Erſcheint täglich außer Montag.
Ab onn em
ageblatt
Anzeigen: die 1-ſpaltige Petit-
zeile oder deren Raum 5 Pfg.,
auswärts 10 Pfg.
m gitter tze pp. Heide lber er (V ener al: An eiger. & .
ttt: ( ze1ger.
Expedition Brunnengaſſe 24.
Peraulworlliher Redakteur Philipp Klausner.
Expedition Brunnengaſe 242..
ME
M- Vestellungen auf das „Heidel-
; j berger Tageblatt“ für die Monate
Mai und Juni
nehmen alle Poſtanstalten und Landbriefträger
entgegen. Preis bei der Poſt abgeholt 85 Pfg.,
durch die Poſt frei in's Haus gebracht 97 Pfg., in
Heidelberg koſtet dasſelbe monatlich 45 Pfg.
_ Denutjſches Reich.
Karlsruhe, 8. Mai. Sowohl unter den Kam-
mermitgliedern wie in der Preſſe herrſchen lebhafte
Bedenken gegen die Einführung einer Reuefriſt bei
Kauf und Tauſch ländlicher Güter. Gleichwohl ge-
langt sowohl der eingehende und vorzüglich ge-
arbeitete Bericht des Abg. Roßhirt, wie auch die
_ badische Korrespondenz zu einer entschiedenen Befür-
wortung des bezüglichen Jnitiativantrags des Abg.
v. Neubronn und Genossen, weil man in der Praxis
die theoretiſche Durchbrechung des Rechtsgrundsates :
„Verträge fordern redlichen Vollzug“ durch ein
solches Ausnahmegesſet für weniger gefährlich hält
und weil tnan davon namentlich eine gute Wir-
kung zur Verdrängung der sogen. Wirthshauskäufe
und der wucheriſchen „Hofmetzgerei“ erhofft. Der
Bericht des Frhrn. v. Hornſtein über dic Eiſenbahn-
tarife (in Verbindung mit der landwirthschaftlichen
Enquete) gelangt ebenfalls zu dem bereits in anderen
Berichten theils nur angedeuteten, theils bereits
wirklich gestellten Antrag, die inländischen Produkte
der Landwirthſschaft zu begünſtigen durch billige
Stückgutfrachten mit fallender Skala bei größerer
Entfernung innerhalb der Landesgrenze. Für Milch-
transporte beſtehen bereits ähnliche Erleichterungen.
Eine besonders gute Meinung hegt der Bericht auch
von dem neulich gefaßten Beſchluß unserer Bahn-
verwaltung in Betresf der Gewährung von billigen
Wochenbilleten für Arbeiter. - An der soeben ſtatt-
findenden zweiten juristischen Prüfung nehmen 25
Rechtspraktikanten Theil, eine kleine, vielleicht nur
zufällige Abnahme gegenüber der letten Prüfung.
Karlsruhe, 8. Mai. Der Bericht der Petitions-
kommission, die Bitte des Ausſchuſſes des Hand-
werkervereins Mannheim, sowie einer größeren An-
Die Frankenburg.
Roman von Marie Romany.
(27. Fortsetzung.)
Es war mir eine eben so unerwartete Freude,
Sie hier zu finden, entgegnete Victor. Es hat
Jahre gegeben, während denen ich Sie für gestorben
hielt. O, ſagte Elſa beschämt. Aber warum, Herr
Graf, wich sie einer Frage aus, mit einem Male
dies „Sie ?“ Damals, als ich noch Kind war. . .
Aber das Kind iſt kein Kind mehr; unterbrach
biaht. “Ba ichs tb uh jcſtecht füt cinen Mann,
wie ich, in solch vertraulichem Tone mit einem
Mädchen zu reden. '
Der Herr Graf hat Recht, ſprach Moriz dazu,
Fetus t; die!Eahhetuug.. Fremden, ergänzte
Friederike; doch nun zu Tiſche, meine Herrſchaften
wenn ich bitten darf. Die kleine Gesellſchaft nahm
ft.. Ti "tt Vite Lhrih ſictets
ri; vo wr rr su gur ua.
u kertén >.. r seit y Abreise vom Pi-
latus ergangen war; auch Susanne plauderte, Elſa
sprach dies und jenes, und Victor endlich machte
Vorstellungen von dem Leben, welches er mit dem
ſeligen Oheim geführt, und erzählte von den Reisen,
die ſie miteinander gemacht hatten, bis er bei seinem
ihm unliebſamen Freudenlärmen in München ange-
s s der Herr Graf die vergangenen, ruhigen
Pamſtag, den 10. Mai
zahl sich dieser Petition anschließender, theils in
Mannheim, theils in Sandhofen domizilirter Hand-
werker um Anregung aller derjenigen ~ Seitens
der Großh. Regierung ergreifbaren + Maßregeln,
von welchen sich eine Beſſerung der gegenwärtigen
unbefriedigenden Lage des Handwerkerſtandes (Klein-
UU N tt! m echo kart ge!
