J Donnerftag,
Verantwortl. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.
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tidelberger Tag
(General-Anzeiger.)
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: 4. Dezember
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ſebung für monatlich 45 H.. Zu recht zahlreichen Beſtel-
ungen ladet ergebenſt ein. Die Expedition.
.
Deutſches Reich.
î OGerlin, 1. Dec. Man bemerkt, daß der in der
weſtafrikaniſchen Conferenz vertheilte Entwurf der
Schifffahrtsacte vorerſt nur die in Frage kommenden
Fläſſe und Nebenflüsse neutralisiren will. Die
früheren Bedenken einiger Fachgelehrten gegen die
eutralisirung würden, wie man glaubt, außer durch
die der internationalen Commiſſion gewährte Voll-
macht, im Nolhfalle Kriegsschiffe der betheiligten
ächte herbeizurufen, noch mehr und vollständiger
eruhigt und entfernt werden, wenn etwa eine von
er Conferenz anzunehmende Erklärung eine Verein-
barung, wenigstens später, zwischen den Regierungen
in dem Sinne anregte, daß der Sklavenhandel für
würde.
Stuttgart, 1. Dec. Minister v. Mittnacht er-
klärte in der zweiten Kammer betreffs der Bundes-
raths-Vorlage über Reichs-Poſtſparkaſſen, die Re-
ierungen Bayerns und Württembergs seien der
nſicht, daß § 52, Absatz 2 der Reichsverfassung
ticht anzuwenven sei, da die Zuhilfenahme der
Poſtarſtalten für den Betrieb des Reichs-Sparkassen-
weſens nicht auf einem rechtlichen Verhältniſſe der
Poſt zum Publikum beruhe. Jedenfalls unterliegen
Veſtimmungen für den internen Verkehr nicht der
Reichsgeſeßgebung. Der Minister erklärte dem Bun-
desrathe, er müſſe, bevor Württemberg einer Ein-
ſchränkung des Poſtſonderrechts zuſtimme, dringend
wünschen, die Ansicht der Stände zu vernehmen.
isher ſtimme Württemberg weder daftir, noch da-
Pegen. Materiell sei ein Reichsgesetß nicht unan-
Schwargz-Elle.
Roman aus dem Thüringiſchen von F. Klink.
: (12. Fortſetzung.)
îâû_ Als Kurt das entsſette Gesicht seines jungen
Veibes sah, da war er aufgeſprungen und hatte sie
Pebeten, nicht auf ihn zu hören. Er wiſſe nicht,
V er ſage. Die reidige Geldgeſchichte habe ihm
[! rf reroirrt, so daß er jedes klaren Gedankens
Icb es Wort, das er in dieſer Stunde sprach,
bohrte den Stachel tiefer. Es kam zu einer Aus-
hnung, und es hatte den Anſchein, als ob Alles
vergeben und vergeſſen sei. Aber ein Kummer hatte
in das holde Liebesglück festgeſeßt und zer-
tagte raſtlos und unaufhaltſam ihre edelſten und
_ Mäller Brand, welcher fich nicht über den Cha-
takter seines Schwiegerſohnes täuſchte, hatte dem-
elben in wahrhaft großartiger Weiſe die Mittel
Y währt, fich jeder pekuniären Sorge zu entledigen.
freſloß Rotenburg war von seiner Schuldenlaſt be-
und Baron von Eßlingen konnte beruhigt in
ie Zukunft schauen. Aber der Menſch will einmal
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Iehalten, war es erſt recht unleidlich geworden.
Schon im Sommer war sowohl bei Kurt, als
Auch bei Elſe die letzte Hoffnung geschwunden, daß
, jemals wieder anders werden könne. Tauſend
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r Brief, den der Baron einst in einer über-
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ein das Völkerrecht verleßendes Verbrechen erklärt
AM 284 | Perkündigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, Wrtuheim, Schweiingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos- '
. bach, Newarbiſchofsheim, Eberbach, Huchen, Walldürn, Adelshrim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.
nehmbar, wenn überhaupt Poſt-Sparkaſſen gewollt
râchſie Worhr fiatté rr itte dir Stände. fuh ſélleu:
nigft auszuſprechen, ob, beziehungsweise unter wt
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gezogen werde. Die Kammer übeawies diese Erklä-
rung einer Commission.
