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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 1 - No. 25 (3. Januar - 31. Januar)
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t

Expedition Brunnengafſe 24.



HYerautworllicher Redakteur Philipp Klausner.





Anzeigen: die 1-ſpaltige Pein.
zeile oder deren Raum 5 j i
für auswärts 120 Pfg.

Bei mehrmaligem Erſcheinen ..
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iger.

Expedition Brunnengaſſe 24.



M T.



Deutſches Reich.

Heidelberg, 9. Jan. dem Schw. W. wird von
hier geſchrieben. Wegen der Beſprechung des Neu-
baues eines Gymnasiums und der Erbauung einer
Pferdebahn von unserem Korr. erhalten. wir nach-
träglich eine Entgegnung von betheiligter Seite,
welcher wir Folgendes entnehmen: Es if unrichtig,
daß sich ein Bauplatz für das Gymnaſium im
Innern der Stadt nicht hat finden lassen, vielmehr
hat der Stadtrath eine sehr geeignete Liegenschaft
dem Großh. Oberſchulrathe bereits empfohlen, wobei
UU Ft] tn sſst >-.
beabſichtigten Neubau erhalten hat. Es iſt ferner
nicht richtig, daß die Stadt. von einem Neubau
nichts wiſſen will. Der Stadtrath begrüßte im
Gegentheil einen solchen aufs Wärmſte und wird
sich ohne Zweifel, wie bei vielen vorausgegangenen
Gelegenheiten, auch hier mit pekuniären städtischen
Opfern betheiligen. Die vielen neuen gemeinnützigen
Unternehmungen und Einrichtungen unserer Stadt
in den lettten Jahren sprechen deutlich hiefür. Die
Bemerkung : „Bezüglich der Pferdebahn ſchienen so
viele Klauſeln seitens der Stadt aufgestellt worden
zu sein, daß der Unternehmer anscheinend nicht die
Mittel zu ihrem Bau auftreiben könne,“ ist durchaus
nicht begründet. Gerade die städtiſche Behörde war
schon ſeit Jahren bestrebt, den hiesigen Einwohnern
die Annehmlichkeiten dieſer Verkehrserleichterung zu

_ verschaffen und wenn mit der Ausführung bisher

noch nicht begonnen wurde, ſo liegen die Ursachen
Uu zr bot r fou. lznsſt sezlante
den nächſten Monaten hergestellt sein muß.

Frankreich.

Paris, 10. Jan. Vor der Bank und der

Börſe am Börſenplatz war heute eine Menge Men-

_ ſchen versammelt. Der Bankdirektor Marie Renaud
iſt geflohen und hat ein Schreiben hinterlassen, in
welchem er anzeigt, daß durch Börsenspiel das Geld
der Aktionäre verſchlungen sei. Der Verluſt der
leßteren wird auf 6 Mill. Fres. geſchätt. + Der

Ein Millionär. :
Original-Novelle von F. Klinck.



Fortsetzung.

„Er wird es nicht,“ flüſterte sie triumphirend,
„denn ich habe ein Mittel, ihn zu beugen. Auf
ſeinen Knieen soll er mich bitten, ihn nicht unglück-
lich zu machen. Das sei seine Strafe für den Hoch-
muth, womit er mich heute behandelt.“

Nachdenklich blieb sie einige Minuten ſtehen.

„Es bleibt mir noch ein zweiter Weg übrig,“
fuhr sie dann in ihrem Selbstgespräche fort, ,ich
könnte den Lieutenant Hansen aufsuchen und ihm
mein Geheimniß anbieten. Ob er es kaufen würde?
Ohne Zweifel, aber niemals würde ich von ihm
das bekommen, was Herr Hochheimer mir geben
kann + mir geben muß. Und dann? Auch ich be-
darf der Sicherheit, ich muß mich hüten, mit der
Polizei in Berührung zu kommen. Vorwärts also
auf der betretenen Bahn + sie wird mich zu einem
glänzenden, sorgenfreien Ziele führen.“ ;

î Es iſt Nacht ~ Ales liegt im tiefsten Schwei-

en, denn die Mitternachtsſtuude iſt vorbei. Nur

'ier und da ein vereinzeltes Licht, vielleicht bei

î einem Kranken, Sterbenden, oder auch bei einer
îqanmen Arbeiterin, welche sich die Augen trübe ar-
HOeitet bei dem dämmernden Dellämpchen, um ein
î paar Groſchen für die mühevolle Stickerei zu ver-
nen, mit welcher in einigen Tagen eine reiche
me zu glänzen wünscht. Aber auch sonst giebt.





noch Licht. Dort in der Villa des Kaufmannes

Dienſtag, den 15. Januar

Minisſterath beſchloß die Ernennung des Bischofs
Maignan von Arras zum Erzbiſchof von Tours.
% ?. Graf von Paris iſt heute früh nach Spanien
gereist.

