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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 101 - No. 126 (1. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0523

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L

N p §



Erſcheint täglich außer Montag.
Abonnem en t s pr ei s
für Heidelberg : monatlich 45 Pfg.
mit Trägerloßn, durch die Poſt
bezogen viertelj. 1 MK4. 40 Pfg.

Expedition Brunnengaſſe 24.

Hjeidele

erger Tage

Heidelberger General-Anzeiger. Ö

Verantworilicher Redakkeur Philipp Klausner.
Freitag, den 30. Mai





Mr Be ſtellungen auf das „Heidel-
W berger Tageblatt“ für den Monat

Juni

Hehmen alle Poſtansſtalten und Landbriefträger
S E ER
| Veidelberg koſtet dasſelbe geeusy. 45 Pfg.

fi ..

Dentſches Reich.

_ Nlarlsruhe, 28. Mai. Faſt wieder Erwarten
| kommt die Anfrage des Abg. Kiefer wegen der Er-
; bauung eines Rheinkanals, welche ſchon vor Mo-
naten gesſtelt war und förmlich eingeſchlummert

hien, nun doch noch zur Verhandlung. Staats-
miniſter Turban hat dem Präſidium der Zweiten
Kammer angezeigt, er sei bereit, dieselbe in einer
der nächſten Sitzungen zu beantworten. Die Ge-
ſcäfte der Kammer sind nun fast vollſtändig er-

êdigt. Morgen Donnerstag kommen noch jene
Petitionen zur Verhandlung, welche eine Uebernahme

er Fluß- und Dammbaubeiträge von den Gemein-
G den auf den Staat oder doch eine Verminderung
dieser Beiträge herbeiführen wollen. Diese sehr
lreitige und ſchwierige Frage nahm in den letten
HYahren sogar in den Wahlprogrammen eine hervor-

ragende Stellung ein und auch jettt noch zeigt sich

kin ſtarker Nachklang jener gereizten Stimmung in
Len Anschauungen; ſind doch auch gerade über diesen
Gegenſtand zum erſten Male während dieſes Land-
tages für die Mehrheit und für die Minderheit der
Yommission zwei geſonderte Berichte erstattet worden,
cer eine von dem Abg. Kern, der andere von dem
Abg. Roßhirt. Wahrscheinlich tritt die Zweite Kammer
Aan 9. Juni noch einmal auf wenige Tage zusammen,
Hachdem die Erſte Kammer bis dahin ihrerseits die
Geschäfte erledigt hat. Wie man in den Kreisen
r Abgeordneten annimmt, wird der Schluß des
; Landtags am 14. Juni durch den Großherzog ſtatt-
; finden. ~ Vie dem Konſtanzer Tageblatt mitge-
clheilt wird, gedenken die großherzoglich badiſchen

Üerrſchaften zu Anfang des kommenden Monats

Die Frankenburg.

Roman von Marie Romany.





; (41. Fortſetzung.)

Es stand da wie folgt: ;

„Meine vielgeliebte Elsa!
' s Da es mir unmöglich iſt, Dich im Laufe des
U Lgstcs t
haft im Theater zu sein. Begib Dich frühzeitig
M' Foyer, wo ich Deine Ankunft erwarte. Sollte
ber der Zufall wollen, daß ich bis über den
HVtginn der Vorstellung aufgehalten würde, so
nimm Deinen Platz ein; ich finde Dich alsdann
" ald. Dein Billet liegt bei. .
[ Mit tausend Küiſſen
. ; ; Dein Victor.“
Im zweiten Brief hieß es:
; : „Theuerſter Baron!
! H Der Umstand, daß unsere Begegnung im
. f)auſe der Gräfin war, verhinderte mich, zu
ſvrechen. Ich muß Sie sehen. Kommen Sie
. morgen Abend in die Oper, erste Loge zur Rech-
en, dort werden Sie mich finden. . .
Elsa Griſon.“"
nach Beginn der Vor-








| | fg; ts; Kommen Sie

' legt Lôtd waren nun diese Briefe in Kouverts ge-
I Pa verichiedener Handschrift, die Namen zeigte :
Üſcon tttsta Geier: und „Seiner Wohlgeboren
stalt der Gräfin yt. f ga



eren Aufschrift, gleich den Briefen, in durch-



auf der Insel Mainau einzutreffen und nach einem
Aufenthalte von vorläufig noch nicht bemesſener
Dauer zum Beſuche der Kronprinzesſin Victoria nach
Schweden zu reiſen. jr