Paris, 30. N §reueie "öfter iſt die feind-
selige Haltung der Börse gegen Jules Ferry und
seine parlamentariſche Siege beobachtet worden;
ſo auch kürzlich wieder, wie unsicher ſolche Siege
sind, hat indes der geſtrige Tag wieder ge-
zeigt. Das Ministerium erlitt nach dem Tonking-
ſieg geſtern zwei Niederlagen in Kammer und
Senat. In letzterem wurde der Tonkingkredit
nicht dem ständigen Finanz-, sondern einem be-
sonderen Ausschuß überwiesen und in der Kammer
sch fauß ber Ubenslänglighen ' Srratsrenſtte Lis
Mehrheit.
Dec.
Paris, 1. „Agence Havas“" meldet:
Ferry empfahl in seinem Zirkular den diplomati-
schen Agenten, den Mächten vor dem vollſtändigen
Erlöſchen der Cholera in Frankreich Mittheilung
zu machen und die Aufhebung der Quarantänen
zu beantragen.
' Italien.
Rom, 1. Dec. Der zu Ehren des Königs und
der Königin veranstaltete Fackelzug hat gestern Abend
unter zahlreichſter Theilnahme der Bevölkerung ſtatt-
gefurden. Ter Zug traf gegen 7 Uhr auf dem
Platze vor dem Quirinal ein, der von einer dicht
gedrängten Volksmenge beſeßt war. Der König, die
Königin und die anderen hier auwesenden Mitglieder
der königl. Familie, welche auf einen Balkon her-
ausgetreten waren und dort längere Zeit verweilten,
wurden von den Volksmassen mit unausgesetzten
stürmischen Zurufen begrüßt.
England.
London, 1. Dez. Die „Times““ widmet heute
der brennenden Tagesfrage, dem Zuſtande der eng-
müthigen Laune geschrieben, welcher seine Schatten
in die Gegenwart hintiberwarf. Sie hatten ſich
Beide gelobt, den Brief nicht mehr zu erwähnen,
ihn zu vergeſſen. Das erſtere wurde gewisſenhatt
zur Ausführung gebracht, nicht aber das lettere.
Viertes Kapitel.
Der Herbſt kam. Nicht viel mehr als ein Jahr
war seit dem Tage dahin geſchwundten, als die
beiden Menschen sich zum erſten Male wiedergesehen
hatten, längst kein Jahr, seitdem sich beide Herzen
zum Bund für's Leben fanden. Und was war in-
zwischen aus Beiden geworden? Der fröhliche,
leichtſinnige, liebenswürdige, freigebige Huſaren-
lieutenant hatte sich in einen Mann verwandelt, der
mit jedem Pfennig knauſerte. Er betrachtete das
Geld nicht als sein Eigenthum. Else's Mitgift war
als Hypothek auf das Schloß eingetragen und er
geizte, um es ihr eines Tages zurückgeben zu können. j L.
Dann erſt konnte es Friede in ihm werden. Jede
Einschränkung erschien ihm geboten und daraus
ging eine Härte für seine Untergebenen und die
Guitsangehörigen hervor, welche Elſe bisweilen em-
pörte und sie zu Vorwürfen reizte. Sie glaubte,
Untugenden an Kurt zu entdecken, die sie mit Be-
sorgniß erfüllten und die den unheimlichen Argwohn
zu ſsvget schienen, der sie ſo grenzenlos elend
machte. ;
So war es wiederholt zu kleinen Wortgefechten
zwischen beiden Gatten, aber auch zu ernsten Zwiſtig-
keites gekommen, deren unangenehmer Eindruck nicht
verwiſcht werden konnte. Der Baron glaubte, die
größte Thorheit seines Lebens in der Stunde be-
gangen zu haben‘ als er, von seiner Leidenschaft
liſchen Kriegsmarine, einen längeren Artikel, i . “
welchem es u. A. heißt: „Die Schwäche der Marine
iſt ein amtlicher Skandal und eine nationale Ge.
