in London anwesenden Regierungsmit-
glieder des Transvaal, der Präsident Krüger, Mi-
niſter Dû Toit und General Smit haben Herrn
Karl Blind wegen seiner mehrjährigen Bemühungen
für den nunmehr erreichten günstigen Vertrag ſchrift-
lui zz.! mündlich ihren wärmsten Dank ausge-
prochen.

London, 29. Febr. Heute Vormittag wurden
in einem Hauſe in der Nähe des Strandes drei
Perſonen verhaftet, in deren Beſit) die Polizei eine
große Menge Dynamit vorfand. Man vermuthet,
daß sie damit einen Schlag auf den Juſtizpalaſt
haben ausführen wollen.

Spanien.

Madrid, 27. Februar. Während der gestrigen
Carnevalsfesſtlichkeiten erſchien der König ohne jede
Begleitung auf der von vielen Tauſenden von

Masken belebten Promenade: die Königin, ſowie | h

die Prinzeſſinnen erſchienen in offenen Equipagen.
Trotdem die dichten Menſchenmaſſen ſich vielfach
um den Wagen drängten und einzelne Personen
auf die Wagensſchläge stiegen, um die hohen Herr-
schaften in nächſter Nähe zu begrüßen, jo kam doch
nicht die geringste Inconvenienz vor und die Hal-
tung der Volksmaſſen bewahrte einen ebenso herz-
lichen wie reſpectvollen Charzttst.

Aus anstühelehe Lt y"... über die Besetzung
des Baker'ſchen „Moraſtforts“ bei Trinkitat durch
die englischen Truppen geht hervor, daß die Araber
ſich zwar in großer Menge zeigten, aber nur aus

| zwischen dem Sprecher des Hauſes zugegangenen

im „Eichbaum“ eine Verſammlung um ſich, wie
. man hört, tiber ein ganz eigenthtimliches Project

vom Wagen fiel und die Räder ihm über Kopf un



weiter Ferne ſchoſſen, ſo daß von den Hochländern,
welche barfuß durch den Sumpf wateten, keine Ver-

leßungen erhielten. Die Aufſtändigen ſollen ſehe
sſiegesbewußt sein, zogen sich aber doch beim An
rücken der Engländer auf 3000 Yards von dm
Fort zurück. Die englischen Truppen empfännſn
ſchmerzlich den Mangel an Feldatillerie. + Gene..
ral Gordon telegraphirt, daß die Stämme ſsüdlieihe
von Sennaar und am Blauen Nil bereits wet.
friedlicher sind. Die Pacificirung nähme einen bee.
friedigenden Fortgang und Gordon hofft, die neh
fettelicch Stämme zu verſöhnen und zur Ruhe u
ewegen. i



Waſhington, *! ; Im Repräſentanten- .
hauſe wurde die Lasker-Angelegenheit verhandelt.
Deuſter und Günther sprachen im Sinne des in-



Schreibens des Berliner ,liberalen Centralvereinsn.
Kaſſon bedauert die Diskuſſion und hält es fir
beſſer, eine offiziele Information abzuwarten un
nicht nach Zeitungsberichten zu urtheilen. Er ben
antragt die Ueberweisung des Schreibens des Cen
tralvereins an den Ausschuß für auswärtige Aan
gelegenheiten. Der Antrag wird angenommen. .

Aus Nah und Fern.

(!) Eppelheim, 29. Febr. Ein wahrheitslie
bender Anstandsaposſtel konnte nicht umhin, in de
Heidelberger Zeitung vom 28. d. M. dem Coree.
ſpondenten dieser Zeitung wegen einer wohlgemeinen.
Warnung Tattloſigkeit an den Kopf zu ſchleuden.
Mir kommt es vor, als hätte der betreffende Takt-
besitzer entweder ein allzufeines Taktgefühl oder es/
rappele demſelben im Oberſtübchen; denn ein ge-
ſunder Menſchenverſtand kann in dem betreffenden
Artikel No. 48 dieser Zeitung keine Taktlofigkeit er
kennen. Nun es kann ſo galante Häringsbändiger G
ess welehe oft an allzugroßem Eifer für fenn.

akt leiden. ' w
[::] Mannheim, 1. März. (Gewiß noch nicht
dagewesen.) Gestern hatten die hiesigen Wirthe















zu berathen. Sie wollen nemlich + offenbar um
auf die Brauer eine Presſion auszuüben + eine
Actienbrauerei gründen, aus der alle ihren Bierbee
darf bezögen, welche der Geſellſchaft beigetreten.
Auf diese Art wäre jeder Brauer und Wirth zugleich..
Wie sich die Brauereien zu dieser merkwürdigen
Idee stellen werden und ob ſich dieſelbe realliſirn
läßt, muß eben die Zukunft lehren. /

~ Gestern verunglückte ein Fuhrmann aus O
tersheim desſen Pferde vor dem Maschinchen, w
ches den Ausfüllſand befördert, ſcheuten, indem

Beine gingen. j .
* Ludwigshafen, 27. Febr. Der geſtrige Abenn.
artete für einige überſchwängliche „Narren“ sehr
bedenklich aus. Um 7 Uhr zogen nämlich mehrere .
Burschen und Männer durch den Hemshof, wobei
der Erſte von ihnen nichts Beſſeres zu thun wußte,
als beständig Feuerſignale zu blaſen. Der dienſt
abende Polizeidiener hielt die durch geiſtige Ge-
tränke aufgeheiterte „Mannſchaft“ an und verbot
denselben das Mussiciren bei eingebrochener Nachtt
und bemerkte dabei, daß ein solches Benehmen jeden-
falls nicht ſchicklich sei. Der nur seine Pflicht er-
füllende Polizeidiener wurde darauf mit Schimpf-,
Schmäh- und Drohworten Üiberſchüttet und derart
überfallen, daß er seine Zuflucht zunächſt in emem
benachbarten Haus, dann aber in dem Polizeiburea
nehmen mußte. Dort bald ermittelt, wurden di
Läden aufgebrochen, die Fenſter eingeschlagen un!
ein Heidenſpectakel gemacht. Der Auflauf war ſi
ſtark, daß die Paſſage in der Hauptstraße gänzli
gehemmt war. Bald darauf erſchien der Polizei
commiſssär mit Mannſchaft aus der Stadt und de
Adjunct Jotter mit einigen Hemshöfer Bürgern un!
 
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