Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI chapter:
No. 26 - No. 50 (1. Februar - 29. Februar)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0193

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


Erſcheint täglich außer Montag.
Abonnementspreis
für Heidelberg: monatlich 45 Pfg.
mit Trägerlohn, durch die Poſt
bezogen viertrlj. 1 Uk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengaffe 24.

{j ei de Iberc er Tagel

Heidelberger General-Anzeiger.

PYerautworilicher Redakteur Philipp Klausner.



[:

Anzeigen: die I1-ſpaltige Petit-
zeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Vf.
Bei mehrmaligem Erſcheinen f
Rabattbewilligung.

Expedition Brunnengaffe 24.



é AG.



Deutſches Reich.

Berlin, 21. Febr. Die ,„Nordd. Alg. Ztg.,,
sagt gegenüber der Hinweisſung eines deutschen
Blattes, daß zur Zeit der Rheinüberſchwemmung
eine lebhafte Korrespondenz zwiſchen amerikanischen
Staatsangehörigen mit dem Reichstagspräsidenten
und dem Reichskanzler stattgefunden haben. Wir
möchten darauf aufmerkſam machen, daß die bei jener
Gelegenheit deutſcherſeits Amerika gegenüber kon-
trahirte Schuld der Dankbarkeit einfach und. logiſch

dadurch zu tilgen wäre, daß man in Deutschland
Sammlungen für die amerikaniſchen Ueberſchwemm-
ten veranlaßte.

Berlin, 21. Febr. Die Wahlprüfungs - Kom-
mission erklärte die Wahlen Korſch und Fölkerſambs
(neunter Königsberger Wahlbezirk) für gültig. Die

Hahl von Lynkers (fünfter Gumbinner Bezirk) für
ungültig. Sie erklärte ferner für ungültig sämmt-
liche Wahlmännerwahlen des Kreiſes und der Stadt
Angerburg und beſchloß dem Plenum anzuempfehlen,
die Regierung aufzufordern, gegen den Regierungs-
präsidenten Steinmann in Gumbinnen wegen Amts-
mißbrauch Zwecks Wahlbeeinfluſſung ſstraftrechtliche
Unterſuchung zu veranlassen.

_ GBerlin, 22. Febr.
kutirte heute den Bankier- Paragraphen und nahm
Abs. 1 mit einem Amendement v. Zedlit’ an, wo-
nach die als Kapitalrente der in gewerbeſteuer-
pflichtigen Bankgeschäften und ähnlichen den Kredit-
verkehr und Geldverkehr vermittelnden Geſchäften
angelegten Kapitalien nach Wahl der Geſchäftsin-
haber die 4proc. Rente des aus der letzten Jahres-
bilanz ergebenden Geſchäftsvermögens der Beſteue-
rung zu Grunde gelegt werden kann.
_ Frankreich.

Paris, 21. Febr. Der Pariſer Gemeinderath
verwarf in seiner gestrigen Sitzung den zwischen
der Regierung und dem Credit foncier vereinbarten
Entwurf, wonach dieses Institut der Stadt Paris
50 Millionen zu billigen Zinsen für den Bau von
Arbeiterwohnungen vorzuſtrecen hätte. Sodann
lehnte die Verſammlung aber auch Anträge Joffrin's
Sougeon's u. A. ab, denen gemäß die Stadt auf

Die Steuerkommission dis-

Das weiße Schiff.

Ein See-R om an von Adolph Nork.



18. Fortsetzung.

„Sie wird zurückkehren,“ erwiederte Jan ruhig,
„verlaſſe dich darauf, vielleicht noch vor Abend, sicher
morgen, es iſt nur die erſte Angst, übrigens thut
mir das arme Kind leid!“

Gegen Mittag stieg Otto und Jan in den
Zampan, verschafften sich von einem befreundeten
Schiffe ein Senkblei und fuhren nach Greenisland.
Von hier nahmen ſie ſtrickten Weſtſüdweſstkurs,
und nachdem sie glaubten eine gute Viertelmeile
zit) zu sein, warfen sie das Senkblei in die

iefe. ;
Otto zog es herauf. Der am unteren Ende an-
gebrachte Talg zeigte indeſſen noch Spuren von

Sand und hatte somit das Wrack nicht erreicht.

