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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 282 - No. 306 (2. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1219

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| eincé Brufi.
tehen. Aus unbedeutenden Kleinigkeiten ist ein Riß







Berantwortl. Redakteur Philipp Klausner in Heivelberg.

! Rost bezogen nen us..

KH 297.

Donnerftag,



Erſcheint täglich auße.
ibelberg :

. Abonnementspreis tt
g: monatli burch die

"UB, §;g. it “ ztgeriht;
j ark ohne Zuſtellungsgebühr.



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. ?tt dem 1. Januar beginnt ein neues Quartal
uf da

„Heidelberger Tageblatt“

(General-Anzeiger)
nebſt dem wöchentlich einmal erscheinenden

illuſtrirten Unterhaltungs-Blatk

| wozu wir jetzt ſchon zu recht zahkreichen Bestellungen
] auf ze: höfl. einladen. Der Preis beträgt be-
der Poſt abgeholt nur 1 Mk. 25 Pf., durch den
Briefträger in's Haus gebracht 1 Mk. 65 Pf. Vei
| unferen bekannten Ag entur en 1 Mk. 50 Pf. pro
| Quartal. In Heidelberg und nächster Umgebung,
| monatlich 45 Pfg. Bestellungen nehmen alle Poſt-
| anftalten und Landbriefträger, sowie unsere Herren
| Agenten jederzeit entgegen.

Die Expedition.
Deutſches Reiten.
Berlin, 14. Dez. Nicht geringes Aufsehen er-



1 regt die Ausweisung des bekannten socialdemokra-
| tischen Agitatoren und Stadtverordneten Ewald,
| der am Samstag früh auf das Polizeipräsidium
beschieden und angewiesen wurde, bis zum Abend
desselben Tages, (mit dem letten Abendzuge) Berlin
zu verlaſſen. Ewald iſt unbemittelt und Familien-
vater. Der mutmaßliche Grund der Ausweisung iſt,
daß Ewald Vorfitendes einer Versammlung war,
| in der es nach der Auflöſung zu stürmischen Vor-
I] gsuggn k tzshet den Polizeibeamten sehr böse
z i urde.

|: wg el Verkündigung des Wahlergebnisses in der
| Norddeutschen Brauerei berufenen Versammlung den
J. Lotit j??hrt, in der es zu ſehr stürmischen
J] cenen kam.

Auch geſtern hat Ewald in

Berlin, 16. Dec. (Reichstag. Etatsberathung.)

| Die Budgetkommission beantragt, für das General-
| fonſulat in Kapſtadt statt der geforderten 24,000
| Mek. nur 16,000 Mk. zu bewilligen. Der Vertreter
| des auswärtigen Amtes, ſowie die Abgg. Hammacher
| Helldorf und Woermann sprechen für die Genehmi-



Schwarz-Elle.
Roman aus dem Thüringischen von F. Klink.
(23. Fortſezung.).

jg Vater, ich dachte nicht — ich habe Kurt so
sehr geliebt !“ stammelte sie erschrocken. /
„Und was denkst Du, das nun werden ſoll ?“

< glaube, eine Scheidung wird unvermeid-



~

lich "sein,“ sprach sie hart.

Der Müller biß fich auf die Lippen.
„Das glaube ich auch,“ kam es aus der Tiefe
„Daraus kann nimmer Gutes ent-

entstanden, der sich mehr und mehr erweitern muß
und nimmer ausgeheilt werden kann. Du kannst
Dciuett Gatten nie mehr frei in's Auge schauen!“

hätte aufschreien mögen in namenloſem
Weh. Sie hatte oft den Gedanken gefaßt, aber fie

hörte denſelben nicht in Worte gekleidet aussprechen.
Nun that es der Vater. Sie mußte daran denken,
daß Kurt eines Tages geſchrieben, es sei beſſer,

wenn er sterbe. i
Miller Brand reiste am folgenden Tage wieder

ab. Im letzten Augenblick, als er sein Kind auf-
gelöst in Thränen gesehen, blaß und vergrämt, da
war ihm das Herz ſchwer geworden und er hatte
daran gedacht, daß Elſe eigentlich so ganz allein
in der Welt geſtanden habe und daß Niemand ihr
hatte rathen und helfen können. w

„Weine nicht, Elſe, wir müssen die Zeit ab-
warten, wenn Kurt wieder geſund geworden iſt.
ergiß nicht, daß die Herrenmühle Deine Heimath
w | ſchaft hinaus, als leiſe die Thür geöffnet wurde

Fir), went Du keine audere uishr hat.

| Verküudigungsblatt für die Hezirke Heidelberg,
[ bach, Ueikarbiſthofsheim, Eberbach, Huchen, Walldürn, Adelsheim,



| nicht wieder betreten.



