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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 127 - No. 149 (1. Juni - 29. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0543

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î mit Trägerlohn, durch die Poſt
. bezogen viertelj. 1 Wk. 40 Pfg.



Erſcheint täglich außer Montag.
Abonnemen tz pr eis
für Heidelberg: monatlich 45 Pfa.

Expedition Brunnengaſſe 24.

J ; Vestellungen auf das „Heidel- |
Gberger Tageblatt“ für den Monat



nehmen alle F» . § Landbriefträger

entgegen. Preis bei der Poſt abgeholt 35 Pfg.,

durch die Poſt frei in's Haus gebracht 50 Ey: in
Üeidelberg kostet dasselbe monatlich 45 Pfg.

Deutſches Reich.
HGerlin, 3. Juni. Der Reichsanzeiger meldet,



das Programm für die Grundſteinlegung des Reichs-

tagsgebäudes sei nunmehr fesſtgeſtellt. Der Kaiſer,

das Kronprinzenpaar und sämmtliche Mitglieder
des königlichen Hauſes nehmen in dem vor dem

undſteine errichteten Pavillon Aufstellung. Zur
<ten und Linken des Grundſteins gruppiren fich
r Reichskanzler, die Vertreter der Bundesregie-

rungen, der Vorſtand des Reichstags und die Ver-

treter des Heeres und die übrigen zur Betheiligung
Am Hammerschlag befohlenen Herren. Dem Pavillon J

Üoftrctiges Kögel die Festrede halten. | müſſen dem Urtheile der Sachverständigen nach, sehr

! §tttt"ber. hinter dem Grundſtein, stellen sich die |

eordneten auf. Nach der Nationalzeitung würde

Berlin, 1. Juni. Der bekannte Eiſenbahnkönig
Und Allerweltsgründer Dr. Strousberg iſt geſtern
im Alter von 60'/, Jahren plötzlich gestorben. Im
Alter von 12 Jahren war der von jüdischen Eltern

QMus Neidenburg stammende Knabe nach England

gebracht worden, wo er sich taufen ließ. In London -

trat er in das Geschäftſeines Oheims, wurde Zeitungs-
berichterſtatter und ſchließlich Eigenthümer des
HI 14:1:::424:
Mann nach Berlin und fing zunächst im engliſchen

uftrage, seine Eiſenbahnbauten an. Die Tilsit-

Insterburger und die oſtpreuſiſche Südbahn baute
r. auf englische Rechnung; auf eigene die Berlin-
. Görlitzer, Halle-Sorau-Gubener und Hannover-Alten-

Veckener, Rechte Oderufer, Märkiſch-Poſener, Breſt-
Grajewo, Ungarische Nordoſtbahn und die rumäni-

chen Bahnen. Es find das im ganzen 2800 Kilo-

Meter Bahnstrecke. Er kam auch mit conservativer

Hilfe in den norddeutschen Reichstag. Ini Jahre |

Strele, führt mich zu meiner Elſa zurück!





Die Frankenburg.

Roman von Marie Romany.
d ?; Fortſetzung.) ,
Das iſt auch gar nicht nöthig, meinte Baldrian

d VLewandt, meine Familie wird noch nicht ſchlafen,
[ Und wenn's auch dem Herrn Grafen gefällig iſt...

In der Minute, jubelte Victor, kommt treue

y : Hie Fanzilié Vecg hatés tich nuch zicht gui Riis

begeben; obgleich die Wanduhr Mitternacht zeigte,

öUte man Baldrians Rückkehr erwarten. Vater
Vritz, um die Unterhaltung aufrecht zu halten, las

jeine Artikel vor, die er dem Tageblatt der Stadt ent-

rehm; Friederike nähte, Suſanne ſtrickte und Elſa
leich ‘wie eine Sterbende, lag in einem Seſſel, nach

E Anstrengungen sich erholend, welche der heutige
ag, wie wir wiſſen, ihr mitgebracht.

di, Da hörte man Fußtritte nahen. Moritz legte

f di Zeitung bei Seite und ſchickte sich an, dem Bru-
.|.
Hüuscgt.: geöffnet ward. Freuet Euch Alle! rief

t ;tdrian mit vor Glückſeligkeit strahlender Miene;
_ ' Lringe freudige Botſcheft + + von ihm!

fntgegenzugehen; aber nicht so ſchnell konnte er
on seinem Sitze erheben, als von draußen die

N, Lon meinem Victor? Elſa sprang dem alten

ZUfte entgegen. Ja, von ihm! -- -- Und weißt

was noch weiter? Er öffnete vollends die

sc — mit einem laut aufjubelnden Freuden- |

teh

lag Elſa an des Grafen Brut.. ,
iedergefunden! flüsterte Victor in ſeligem Ent-
Vg qr, Möchte es für die Ewigkeit sein! Nehmt

‘s nicht übel auf, alter Morit, daß ich mir noch





J so ſpät in Euer Besitthum zu dringen erlaube,
| wandte er sich der übrigen Geſellſchaft zu ; die Offen-
| barung eines Geheimnisses, das mein Herz vor Selig-
| keit ſpringen läßt, das Ahnen einer Täuſchung ....

