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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 26 - No. 50 (1. Februar - 29. Februar)
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Heidelberger Tagebla

Heidelberger General-Anzeiger.

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Expedition Brunuengaſſe 24.

Verautworllicher Redakteur Philipp Klausner.



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5 .z
n

Exvedition Brunnengaſſe 24.



N 38.

Deutſches Reich.

Berlin,. 12. Febr. Die ,„Nordd. Allg. Ztg.“,
indem sie das Dementi der „Elsaß - Lothr. Zeitg.“
über den Statthalter von Manteuffel bestätigt, kann
die Behauptung von HMeinungsverschiedenheiten
zwischen dem Reichskanzler und dem Statthalter
als vollständig erfunden bezeichnen. Es seien keine
Differenzen vorhanden und würden auch nicht vor-
handen gewesen sein, wenn der Reichskanzler noch
in amtlichen Beziehungen zur Verwaltung Elſaß-
HVeothringens stände. Die gleichzeitige Anwesenheit
Manteuffel's und Hohenlohe's in Friedrichsruh war
eine natürliche Folge einer gleichzeitigen Einladung
zum Ordenskapitel in Berlin. Der Besuch Man-
teuffel's war sehr natürlich, da er Bismarck seit
ziemlich einem halben Jahrhundert befreundet sei.
Es ſei wohl begreiflich, daß Geschäftliches beſprochen
worden ſei, sicherem Vernehmen nach habe es ſich
aber weniger um Vergangenheit und Peolitik als

î um Zukunft und wirthschaftliche Fragen gehandelt.

Es sei möglich, daß die Einladung nach Berlin dem

Statthalter unerwartet gekommen sei, das hänge
_ HHODHber nicht mit derFrage zuſammen, ob Meinungsver-

ſchiedenheiten zwischen ihm und dem Reichskanzler
fru hu. 11. Febr. Die Kaiserin von
Desterreich und die Erzherzogin Valerie werden
Mitte März zu einem fünfwöchentlichen Kurgebrauche
tt : 11. Febr. Die Kammer ſetztte den
jährlichen Zinszuſchuß für die pfälziſchen Eiſenbah-
nen auf 1,800,000 M. fest, nachhem der Minister
ſein Einverſtändniß erklärt hatte, und ging über

die Petitionen mehrerer pfälziſchen Städte um Herab-

setzung des pfälzischen Kohlentarifs zur Tagesord-
U a 12. Febr. Das Abgeordnetenhaus
nahm ohne Debatte mit 132 gegen 5 Stimmen das
Gesetz über die Vervollſtändigung der Staatsbahn-
einrichtungen an. Bei der Berathung des Antrags
Keßler betresfs Reviſion der Socialiſtengeſeßgebung
machte der Minister des Innern das Bedenken gegen

Freitag, deu 15. Februar

die bezüglichen Paragraphen geltend, daß dadurch
das frühere Veto der Gemeinden bei der Verehe-
lichung nahezu wiederhergestellt würde. Der Miniſter
warnte davor, allzuweit zu gehen, da sich Bayern
hinsichtlich der Verehelichungsfreiheit in einer Aus-
nahmeſtellung gegenüber den deutschen Staaten be-
finde. Die Diskussion wurde auf morgen vertagt.

Frankreich.

Paris, 11. Febr. Der „Pol. Corr.“ wird ge-
meldet, daß die franzöſiſchen Behörden an. der
Pyrenäengrenze zur Ueberwachung der in letter
Zeit lebhafter gewordenen Bewegungen der ſpani-

ſchen Emigration große und aufmerksame Thätigkeit

entfalten. Des Weiteren meldet man, daß die an-
haltenden Schwierigkeiten im kleinen Freiſtaate An-
dorra zu einer Verſtändigung zwischen Paris und
Madrid, in Betreff gemeinsamer, ernsterer Pazifi-
kationsmaßregeln Anlaß geben dürften. - Der
„Ag. Havas“ zufolge berichten Telegramme aus
Tonkin, daß in der Nähe von Bacninh den schwar-
zen Flaggen verſchiedene Gefechte geliefert worden

ſind, wobei lettere 500 Mann verloren haben. Das.
Delta des Rothen Flusses sei durchaus ruhig und

die Piraten seien von den DampFschaluppen ver-
folgt und auf den kleinen Inseln, auf welche sie
fich geflüchtet, angegrisffen worden. Zurtickgeklommene
Spione melden, daß die in Bacninh ſich befindlichen
chineſiſchen Truppen eine Erhöhung ihres Soldes
verlangen, ſonst wollten sie sich nicht ſchlagen. Die
anamitiſchen Rebellen schienen wenig aufgelegt ſich
mit den Franzoſen zu ſchlagen, seitdem sie von der
Einnahme von Sontay Kenntniß erhalten haben.

