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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1019

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Donnerltag,

H Verantwor l. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.

z Erscheint täglich außer Montag. Abonnementspreis ft
tidetberg: monatlich 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch

+ ezogen vierteljährl. 1 Mark ohne Zustellungsgebühr.



. i Verküudigungsblatt für die Hezirke Heidelberg, Weinheim, Sctwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-
A 248. | bach, Necarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim s Wertheim.

. [. JF Bestellungen auf das „Heidel-
berger Tageblatt“ für die Monate
November und Dezember

_ um Preiſe von 97 Pfg. werden von allen Poſt-
_ Anstalten und Landbriefträgern angenommen. Bei
Unſern Trägern und Trägerinnen hier und nächste Um-
ßhebungfürmonatl. 45 Pfg. Zu recht zahlreichen Beſtel-
_ ngen ladet ergebenſt en Die Expedition.

. buzz
| Deutſches Reich.
" Berlin, 21. Oct. Ftürſt Bismarck iſt mit dem
Grafen Wilhelm um 4 Uhr 38 Min. hier einge-
. troffen. + Graf Wartensleben iſt zum kommandi-
. fwen General des dritten Armeekorps ernannt
ff worden. j
. Berlin, 21. Oct. Auf Einladung des Polizei-
Hräsſidenten werden zwei Vertreter des Aeltesten-
kollegiums der Kaufmannschaft mit dem Polizeipräſi-
_ enten zu mündlicher Verhandlung über Bildung
iner Gewerbekammer für Berlin zuſammentreten.
Ferner try: vier Mitglieder und der Syndikus
. des Aelteſtenkollegiums auf Veranlassung des Handels-
niniſteriums mit diesem über einige Punkte der von
. §!? (Aelteſtenkoleginn revidirten Börsenordnung
. iren.
Küslin, 20. Oct. Vor dem Schwurgericht be-
_ HJannen die Verhandlungen der Personen, welche
egen der in Neustettin im März anläßlich der
. Rückkehr der im Synagogenprozeß Freigeſprochenen
. porgektommenen schweren Landfriedensbruches ange-
_ lagt sind. Es sind dies die Maurergesſellen Patz-
_ ald, Hanſemer, die Arbeiter Pirich, Klabundt, die
Steinseßer Bechert und Böhnke und der Maurer
_ HHPatwale aus Neuſtettin und der Fiſchhändler Raatz
dus Stolp; 43 Zeugen sind geladen. Die Ange-
§ lagten werden einzeln vernommen. Sie räumen
_ Hur unerhebliche Nebenumſtände ein und leugnen
. alle Hauptpunkte. Die Zeugen sind bis auf zwei
. Entschulbigte erſchienen.. ,
. Frankreich.
. Paris, 20. Oct. General Briere meldet aus
Haiphong vom 20. October 11 Uhr morgens:
Starke feindliche Maſſen befinden fich in der Ge-







jeidelberger Tageblat

: (General-Anzeiger.)

gend des Rothen Fluſſes. Ich griff Tuyen-Quang
am 12. October an, der Feind wurde mit beträcht-
lichen Verluſten geworfen. Die französischen Truppen
hatten keinen Verluſte. Den Verwundeten gehts
wohl und sie sind außer Gefahr Admiral Courbet
meldet aus Kelong vom 19. October: Die Truppen
ſind beſchäftigt, Blockhäuſer in unsern Stellungen
zu errichten, ſchlechte Wetter hatte diese Arbeiten

aufgehalten.

Belgien.

îGBrüſßſel, 21. Oct. Sämmtltliche Miniſter waren
Vormittags zum König berufen. In Folge davon
cirkulirten Gerüchte von einer Demission des ge-
sammten Ministeriums, welche jedoch unterrichtete
Kreise bezweifeln. Dagegen verlautet, daß Jacobs
und Woesſte aus dem gegenwärtigen Ministerium
scheiden und Malon mit der Umbildung des Kabinet's
beauftragt würde. Regierungsseitig werden alle
Nachrichten über eine Demiſſion oder Umbildung
des Ministeriums für unbegründet erklärt.
Italien. :

Venedig, 20. Oct. Der neue chinesiſche Gesandte
Shutchintchen iſt hier eingetrofen und von dem
Berliner Militärattache Tſchenkitong empfangen
worden. Der Gesandte ist begleitet von Frau und
Tochter und einem aus 7 Perſonen beſtehenden Ge-
sandtschaftspersonal, darunter 2 Legationssekretäre,
gleichfalls mit Frauen. Die Geſsellſchaft reist morgen
über Trieſt nach Berlin. ;

| England.