Karlsruhe, 28. Mai. Unsere Abgeordneten sind
sehr vorſichtg geworden in der Befürwortung von
Gesetzen, deren Tragweite ſich noch nicht ermeſſen
läßt. So iſt heute der von der Erſten Kammer
einſtimmig angenommene Antrag auf Errichtung
einer Landescreditkaſſe von der Zweiten Kammer
abgelehnt worden und zwar mit ziemlich starker
Mehrheit. Selbst die mildere Form, den Vorſchlaz
der Regierung nur zur Erwägung zu geben, wurde
nicht angenommen. Die nmzeiſten Redner glaubten,
eine Landescreditcaſſe enthalte eine große Gefahr
für die beſtehenden nützlichen Sparcassſen, ohne dem
Landwirth wirkliche Vortheile zu bieten, ganz abge-
sehen von der in ihr liegenden Staatshilfe. -- Auch
gegen den zweiten Antrag, Errichtung einer badischen
Zwangshagelverſicherung mit Staatshilfe, erhoben

ſich sofort lebhafte Bedenken und er wurde ſchließ-
lich abgelehnt. Daß in nächſter Zukunft an eine

Reichsversicherung gegen Hagelſchlag noch nicht zu
denken sei, wurde allgemein angenommen.

Berlin, 28. Mai. Die Prov.-Correſp. ſagt in
einem Artikel über die Börsſenſteuer, man bekämpfe
dieſelbe in allgemeinen Redewendungen und Schlag-
wörtern, verſuche die prozentuale Börsenſteuer als
eine gegen Handel und Kapital feindliche Mgßregel

darzuſtellen und prophezeihe den Untergang des
Börſengeſchäft und des Nationalwohlstandes. Die

Ur hd e §)es ttt trttlttie prattts:
zu. Es sei unerfindlich, wie eine an ſich gerechte,
nothwendige Maßregel das legitime Verkehrsgeſchäft
untergraben, weshalb sie nicht in das illegitime
Börsenspiel schädigen solle. Dieselbe hebe die Un-
gerechtigkeit auf, daß der Verkehr mit den ſchon viel
höher belaſteren unbeweglichen Werthen dem Werth-
stempel unterworfen sei, während der Verkehr mit
beweglichen so gut wie vollſtändig abgabenfrei sei.
Die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit und Ge-
rechtigkeit der Börsensteuer sei eine so allgemeine



und schlich die Treppe hinab. Mit bebenden Fingern
| weckte sie den Portier aus seinem Schlummer, da

er, in ſeiner Loge von Niemanden gestört, seit einer
Weile eingeschlafen war.

Diese Briefe müſſen ungeſäumt in den Poſt-
kaſten, befahl sie; ihre Ankunft am frühen Morgen
iſt von Wichtigkeit. ;

Eine kleine Goldmünze bekräftigte ihren Auftrag.

Der Mann dankte und ließ es an der Voll-
ziehung der Beſtellung nicht fehlen, indeß Clothilde
langſamen Schrittes in ihre Gemächer zurücktehrte,
um sich auf ihre Schlummerstätte niedergleiten zu
laſſen, wo sie aber während der ganzen langen
Dauer der Nacht die erſehnte Ruhe nicht einen
Augenblick fand.

Siebz ehntes Kapitel.

Die Oper sollte in wenigen Minuten ihren An-

fang nehmen. In unabsehbarer Menge strömte das

Seitenthüren drängte sich unaufhaltsam die Schaar
der Fußgänger herzu; denn ein gefeierter Stern
am theatralischen Himmel, die ruſſiſche Kammer-
sängerin L . . . ., war zu einem Gaſtſpiele in der
bayeriſchen Hauptstadt erschienen und trat heute zum
erſten Male vor das PubliumM. ;

Schon seit einer halben Stunde waren Gallerie
und Parterre mit Schaulustigen voll besett, und
auch die übrigen Plätze füllten sich mit laufender

Schnelle, im Foyer und auf den Treppen wogte es

in buntem Durcheinander, denn Jeder von Allen
wollte gewiß sein, einen Sitz zu erhalten, bevor der
lezte Plat am Kasſsſensſchalter fortgegeben ſei.



Publikum herbei, Wagen und Equipagen fuhren
vhne Unterlaß an dem Portale vor, und durch die



|! zitterte vor Erregung, denn. der heutige Abend



Anzeigen: die 1-spaltige Petinen.

zeile oder deren Raum 5 Pfg.,

[ i 4/6, , K
. . Zs
| | .

U i âtt

Rabattbewilligung.

Expedition Brunnengaſe 24. .

1884.
und feſtbegründete, daß die preußische Regierung des
Dankes der ganzen Bevölkerung sicher ſein dürfe.