Paris, 11. Febr. Dem ,Pays“, deſſen Be-

ziehungen zu geistlichen Kreiſen bekannt sind, ist
folgende aus Hongkong, 9. Febr. datirte Depesche
von Puginier, dem Biſchof von Wesſt-Tonkin, mitge-
theilt worden: „I Prieſter, 22 Katecheten, 215
Christen ermordet; 108 Chriſtenhäufer zerſtört. Um
Hilfe wird gebeten.“
England.

London, 13. Febr. Das Oberhaus nahm mit

181 gegen 81 Stimmen, das von Lord Salisbury



Miadrid, 10. Febr.

1884.
. Me >
eingebrachte Tadelsvotum gegen die Regierung an
~ Das Unterhaus berieth ebenfalls Northcoen.
Tadelsvotum. Gladstone gab eine ähnlichh zn.
klärung wie Granville ab und sagte: Gordons
Plan iſt ein friedlicher; er ſoll die Garniſon as
dem Sudan ziehen um im Sudan die frühern
Zuſtände wiederherzuſtellen; die nach Suaktim be
orderten Verſtärkungen betragen viertauſenn Mamu.
Die Debatte wurde ſchließlich vertagt. - De
Commandant der Truppen in Kairo, Genral
Stephenson iſt angewiesen, den sofortigen Abmarsch s
von drei der beſten Bataillone und eines Huſarene.
regiments nach Suakim vorzubereiten, um wnnm
möglich,, Tokar zu helfen, eventuell die Häfen ds.
Rothen Meeres zu vertheidigen. Die Garnſmm.
Alexandriens soll, soweit nothwendig, nach Kairo
verlegt und Alexandrien in diesem Falle dueh
Mannſchaften der Flotte erſeßt werden. Außerrem
befindet fich ein aus Indien kommendes ſchottiſhen.
Regiment an Bord der „Jumna“ auf den Wege..
nach Suez. Dasſelbe foll sich ebenfals naeh Suen.
kim begeben. Das ganze Expeditionskorns wrn.
unter dem Befehl Graham's stehen. s
Spanien.







Wie dem , Temps“ gemel-o .
det wird, hat die Polizei ein republikaniſches Me.
ting am Samstag verhindert, welches in dm.
Theater Alhambra stattfinden sollte. Der Präfet..
hatte dem Eigenthümer des Theaters, ſowie dn
Hotel- und Reſtaurationsbeſitern verboten, ihe.
Lokale für irgend welche Kundgebung zu vermiethnn.
die Republitaner mußten daher ihre Pläne aufgeben.
Die gesammte republikanische Preſſe iſt entrüſten.
über das Vorgehen der Regierung. Die ,„Jberian,
das Organ Sagaſta's sagt, daß, wenn die Dnge
so fortgehen, der Tag nahe sei, wo Niemand mhr
einen Wunſch laut werden laſſen könne und ale.
Verſammlungen verboten werden. Die Enthaluun.
bei den bevorſtehenden Wahlen werde die natürliche.
Folge ſein. Der „Correo“’, „El Liberal“ und „El
Clobo“ ſind noch heftiger. „El Jparcial“ theilt
mit, daß die Regierung gewillt iſt, jedes Bankett zu
verhindern, an welchem sich mehr als 19 Personen








Das weiße Schiff.

Ein See-Ro man von Adolph Nork.



9. Fortsezung.

„Du follſt waschen, putzen, fegen lernen !“
„Kann ich, kann ich very fine!“
„Also du gehst mit!“
„Frag Vater, komm wieder,“ ;
Damit verſchwand sie ſchnellen Schrittes, um
nach weniger als fünf Minuten zurück zu kommen.
„Gut,“ sagte sie. ;
„Gut,“ erwiederte Petersen.
Der lakoniſche Vertrag war geschloſſen,
. Den nächſten Morgen txat Juli Acoo ihren
dDientt an.

V. Der Kapitän wider Willen:

Das Stückgut für Hongkong war gelöſcht.

j Am 14. April segelten sie den Chu-Kiang oder
Kantonfluß hinauf nach Whampoa.