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( ) § ener al:Anzei ge | ô ) Druck und Verlag von Wu r m & Pfeffer in Heidelberg. " rs
V pr z [) ! Expedition Brunnengaſfse 21. ü

Anzeigen: die 1-ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg., t .
für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erſcheinen Rabatt. w

gung der Regierungsvorlage, Windthorſt und Löwe
für den Kommissionsantrag unter Vorbehalt anderer
Abstimmung bei der dritten Leſung, falls Neues
vorgebracht werde. 1
“ h vt M ts
in Korea, wird die Regierungsforderung von 45,000
Mk. für den Generalkonſul, welche Bunsen und
Bamberger bekämpften, abgelehnt und nur 30,000
Mk. für einen Konſul und Sekretär bewilligt.
Ebenso wurde die Regierungsforderung für einen
Konſul mit drei Vizekonſuln in Apia abgelehnt und
nach. den Anträgen der Budgetkommission nur ein
Konſul mit einem Vizekonſul bewilligt. Der Rest
des auswärtigen Etats wurde gleichfalls nach den
Kommiſssionsanträgen erledigt. Morgen ſteht der v.
Wedell’ſche Börsensteuerantrag zur Berathung.
Leipzig, 15. Dez. Prozeß wider Reinsdorff
und Genoſſen. Rach dem Ausrufe der Angeklagten
der 48 Zeugen und 6 Sachverſtändigen beginnt
die Verhandlung ; zuerſt wurde Angeklagter Bach-

mann vernommen, welcher zugibt, von Reinsdorff

bestimmt worden zu sein, im Willemſenſchen Reſtau-
rant zu Elberfeld die Dynamitexplosion auszuführen,
und sie auch ausgeführt zu haben. Bachmann will
aber die Gefährlichkeit des Tynamits nicht gekannt,
sondern nur beabsichtigt haben, die reichen Gäſte,
welche bei Willemſen verkehren, durch einen heftigen
Knall zu erſchrecen. Die Aussagen Bachmanns
lauten gegen Reinsdorff sehr belaſtend. Angeklagter
Reinsdorff erklärt sich in Betreff der Elberfelder Ex-
ploſion als nicht schuldig und sagt, die Angaben
Bachmanns seien Phantasien. Reinsdorff bezeichnet
ſich als Anarchiſt und erläutert das Wort „Anarchie“
dahin, dieselbe sei ein Geſsellſchaftszuſtand, welcher
es jedem normal angelegten Menschen ermögliche,



| die höchſte Stufe der Bildung und Entwickelung
zu erreichen ; es ſei nöthig, die Menschen von über-

mäßiger Arbeit zu entlaſten, ihnen Kummer und
Noth abzunehmen, sie von allem natürlichen Zwang
zu befreien und die Dummheit und den Aberglau-
ben aus der Welt zu ſchaffen; das seien die Ziele
der anarchisſtiſchen Geſellſchaſfte. Vom Priäſidenten

Wenige Tage später erklärte Profeſſor Müldener

| Baron von Eßlingen für gerettet.

Zwiſchen Kurt und seiner jungen Frau machte

| sich etwas Fremdes bemerkbar, das auch dem un-

befangensten Auge nicht entgehen konnte und dennoch
war etwas beſſer geworden. Weder bei Kurt noch
bei Elſe war mehr jene reizbare, nervöſe Unruhe
zu erkennen, die an ihrem Lebensmark gezehrt hatte.
Sie hatten Beide einen Entſchluß gefaßt und dieser
Entschluß brachte ihnen Frieden. |

In den ersten Junitagen sprach Kurt den Wunſch
aus, nach Schloß Rotenburg zurückzukehren, und
der Arzt erklärte sich mit seiner Absicht einverſtan-
den. Baron von Eßlingen war völlig hergeſtellt
und nur noch ein etwas leidendes Aussehen verrieth
die überſtandene, ſchwere Krankheit. Bevor er aber
ging, mußte es zu einer Auseinanderſetzung zwischen
ihm und Elſe kommen. Es war ſeltſam ruhig in
ihm geworden, seitdem er die Ueberzeugung ge-

wonnen, daß sie zwar nimmer ein Unrecht begehen,

niemals von dem strengen Pfade der Tugend ab-
weichen konnte, daß ihr Herz aber dennoch einem
Anderen, dem Freiherrn von Dragoon, gehörte.
Elſe kam ihm zuvor. In demſelben Moment,
als ihr der Arzt sagte, daß Baron von Eßlingen
völlig hergeſtellt ſei und unbeschadet für ſeine Ge-
sundheit nach Schloß Rotenburg und gar eine

ihr Entschluß gefaßt. Sie durfte die Rotenburg

Kurt von Eßlingen ſtand eben, in tiefes Sinnen
verloren, am Fenster und schaute in die, in ſommer-



licher Pracht vor ihm liegende eng begrenzte Land-



Weinheim, Stwehingen, Wiesloch, Siusheim, Eppingen, Mos-
TJanuberbiſchoſsheim & Wertheim.

