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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1011

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. Dienttag,

Verantworct. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.
Erſcheint täglich außer Montag. Abonnementspreis für
î 45 Pfg. pts Fregezto n, durch die

idelberg: monatli
oft bezogen vierteljährk. 1 Mark hne Zuſtellungsgebühr.

, ~ 246. Verküudigungsblatt

Dentſches Reich.

Karlsruhe, 18. Oct. Wegen Ablebens des
Herzogs Wilhelm von Braunſchwei legt der Groß-
herzogliche Hof von heute an die § ese auf drei
Vochen bis zum 8. November einschließlich an.
18. Oct. Die Mitglieder des Staats-
lien Vic t Urttt gte Bjet. trttft:
G kn worden. Gleichzeitig iſt ihnen mitgetheilt,
aß sie in Uniform zu erscheinen haben, soweit sie
zum Tragen derselben berechtigt sind. Weitere Mit-
heilungen über die Gestaltung ihrer Thätigkeit
ſtben die Mitglieder des Staatsraths noch nicht er-
jalten, als was in der offiziösen Preſſe bezüglich
r nächſten Vorlagen mitgetheilt ist.

Berlin, 18. Öct. Nach Ableben des Herzogs
ſat der Kaiser, den Bestimmungen des Gesetzes ent-
|rechend, bereits die militärischen Hoheitsrechte über-
vmmen. Der Regentſchafisrath hat alle Rechte
tr Regierungsvormundſchaft und darf erſt abtreten,
iyjut, dem neuen Thronfolger gehuldigt ist. Er iſt





erlin,

c nach Jahresfrist den Regierungs-Verweser
tzuſchlagen. Ueber die Erledigung der Erban-

§tiche verlautet vorderhand noch nichts Sicheres.
r Herzog von Cumberland glaubt am meisten

îpruch zu besitzen; doch iſt es undenkbar, daß er

i Regierung übernehmen wird; er würde ja dann
: Zugehörigkeit von Hannover zu Preußen aner-

in én müsſſen. Es iſt in der That unmöglich, daß
Fürſt Herrscher eines deutſchen Reichsſtaates sei,

nd im Ernst daran denken könnte, das Gebiet eines
iqu en Reichsftirſten zu seinen Gunsten sich anzu-
dien. Scheidet ſonach der Herzog von Cnmber-
I,? aus der Zahl der Erbberechtiglen aus. ſo spricht
w eLahrſcheinlichkeit dafür, daß der König von
wßen der Nächstberechtigte zur Thronfolge it.
hae Verden sich mit dieser Frage die Kronſyndici
.Ihender zu befaſſen haben. Bis dahin wird der
tung hgstsrath oder später der Verweser die Re-

9 führen. : f

h ſz ter 18. Oct. Die Verhandlung in der
; [heidungsklage des Großherzogs von Heſen und
räfin Hutten-Czapska begann Nachmittags 4












Im Hause des Verderbens.

Criminalroman von R. Ortmann.



: (45. Fortsetzung:.)
"Wohin wollen Sie mich denn führen ?!

stctlukis nach Schloß Brandenstein !“

ihren B
t ſeine

randenſtein ?“ rief Elsbeth aus, die dicht
ruder herangetreten war und den Arm
Y Schulter geschlungen hatte. „O, es ift
yäron, der Dich uren will, Nikolaus! +
y il sich an uns rächen! — Nicht wahr, mein
M bei diesem Haftbefehl hat der Baron von
?nſtein seine Hand im Spiele ?“
zVenn er die Ursache iſt, mein Fräulein“, sagte
wg Amte ernst, ohne einen Blick von Nikolaus
te gden, „o iſt es wahrhaftig nicht seine Schuld.
Y, Mon ist ermordert worden!“
uz as junge Mädchen ſchrie laut auf und Niko-
seicht ſchien zu Stein zu erstarren.



e „nordet ?“ stieß er hervor, „und ich - - ich
de verhaftet ! Ja, mein Gott, warum werde
'?a verhaftet ?“ wessen klagt man mich denn
thy, ms Himmelswillen, sprechen Sie welches
„EJens werde ich beſchuldigt “

ting ſ nicht meine Sache, Ihnen dartiber Auf-
het,§ W geben! — Sie werden es an der ge-
u weit telle erfahren! Jetzt aber folgen Sie mir

Wenj, és Widerſtreben. Es würde Ihnen das

q.
Ôuee: y': meinen Bruder nicht!“ sagte

"tſchieden. „Ich weiß nicht, was man ihm
lum wurf macht; aber was es auch immer sei,
Pur eine rachſüchtige Handlung ſeiner Feinde









Juni 1884 von der



(General-Anzeiger.)

für die Bezirke Heidelberg, Weiuh
bach, Netkarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldüru, Adelsheint,

Oberlandesgerichts als Ausnahme-Gerichtshof. Vor-
sitzender iſt Oberlandesgerichtsrath Eckstein, Ober-
ſtaatsanwalt Schlippe. Vertreter des Großherzogs
iſt Juſtizrath Lotheiſſen. Vertreter der Gräfin sind
Rechtsanwälte Gallus (Dartaſtadt)h und Köhler
(Mannheim). Die Offentlichkeit wurde ausgeschlossen.