Antrag der Kommission geht dahin: 1. Das hohe
Haus wolle ſeine Bereitwilligkeit aussprechen, auf
eine desfallſige nachträgliche Regierungsvorlage eine
entsprechende Summe für die Veranstaltung einer
kleingewerblichen Enquete zu bewilligen. 2. Das
hohe Haus wolle — darauf und auf die daran in
obigem Referate geknüpften Einzelvorſchläge Bezug
nehmend + die Petition Großh. Regierung zur
Kenntnißnahme überweiſen.
Berlin, 7. Mai. Das Zentrum hielt heute eine
mehrstündige bewegte Sitzung über das Sozialisten-
geſet;; die Meinungen differirten erheblich. Die ſtid-
deutſchen Mitglieder ſind ſämmtlich, nach eventueller
Ablehnung der Anträge Windthorſts, für Annahme
des Entwurfs. Die Sozialiſten beſchloſſen, an der
Debatte über die einzelnen Paragraphen nicht theil-
zunehmen und für alle abmildernden Amendements,
aber ſchließlich gegen die K-r(zze zu stimmen.
ranlreich.
Paris, 8. Mai. gras zei: Napoleon sagt in
einem Schreiben, eine Zuſchrift ſeiner Anhänger
beantwortend : Die neuerliche Befragung des Prinzen
Victor Napoleon, der ihm stets Gehorsam und Ehr-
furcht bezeugte, sei unnüt. Der Name Napoleon
repräſentire nicht ausschließlich eine Regierungsform,
Kaiserthum oder Republik; dies sei vielmehr eine
Nebenfrage, die das Volk lösen werde. Die Repu-
blik könnte übrigens den Nachkommen des ersten
Konsuls nicht mißfallen. Der Name Napoleon be-
deute vor Allem eine weitere Entwickelung der fran-
zösiſchen Revolution, die Achtung vor der nationalen
Souveränität, die Liebe zum Volke, den Willen, die
dringenden ſsocialen Reformen durchzuführen, die
Dempotkratie ihrer Ohnmacht und den ſie bedrohenden
Begehrlichkeiten zu entreißen.
] Zeiten bald vergeſſen haben, meinte Vater Moriz
mit wichtiger Geberde, denn die Jugend, Du mein
Gott! liebt ja nun einmal die Luſt. Ich war auch
einmal jung, hab’ es auch einmal nicht anders ge-
macht, wie sie Alle; heute freilich . . ..
Der Graf lachte. Er hatte einmal den alten
Moriz geſehen, wie er, mit steifen Gliedern ſchon,
eine Bauerntochter bei Luzern auf den Tanzplatz
geführt. Das kam ihm jetzt in den Sinn.
Es waren trotz aller Unbill dennoch vergnügte
. | Zeiten am See, meinte er heiter; ſo ein Jahrmarkt-
feſt bringt zu Wege, was sich sonst ſchwerlich mit
dem Leben vereinigen läßt.
Man stieß an. Vater Moriz ließ die Jugend
und ihre Glückſeligkeit leben, Friederike die hohe
Herrſchaft, Victor krank auf das Gesammtwohl der
wackeren Familie und endigte, indem er die Hand
des jungen Mädchens ergriff.
Es lebe die Unschuld ! sprach er halblaut. Man
stimmte ihm bei. So ging die Unterhaltung in
munterer Weiſe voran. Man wäre wohl bis zur
späten Nachtzeit nicht an das Ende dieser Unter-
haltung gekommen, aber eine Person, die man all-
ſeitig längst vergeſſen hatte, sette endlich dem Ge-
plauder ein ſchleuniges Ziel.
Nehmen's Eure Gnaden nicht für ungut, daß
ich mich umſchauen komme, sagte Anton, — jener
Mann, der bis dahin rage: den Zügel des
Rappen gehalten -+ indem er den Kopf zwischen
die Thürſpalte ſchob, es bleibt mir keine Zeit, noch
länger bei dem Pferde zu stehen.
Man brach in ein allgemeines Gelächter aus.
