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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1027

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: Ü Samſtag,

h Verantwortl. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.
1 Erscheint t äglich außer Montag. Abonnementspreis für
ft elberg: monatlich 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch die
ezogen vierteljährl. 1 Mark ohne Zuſtellungsgebühr.

Perkündigungsblatt












. M Bestellungen auf das „Heidel-
. berger Tageblatt“ für die Monate
| November und Dezember

_ um Preiſe von 97 H frei ins Haus werden von allen
Poſstanstalten und Landbriefträgern angenommen. Bei
Unſern Trägern und Trägerinnen hier-und nächste Um-
gebung für monatlich 45 . Zurecht zahlreichen Beſtel-
ungen ladet ergebenſt ein Die Expedition.

Deutſches Reich.

Berlin, 22. Oct. Alsbald nach der Rückkehr
des Kaisers wird der neue Großbritanniſche Bot-
ſchafter Sir Malct seine Beglaubigung überreichen.
Der Botſchafter hat seit seiner Anwesenheit in Ber-
lin eine lebhafte Thätigkeit entfaltet, indem er mit
dem Auswärtigen Amt tiber die Congo-Conferenz
verhandelt hat. Aus diplomatischen Kreisen ver-
lautet, daß England und die Niederlande bezüglich

r Conferenzfrage Hand in Hand gehen und daß
man bemerkt haben will, wie beide Regierungen zu-
nächſt eine Hinziehung des Conferenzprojects an-
ſtreben. Jedenfall scheint es richtig zu sein, daß
England die Annahme der Einladung zur Conferenz
vun allerlei Vorbehalten abhängig machen wollte,

ber welche man noch verhandelt.

îHerlin, 23. Oct. Der Kaiser und der Kron-
prinz sind heute Vormittag um halb 9 Uhr wohl-
behalten von Sigmaringen hier eingetroffen. Auf



























Prinzeſin Wilhelm, dem Prinzen Friedrich Karl,
dem Gouverneur von Berlin, Commandanten, Poli-
ökipräsidenten und den lrzclayiutanten empfangen.

. Berlin, 23. Oct. Der Bundesrath überwies die
Vorlagen, die Ausdehnung der obligatoriſchen Un-

f )!etjetvenign betteſſerr. au Fi Ausschüsse zur
Ut q ret Le
?ute nicht berührt.

Berlin, 23. Oct. Im Laufe des Vormittags
?mpfing der Kaiser den Besuch der Prinzessin Friedrich
Karl, Mittags um 12 Uhr den des Erbprinzen und
der Erbprinzesſin von Sachsen Meiningen. Von 1



Im Hauſe des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.



(50. Fortsetzung.)

,Ah, das sind Spitfindigkeiten! ~- Man kann

auch mit dieser Berechnung das Gegentheil annehmen.

Q. „Und wenn nun der Beweis gebracht würde,

aß fich der Obergärtner an jenem Abend an einen

anz anderen Ort befunden hätte, würde man ihn
dann noch verdächtigen können ?“ /



; nWenn dieser Beweis UUhug gewesen wäre,“
ſagte er dann, „so würde damit allerdings das we-
'htlichſte Belaſtungsmoment gefallen sein. Aber
heben Sie fich keine Mühe! Wäre ein solcher Be-
y eis zu erbringen, ſo würde doch sicherlich der zu-
"ächſt Betheiligte, der Obergärtner ſelbſt, nicht ge-
üügert haben, ihn anzutreten.“
„ „Ich hoffe, es wird sich herausstellen, warum
kr es nicht gethan. Aber die Gerechtigkeit muß den
?iden armen Burschen noch mehr zu Hilfe kommen.
ie müſſen die Effekten des Dr. Namfeld einer ge-
"auen Durchsuchung unterziehen„jO.
N , „Etwa auf Grund Ihrer vagen Vermuthungen ?
j,ein, nein, daran ist abſolut nicht zu denken! Wenn
[u end ein beſtimmter Verdacht vorliegt, ſo werde
ha.. viſſen, was ich zu thun habe, und werde dar-
. ; s F Fes.
"inem !§; o: Eingriff ro! gr s
bv, „Und nachher würde. es zu ſſpät sein!“ unter-
tach ihn Juanita bitter und mit hervorbrechender

Vrftigteit. „Gut denn, wenn mir die Gerechtigkeit



em Bahnhofe wurden sie vom Prinzen und der

lverſicherung auf die Transportgewerbe, sowie die



Der Unterſuchungsrichter ſann eine Weile nach.



Uhr Nachmittags ab arbeitete der Kaiser mit dem
Chef des Militärkabinets, v. Albedyl, und hatte so-
dann eine längere Conferenz mit dem Fürsten Bis-

mark.