Jeide erger Tageb latt

Peraniworilicher Redakteur Philipp Klansuer.
Donnerſtag, den 5. Juni

mungen zusammen; den Anstoß gab die Nichtein-
lösung der rumäniſchen [Coupons. 1875 wurde über
seine Unternehmungen in Preußen, Oesterreich und
Rußland der Concurs erklärt; in Rußland hielt man
ihn bis 1877 in Haft. Seine Lebensſchicksale hat
er in einer Selbſtbiographie aufgezeichnet.

London, 3. Juni. Bei Millstreet in der Graf-
ſchaft Cork wurde gestern Abend ein kleiner Pächter
in seinem Hauſe erſchoſſen; zwei andere Hausge-
noſſen wurden verwundet. Es handelte sich um
einen Agrarmord. Die Mörder ſollen der Mond-
ſchein-Bande angehören.

London, 2. Juni. Die Scenen der freitägigen
Dynamitexploſionen waren während der letzten zwei
Tage beständig von dichten Menſchenmengen um-
lagert, die jedoch, in Folge der aufgeführten höl-
zernen Verschalungen, nur die Glaſer an der Arbeit
ſehen konnten. Die furchtbare Gewalt der Explosion
iſt bei der näheren baulichen Untersuehung der be-
ſchädigten Gebäude erst recht offenbar geworden und

bedeutende Mengen der Sprengstoffe zur Verwen-
dung gelangt sein. Von den Thätern hat man
bisher leider keine Spur. Die Regierung wird,
wie es heißt, eine Belohnung von L. 5000 und
einen General-Pardon für den Angeber, wenn er
sonst nicht der Thäter war, ausſchreiben, um der
Attenthäter habhaft zu werden.
sammelten Erfahrungen können jedoch nur geringe
Hoffnungen erwecken, daß es auf diese Weise ge-
lingen werde, die Schuldigen der Bestrafung zuzu-
führen. In den iriſchen Kreiſen Newyorks rief,
wie der „Daily News“ gemeldet wird, die Nachricht
von den Explosionen ungeheuren Jubel hervor.
O'’Donovan Rosſa erklärt, er habe die Nachricht er-
wartet und er ſei von den Arrangements unterrichtet
gewesen. Niemand glaubt ihm, allein dem „Kriegs-
fonds“ begannen sofort neue Beiträge zuzufließen.
Die „Jrish-World“ verfügt jetzt abermals . über
11000 Dollars zu dieſem Behufe.





Bleiben Sie, ſo lange es Ihnen gefällig iſt, mein
gnädiger Herr Graf, versicherte der Alte; wenn Sie
befehlen, daß wir Andern . . ..

Bleibt, aber bleibt doch, drängte Victor, die
Sache darf vor Euren Augen kein Geheimniß mehr

. | sein. Js meine Elſa wohl? Ganz, seitdem Du

hier biſt, gab Elſa mit vor Seligkeit leuchtenden
Blicken zur Antwort. Und liebt mich immer noch
von Herzen? Das Mädchen hob seine Augen zum
Geliebten empor. j§

. Ihr Argwohn, Herr Graf, iſt eine Sünde bei
des Kindes Reinheit, ſprach Moritz dazwiſchen.
Wäüßten Sie wie . . . . : j

Ich weiß es, ſagte Victor in ruhigem Tone.
Dann zu ihr: Hat meine Elſa einen Brief? Das
Mädchen zog ein zuſammengefaltetes Papier unter
der Kleidung hervor. [Vorzüglich! stotterte der Graf

nachdem er einen Blick auf die Zeilen geworfen,

ganz ich, ganz meine Handschrift! –~ – Und doch
“~;7>. und. doch ... ....

Alle t zb ~:: blickten in höchſtem Erſtaunen
zu dem Grafen hinüber. Kannteſt Du den Baron
von Liptau? fragte dieſer, nachdem. er eine Weile
nachdenkend auf das Papier geschaut. Ich sah ihn
einige Male bei der Gräfin. ] w

Und hattest mit ihm irgend welche Unterhaltung?

ich der Gräfin meine Verlobung ) ju melden kam,



näherte ſich mir der Baron ~ > bedrängte mich
fügte sie geſenkten Blickes hinzu. ; e



1870 brach das luftige Gebäude Unterneh-

Die früher ge-



Nie. -+ Nur ein Mal, an dem Tage eben, da |



ig en: die 1-spaltige Petite.
uU

Heidelberger General-Anzeiger. Ö

Rabattbewilligung.