Das Resultat blieb bei den nächſten Verſuchen
dasſelbe, während die Tiefe zwischen vier und fünf

Faden schwankte. + Auch hatten sie Mühe, den

ctwas störriſchen Zampan in genauer Oſtnordoſt-

Linie mit Greenisland zu erhalten. Ô
; Nach jedem zehnten Auswerfen des Lothes

wechſelten Jan und Otto in ihrer Thätigkeit. Der

eine nahm das Steuer- der andere das Senkblei.
d: u Br Uu t ztu§Gr f Jer bettet:
. maliges Auswerfen an dieſer Stelle ließ sie jett

wit Gewißheit feſtſtellen, daß fie ſich tber dem |

Wrack der Martha. befanden. ..
Der Kompaß wurde genau auf die Südſpitze



F -:





Hountag, den 24. Februar

Urte ub rler Lie -? Bie diner haben
heute unter dem Vorsit, Ferry's Kabinetsrath ge-
halten und den Entwurf für das außerordentliche
Budget von 1883 endgiltig festgeſeßst. Wie ver-
muthet wird, soll dieſes Budget die Summe von
200 Millionen nicht überſchreiten. + Die Gruppe
der demokratiſchen Union hat sich heute versammelt
und beſsſchloſſen, für die Verschiebung der Anträge
betreffs der Gehälter der Schullehrer zu stimmen.
Es wurde darüber berat’en, ob man das Mini-
sterium nicht erſuchen solle, bei dieser Gelegenheit
die Kabinetsfrage zu stellen. Jedoch iſt in dieser
Beziehung kein Beschluß gefaßt worden.
Rußland.

Petersburg, 22. Febr. Der deutſchen „Peters-
burger Zeitung““ zufolge heißt es, daß sich an der
zur Beglückwünſchung des Kaiser Wilhelm abgehen-
den Deputation des Georgen-Ordens der Großfürst
Michael, General Gurko und der Kommandeur eines
Garderegiments befinden werden.

| Italien.

Rom, 13. Febr. Die Kammer verhandelte über
den Gesetzentwurf betreffend die Reorganiſirung des
höheren Unterrichts. Zu Artikel Lehrfreiheit der
Profeſſoren werden mehrere Amendements eingebracht.
Nach längerer Debatte wurde die von Martini be-
antragte einfache Tagesordnung, welcher das mit
dem Unterrichtsminiſter solidarisch sich erklärende
Ministerium zuſtimmte, in namentlicher Abſtimmung
mit 122 gegen 86 Etter angenommen.

§ merikae.

New-York, 20. Febr. Der untere Theil der
Stadt Los Angeles in Kalifornien wurde Sonntag
Nachts in Folge eines Dammbruches überfluthet.
Vierzig Häuſer wurden vollständig weggeſchwemmt
und Hunderte von Familien sind obdachlos geworden.
Die südliche Pacific-Eiſenbahn wurde ſtark be-
schädigt und der Verkehr iſt unterbrochen. Auch der
südliche Theil des Thales von San Joaquin wurde
von schlimmen Hochfluthen heimgeſuche. Jn
Rockingham in Nord-Carolina wurden am Montag
durch einen Wirbelſturm 15 Personen getödtet und





von Greenisland dirigiert und zeigte Oſtnordoſt,
halb Ost, eine zweite Linie auf ein hervorragendes
Gebäude von Kow-loon ergab Nordwest zu Weſt,
halb West; wo diese zwei Linien sich trafen, be-
fand sich der geſuchte Punkt und ein Wiederauf-
finden war jetzt spielend zu erlangen.

Erleichterten Herzens wendeten sie den Zampan.

Ehe sie jedoch wieder den Hafen erreicht, lenkte
zn ésiahrenves Fahrzeug ihre volle Aufmerkſam-
eit auf sich.

Es war das weiße Schiff, die Foo-chaw-owy
die von Makao auf Jans Rechnung einlief.

Da lag nun, in kaum nennenswerthem Abstand,
die Langgeſuchte vor ſeinen Blicken, und er konnte
ſich von der gänzlichen Verſchiedenheit der Figur
am Buge mit der Martha überzeugen.

Morgen forderte der Kapitän fünfzig Pfund
Sterling von ihm, dem mittelloſen Schiſfsjungen
einer untergegangenen Bark.

„Kommt Zeit, kommt Rath, war alles, was
Jan hervorbrachte, und die Ruderſchläge verdoppelnd,
suchte er möglichſt ſchnell an der Pfeudo-Martha
vorüber zu ziehen. . . . ;

Bald war die Hafentreppe erreicht und der
Zampan seinem Besitzer übermitteln.

Oben auf der Treppe aber nahte den Ankom-
menden Franz Mehnert, der sie hier, wie es ſchien
erwartet hatte. s !

„Ihr ſucht einen Taucher, Kamerad?" redete |

er ſie an.