So etwas hatte ſich gar lange nicht ereignet; in
der Freude über das so unverhoffte Wiederſehen
1884.-
Paris, 7. Mai. Der spanische Botschafter Ma- t
nuel Silvela soll, wie ſchon telegraphiſch gemeldlen.
in Madrid in Ungnade wegen der Rede gefallen
sein, welche er auf dem Jahresbankett des Schrift-
stellervereins gehalten. Der Botschafter iſt zwar
Gut ſrem tres Mug. o Mur E re she
wärtig zu Paris in amtlicher Eigenschaft aufhält-
Silvela ist übrigens im Faubourg Saint-Honre.
geboren und ſpricht sehr gut französisch; wie er .
denn auch die Rede in französischer Sprache hiel.
Seine Rede gipfelte in einem Toaſte auf die „illustren.
sociéte“ und schloß etwa mit folgenden Woren.
Es sei keinem Lande gegeben, eine Weltherrſcha t z.
erträumen; Frankreich befite aber allein die Olle.
herrſchaft in Sachen des Geiſtes infolge der Unüber. .
trefflichkeit seiner von der ganzen Welt bewunderten.
Literatur. So etwas hört man aber in dem ſtolene.
Spanien offenbar sehr ungern. / ;
Amerika. .
Waſhington, 7. Mai. Der deutsche Gesante.
Eisendecher iſt aus Gesundheitsrückſichten auf seinen
Wunſch nach Karlsruhe, der bisherige deutſche Gon.
hrt: im Haag, Alvensleben, nach Wasſhinea.
versetzt. 5
Egypten. ?: —
Kairo, 8. Mai. Es verlautet, im Laufe dſsn.
Juni werde eine größere Expedition abgehen, um j
Gordon Hülfe zu bringen. Die beschleunigte Riten.
kehr Grahams ſcheint dem Gerüchte eine gewiſſen.
Glaubwürdigkeit zu verleihen. ‘-
Badiſcher Landtag. .
Karlsruhe, 8. Mai. In der Zweiten kammer.
wurde heute die Debatte über den vom Abg. Ne.
bronn und Gen. eingebrachten Gesetzentwurf, betr. §
die Kauf- und Tauſchverträge über der Lanwirh.
schaft dienende Liegenschaften, fortgeſest. Während
geſtern von den Antragstellern keiner das Worten.
hf refer ur r este shutql: . j .
setz ein, während Abg. Meyr dagegen iſt. Auch dee.
Abg. v. Neubronn vertheidigt den von ihm aus- :
hatte man vergesſen, nach dem Pferde zu ſehen.. .
— Jett aber sprang Moriz auf; auch Graf Victor .
hatte sich erhoben, er ſprach ein paar Worte dener
Entschuldigung zu dem Manne, gab ihm einn.
| Münze und wandte ſich noch einmal der klenne..
Gesellſchaft zu. .
Der Abjſchied war kurz. Graf Victor dane.
für die Gastfreundschaft, die er im Kreiſe der lien.
Familie genoſſen, und Friederike wollte vor Kixren.
und Komplimenten vergehen. ..
Zum Schlusse reichte der Graf dem Mädchen .
Elſa die Hand. .
Es hat mir eine unermeßliche Freude bereitet,
Sie glücklich und zufrieden in dieſer Gesellſchaft zw
sehen, sagte er ~ und die Worte kamen ihm von
Herzen -; vielleicht wird es mir erlaubt fein, dien.
Stätte noch öfter zu betreten, wenn . . . .
Aber, Herr Graf, es wäre für uns E
große Ehre, fiel Moriz ein, wie über alle Maßen .
ts: k z'stt wit vs 1119 f p§er k u . .
unſerer Gesellſchaft zu ſein. §
Victor lächelte. Er drückte Elſa's Hann, be.
der Reihe nach den übrigen Hausgenossen die Rechte.
beſtieg dann seinen Rappen und sprengte die Gasen.
entlang. Als er das Ende der kleinen Straße er.
reicht hatte und um die Ecke bog, hielt er dn.
Zügel an, er wandte das Haupt und sandte neh
einen Scheideblick nach dem kleinen Garten hinübe.
Da gewahrte er Elſa, die, den verhallenden Hf.
ſchlägen seines Pferdes nachlauſchend, am Pförtchen
stand. Des Grafen Angesicht strahlte. Er konnte ſich
keine Rechenschaft geben, weshalb der Blick auf der
schlanken Gestalt dort an dem einfachen Holzgitter