Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 177 - No. 203 (1. August - 31. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0827

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


|










Frihieint täglich

10 Pra.
Expedition Brunnengafſe 24.

. 1 zun.

m .!




_ V he rger Tageblatt“ für den Monat

SeptembBGer

: Poſtanstalten und Landbriefträger, unsere
"" und Träger zum Preise von nur

48 Pfg. auswärts,

Ne. 45 Pfg. hier, entgegen.
Hr ueintretende Abonnenten erhalten
K latt bis Ende ds. Mts. gratis. j

Die Expedition.

Deutſches Reich.

yertin, 24. Aug. Der chinesische Gesandte Li-
ſen ao iſt von Haris heute Abend hier einge-
U den Fürfier Bisctrrck um cire Veurtüluto
; ] g
t. Fineſtſch-franzöfiſchen Streite angehen oder
Krieg h. riege freien Lauf lassen will. Daß
:. h, gonnen hat, kann nicht mehr zweifelhaft
| den n ; hytttihen s militärischen Freiſes
n) ; er Kriegsthaten nicht wenig ge
Niemand weiß so recht, was in Wirklich-
det kcisgerihét Naſt Etitas zu halten
| Utta Bz, eur to Ri
t iltvtet Unforderungen tſererstit ht: bringen.
ÜUmaterials it tu nice volte? fofeen
gn "the tal tis'ülewig. Bere ‘st
d ät sich China bei dem Kampfe gegen Frank-
ü lig rtzieh unzulänglich, ſo wird das für das
icht r. eich verhängnißvoll werden; denn <§
hen einen Feind in der westlichsten euro
mumttO:
t dt trat fett mise Lüke. f
. [fan heute oder morgen auch die Ruſſen
ik gegen China einrichten werden.





f.§

























L ; f Nachdruck verboten. ~
Hauſle des Verderbens.

Crinminalroman von R. Ortmann.



nicht zahlreiche, doch anscheinend ſehr feine
aft war es, die sich in dem mittelgroßen,
„eingerichteten Gemache zusammengefunden
Acht Herren von verschiedenem Alter ſaßen
émen Sammetfauteuils um den viereckigen,
en Tiſch, der inmitten des Zimmers auf einem
üchtigen Smyrnateppich stand. Wihrend
um die Mannesjahre erreicht hatten, miſchte
anderen schon manches graue Fädchen in
Und Barthhaar, und am unteren Ende des
laß sogar ein Greis. All’ diese Gesichter
l zt 2.1 Gf
inen Kreise hingab, war auch die gleiche
lte nämlich! Eine in kleine, mit Zahlen
hsle;sſtaben bezeichnete Felder eingetheilte grüne
lu t etette f ven zs. 21 p1e U.
der Karten, welche der Bankhalter durch
‘"anken Finger gleiten ließ, und auf die Gold-
nd Kaſsenſcheine, welche dieselben schlanken
entweder von dem grünen Wachstuche fort-
[z dex ten oder dem anderen der Mit-
ss oben. ~sſ

Stubuhr auf dem Sims des Kamins zeigte
Venige Minuten vor Mitternacht. Man hatte
„ufregenden Unterhaltung schon seit geraumer
Jegeben, denn wenn auch die Augen der
“en noch leidenschaftlich glänzten, so machte



E'






Bestellungen auf das „Heidel- |

verbeſſert und bewegungsfähig gemacht

eidelberger Tageblatt

Yerantwortlier Redaktenr Philipp Klausuer.
Donnerftag, den 28. Auguft







den Tod Lord Ampthill's mit und fügt hinzu:
„Die kaiserliche Regierung beklagt den unerwarteten
Tod dieses ausgezeichneten Staatsmannes, welcher
während einer nahezu dreizehnjährigen Wirksamkeit
die Beziehungen Großbritanniens zu Deutschland
vermittelte und durch seine reiche Bildung in weite-
ren Kreisen sich zahlreiche Freunde erwarb.“

Berlin, 26. Aug. Die Taufe des jüngsten

Staatssekretär Hatfeldt trat nunmehr seinen Urlaub
an und begab sich zunächst nach Frankfurt a. M.
~ Der frühere portugiesische - Miniſter Serpa
Pimentel ist hier eingetroffen. , .
Bremen, 24. Aug. Die von : Herrn Lüderitz
ausgerüiſtete Expedition zur Erforſchung des von ihm
an der Weſtküſte Afrikas erworbenen Landes hat
fich am 22. ds. in Hamburg eingeschifft. Dieselbe

Pohle aus Freiburg i. S., Dr. Adolf Schenk aus
Bonn, Dr. Hans Schinz aus Zürich und A. de
Jongh aus Amsterdam. Sechs geschulte Bergleute
aus Sachſen und Schlesien ſtehen den genannten
Technikern und Gelehrten zur Seite.

