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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 204 - No. 228 (2. September - 30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0895

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DD. Mittwoch,
E stvvete Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.
; heltu: täglich außer Montag. Abonnementspreis fr
o

st ort: monatlich 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch di
Ü Ögen vierteljährl. 1 Mark ohne Zuſtellungsgebühr.

Ü 217.







jeidelber



Verküudigungs- Blatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mosbach, Neckar-
biſchofsheim, Eberbach, Huchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim! & Werlheim.

er Tageblatt

17. Heptember





Anzeigen: die 1-sſpaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Ersſcheinen Rabatt.





. Deutſches Meich.

1 Karlsruhe, 14. Sept. Am Donnerstag fan
. Gs unter dem Vorsitz des Präsidenten des Finanz-
ghuittſteriums, Ellſtätter, die 8. Sitzung des badischen
lenbahnraths statt. Die in der letten Sitzung
y eheißene Einführung von Wochenbilleten für Ar-
. iter hat ſich eines lebhaften Gebrauchs erfreut.
pit Ende Auguſt, alſo in 7 Wochen, sind 7064
Plcher Billete genommen worden, alſo per Woche
& 9 Arbeiter. Auch die in letter Sitzung beschlos-
E fre Einführung von Fahrtermäßigungen für Reisen
i Ze Mteresſe der öffentlichen Krankenpflege, die zur
het auch in Württemberg in Frage ſteht, ist mitt-
. g zur Verwirklichung gelangt, ebenſo wurde
! v Frage, ob Vorſtandsmitglieder solcher Vereine,
. : r zu Conferenzen reisen, die gleichen Erleichte-
gen genießen, vom Finanzministerium bejahend
ſchieden. Dagegen wurde der Antrag, den Ge-
: rbetreibenden zum Besuch der Landesgewerbehalle
[ ſahrpreiserleichterungen zu gewähren, abſchlägig
ſhieden, weil ſich jolche Erleichterungen schließlich
§ rämien für den Beſuch von Karlsruhe erweiſen
lden. Dr. Landgraf gibt seinem Bedauern über
ts Ablehnung mit dem Hinweis auf die große
êutung der württembergiſchen Centralstelle für
êwerbe und Handel auf die geſammte württem-
Wiſche Industrie Ausdruck. Auch in Baden müßte
gen mehr dafür thun, daß die reichhaltigen und
qe srenden Sammlungen in Karlsruhe dem ge-
"Imten Lande mehr zugänglich würden. Da aber
gi Baden bei weitem nicht ſo arrondirt ist, wie





























end welche Fahrpreiserleichterung. Die Einfüh-
ei von Jahresabonnementskarten für unbeschränkte
nutzung bestimmter Bahnstrecken wird gutgeheißen.
qt darnach von Baurath Seitz vorgetragene Winter-
ſrplan iſt nur wenig verändert, einige Güterzüge
( durch andere mit Personenbeförderung ersett,
s. die Eröffnung der Arlbergbahn hat natürlich
hrere Veränderungen nothwendig gemacht. Von
tragender Bedeutung ist der Verſuch der badi-
Bahnverwaltung, Localzüge zu etabliren, wie

W zunächst zwischen Karlsruhe. und Ettlingen ver-

JIm Hauke des Verderbens.
_ Criminalroman von R. Ortmann.

(16. Fortsez ung)

tutzUnd was meinteſt Du vorhin mit Deiner An-
hj ng von einer entſchloſſenen That ?“ fragte er
y „er Beklommenheit jemandes, der da weiß, daß



Ef



Ir eine einzige Antwort bekommen kann, und
er

"? ſich vor dieser Antwort fürchtet.

tt, es iſt “ss des Erzräonsns. :! Es
t l tts ett t
hau it einander zu verwechſeln. Aber unsere An-
uicht lctſietes s fd ht Re
ti r Haut t . we he. 1t tee
eic" einſt Du wirklich, daß es mir an Entſchloſſen-
.p+ fehlt ?“ fragte Kurt, und in den Augen, die er
lügt! auf das Gesicht des Verſuchers richtete,
enn e ein unstätes, verzehrendes Feuer. „Habe ich
uß., roch etwas einzuseßen, noch etwas zu verlieren
Uk dem, was ohnehin ſchon nicht mehr mein iſt
Yußer meinem Leben?“







hc§r Ende ginge es doch nicht ohne mich, und
run e, offen geſtanden, nach den bisherigen Er-
üg gen, sehr wenig Luſt, mich bei der Unzuver-

EFF

same Gefahr mit Dir einzulassen.“

Und worin würde dieſe Gefahr beſtehen ?“
un wohl, ich ſehe, es wird kein einfacheres
l geben. Deinem Verlangen nach meiner Hilfe

„irttemberg um Stuttgart, so empfehle sich dringend

je," Dein Risiko wäre allerdings verteufelt gering;

keit und Schwachheit Deines Charakters in eine



ſuchsweiſe eingeführt wird. Durch eine derartige
Individualisirung des Eisenbahnwesſens wäre ein
großer Fortschritt gemacht, besonders in einem Lande
wie Baden, das einen solchen Reichthum an durch-
gehenden Zügen besitzt, die zugleich dem Localbahn-
verkehr dienen. Die durchgehenden Züge würden
erheblich erleichtert und dem örtlichen Verkehr wäre
in hohem Maße gedient. !
Deſterreich-Ungarn.