Das Haus nimmt mit 132

felder Dynamitattentat verhandelt. Gegenüber den

er ſagte doch:

doppelt weite Reise antreten könne, da war auch fi!



ungeſäumt erfüllen."

IE "'Vrſakgkeiſtt
w emu



18. Dezember











wie er wolle. Weiter befragt, was er über Dyna-

mitattentate denke, antwortete Reinsdorf; „Herr .
Präsident, ich überlaſſe es Ihnen, die äußerſten Con- .
sequenzen zu ziehen, ich will dessſentwegen, was h..

vorgetragen, veruitheilt ſein.“ - Auch in der Nach-
mitlagsſsitung wurde ausſchließlich über das Elber-

schweren, belastenden usage der abgehörten ZRuen.
Polizeikommiſſar Goltſchalk,

in der Vorunterſuchung nach seinem Gefallen pro-

tokollariſch festgestellt zu haben. Bei seiner Ver- .

nehmung suchte er ſeine Darlegungen über die

Theorieen der. anarchistischen Partei mit groben 1
Ausfällen gegen die Fürſten zu verbinnee. De.
Präsident verhinderte jedoch energiſch dieses Von.

haben. y

Köln, 15. Dec. In der hiesigen Regierunggsn.
hauptkaſſe iſt ein Meuko von angeblich zweima lun.
derttauſend Maik cutdeckt worden. Vor einem hallen.
ben Jahre wurde der Regierungssekretär Rechnungs- .
rath Baumann mit allen Ehren und unter Ve.
leihung des rothen Adlerordens penſionirt. Seine..
Nachfolger machle ſuſort auf große Unregelmäßinzte.
keiten in den Buchungen anfmerkſam, fand abe.
keinen Glauben und wurde entlaſſen. Jeßt hat e
sich indeß zur Cvidvcnz herausgeſtellt, daß seit vien
Jahren Unterſchlagungen und Urkundenfälſchungen .
in bedeutendem Ninfange vorgekommen finn. Baan.

(| su)..
Wien, 15. Drz. Ueber ein in den Kohlen- q.

mann iſt in Haſt genommen.
Öekterreieh-Ungarn.

und Elſe eintrai. Er hatte das Rauſchen ihrs.
; und ſchaute fich nach ihr un.
Das goldige Morgenlicht fiel durch das Fenſee..
und sie ſah sehr bleich aus, als der Sonnenſtreank.
ihre Gestalt streiſte. Sie fand nicht sogleich dien.
rechten Worte. So ſorglich hatte sie ſich die Rhſe.
einstudirt und nun war Fie in alle Winde verflogen.

„Kurt, Du biſt nun wieder ganz hergeſtelt!t,.
und in sichtlicher Verlegenhiete.
aber alsbald hatte ſie ſich gefaßt und fuhr muthigen.
fort: „Du willſt nach Schloß Rotenburg zurüde..
„abe mir gedacht, daß es gut ſéen.
würde, wenn ich ringe Zeit bei dem Vater blieble.

Gewandss gehört

begann ſie ſiolternd

kehren, aber ich habe

bis . bis “

Es ging ihm iwie ein Stich durchs Herz, aber ( .

„Sprich weiter, Else.

entgegenkommen werde."

„Du meinteſt in Deinem letten Schreibe.

Kurt, Du iveißt, was Du geschrieben, ehe das
z; vas Blut ſtieg ihm heiß in das
erh. Brief, Elſe, den ich im Fall meines To- U
des geſchrieben Du hatteſt ihn erbrochnnn..}
Seine Stimme klang dumpf und beunuhin.
y„Du „vergißt, Kurt, daß die Aerzte Dich für tod
vr: j
„Ich dachte, dis; Du beſondere Wünsche für de!
Fall Deines Todcs ausgesprochen. Ich sy f

doch nicht lange ein paar Stunden.





befragt, ob Attentate auf gekrönte Häupter, über- .
haupt Dynamitattentate zu den Mitteln gehörn.
womit die anarchiſtiſche Partei ihre Beſtrebunenen.
zur Durchführung bringen wolle, antwortete RiÊne.
dorff, die Anarchie ſchreibe keine tactiſche Mitee.
vor ; sie überlaſſe cs jedem einzelnen, zu handken.

Frau Dr. Hartmman.
Kellner Brenke und des Mitangeklagten Küichlen.
sämmtlich aus Elberfeld, verblieb der Angeklaaen.
Reinsdorff bei seinem Syſtem des Leugnens. Reines.
dorff verſucht, alle ihm nachtheiligen Aussagen als .
wahrheitswidrig zu verdächtigen, und beſchuldigt auh...
den Unterſuchungrichter, die Aussagen der gegen.

It . haite 6s mir khn
überlegt, mit Dir Rückſprache zu nehmen. Du
kannst darauf vechhen, daß ich Deinen m





 
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