Frankfurt, 26. Aug. Es war, wie der „Fr.
Ztg.“ in Privatbriefen mitgetheilt wird die aller-
höchste Zeit, daß die „Möve“ nach Kameruns kam
und Dr. Nachtigall Namens der deutschen Regierung
die deutſche Flagge aufhißte. Die Negersſtämme an
der Küſte von Kameruns hatten seither, den weiter
einwärts wohnenden gegenüber ein gewiſſes Monopol
für den Zwiſchenhandel und hegten ſchon längst den
Wunſch sich unter englischen Schuß zu begeben.
England ignorirte jedoch das diesbezügliche Ansinnen
und so versuchten die deutſchen Kaufleute der An-
siedelung die „Könige“ zu bewegen, den Schutz
Deutschlands anzurufen. Dies geschah dann auch
und als die Engländer Kenntniß erhielten, ſchickten
sie ein Kanonenbot nach Kamerun und ließen durch
den Kapitän den Stämmen verkünden, daß England
ſie beſchiten wolle. Die Deutſchen wähnten, daß
Alles für sie ſchief ſtehe, da der Kapitän erklärt
hatte, die deutſchen Vorbereitungen ſeien nur Schwindel,

ſich doch in den bleichen Gesichtern hier und da ein
Zug von Abſpannung bemerklich, der die plötliche
Erregung bei einem größeren Gewinn oder Verluſt
nur desto ſchärfer hervortrelen ließ.

Der Banthalter allein, jener junge Mann am
oberen Ende des Tiſches, deſſen ſchlanke Finger un-
ausgesetßt in raſcher Bewegung waren, ſchien frei
zu bleiben von Ermüdung. Sein gebräuntes Ge-
sicht mit den kalten dunklen Augen, die feſt und
ruhig auf jedem Gegenstande hafteten, den sie ein-
mal erfaßt hatten, zeigte nicht die geringste Ver-
änderung, ob er nun die glänzenden Metallhäufchen
an sich zog oder sie einem anderen zuſchob; ſeine
Stimme behielt stets dieselbe klare und ruhige Fär-
bung, ob nun die Karte die er nannte, einen Ge-
winn oder einen Verluſt für ihn brachte, und die
nachlässige Ruhe, mit welcher er von Zeit zu Zeit
das dichte Haar aus der Stirn zurückſtrich, bildete
einen ſeltſamen Gegensat; zu den nervöſen, zittern-
den Bewegungen der anderen.

Aufregung, denn wenn auch hin und wieder eine
ſtark pus: Karte zu seinen Ungunsten fiel, ſo war
er doch unverkennbar vom Glück viel mehr bevor-
zugt als irgend einer der S izhzlether Schon
ſehnlichen w pet aufſtellen, und ſas g§t:
los ſchob er die kleineren, von den zitternden Fingern
der Spieler zerknitterten Kaſſenſcheine an seiner
Seite zu einem Häufchen zuſammen. v .

„Der Doktor hat heute wieder verteufelt viel
Glück,“ flüsterte ein an der anderen Seite des Tiſches
sitzender junger Mann mit ſchlaffen verlebten Zügen
seinem Nachbar zu, „es iſt gerade, als ob irgend





Berlin, 26. Aug. Der „Reichsanzeiger“ theilt

Sohnes des Prinzen Wilhelm iſt verſchoben. ~ |

beſteht aus den Herren Bergbau-Direktor Hermann

Er hatte allerdings auch weniger Ursache zur



Anzeigen: die I-ſpaltige Petits €

ZE Heidelberger General-Anzeiger. üs

zeile oder deren Raum 6 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg.

Expedition Brunnengaſſe 24.



doch als die „Möve“ eintrat, war Alles gewonnen,
da die Hauptkönige sich laut Contrakt unter den
deutschen Schuß begaben und somit England abge-

fahren iſt, troß seiner verwerflichen Manipulationen.

Konstanz, 26. Aug. Der deutsche Kronprinz
iſt heute früh von Mainau über Friedrichshafen

zur Besichtigung der Truppen nach Württenbbre. :

abgereist.