Wien, 14. Sept. Ein Artikel der „Montags-
Revue“ ſagt anläßlich der bevorſtehenden Drei-
Kaiser-Zuſammenkunft, in allen Staaten
blicke man mit Sympathie und Anerkenuung auf
die Bekräftigung des Verhältnisses, das ſich ſo
offenkundig die Beseitigung der Gefährdung des
Friedens und den Schutz und die Sicherung des
Bestehenden zum Ziele geſett habe. Der Anſchluß

|. Rußlands werde nicht als Erweiterung, sondern

als ein Schritt mehr zur Erfüllung dieſes Zweckes
betrachtet. Der Kontinent erfreue ſich tiefer Ruhe,
die in dem Verhältnisse Frankreichs zu Deutſchland
eingetretene Wendung ſei als das weitaus bedeutendste
Moment in der gegenwärtigen Geſammtlage Europa's
anzuſehen. Bei dieſer Lage der Dinge dürfte der
europäiſche Status-quo nicht nur den Ausgangs-
punkt, sondern auch den Zielpunkt der Besprechungen
bilden. ;
Italien.

Neapel, 15. Sept. Der König iſt gestern um
2 Uhr Nachmittags nach Rom abgereiſt. Derselbe
wird die Reiſe unverzüglich nach Florenz fortsetzen.

Depretis wies telegraphiſch im Auficage des Königs
den Präfekten von Rom an, derselbe ſolle jede

Kundgebung verhindern da der König wünſche, daß
in dem Augenblick, in welchem seine Seele von
dem schmerzlichen Schauſpiel, dem er beiwohnte, so
tief bewegt ſei, keine Kundgebung stattfinde. + Der
Erzbiſchof besuchte geſtern den König und verweilte
bei demſelben nahezu cine Stunde. Mancini iſt
an leichter Cholerine erkrankt. Das von der Ge-
meindebehörde ausgegebene Bulletin weiſt von Mitter-
nacht, den 12. d. bis Mitternacht, den 13. d. hier
642 Erkrankungen und 301 Todesfälle an Cholera.

ein für allemal ein Ende zu machen, als wenn ich
Dir sage, was mir vorhin blitzschnell durch den Kopf
ging, als ich den Alten so zuſammengebrochen und
leichenhaft vor mir liegen sah. Ein wenig Digi-
talis von einer geschickten Hand in seine Medizin
gemischt, dachte ich, und er iſt von allen Leiden und
Gebrechen seines ohnehin ſchon zur Hälfte erſtor-
benen Körpers befreit. Niemand würde das mit
Rückſicht auf den heutigen und die früheren Anfälle
für etwas anderes, als einen ganz natürlichen Vor-
gang halten; die verrätheriſchen Spuren ließen ſich
sehr leicht verwiſchen und alle Dinge würden dann
ganz von ſelbſt und ohne weitere Aufregung den
Verlauf nehmen, den sie von Rechtswegen haben
sollen! – Da haſt Du's! . .Es war eben eine
Phantasie, zu deren Ausführung doch sicherlich Nie-
mand weniger geneigt ſein wird, als mein weich:
müthiger Freund !“

„Ramfeld! Es + es wäre ein Verbrechen !“

„Wechſelfälſchung wird im Strafgesetbuch auch
so genannt! ~ Aber wie gesagt, ich denke gar nicht
daran, Dich überreden zu wollen.“

Wieder entſtand eine kurze Pauſe, ehe Kurt mit
gepreßter Stimme sagte : „Und Du glaubſt wirklich,
man würde das nicht entdecken ?“

d „Das käme auf die Geschicklichkeit des Ausführen-
en an." :

„Und Du, Paul + Du wolltest ~?“

„Nichts will ich! ~+ Es war nur ſo eine Phan-
taſie. Reden wir nicht mehr davon!“

„Wenn er wirklich binnen kurzem sterben muß,
wenn ihm der Tod wirklich, wie Du ſagst, nur eine
Erlösung ist von seinen Leiden ~ warum ſollte das
nicht ebenſo gut in dieſer Nacht geschehen können,



Rußland.