Darmſtadt, 18. Oct. Das Urtheil in dem
Prozeß der Gräfin Hutten-Czapska lautet, daß die
gegen das Urtheil des Oberlandesgerichtes vom 7.
Beklagten verfolgte Berufung
insoweit der auf Grund des Geſetes vom 7. Juni
1879 konſtituirte Berufungssenat zu der Entscheidung
Ust! teten: en een Un z! tigret dietes
in die Kösen der Berufsinſtanz zu vu tia sei.

Braunſchweig, 18. Oct. Der Herzog von
Braunſchweig iſt heute Nacht 1!/, Uhr gestorben.
Der Verstorbene war 25. April 1806 geboren und
Ur ft et z§ iter vez sher 78 Pahecn.
Bruder (der Dyamantenherzog) abdanken mußte,
vom 2. Dezember 1830 an profiſoriſch geführt
hatte definitiv am 20. April 1831. Der Herzog
war bekanntlich ein starrer Gegner Prenßens und
gab u. A. niemals
Regimenter preußische Uniform trugen. Der Herzog
hinterläßt keine Nachkommenſchaſt und stirbt mit
ihm die Braunſchweigiſch - Lüneburg'sche Linie aus.
Der nächſte Erbe iſt der Herzog von Cumberland
der Sohn des letzten Königs von Hannover. Die
Frage der Braunſchweigisſchen Thronfolge dürfte in
nächſter Zeit noch viel diskutirt werden, da Preußen
gleichfalls die Erbschaftsrechte „in Anspruch zu

nehmen beabsichtigt.

Braunſchweig, 18. Oct. Der hier stehende
preußiſche General v. Hilgers erließ eine Proklama-
tion an die Bewohner Braunschweigs, des Inhalts,
daß dem deutschen Reiche vermöge der Bundesver-
träge von 1867 und vermöge der Reichsverfaſſung
die Prüfung der Frage, wer dem verſtorbenen Her-
zog als [Reichsgenoſſe und Landesherr zu folgen
habe, zuſtehe. Die verbündeten Regierungen würden

sein, und ich kann es nicht dulden, daß ihm um
meinetwillen ein Unrecht widerfährt. Seien Sie
barmherzig, Herr Kommissar! Erlauben Sie, daß ich
meinen Bruder begleite ?

„Ich ſtand im Begriff, Sie dazu aufzufordern,

| mein Fräulein !“ erwiderte der Beamte kühl.“

Nikolaus fuhr mit aufloderndem Zorn aus seiner
Erstarrung empor.

„Soll das etwa heißen, daß Sie auch meine
Schwester verhaften wollen! -~ Beim Himmel, das
wäre zu viel der Ungerechtigkeit !“

„Es würde Ihnen auch das kein Recht geben,
meine Amtshandlungen zu kritisieren ! Aber es handelt
ſich bei Ihrer Schwester nicht um eine Verhaftung
ſondern um eine dringend nothwendige Zeugenaus-
ſage, zu deren Ablegung ich das Fräulein gleich mit
nach Krtte:tt nehmen möchte. Sind Sie bereit,
mir zu folgen ?“ /

_„„Vir ſind es,“ erwiderte Elsbeth enſchloſſen.
„Hier iſt Dein Rock und Dein Hut, Nikolaus, mehr
brauchſt Du ja nicht : denn dieſe Verhaftung iſt ein
Irrthum und man wird Dich auf der Stelle frei-
laſſen, sobald es aufgeklärt iſt. Mich selbſt werden
Sie für eine einzige Minute entschuldigen! + Ich
eile in das Nebengemach, um mich zum Ausgehen
fertig zu machen !“

Als sich die Thür hinter ihr geſchloſſen hatte,
trat Nikolaus dicht an den Beamten heran und
flüſterte ihm zu; it

„Man beſchuldigt mich, mit der Ermordung des
Barons von Brandenſtein in irgend einer Verbindung
zu stehen, nicht wahr?“ F 1

„Sd iſt es!!

Nikolaus biß ſich auf die Lippe und fuhr fort:

rim, Sctwethingen, Wiesloch,
Tauberbiſchofshein & Werlheim.