, Oeſterreich-Ungarn. ; .
Wien, 26. Aug. Infolge des bedrohlichen Um-

ſichgreifens der Cholera in Italien berief der Minn. §
ſterpräſident neuerdings den obersten Gesundheitsnttn.
ein. Derselbe beschäftigte sich zunächſt mit der Feen.

ob die Cholera in Italien epidemiſch sei, was für
eine Reihe von Ortschaften bejaht wurde; ferner er-
kannte derselbe die Nothwendigkeit der Verschärfung

der Ueberwachungsmaßregeln an den Eiſenbahngrenne. .

stationen und an der Landesgrenze von Südöſter-

reich an, fand jedoch keinen Anlaß, von seinen, die ; :

Grenzſperre betreffenden Ansichten abzugehen.

Pest, 25. Aug. In einer officielen Abhandunn. :
legt der „Peſter Lloyd“ dar, daß die Varzine zn
sammenkunft kein beſonderes Abkommen zum Zwecke _

gehabt habe. Weder die ägyptiſche noch irgend

eine andere Einzelfrage habe für sich allen d'en.

Grafen Kalnoky zur Reiſe nach Varzin bewogen;
dieſelbe sei lange vor der Londoner Conferenz ge-
plant geweſen. „Die langen und vertraulichen

Besprechungen + ſagt dann das ungariſche Blat .

haben, sich auf alle ſchwebenden Fragen bezogen
und Graf Kalnoky konnte festſtellen, daß Leser

der Politik des deutschen Reichskanzler und der- .-

jenigen des Wiener Cabinets vollkommene Uebereinſtiw-

mung herrſche, sie rühre von der unbedingten Gemein. ts
ſamkeit der Intereſſen beider Kaiserreiche her. De.

öſterreichiſch-deutſche Bund beruht auf einer voll-
kommenen Gegenſeitigkeit und ist gegen jede mögliche
Gefährdung gesichert. Diese Sicherheit wiegt mehr
als irgend ein Abkommen über eine Einzelfrage.“

Dieſe Abhandlung wird allgemein als die dien. .

leigt §uittug über die Varziner Zuſammenkunft
angesehen. :

ein böſer Geiſt für ihn die Karte miſche. De.
Angeredete ein kleiner, magerer Fünfziger, mt un.
heimlich beweglichen, stechenden Augen, antworen.
nicht sogleich. Er ſenkte die Lider ſo ties det mam.
glauben konnte, ſie ſeien geſchloſſen, um nur en.

scharfer Beobachter den lauernden Blick aufzufangen
vermochte, der unter dieſen Augenliedern hervor auf

die beweglichen Finger desBankhalters gerichte mlm.
die gerade in diesem Moment eine Karte aufwarfen.
„Wieder gewonnen!“. murmelte e dean mt .
einem eigenthümlichen Zucken um die Mundwinel,.
und sich an seinen Nachbar wendend, fügte e ge.
leiſe hinzu: „Ich fange an zu glauben, daß digfeen.
böse Geiſt in des Doktors eigenen Fingern sitzt. nck.
zwei so verdächtige Bewegungen, wie ich sie enen.
gesehen habe, und ich stelle ihn hier vor der gaeeen.

Gesellſchaft als Falſchſpieler zur Rede !“ ©
î Die Bemerkung war Jo leiſe gemacht worden,
daß auch nicht ein einziges Wort bis an das andere

| Ende des Tiſches gedrungen sein konnte, aber seln.

samer Weise waren die kalten, klaren Augen des
Bankhalters gerade in diesem Moment auf die Flü-
ſternden gefallen, und das ſpöttiſche Lächeln, das
für eine Sekunde ſeine Lippen kräuſelte, ſchien fat
darauf hinzudeuten, daß er den Inhalt ihrer Worte
von ihren Mienen abgelesen habe. Er miſchte mt
derſelben Ruhe wie vorher, die Karten fielen un
— er hatte verloren. Der kleine hagere Beobachter

wollte seinem Nachbar eben wieder eine Bemerkung
zuflüſtern, als ein Klopfen an der Flügelthür ihn.
und die übrigen Spieler hoch aufhorchen ließ. Der
weißhaarige alte Mann am Ende des Tiſches war
zuerſt erschreckt aufgefahren, als ich aber das Klopfen.
noch einmal und in einem ganz eigenthüm


 
Annotationen