London, 20. Oct. Die Daily-News entwickelt
heute in Bezug auf die Berliner Conferenz zwei
Grundsätze der Einberufung. Die Handelsfreiheit
iſt der Hauptzweck der Conferenz, daher ist und
bleibt der Niger ausgeſchloſſen, denn er genießt unter
den Auſspicien Englands längst die Handelsfreiheit
und kann daher nicht freier werden. Betreffs der
thatſächlichen Besſit$nahme bleibt der Niger gleichfalls
ausgesſchloſſen ; denn ohne daß die Einverleibung
oder die Schutzherrſchaft ausgesprochen iſt, gehört
der Niger doch vollſtändig England. Uebrigens habe
die Conferenz nur mit Congo zu thun. ~ Der





Im Hauſe des Verderbens.

Criminalroman von R. Ortmann.

! (48. FFortsetzun;;.)
EEE S SC SSS Ss
Ausflucht zu gebrauchen, und da mir die Riickficht
















uf andere Personen verbietet, Ihnen zu sagen, wo

! bei meiner Ablehnung verharren und Sie bitten
t weiter mit Fragen über diesen Punkt in mich

gemliche sein. Auf ein paar derartige nichtsſagende

u ußerlichkeiten hin wird man einen ehrlichen und

gr öeſcholtenen Menſchen doch ſicher nicht wie einen

th rbrecher gefangen halten oder gar verurtheilen

yu nen. ~ JIch erwarte, daß man mir noch andere

U) thteuruute als Grund für meine Verhaftung
egen wird !“

„Sie führen eine ſehr zuversichtliche Sprache;
ser Ihre Vermuthung iſt richtig. Ich befinde mich
U der ;; Ihnen mit weiteren Verdachtsmomenten

en zu können.“

v Er legte dem Gärtner eine Reihe von Fragen
B.: die ſich auf sein Verhältniß zu dem Baron von
[,eandenſtein, hauptsächlich auf die Ereigniſſe der
uten Tage bezogen; und alles, was ihm Nikolaus
zun der Wahrheit gemäß antworten mußte, war in
er That wohl geeignet, einem schon vorhandenen

Are dacht neue und gewichtige Stützen unterzuschieben.
d s das Verhör beendet war, hatte der junge Mann
r Eindruck von der Schwere seiner Lage ganz
d voll empfangen, und der Unterſuchungsrichter

ich mich gestern befunden, so muß ich ein für alle-

dringen! Meine Antwort würde immer nur die



äußerte nach seiner Abführung zu dem Protokoll

führenden Aktuar :

„Mit der Geschichte werden wir ſchneller fertig,
als ich im Anfang geglaubt hatte! ~ So hart-
näckig die beiden Burſchen auch sein mögen, sie sitzen
zu i. in der Falle, als daß noch ein Entſchlüpfen
möglich wäre !“ ; .

Zwangzigſstes Kapitel.

Um sich nach der angestrengten und aufregenden
Mühe des JInquirirens, dem er den ganzen Vor-
mittag gewidmet hatte, zu erholen, trat der Unter-
ſuchungsrichter bald nach dem Diner das er in Ge-
meinſchaft mit den übrigen Gerichtsbeamten und
mit Dr. Ramfeld eingenommen hatte, die dampfende
Cigarre im Munde, einen kleinen Spaziergang an.

Der Polizeikommiſſar war nach dem Städtchen ge-

fahren, um dort genaueres über Holmfeld's Beneh-
men während des vergangenen Tages zu erforſchen
und bis zu seiner Rückkehr wollte der Richter mit
der Fortführung des Verfahrens warten. Die Be-
leitung, welche ihm Ramfeld, angeboten, hatte er
höflich dankend abgelehnt.

„Ich muß meine Gedanken über den Fall, der
mich gerade jetzt in Anspruch nimmt, einwenig ſichten
und klären. Ich möchte mir aus dem vorhandenen
Material gern ein möglichſt genaues Bild des Ge-
schehenen zurechtlegen, und dazu muß ich wohl ein
Stündchen für mich allein haben. Vergeben Sie
mir also, wenn ich für diesmal auf das Vergnügen
Ihrer Begleitung verzichte !“ 134.

Bei einem der Bedienten erkundigte er ſich dann
nach dem gegen Neudorf hin führenden Wege, den
er einschlagen wollte, um vielleicht im Vorübergehen







23. Oktober

Druck und Verlag von Wurm & Pfeff er in Heidelberg. ;
Sxpedition Brunnengaſſe 24. t

Anzeigen: die 1-ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Ftg.
für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erſcheinen Rabatt.