Braunſchweig, 23. Oct. Der Extrazug mit

der Leiche des Herzogs traf um 12 Uhr 7 Min.

Mittags unter dem Trauergeläute sämmtlicher Glocken
auf dem Bahnhof ein. Nach einem kurzen Gebet

des Abtes Thiele wurde der Sarg von 18 Unter-
offizieren aufgehoben und auf den von einem Bal-
dachin überragten Leichenwagen gestellt. Die Trup-
pen präſentirten während dieses Aktes. Der Zug
sette sich ſodann in Bewegung. Die Spitze und den
Schluß des Zuges bildeten je zwei Eskadrons Hu-
saren. Neben von ſechs Pferden gezogenen Leichen-
wagen schritten 24 Fackelträger. Auf den Straßen
welche der Leichenzug pasſirte, bildeten die Krieger-
vereine, Schützen, Turner und andere Korporationen
Spalier. Die Gaskandes aber waren umflort. Aus
der Stadt und dem Herzogthum waren viele Tau-
sende von Menſchen auf den Straßen und an den
Fenstern. Im Residenzſchloß fand noch eine kurze
Trauerfeierlichkeit statt.
Frankreich. d;zst

Paris, 23. Oct. Der „Agence Havas““ zufolge
iſt nunmehr festgestellt, daß in den letten 8 Tagen
in Yport bei Rouen 11 Erkrankungen und 6 Todes-
fälle in Folge Cholera vorgekommen sind. Man
glaubt, daß die Krankheit durch Matroſen, welche
aus Cette kamen, eingeſchleppt worden iſt.

Marfßeille, 21. Ert In heutiger öffentlicher
Gemeinderathssitung geſtand der Bürgermeister, daß
ein in Unterſuchung befindlicher Gemeinderath das
zur Vertheilung an Bedürftige ihm anvertraute
Geld des Cholera-Hilfskomitees, entwendet habe.

Rußland.
Petersburg, 22. Oct. Ein amtliches Com-

munique über die Studentenunruhen in Moskau be-

ſagt: Der Rektor erfuhr am 14. Oct. daß unter
den Studenten eine Bewegung über die Kiewer
Vorfälle bemerkbar sei und daß, Agitatoren eine
Störung der Ordnung und insbesondere die Zer-
trümmerung der Fenſterſcheiben der Universitäts-

Entlarvung eines Verbrechers verweigert, so werde
ich verſuchen, allein zu handeln, und der Himmel
wird mich unterſtützen.“

„Nun wohl! Ich werde alles thun, was in
meinen Kräften steht, um auch Ihnen Genüge zu
thun! ~ Ich werde den Teich durchſuchen kassen,
obwohl ich von vorneherein weiß, daß das ein aus-
ſichtloſes Beginnen ist.“

„Und die Effekten des Dr. Ramfeld ?“

„Das geht nicht! Dazu habe ich kein Recht !“

„Gut, dann weiß ich, was mir zu thun bleibt,
und ich erwarte von Ihnen nur das Eine, daß Sie
den Dr. Ramfeld während dieser Tage heimlich be-
obachten lassen, damit er nicht im Stande ist, sich
rst: perde tu é.

Ihr Aufstehen deutete an, daß ihr selber an
einer Fortseßzung der Unterhaltung nichts mehr ge-
legen sei, und der Unterſuchungsrichter verabschiedete
ſich mit einem kurzen Gruße. , ;

„Dieser ſchwerfällige Deutſche !“ ſtieß sie in ihrer
ſpaniſchen Muttersprache hervor.

Sie nahm mit energiſcher Eilfertigkeit ihr Män-
telchen um die Schulter sette einen Hut auf und
ging dann die Dorfstraße hinunter bis zu dem Haus
in welchem Elsbeth Werner nach
vollen Verhör zurückgekehrt war.

Einundzwanzigstes Kapitel.

In Thränen der bitterſten Verzweiflung hatte
Juanita die Schwester des Obergärtners gefunden,
und länger als eine Viertelſtunde hatte sie neben



ihrem Lager sitend, zu ihr sprechen müſſen, ehe es

| ihre Hilfe zur Rettung zweier Unschuldigen und zur | i

dem verhängniß--

tidelberger Tageblatt

für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Schwetzingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-
bach, Ueckarbiſchofsheim, Eberbach, Kuchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.

25. Oktober





Expedition Brunnengaſsse 24.

|
zzetecn: die 1-spaltige Petitzeile oder deren

1884.









worfen hatten. Unter den Verhafteten befinden sich

Amerika.