Paris, 12. Jan. Brisſſon nahm heute in der
Kammer den Präſsidentenſtuhl in Besitz, indem er
eine kurze Ansprache ohne politische Bedeutung ver-
las. Nach dem Antrag der Miniſter Waldeck,
Fallieres und Campenon wurde die Tagesordnung
wie folgt feſtgeſeßt: 1) Gesetzentwurf über die Ein-
seßung von Schiedsrichter für Minenarbeiter; 2)
Uebernahme der Hälfte des Budgets der Pariser
Polizeipräfektur auf den Staat; 3) Einschränkung
der Kundgebungen auf offener Straße; 4) Organi-
sation des Primärſchulunterrichts; 5) vier neue Mi-
litärgeſeste. Der Antrag Laneſſau - Lacroix (der
äußersten Linken), das Gesetz betreffend die Polizei-
präfektur bis zur Regelung des Pariſer Gemeinde-
wesen zu verschieben, wurde mit 235 gegen 190
Stimmen abgelehnt. Langloi’'s kündigte eine Inter-
pellation über das ökonomische Programm der Re-
Regierung an; Ferry verlangte und erhielt die
Vertagung derselben auf unbestimmte Zeit. Die
Sitzung wurde nach einer Stunde aufgehoben.

Arras, 12. Januar. In dem Kolhlenbergwerk
Ferſay fand eine Explosion ſchlagender Wetter ſtatt.
Sieben Todte und 12 Verwundete wurden bereits
tu Vage gebracht; fünf andere werden für verloren
ehalten.
§gatt England.

London, 12. Jan. Aus Khartum meldet man
der „Times“, daß die dortige Garnison unzufrieden
sei, weil der Sold rückständig iſte 84,000 Mann
sollen El Obeid verlaſſen haben, und der Mahdi,
ſowie sein Stab, seien im Begriff zu folgen. ~-~
Der öſterreichiſche Konsul in Khartum hat einen
Brief von dem Pater Luigi, dem Haupte der Miſ-
ſion in El Obeid erhalten, in welchem derselbe
mittheilt, daß der einzige in Kordofan befindliche
Ueberlebende von der Armee Hicks Paſcha's, der
frühere Diener des Majors Seckendorff, Gustav
Adolf Kloot, iſt. Derselbe desertirte 8 Tage vor
der Schlacht bei Kasſhgate und ist jetzt Offizier in

Otto Hochheimer sind die Fensſterreihen hell erleuchtet.
Die Gaskronen strahlen ein Meer von Licht aus,
um die kostbarſten, feinſten Stoffe, die seidenen Ro-
ben, die Spitzen, Bänder Blumen, Diamanten, Perlen,
und Gold am beſten funkeln und glänzen zu lassen.
Diener in reichen Livreen, in der Hand kostbare
Gefäße von gediegenem Silber, enthaltend die leckersten
Produckte aller Herren Länder, den Gaumen ver-
wöhnter Gourmands zu kizeln, durcheilten gewandt
und unbemerkt die Reihen der Gäste, welche in lachen-
den Gruppen bei einander sitzen und ſtehen.

Der Herr des Hauſes, umgeben von einem
Kreise liebenswürdiger Schmeichler, freut sich über
den Glanz, welchen zu entwickeln ihm gelungen ist,
während Frau Emilie Hochheimcr in einer prächti-
gen Atlas-Robe, welche über und über mit den
tr Srgr ttt m rer l are:t:
ſchöne Frau, troßdem sie bereits die erſten Grenz-
linien der Jugend überschritten hat. ...w

Die Gesellschaft des reichen Kaufherrn und ſeiner
Gemahlin zählen zu den geſuchteſten, ja es gewinnt
den Anschein, als ob der Zudrang zu ihnen mit der
Zeit noch gewachſen wäre, und kein Mensch hätte
gewagt, an dem Glücke des Mannes zu zweifeln,
der Tauſeden für ein Nichts rechnete. Das Beste
Ausgesuchteſte, Eleganteſte war bei ihm in den
Räumen seines Hauſes zu finden. Die Equipagen,
Pferde u. s. w. erregten überall Bewunderung.
Fürſten hätten sie sich ſo gewünscht, ohne im Stande
zu sein, sie bekommen zu können. Wenige konnten
das erſchwingen, was Otto Hochheimer für eine
Kleinigkeit hingab. : tt |
Die Musk rauſchte die Paare drehten sich