„Times“ Korrespondent in Peking will aus zuver- "

läſſiger Quelle erfahren haben, die französischen. Be.
fehlshaber hätten für den Fall, daß sie auf Peng.
marſchiren sollten, 40,000 Mann, 8000 Pferde unn.
120 Kanonen verlangt. +- Aus Hongkong melee.
man dem „Standard" die Hongkong and Shangſnlan
Bank habe der chineſiſchen Regierung eine auf dm
Wege öffentlicher Subscription aufzubringende Aan
leihe von drei Millionen Dollar angeboten; daes Re.
ſultat sei aber ein Mißerfolg gewesen, da im Gagen.
nur 1!/, Millionen gezeichnet wurden. Viele Luen.

glauben China werde gezwungen sein, ſich mit Frane.
reich zu verſtändigen, da es China schwierig sſfeee.

Geld zur Fortsetzung des Krieges zu erhalte.n.
us Konſtantinopel berichtet, daen.

Der „Times““ wird ;
der Sultan alle deutschen Paſcha's zu kaiſerliencen.

Adjutanten ernannt und Strecker Paſcha mit enem

Orden beschenkt hat. Letzterer iſt außerdem nzjt der .
Reform der Flotte beauftragt worden. ic
Rußland. .

Petersburg, 20. Okt. Jm Keller eines Hauſen.
des Kronoverski-Proſpekt wurde eine Mine entdecte..
welche gegen die Peter-Paulfeſtung gerichtet wen.

4 Russen und 3 Ausländer wurden in Folge der.

Entdeckung verdeckt.
; Aurerika. .
New-York, 20. Oct. Mr. Vanderbilt hat em I
mediziniſchen Collegium in Newyork eine Schenkung

von Dollars 500 000 gemacht, welche Summe as
Baufond Verwendung finden ſol. + Am 18.099.
Nachmittags wurde in San Francisco eine imm

Greewich unsichbare Sonnenfinſterniß beobachte. :
Bemerkenswerthe Phänomene ſind nicht zu ven.
zeichnen gewesen. ~ Einer Depeſche auas Bueno.

Ayres zufolge hatte der Bruch zwischen der argentin.

Regierung und dem apoſtoliſchen Delegaten darin

seinen Ursprung daß Lettterer der Verbreitung prote- .

stantischer Doktrinen opponirte und auf die Rechen.
der Bischöfe, sich in die Staatsſchulen einzumiſhleaen.
beſtann. Da die Regierung fich weigerte, den

Bischöfen dieſes Recht einzuräumen, erhielt sie vm |
dem Delegate eine in heftiger Sprache abgefasten.
Note, in Folge deren der Lettere erſuchtt wur.

unten im Dorfe noch dieſe oder jene Aufkläaun.

aus. dem Munde der Bauern zu empfangen. Er

war indeſſen erſt einige hundert Schritte von dr'm
Herrenhauſe entfernt, als sich ein altes verwitteten.
Weib, das mit einem Reiſigbündel, anscheinen um
ſich auszuruhen, auf einem Stein geseſſen hatte, gen.
rade vor ihm mitten auf dem Wege aufpflanzte.

so daß er nothwendig auf sie aufmerkkam weren
mußte. Halb mechaniſch griff er in die Taſche um
sich durch ein kleines Almoſen weitere Beläſtizguann.
zu ersparen; aber er ſah erſt jett, daß die A te as.
ihrem Buſentuche ein zuſammengefaltees Papien
hervorgezogen hatte, das ſie ihm ohne ein Wot zz
sprechen, entgegenhielt. ; u

„Was soll das Frau?“ fragte er überraſcht.Ö :

„Was wollt Ihr mir da geben? ~ Handelt es sich .

um eine Bettelei, ſo laßt mich in Ruhe!“
Die Alte grinste und schüttelte den Kopf. :
„Nehmen Sie nur mein Herrchen!“ ſagte ſie
„Ich trags ſchon seit heute Vormittag mit mir hen..
um; aber ich durfte ja nicht auf's Schloß geen.
sondern sollte Ihnen aufpaſſen, wenn Sie herauaeen.
kämen. Na, lange genug hat's gedauert.“ .

„Aber Ihr irrt Euch ohne Zweifel in der Penn.
son, Frau,“ sagte der Unteeſuchungsrichter, der noeh .
immer zögerte, ihr das Papier aus der Hand zu §

nehmen. „Wißt Ihr denn, wer ich bin?“. w
„Ei freilich weiß ichs! - Si hat mir Sitze.

gezeigt und mir eingeſchärft, ich ſolle Sie ja reeht.
genau anſehen, damit das Papier nachher nict im
falſche Hände käme. Ich glaube, es muß etwas fehle.

Wichtiges ſein!“ .
„Nun denn, so gebt in Gottes Namen her!“
ſagte der Richter, das versiegelte Papier aus ihrer




 
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