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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 77 - No. 100 (1. April - 30. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0383

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. ü Frankfurt a. Main wegen Eintritts in das preußische

. Jeiner Eigenschaft als „Consul diridens“ einer so



.. bei ſeinen von jeher guten Beziehungen mit Miquel
an ſich nichts Auffälliges und und ehrlicher Weise

î Jqammlung und erklärte, ZJdieſel

. Mühe gelehrt. Schon Monate lang hab’ ich da
î mit euch die Plage uud das, was ihr mir einge-

vder iſt in Gedanken versunken, + was dann?

ſchwarzlockige Mädchen fort, indem sie ihren Augen
den Ausdruck des größten Kummers zu geben be-

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bezogen viertelj. 1 RIk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengaſſe 24.



Heidelberge



Verantworlliher Redakteur Philipp Klausner,

zer Tageblatt

General-Anzeiger. :



en: die 1-spaltige Petit-
;
bat

Expedition Brunnengaſſe 24.



J 90.

Deutſches Reich.
Berlin, 15. April. Die Norddeutsche Allgem.
Heitung bezeichnet die Meldungen der Blätter über
Verhandlungen mit dem Oberbürgermeiſter; Dr. Miquel

Ministerium als ausnahmslos auf Erfindung be-
ruhend, ebenſo wie die sonstigen Nachrichten über
Ministerkriſen in Preußen. Es sei weder eine Va-
kanz, noch eine neue zu schaffende Stellung in Aus-
ficht. Der Reichskanzler habe Dr. Miquel bei dessen
leßterer Anwesenheit in Berlin zu sehen gewünscht,
den Wunſch aber nicht verwirklichen können, weil
Miquel Berlin vor dem Empfange der Einladung
bereits verlaſſen hatte. Ein solcher Wunſch habe

könnten daraus keine Schlüſſe auf Miniſterkriſen
und eine Ministerzukunft des Genannten gezogen
werden. Bismarck könne sowohl um Miquels Per-
sönlichkeit willen, wie wegen jeiner hervorragenden
Stellung in einer angesehenen Fraktion und wegen

bedeutenden Stadt wie Frankfurt das Bedürfniß
nach geselligem persönlichen Verkehr mit Miquel
haben, ohne daß man daraus auf eine Minister-
kriſis und auf Verhandlungen über die Neubesetzung
gar nicht einmal unbesetter Stellen ſchließen dürfe.

Köln, 14. Aprik. Der heute im Gürzenich ſtatt-
gehabte Rheinische Katholikentag war von etwa 4000
Personen beſucht. Dr. Bre eröffnete die Ver-
sei aus eigener
Initiative zuſammengekommen, nicht nur aus Ver-
anlassung der Zentrumsfraktion, um den Wünſchen
und Beſchwerden der Katholiken in gerechten Forde-
rungen Ausdruck zu geben. Freiherr v. Loe über-
nahm den Vorsit. Nach dreiſtündigen Verhand-
lungen wurden einstimmig folgende vier Resolutionen
beſchloſſen: Erstens erkennt die Versammlung den
von ihr getrennt lebenden Erzbischof Melchers als
ihren rechtmäßigen Oberhirten an und bleibt ihm
treu und ergeben. Zweitens erneuert die Versamm-
lung den Protest gegen den Kulturkampf, verlangt
die Zurückberufung der Erzbischöfe von Köln, sowie

Freitag den 18. April

von Poſen und Gnesen und weist auf die verwaisten
Seelſorgerſtellen und das stetige Anwachsen der ge-
ſperrten Gehälter. Drittens fordert die Versamm-
lung auf, so lange im heiligen Kampfe für die
Freiheit der Kirche auszuharren, bis wieder erfüllt
sei, was ein feierliches Königswort bei der Besitz-
ergreifung der Rheinlande verhieß. Viertens spricht
die Verſammlung den Mitgliedern der Zentrums-
fraktion des Reichs- und Landtages für ihren bis-
herigen unerſchütterlichen Muth ihren wärmsten
Dank und freudige Anerkennung aus.

Neustadt a. H., 14. April. Die Resolution,
welche die Delegirtenverſammlung der Nationallibe-
ralen annahm, hat folgenden Wortlaut: „Die auf
dem Delegirtentag zu Neuſtadt a. d. H. anwesenden
Vertreter der nationalen und liberalen Landespar-
theien in Südweſstdeutſchland befinden fich in voller
Uebereinstimmung mit der Erklärung vom 23. März
1884 (Heidelberger Programm) und empfehlen den
auf dem Parteitag zu Neustadt vertretenen Landes-
partheien, die geeigneten Schritte vorzunehmen, um
ſich übereinſtimmend der Organisation der national-
liberalen Partei im Reiche anzuschließen.“

Frankreich.