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der Armee des Mahdi. + Nach einer Meluungntſe.
„Daily News“ aus Kairo haben die Europäer um
arabiſche Kaufleute Berber verlassen. ( '
Oesterreich-Ungarn. w

| Wien, 11. Jan: Der ,N. Fr. Pr.“ wirdaueae.
YBudua gemeldet: Die montenegriniſche Regienn.
läßt unter die Bevölkerung Waffen vertheillna uu.
trifft Anstalten, um das an Montenegro abgetreten.
Gebiet bei Guſinje in Beſißt zu nehmen. Die Be.
wohner von Gusinje sind zum Widerſtandke ee.
ſchloſſen. Stojan Kovacevic, der bekannte herzgen.
winiſche Bandenführer, erhielt Befehl, das Kmn
mando über die Banden zu übernehmen. u
Peft, 12. Jan. Das Oberhaus verwarf mt.
200 gegen 191 Stimmen abermals die Geſevvneoe.
lage, welche Ehen zwischen Chriſten und Juden renn.
möglichen sollte. ! j
Spanien.

Madrid, 11. Jan. Aufsehen erregte in de
heutigen Sitzung eine Erklärung des Oberſten Pon.
tuondo, eines republik. Abgeordneten, der de Mel.
nahmen des Kriegsminiſters billigte, und gleichzeitén.
die Monarchie angriff : Der Miniſterpräſident Pon
sada Herrera ſah sich hierdurch veranlaßt, auf den.
Unvereinbahrkeit eines solchen Gebahrens mit dm
dem Könige geleiſteten Treu - Eide hinzuweiie.
Wie man der ,Rat. Ztg.“ aus Madrid melde.
nehmen die Verhältniſſe einen ruhigeren Charaklere..
an; die Vertagung der Kriſis auf einige Monte.
iſt nicht unwahrscheinlich geworden. “.
î Madrid, 12. Jan. In der Deputirtentanme
Eni.
und der Ruhe des Landes an die verſöhnliche Gen
ſinnung der Monarchiſten und Liberalen und sagte,
Alfons RI]. that mehr für die Freiheit Spanien.
als die geſammten Liberalen. ..

Italien. .

Rom, 12. Jan. Die Stadt Rom hat sich jet.
entſchloſſen, dem Grafen Cavour das Denkmal z
seßen, welches der Gemeinderath demfelben chen
ſeit Jahren beſchloſſen hatte. €Es wurden

R zjyité?luren ttt . t)ttih auen bett und .
en an den Spieltiſchen Plat genommen hatten.
oder in freundfchaftlichen Gruppen gumen faßen.
und über die Ereigniſſe des Tages, über Bäle.
Theater und Concerte plauderten. ; .
Draußen auf den Gängen, Corridoren und
Treppen war Alles hell erleuchtet, aber todten
Die Diener befanden fich in den langen Zimr
reihen, utn die Gäſte zu bedienen. Nur eine Fra
geſtalt, in dunkle Gewänder gehüllt, schlich le
i fh. c s;6451 g.Ô). V Fsattet gli
Ballmusik, q tei u Schwirren an ihr Ohr
drang. Was kümmert das sie? Sie führte en.
anderer Zweck hierher, als die Musik zn hören un.
die glänzenden Toiletten zu sehen. Ja, ſie lächelte
yerähtth. ss Fu Htevetu auf dem
“"in. sis . fas Ein: tes Corritocs,
schmäler nnd etwas t >ttr als izt. a
im Hauſe. Mit raſchem Griff hatte fie dieſelbe
öffnet und war in das kleine Gemach eingetreten.
Niemand war da. Die Frau mußte das wiſſen,
denn fie sah fich nicht einmal um, wohl aber wur
ihre Bewegungen raſcher und entschiedener. Neben
dem Gemache befand sich ein zweites. In dieses
trat sie ein. Haſtig ſah sie sich um, und ein Freuden-
ſtrahl glitt über ihr Gesicht, als ihre Augen
zr kleinen, zierlichen Damen-Schreibtiſch ha
[ieben.

















(Fortsetzung folgt.)
 
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