Uhr. Sieben Richter bildeten das Kollegium des



zu, daß die braunschweigischen



21. Oktober

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1884.

r t E S fz .
zunächſt im Bundesrathe über die Legitimation der
Vertretung Braunſchweigs in demselben zu entſchein
den haben; bis zur Entscheidung werde der Kaiser
darüber wachen, daß der rechtmäßigen Erledigung
ttt Thronfolge nicht vorgegriffen und die an der

erſon des

Sinsheim, Eppiugen, Mos:





auf Grund des braunſchweigiſchen Regentſchaftsge-
ſeßes habe der Kaiser dem General den Oberbefehl
über die im Lande stehenden Truppen übertragen;
er habe denselben übernommen und fordert die Be-
wohner Namens des Kaisers auf, die Entscheidung
des Reiches im feſten Vertrauen entgegen zu nehmen,
daß die Rechte und die Zukunft des Landes unter
dem Schutze des Reiches und seiner Verfasſſung ſtehen.
Rußland. : /
Einen rss; aber für die Verhältnisse
in Rußland sehr charatteriſtiſchen Befehl hat sſoceben
der Chef der Petersburger Polizei, General
Gresser, erlaſſen : Die Besitzer aller Hotels, Restau-
rants und Theehäuſer ſind nämlich angewiesen
worden, die Porträts des Kaisers und der Mitglieder
der kaiserlichen Familie aus ihren öffentlichen Räumen
zu entfernen, weil die Beſucher nicht immer den ge-
hörigen Respekt vor den + häufig ganz unkenntlichen

tritt in die Räume und beim Fortgehen die Hüte
abnehmen!“ In Folge dieses Befehls mußten auch
einige ſehr gute Bilder des Kaiserpaares von den
Wänden der Peterslurger Hotels erſten Ranges
abgenommen werden. – Auf dem engliſchen Dampfer |
z ( ta t Ess rue
Sprache und etwas Pulver mit Beschlag belegt
worden. Da der Schiffszimmermann , ein Helgo-
länder Namens Carl Wilſon, verschwunden ift, ſo,
glaubt man, daß er die Schriften habe einſchmuggeln
wollen. + Die Studenten-Unruhen in Kietv haben
ein recht charakteristisches Nachſpiel erhalten, indem
t Le M Ut sk ter ius:

daß sie sich nicht entschieden genug auf die Seite
„Seien Sie mitleidig, Herr Kommissar“, fuhr

Lage der Dinge noch keine Ahnung hat. Es würde
ein töttlicher Schlag für sie sein, wenn ihr die Auf-
klärung brutal in's Gesicht geſchleudert würde. Sa-

meiner Gegenwart.“

„In einer halben Stunde wird ſie es auch ohne
mein Zuthun erfahren haben.“

„Aber in einer halben Stunde wird auch diese
unbegreifliche Beschuldigung nicht mehr auf mir.
laſten! ~ Können Sie denn im Ernste glauben,
daß dieſe Verhaftung eine berechtigte sei ?“

Der Kommiſſar zuckte die Achseln.

„Meine Vermuthungen können keinen Werth für
Sie haben? ~ Wohl Ihnen, wenn sich Jhre Hoff-
nungen erfüllen. Doch da iſt Ihre Schwester! —-
Gehen wir! — Ich denke “ und er blich noch
einmal in der Thür stehen, ſcinen Arreſtanten mit
scharfem Blick vom Kopf bis zu den Füßen muſternd
~ ich denke, Sie werden es nicht verſuchen, eine
Dummheit zu begehen, die nur zu Ihrem eigenen
Schaden ausschlagen könnte. Unten ſteht mein
Wagen; wenn Sie vernünftig ſind, braucht Niemand
etwas von dem eigentlichen Charakter unserer Spa-
zierfahrt zu bemer

„Sie dürfen unbesorgt scin, Herr Kommiſſar !“
sagte Nikolaus mit einem bitteren Lächeln. „Jeden-
falls danke ich Ihnen für Ihre Rückſichtnahme.
Komm Etsbeth, gieb mir Deinen Arin !“

en.

von eifria ſchwatzenden Bauern und Bäuerinnen



der hohen Obrigkeit da ſei, cilfertig vor dem Hauſen.

Anzeigen: die 1-ſpaltige Pelitzeile oder deren Raum b Pfg., .

Herzogs haftenden militärischen Reſen.
vatrechte sichergestellt werden. Zu dieſem Zweck unn

~ Bildern zeigen, indem sie nicht sofort beim Ein-

scheint, man wirft den entlassenen N N
er fort. „Sie sehen, daß meine Schwester vm de.

gen Sie ihr darum nichts + wenigstens nichts Ut i

Sie gingen die Stiege hinunter, an einem Haufn.

vorüber, die ſich auf die Kunde, daß ein Herrvean.


 
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