Paris, 15. April. Die Ermordung des radikalen
Journaliſten Saint-Elm in Aja ccio auf Kor-
ſika und die lahme Haltung der politischen und ge-
richtlichen Autoritäten gegenüber den Uebelthätern,
die faſt wie eine Billigung eines politischen Rache-

aktes aussieht, beschäftigt die Preſſe im hohen Grade.

Heute wird endlich offiziell eine amtliche Unterſu-
chung angekündigt. Die besonneneren Blätter halten
mit ihrem Urtheil einstweilen zurück, die rückſichts-
loſeren weiſen auf die Tyrannei hin, welche in
Korsika die Deputirten über alle Beamten und das
ganze öffentliche Leben ausüben und ſehen in dem
Ereigniß eine Folge dieser Tyrannei, welche Saint-
Elm zu bekämpfen geſucht habe. Heftig gestritten
wird über die perſönliche Ehrenhaftigkeit des Opfers
und es scheint, daß Saint-Elm jedenfalls eine Art
perſönlicher Politik getrieben hat, die ihm nicht zur
Empfehlung gereichte.



Die Fraukenburg.
Roman von Marie Romany.
(9. Fortsetzung.)

Nun also, begann sie in einem faſt unverſtänd-
lichen Pathos, kommt her und laßt sehen, ob ihr
endlich behalten habt, was ich euch mit so viel



bracht habt, iſt der Rede nicht werth.

Sie hielt inne, um sich die Stellung zu geben,
die ihrer Ansicht nach zu der Szene, welche sie ver-
anſtaltete, geboten ſchien : fich behaglich nach hinten
lehnend, bog sie den Kopf etwas schief auf die Seite
die elegante Nonchalance einer Dame von Stande
nachzuahmen bemüht. f .

Also angenommen, fuhr fie fort, ich wäre eine
reiche, ſchöne Dame und säße auf einer Bank am
Ufer oder in einem Garten und ihr ſpaziertet des
Weges daher, —- nun, was hättet ihr da zu thun ?

Die beiden Kleinen näherten sich langsam, ſchüch-
tern, Hand in Hand, mit einem kindlich, flehenden
Ausdruck in ihren schönen Geſsichtchen.

Einen Sou, liebe Dame, einen Sou für die
Wittwe und Waisen.

Die Alte nickte. Z

Und angenommen, die Dame liest in einem Buche

Der Vater iſt ertrunken, die Mutter ist todt
und die Großmutter ist eine alte Wittwe, fuhr das



müht war, und wir haben Beide schon ſeit gestern

nichts mehr zu esſen gehabt. Einen Sou, liebe
Dame, für die Wittwe und die Waisen.

Sehr gut, sehr gut gesagt, krächzte die Alte, | K

und natürlicher Weiſe erhälſt Du nun den Sou.

Das Kind lachte triumphirend. O, ich bekomme
faſt immer etwas, meinte sie luſtig; ich bekomme
viel, viel mehr als Elſa; sie iſt aber auch gar so
furchtſam, sie hat eine förmliche Angst, wenn sie
bitten soll. Aber ich, ich fürchte mich nicht, ich
könnte ohne Furcht alle Leute anbetteln.

Du bist ein braves Mädchen, oder mein Name
iſt nicht Griſon, erwiderte die Alte, mit ihren ha-
gern Fingern die rofigen Wangen des Kindes strei-
chelnd; alſo laß weiter sehen. ;

. Sie erhob sich, richtete ſich auf, so gut sie konnte
und bewegte sich einige Schritte in gerader Rich-
tung durch die Kammer hin.

Also angenommen, ich wäre ein feiner Herr, mit
Glacehandſchuhen, einer blauen Kravatte und einem
hübſchen Spaziersſtöckchen, +- nun, was also, Bella ?

D, ich laufe an ihn heran und gehe ihm nicht
von der Seite, bis er mir etwas gegeben hat, da-
mit er mich los wine.

Und leichtfüßig durch das Zimmer hüpfend,
wiederholte sie unaufhaltſam ihre Bitten: Einen
Sou, lieber Herr, nur einen Sou! zu dem ganz
unendlichen Vergnügen des alten Weibes, das lachte,
bis ein heller Thränenſtrom ihr über die verſtumpf-
ten Wangen floß. ; ,

Sehr gut, sehr gut, versicherte sie endlich, wir

werden ein Geschäft zuſammen machen, Du und ich.

Ich bin wirklich von Herzen froh, daß ich euch mit-
genommen habe; einen beſſeren Fund, als euch,
hätte ich nirgends gemacht.