Das Wetter war prachtvoll, und die üppige
Szenerei an beiden Ufern des hier stattlichen Fluſſes
heigte sich im glänzensten Lichte. Allein Jans
Blicke hatten weder Sinn für die grotesken Felsen-

ypartien uoch für den herrlichen Porzellanthurm
Kantons, der bei dem klaren Wetter hertberlugte,
noch für die uralte chineſiſche Stadt Whampoa.
Gleichgültig beobachtete er den regen Verkehr der |
_ buntbemalten Dſchonken, . die in raſtloſer Eile
_ Strom auf und ab zogen.

_ Seine Gedanken führten ihn weit fort in den
neblichten Norden, dort sah er die Lehmhätten



New-Schwangg und auf dem ſrchmutiggelben
Waſſer der Lian-Ho das weiße Schiff, die Foo-
chaw-ow. Alle seine Arbeiten verrichtete er mit
haſtiger Schnelle, unwillkürlich glaubend, dadurch
die Abreise zu beſchleunigen, ungern ließ er sich mit
seinen Kameraden in ein längeres Geſpräch ein;
und dennoch verſchwattte er die langen Stunden
seiner Freiwacht mit + Juli Acoo! —

Und warum konnte sie gerade mit ihm so unge-
zwungen plaudern? --- Sie wußte es nicht.
Möglich, weil er der erſte geweſen, der sie angeredet,
ſie für ihn am meisten ſympathisſierte. Und warum
hörte er am liebſten ihr Geplauder? Auch er konnte
ſich keine Rechenſchaft darüber geben. Und wor-
über ſprachen sie denn ſtunden- und aber stunden-
lang? + Ueber nichts und doch über alles! + Sie
plauderten eben! ~~

Und Jo verliefen die anfangs endlos ſcheinenden
Tage endlich doch, den 17. April ging's zurück
nach Hongkong, und am 18. stach die „Maury“
in See. !

In der Zeit ihres Aufenthalts in Whampao
war auch die „Aldebaran“ an deren Bord Otto

Bruder war, in Hongkong eingelaufen.

Während des kurzen Aufenthalts aber hatten
die beiden Freunde diesmal noch keine Gelegenheit,
ſich zu sehen, und nur das gegenfſeitige Erkennen
ihrer Schiffe gab ihnen ein Zeichen ihres Vor-
iandenseins. ; .
Die Reiſe begann unter recht ungünstigen
Auspizien. Gleich in den ersten Tagen hatten ſie
einen Taifun, den verheerenden Wirbelwind jener
Gegenden, durchzukämpfen, der sie weit von ihre
Kurse abtrieb, und nur durch Tüchtigkeit der Mann-

es währte lange, ehe man Antwort erhiele.



ſchaft gelang es, das Schiff überhaupt zu retten.
Erſt in der Dämmerung des 28. Aprils bekam
man die Südſpitze Formoſas in Sicht und zugleich,
„obwohl ziemlich entfernt, eine Bark. Um zu er-
fahren, ob es ein Schiff sei, mit dem man zusammen
Hongkong verlassen, beſchloß man zn signalisieren.
Jan wurde zum Flaggenhiſſen kommandiert,
Peterſen, mit dem ſchärfsten Glaſe bewaffnet, lugte
nach dem weißen Mitsegler aus, und schon geraume
Zeit war die Nationalflagge aufgehißt, aber n
erfolgte keine Antwort. 1,4
Indeſſen näherten sich die Barken mehr und
mehr, aber die Dämmerung nahm in eben dem
Vet. zu und das Unbesſtimmte der Form blieb
ss. glaubte Petersen kein bekanntes Schiff
zu erkennen, das sich ja auch seinerſeits für ſie
interessiert haben würde, und wollte daher es
Signaliſieren aufgeben. Jett aber gewahre e
die Nationalflagge an der Gaffel desselben, und
seine Vermuthung beſstätigte sich.
Der Mitsegler war ein Siameſe.
Eine weiße, siameſiſche Bark! .
. Hätten die Signalflaggen nicht bereit gelegen,
wäre es wohl kaum zu einer weiteren Verständigung
gekommen, so aber war die Neugierde angeregt
und auch wohl Jan zuliebe, deſſen fieberhafte
Aufregung nur zu deutlich zu erkennen war, gab
Peterſen weitere Befehle dazu. ; s
Der Name „Maury“ wurde aufgezoge.
Er mußte umſtändlich drüben zu leſen sein, denn










(Fortsetzung folgt.)
 
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