fahr; und doch wird, wenn wir hartnäckigen Gerüchten
über das, was auf der Admiralität vorgeht, Glauben
ſchenken wollen, jede Anstrengung gemacht, unliebe
same Nachrichten zu unterdrücken und den Schein
zu erwecken, daß wenig oder vielleicht gar nichts
erforderlich iſt, um unsere Oberherrſchaft auf dem
Meere zu behaupten. Der Zuſtand der Marine.
bildet eine viel zu ernſte Frage, als daß sie einem
Miniſter zuliebe hinausgeſchoben werden könnte, der
zu schwach iſt, um sein Unrecht einzugeſtehen, ſelbſt
wenn seine Stellung und geleiſteten Dienſte hervor.
ragender wären, als die Lord Northbrookes. Wenn
er nicht die nothwendigen Maßregeln ergreifen kann
oder will, um dem Lande eine Flotte zu geben,
welche den unermeßlichen Flächenraum, den ſie zu
beſchützen hat, und den ungeheuren Interessen, die
von ihrer Wirksamkeit abhängig sind, angemessen iſt,
dann bleibt nichts anderes tibrig, als jemanden zu
finden, der dies thun kann und will.“
Amerika.
Waſhington, 2. Dec. Eine Vorlage des Schatz-
sekretärs an den Kongreß empfiehlt die Aufhebung
der Hölle auf Rohſtoffe für Fabrikationszwecke und
eine Herabſezung der Zölle auf Artikel, welche am
wenigsten ſsteuerfähige Personen verwenden, bezw. Ä
verbrauchen. Die Vorlage betont die Nothwendig-
keit der Einstellung der Prägung von Silberdollar,
bezw. der Ausgabe von Silberzertifikaten, wenn nicht
das Silber zur Metallwährun
solle. Eine Botschaft des Präsidenten an den Kon-
greß bezeichnet die auswärtigen Beziehungen der
des Landes werden
Union als sehr freundschaftliche; nur in Oſtaſen.
verurſache der franz.-chinesiſche Konflikt Belästigungen.
Die Botſchaft ſchlägt statt der bisherigen Verträge
mit den deutschen Einzelſtaaten den Abſchluß eines
Auslieferungsvertrags mit dem Deutschen Reiche,
sowie die Revifion der internationalen Vereinbarung
zur Verhinderung von Schiffszuſammenstößen auf
dem Meere vor. Der Präſident tritt den Ansichten
für ein ſchönes N tr § cn bers ce fre .
guten Vorsätze vergaß und in der gegenseitigen Liebe
Alles hosfte. In Elſe's Zügen aber gewahrte man
nur zu deutlich die Spuren eines ftill verborgenen
Snus zes litt der Müller darunter. Jn der
erſten Zeit war es ihm nicht aufgefallen, welche
Veränderung mit seinem Kinde vorgegangen war,
aber nach und nach mußte es ihm doch auffallen.
Zuerſt war es einer der Mägde aufgefallen, daß
die Frau Baronin sich ſo ſehr verändert hatte. Nun,
es war ja am Ende natürlich. Aus Schwarz-Else
war eine vornehme Dame geworden und als folche
konnte sie doch nicht mehr umherspringen und singen,
wie sie es in der Mühle gethan hatte.
Mäller Brand war entſchieden anderer Meinung. - .
Er kannte seine Else gut genug, als daß er hätte
glauben . sollen, eine veränderte Lebensſielung
üben. Hatte sie ihm nicht den ganz entgegen-
gesetzten Beweis gebracht? Sie war jahrelaag in
der Stadt in einer vornehmen Familie gewesen und
war dann in die einsame Mühle gekommen. Hatten
die anderen Verhältnisse sie anders gemachte.
Der Müller sah mit den Blicken eines besorgten
Vaters und was er erblickte, war nicht dazu ange-
than, ihn zu beruhigen. Sein Kind, seine Schwarze.
Elſe war nicht glücklich, die „Augen ihrer Mutter“
ſtrahlten nicht mehr in dem sonnigen Zauberſchine.
den sie eines Tages um ſich her verbreitet hatten.
Was war die Urſache ? : ...;.
In dem Verhältniß des jungen Ehepaares zu .
urt war immer dee.
sorgſam um eine geliebte Gattin bemühte Ehemmam
einander sah er sie nicht.
ine eine derartige Wirkung auf sie aus