1585R.



Norwegen. z:
î Chriftiania, 11. April. Anläßlich des einge-

leiteten gerichtlichen Vorgehens gegen vier tztilatt '
ufolge ;

Mitglieder des Odelsthings einen Antrag tut s §
seßung der im Krininalgeseßbuche vorgeschriebenen t
Strafen der Majeſtätsbeleidigung eingereicht. Majen.
ſtätsbeleidigung soll künftig nur ein klein wenige.
höher als Beleidigung von Privatpersonen bestraft.

Blätter haben der „Nordd. Allg. g.“

werden.
England.

London, 14. April. Gladſtone, der die Oſter- .:
ferien bei Lord Roſebery in Epſom zubring, zu.
ſich am Charfreitag, während er bei einem kalten '.
Nordoſtwinde den Weg lvon der Kirche nach ſine.
Wohnung eine Entfernung von über zwei engliſlen
Meilen — zu Fuß zuräücklegte, eine heftige Erkäl- ' s
tung zu, welche ihn nötigte, am Samſtag den ganzen.

Tag das Bett zu hüten. Seit
der Premier etwas wohler.

Madrid. Ein Sies. Castillo heute Nach-

geſtern befindet ſich .

mittag eingetroffenes Telegramm meldet, daß General .
Aguero verfolgt wird und daß seine Schaar ze.
ſtreut worden ist. Die offiziellen Meldungen übler.
den Aufstand in Kuba ſind in völligem Viderſpeenn
mit den Nachrichten, die von Amerika aus verbreite...

worden ſind.
/ Amerika.
New-Yorkt, 13.

hielten sie ansehnliche Verstärkungen.

Ich freue mich auch, daß wir nun endlieh mt.
der garſtigen Reiſe zu Ende ſind, rief luſtig, das.
ind; nun werden wir doch endlich einmal Alles w
sehen; die ſchönen Läden, die großartigen Gäreen.
und Promenaden, die feinen Paläſte und Schlößfßſene.
und die Puppen und Spielsachen, und alle dievre.

nehmen Herren und Damen, und ſonſt noch Alles,
was Du uns verſprochen haſt, seitdem Du uns von
Großmutter Martini weggen . . . . üg

Sie hielt plötzlich inne, von Furcht ergriffen,

denn die Alte hatte ihre Stirn in dichte Falten ge- .

zogen und ihre Augen funkelten, einer wilden Katze

gleich. Mit einer vielverheißenden Bewegung griff ſie . q
nach einem Stocke und schritt auf die geängstete Kleinezuenn.

Wie oft soll ich noch wiederholen, daß ihr der

Großmutter Martini nicht mehr erwähnen sollt,. .

keifte fie das Kind an; ihr ſoilt sie vergessen, sollt niemals
mehr von ihr ſprechen. Wenn ich jeßt noch einmal den
Namen höre, dann schlage ich euch Beide halb todt.

Gewiß, gewiß, flehte die Kleine, wir wollen fe...

vergeſſen, nur ſchlage mich nicht.

Für heute will ich Dir's hingehen lassen, krächzte

das Weib; aber noch einmal - dann . .. . Sie

hielt mit einer furchtbar drohenden Geberde den..

Stock in die Höhe, deſſen Anblick die beiden kleinen
Wesen am ganzen Körper erzittern ließ.

Vir werden gehorsam sein, gewiß, gewiß! ver. .

ſicherte Bella noch einmal Du bist Großmutter,
der Vater ist ertrunken, und die Mutter iſt todt und....

Genug, genug, befahl das Weib, noch immerim
Zorn, ich weiß schon, daß Du Deine Sache ver-
stehſt. Aber wie iſt es denn mit der kleinen Wachs-
puppe da hinten! Weiß die gar nichts

April. Ein Telegramm as
Key West auf Kuba meldet, daß der neue kubaniſchken.
Freibeuteraufstand Fortschritte macht. Die Behörden “
sind auf ihrer Hut. Seeſoldaten patrouillirten in tu
geſtriger Nacht die Stadt und das Geſtadgé aeen.
während Zollkutter längſt der Ktiſte kreuzen. Nh
Berichten aus cubaniſchen Quellen iſt Genra.
Aguero mit seinem Anhange im Bayamogebiree.
welches einſt die Veste der jüngſten Rebell.
war, angelangt. Die Freisſcharen haben mehrere .
Steuerkaſſen geplündert. Sie waren allenthalben .
fiegreich und wurden von der Bevölkerung gut aufe.
genommen. Auf dem Marſche von der Küſte er- w






 
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