„Was läßt Euch j
Jan, nicht sonderlich ob der vertraulichen Anrede
des Matroſen erfreut. gut

dies vermuthen ?“ entgegnete |-



1884.

in der Umgebung der Stadt viele Menschen ſchwer
verletzt. Depeſchen aus vielen Ortschaften None
und Süd-Carolinas bringen gleichfalls große Schädßen
zur Anzeige. Im ODhio-Thale hat der Sturm die duceh
die Fluthen geſchagene Nothlage noch erhöht. Dr am
dem Eigenthum der unglücklichen Bewohner ange.
richtete Schaden iſt ein sehr bedeutender un mm
fürchtet, daß Viele der durch die Ueberſchvemn
mungen obdachlos Gewordenen dem Sturm zum
Opfer gefallen sind. Jn verschiedenen Teilen Ge-
orgias und Alabamas hat der Wirbelſturm gaeee
Häuſer vom Erdboden weggefegt und viele Menschen
jtletttt und verletzt. In Ü/orgis jut mer. hit #
ördlich von Atlania






















is jetzt bekannt, 50 Todte.
haben mehrere Städte großen Schaden erlittenen.
Die Leichen mehrerer Erſchlagenn wurden vm
Sturme weit weggetragen. –~ Bei Glemwood in
Jowa entgleiſte heute auf der Wabaſh-Eiſenbahn
ein Zug. .eu Passagiere wurden verlettt, ſchſse.
davon tödtlich. .
Newyork, 21. Febr. Weitere Nachrichten über
den Wirbelſturm in den Südstaaten bestätigen die
gestrigen Meldungen vollſtändig. Die heimgeſuchten
Diſtrikte sind gänzlich verwüstet, einige kleine Stäüte.
in Trümmer gelegt, viele Personen durch einstüre
zende Häuſer und herumfliegende Mauerſtücke ge.
tödtet, andere durch den Sturm aufgehoben um
zerschmettert worden. Die Leichen von Männemn,
Frauen und Kindern sind entsetzlich verſtimmelt afr
gefunden worden. Das Journal „Sun“ schätzt die
Zahl der Verunglückten auf 300 bis 400 und die
Zahl der zerſtörten Gebäude auf 5000. Der Scha-
den beträgt eine Million Dollar. :

Aus Nah und Lern. ,

© Handschuhsheim, 21. Febr. Auf den ten
denziösen Artikel im „Heidelb. Tgbl.“ Nr. 43 (è
Handſchuhsheim, 20. Febr.) ist einfach zu erwidern,
daß derſelbe absichtliche Entſtellungen von wahren
Thatsachen enthält. Nur das Wenige mag hervor
gehoben werden, daß man im Trauerhauſe weder
das Ende des am 18. abends entſchlafenen Kirchen.
raths Eberlin am Sonntag, 17. für so nahe be-



„Nun, nichts für ungut, ich glaubte nur, ich
hätte Euch wohl einen zu verschaffen gewußt.“ .

„Ihr?“ fragte Jan, jeßt aufmerksam werden.

„Ja ich; ich habe lange Zeit als Perlenfiſche
im persſiſchen Golf gedient, unverſchuldete Unglücks.
fälle haben mich hierher verschlagen, mein Hand
werkszeug liegt oben im Seemannsheim, und d
hoffte ich vielleicht hier ein paar Groſchen zu ver
dienen; wo nicht, ſo war es eben wieder ein
falſche Hoffnung.“ Bei den lettten Worten zog Fran
seine fustise Mütze und machte eine Wendung
zum Gehen. .

„Wartet,“ ſagte Jan faſt mitleidig, „es iſt mög
lich, daß Ihr Euch doch nicht getäuſcht, laßt mich
Eure Papiere ſehen. “ . .

Franz zog aus der Taſche seiner Munkeljacke
eine abgeſchabte Brieftaſche hervor und gab ngche
kurzem Suchen in derselben Jan ein ſchmußiges
Papier, das allerdings den Besitzer als Perlenfiſcher
legitimierte. )
! Jan ſchien noch einen Augenblick zn überlegen
dann aber ſagte er: „Und Ihr würdet einen Chro-
nometerſchrank aus einem Wrak, deſſen Lage wine
Euch genau bestimmen, herauf holen? Es liegt nur
vierundeinhalb Faden unter Waſſer.“ .

„Kinderspiel,“ entgegnete Franz.

„Nun, denn - auf morgen!“ 7

IX. Der Taucher.

Schon um vier Uhr des nächsten Morgens ware

Jan und Otto auf dem Wege zum Hafen. <§

(Fortsſeßung folgt).
 
Annotationen