Tag gelten und für die ganze Erde mit dem Augen-

niſchen Studien zur Regelung und Anwendung des
und der Zeit wieder aufgenommen werden, damit

liche Vortheile biete, anwenden könne. – In der
Stadt Karthago im Staate New-York hat ein Brand

eine Million Dollars.



ihr gelungen war, sie einigermaßen zu ruhigem Nach-
denken zu befähigen. Dann sagte Juanita:
„Ihr Bruder und Jhr Geliebter haben jetzt nie-
manden, der es wirklich gut mit ihnen meint, als
Sie und mich. Darum dürfen Sie nicht klagen und
verzweifeln, ſondern Sie müsſſen mir behilflich sein,

beweiſen, daß Ihr Bruder gestern Abend nicht im
Brandensteiner Park gewesen iſt. Er selber verwei-
gert es, irgend eine Auskunft dartiber zu geben;
darum müssen mir es statt ſeiner thun. Haben Sie
eine Ahnung davon, wo er gewesen sein kann?“
„Mein Gott — keine! .. Er
bruch der Dunkelheit fort und kam eri ziemlich spät
zurück. Er war ſchweigſam und niederzeſchlagen,

zu befragen.“

„Er pflegt es in der lctzten Zeit faſt allabend-
lich zu thun.“

nichts von ſeiner Verbindung bekannt?“

angefleht, mir sein Vertrauen
Herz zu erleichtern !“



Waſhington, 21. Oct. Die Conferenz zur Feſt-
stellung des erſten Meridians nahm eine m
an, daß der mittlere Sonnentag als gemeinname.

metriſchen Syſtems bei der Theilung des Kreises

ing nach Ein-

Druck und Verlag von Wurm & Pfeffer in Heidelberg. .

für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem tur. . ; .

druckerei planten. Gegen 8 Uhr Abends fand af
dem Strafnoi-Boulevard vor der Universitätsdruckerie
eine Zuſammenrottung statt, wobei Lieder gesungen
und gelärmt wurde. Sämntliche Theilnehmer ins.
gesammt 110, wurden alsbald verhaftet. An dem Ä
Orte der Verhaftung wurden an 40 Steine, mehree..
Kassetten und Uhrgewichte gefunden, welche dee.
Ruhestörer bei dem Erſcheinen der Polizei fortgen.

66 Moskauer Universſitätsſtudenten. Das Verhhnr
ergab, daß der Hauptanſtifter des Straßen-Skandals
der Moskauer Student Peter Roſhdestwenski gen.
wesen iſt, welcher bereits 1883 in eine politiſhſe.
Affaire verwickelt war und begnadigt wurde. i In
der Universität ſselbſt iſt die Ruhe nirgends geſtört.
und die Vorlesungen sind nicht unterbrochen worden.

blick des Eintritts der Mitternacht auf dem erſen.
Meridian beginnen ſolle; übereinſtimmend mit dm
Beginn des bürgerlichen Tags sollen die Stunnn.
von Null bis 24 gezählt werden. Man hofft, ds
es bald gelingen werde, es so einzurichten, daß die

aſtronomiſche und nautische Zeitrechnung tiberal mt.
der mittleren Mitternacht beginne. Auf Vorschlage.
Janssens wurde eine weitere Resolution angenme.
men, welche die Hoffnung ausdrückt, daß die techn.

man dieſes Syſtem in allen Fällen, wo es thatſäch.

stattgefunden, durch welchen 160 Gcbäiude, darunter
mehrere Kirchen und Fabriken, zerſtört wurden. Die
von der Feuersbrunſt verſchonten Häuſer genign.
nicht zur Unterbringung der Bevölkerung. Die duceh
den Brand verursachten Verluſte betragen n<ahezeuen

zu handeln. + Es kommt vor allem darauf a, zue

als er zurückkam, und ich wagte darum nicht, ihn §

„Aber es war nicht das erſtemal, daß er um
diese Zeit ausging, ohne Ihnen zu sagen, wohintn.

„So hat er ein Liebesverhältniß, von dem
| Niemand etwas erfahren sollte!! Ist Ihnen deem gar

„Nichts, nichts! - Aber, mein Gott, wenn Ihe.
Vermuthung eine richtige wäre! Wenn er enneun.
glückliche Liebe im Herzen trüge — Za, je, nun
das kann es sein; nur das gibt mir eine Erkliuanmmnn..
| für sein ganzes räthſelhaftes Benehmen! + und ih
habe das gar nicht geahnt, — ich habe ihn nemls.
zu ſchenken und fee. -

„Beſſer wäre es freilich gewesen, mein Kunde
denn wir würden uns alsdann nicht erſt den Kopf :::


 
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