Expedition Brunnengaſßſe 24.

1884.





Kairo, 3. Juni. Eine Depeſche des Gouverneurs
von Dongola erklärt die Nachricht vom Falle Berbers
für unrichtig. Der Gouverneur von Berber habe
im Gegentheil die Aufständiſchen zurückgeschlagen.
Auch das Gerücht der Uebergabe Khartums an die
Aufständischen entbehre jeder Begründung. Von
General. Gordon werde der Kampf gegen die Auf-
ständischen erfolgreich fortgesezt. Die Provinz Don-
gola sei bis Maraweh ruhig. ;

Aus Nah und Fern. ".
* Mannheim, 3. Juni. Gestern Nachmittag gegen
4 Uhr ertranken im Floßhafen abermals zwei Knaben
im Alter von 11 bis 12 Jahren. Der Sohn der
Wittwe Rickert und der Sohn des Kohlenträgers
Kumpf badeten zuſammen. Rickert ſank und rief
um Hilfe, die ihm Kumpf, der des Schwimmens
kundig iſt, auch bringen wollte. Die Folge vm
diesem Rettungsverſuche war jedoch, daß beide ihrn.
Tod in dem naſſen Element fanden. Beide Leichen
wurden noch im Laufe des Nachmittags aufgefunden
und nach dem Friedhof gebracht. ~ Der ledige
45-jährige Gärtnergehilfe Friedrich Stengel hier
kaufte sich gestern früh einen tüchtigen Schnaps-

ten.



rauſch, legte ſich dann zu Bett und als seine An

gehörigen gegen Abend nach ihm sahen, var em
eines seligen Todes gestorben. Der Alkohol hatte
ihn umgebracht. ; V

>< Neckarſteinach, 2. Juni. Eine erſt seit 15
Monaten verheirathete Ehefrau hat ihren Ehemanm
anläßlich eines Streites mit dem Beil erſchlagen.

* Reckarbiſchofsheim, 1. Juni. J. K. H. die
Großherzogin hatte die hohe Gnade, anläßlich höchſt-

ihres Beſuches am 27. Mai der hiesigen Hauaeen.

haltungsſchule 100 Mark, dem. Frauenverein 100
Mark und der Kleinkinderſchule 50 Mk. zu spenden.
1 Spechbach, 83. Juni. Von Pfingſtausflüglern
wurde geſtern im hiesigen Walde die Leiche des
dem Branntweintrunke ergebenen Bergdoll von (
Epfenbach, welcher seinem Leben durch Erhängen
ein raſches Ziel geſettt hatte, aufgefunden. Solche
unheimliche Funde sind während der zu Ausflügen





Hm, meinte Victor, seinem Gedankengange fol- 1

gend, und seit jener Zeit haſt Du ihn nicht wieder

geſehen? Im Theater, später sah ich ihn nie. f;;
Da iſt Verrath im Spiele, brach der Graf mit_
Unmuth hervor, und ich glaube fast, die ſchuldige_
Person gefunden zu haben. ~ Doch weiter. Hier .
gibt es ein Geheimniß, das euch, meine lieben Leute .
in Erſtaunen setzen wird. Komm zu mir, Elſa. Du
erinnerſt Dich Deiner Großmutter, der Madeleine
Griſon? Gewiß alle Tage. .

War sie Deine Großmutter? Sei ohne Rückhalt
mein Kind. Eine tiefe Gluth hatte das Antliz des
Mädchens übergossen; mit ängſtlich fragendem Blicke
schaute sie zu dem Geliebten, dann flüſterte sie: Nein
meine natürliche Großmutter. war sie nicht. wit

Eine nicht zu verkennende Verwunderung gab
sich auf den Gesichtern aller Anwesenden kund. ;

Und wie kamſt Du zu ihr? forſchte Victor wei-
ter. Warum nannteſt Du fie bei diesem Namen,
der ihr nicht gebührte? Höher und höher stieg die
Verlegenheit, in der das arme Kind ſich befand; *
bittend hob sie ihre Augen zu dem Grafen, dann
ſagte ſie in faſt unhörbarem Tone : Sie nahm uns
von unserer Großmutter, — ich meine, sit entführte
uns, indem sie uns stahl. Uns? fragte Victor.

Ja, uns Beide, meine Schwester Bella und mich.

Ihre Schweſter Bella ? fragte Moritz in höchſtenm -
Erstaunen, und auch die Lippen der Uebrigen hal-
ten die Laute nach. (War Deine Schwester älter
als Du, meine Elſa ? ging der Graf weiter. :

Wir. waren Zwillingsſchweſtern. Zwillinge.
schwestern! jubelte Victor; nur zu, immer fort!

+ Wo iſt Bella? Was iſt aus ihr geworden?

Das arme Kind brach in. Thränen aus; unter


 
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