Stiernieviece, 15. Sept. Das Kaiſerpaar langen. .

mit seinem gesammten Gefolge geſtern Abend um 7
Uhr an. Auf dem Bahnhof wurde es empfangen

von der Großfürſtin Maria Pawlona und den Bee .

hörden, die Gemahlin des Gouverneurs Medem
überreichte ein Bouquet, Bauerndeputationen über-

reichten Brod und Salz, Knaben sangen das Kaiſee .
lied. Nach der Ankunſt im Schloß fand das

Diner ſtatt.
England.

London, 14. Sept. Der „Standard“ erfährt. ' ;
daß die Bewegungen der ruſsiſchen Flotte in den

chineſiſchen Gewässern mit beträchtlicher Unbehaglich-
keit von den Regierungen China's und Japan's ver-

folgt werden, deren Vertreter sich über diese Ange. .
legenheit mit der engliſchen Regierung in Verln.
dung gesett haben. Es werden Befürchtungen gen.

hegt, daß ein plötzlicher Ueberfall der koreanischen

Insel Quelpart beabsichtigt wird, die eine beherene .
schende Position in Betreff von Korea eimimnnie..

Die Aufmerksamkeit engliſcher Staatsmänner im

Osten iſt oftmals auf ihre vortheilhafte Lage gelate.

worden. Der Haupthafen dieſer Insel iſt Port Ha-

milton, wo gegenwärtig das russiſche Flaggensſchiff .

ſtationirt iſt. Es ist indeß wahrscheinlich, daß die

ruſsiſche Regierung keine unverzügliche Action im w

Sinne hat; sondern sich nur auf das mögliche Er-

eigniß vorbereitet, daß ein Bündniß zwiſchen Franke .

reich und Japan zu Stande kommt, wobei lcttterem

Lande Korea verſprochen werden dürfte. +–~ In en.
beſtunterr:chteten chinesischen Kreiſen erwartet mm.

] . f

die franzöſiſche Regierung im Hinblick auf die vm

daß Nanking der nächſte Angriffspunkt des Admiral
Courbet sein werde, da es unwahrscheinlich ist, daß

neutralen und Handels-Nationen an den Tag gelegte

Beſorgniß darauf beſtehen wird, daß er ſeine ur- ..
sprünglichen Inſtructionen ausführe, die darin blen.
standen, Wooſung anzugreifen und die Forts zu '

schleifen, welche die Annäherung an Shanghai bes

herr qu, 15. Sept. Ein Artikel der „Times“

über die heutige Kaiserbegegnung besagt, es ſei die

wie morgen oder in vier Wochen! — Aber wie

sollte man cs ausführen ohne Verdacht zu erregen?“. 4
„Ich glaube gar, Du fängſt an, Dich ernſllleen. !

mit der Idee zu beschäftigen.“

„Und warum ſFollte ich nicht? ~ Sagteſt Du .
nicht, Du wrtirdeſt es thun, wenn Du an mene.

Stelle wärest ?“

"So. ift es! - Aber Du bist ein Schwächlin.

in solchen Dingen! Du würdest es morgen bereuen

und wärest im Stande, Dich und den gutmüthitktne. .
Freund, der Dir geholfen, unter das Richtbel zen.

liefern. Nein, nein, Kurt! Mein Pulver wird nur

dazu da sein, Dir ſelbſt einen. Licbesdienſt zu er- .

weiſen! Es ist ein gutes Mittel, leicht aber sicher,

und wer's einmal im Blute hat, dem können alle w

Apotheken der Welt nicht mehr helfen.“

„Aber ich will nicht mehr sterben! Wenigstens nette.
ohne meine Rache zu haben. Gib mir das Gift“.
„Pſt! + Bist Du toll geworden, daß Du da.
dumme Wort so in die Welt hinausſchreiſt, als müen.
man's durchaus unten im Keller hören!: ~ Solehke.

Dinge nennt man nur beim rechten Namen, so lange

man nicht nöthig hat, sich ihrer zu bedienen. — .
Aber was wollteſt Du denn eigentlich mit dem ga nean.
beginnen? Wäreſt Du etwa gesonnen, in das Schlafs.
zimmer zu gehen und dem Onkel in Gegenewvnt.

seiner blonden Wärterin, die uns ohnehin nicht sehr

gewogen scheint, das Pülverchen einzugeben? Es .
wäre cin reizender Gedanke, der Dir ganz ähnliinena.

sieht! Ha, ha!“

„Jett aber habe ich diese Marterung satt, Rum
„Willst Du mir beistehen,
und Deine teuflische Idee so ausführen, wie Du sie
Dir unzweifelhaft längst zurecht gelegt haſt, ſo darfst

feld!“ brauſte Kurt auf.

1884.

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(G en er al-Anzeiger ) Druck und Verlag von Wurm & Pfeffer in Heidelberg. . :
© Expedition Brunnengaſſse 24. ! “tg uss us


 
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