Berlin, 27. Mai. Dem Berl. Tageblatzuenn.
folge iſt in Rotterdam die Nachricht eingetrofen,dſſen.

die in den letten Wochen in England, Frankreich
und Holland geweſene Abordnung des Transvaal-
Bauernſtaates, die bis zur Zeit in Liſſabon weilt,
heute Abend nach Berlin abreist. Es verlautete
ſchon vor einigen Tagen, daß dieſe Abordnung, welche

aus den Spitzen der Transvaal- Regierung bestehe. .
auf Wunſch des Fürſten Bismarck nach Berlin lm.

men würde, Zwecks Abſchluſſes eines Handelsver-

trages. In Verfolgung der deutschen Intereſſen in.
Afrika würde dies ein wichtiges Glied in der allgee.

meinen Kette bilden. – Die Kommission der Ael-
teſten der Kaufmannſchaft beschloß, in Verfolg von

verschiedenen Handelskammern eingegangenen Ww.
schen, eine Konferenz derjenigen Handelskammern zu

berufen, welche ſeiner Zeit an der Berathung über
die Auslegung des Stempelſteuergeſeßes vom 1. Juli
1881 theilnahmen. Der Konferenz ſoll vorgeſchlagen
werden, eine gemeinſchaftliche Eingabe an den Bun-
desrath zu richten.

Hamburg, 27. Mai. Die Nachricht, daß der

deutſche Reichskanzler den deutschen Konſul in Cloe

ſtadt telegraphiſch angewiesen, er möge der dortigen

Regierung amtlich erklären, daß Herr Lüders um. U
seine Niederlaſſungen in Angra-Pequenna unter dem ...
Schutze. des deutſchen Reiches ständen, hakt hier ale

gemeine Befriedigung erregt. Diese feſte und ent-
schiedene Erklärung war eben die beſte Antwort, die

auf die großîprecheriſchen, ländermonopoliſtiſchſne. js:

Ausführungen Derbys in der letzten Montagssitung
des engliſchen Oberhauſes gegeben werden konnte.
Der Streifen Landes, der nun plötlich im ſchwarzen
Erdtheil ein Annex des deutſchen Reiches geworden

iſt, hat eine ganz ansehnliche Größe, denn seine 900 |

Quadratmeilen kommen faſt dem Flächeninhalt von
Württemberg, Baden und Elsaß-Lothringen gleich.
Demnächst wird eine deutſche Expedition das Kongo-
Gebiet durchſtreifen und iſt ihre Führung dem Lieute-
nant J. Siegmund, welcher in dieſer Charge Stan-
leys internationale Expedition im Niadi-Gebiet be-

Im Gewühl dieser Menge, von einem Shawl
umhùüllt, das Antlitz verſchleiert, ſtand Elſa, auf
den Arm des alten Moriz geſtütt. Sie harrte des
Geliebten; jedoch Minute auf Minute ging vorüber
und Graf Viktor kam nicht. Einmal wollte es dem
Alten scheinen, als eile der junge Edelmann die
Treppe zur Linken hinan; im nächsten Moment aber
ließ er dieſe Annahme für eine Täuſchung pasſiren,
denn das übersandte Billet lautete auf die Loge zur
Rechten, und somit konnte der Graf unmöglich die
gegenüberliegende Treppe hinaufgestiegen sein.

Eine Weile verging. Jettt verkündete de Guaetfen.
den Beginn der Ouvertüre, und Alles, was neh

draußen war, eilte an seinen Platz; auch Elſa sollte
sich nach des Alten Meinung jetzt in die Loge be-

geben, aber schüchtern ob des ungewohnten Glanzes .

hielt sie zurück. | sass
Unterdessen ſpazierte der Baron mit triumphiren-
der Miene auf dem Plate umher. Schon vor einer
Viertelſtunde hatte er auf einen Augenblick die Halle
betreten, in der Absicht, sich dort zu verziehen, bis
seine Zeit gekommen sei; jedoch sein gierig prüfen-
der Blick hatte bald in der versſchleierten Dame die
von ihm erwartete Schöne gefunden, und in der
Meinung, seine Gegenwart im Foyer ſei, da ſie ſich
in Gesellſchaft eines alten Mannes befand, vor der
Hand störend, war er kurz entſchloſſen, sich draußen
Pie Zeit zu vertreiben, bis sie endlich würde in der
oge sein. ; : ' /
Die Erste auf dem Platze des Rendez-vous van

die Gräfin Clothilde. Eine halbe Stunde schn.

vor Beginn der Vorſtellung hatte sie in Begleitung
des Knaben ihre Loge in Anspruch genommen; sie










 
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