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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 282 - No. 306 (2. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1179

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fonds entnommen worden.
holung dieſer Maßnahme wäre nur unter be-

Währungsfrage.













t täglich außer Montag. Abonnementspreis für
Heidelberg: monatlich 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch die
Voſt bezogen vierteljährl. 1 Mark ohne Zuſtellungsgebühr.

~

H 287.



. Deutſches Reich.

i * Karlsruhe, 4. Dez. Für Baden hat die
Deckung des Mehrbedarfs im Reichshaushalt durch
Erschließung neuer Einnahmequellen des Reiches ein

dbeſonders lebhaftes Intereſſe. Bekanntlich iſt im

letten Budget zur Deckung der Ausgaben jede

Steuererhöhung vermieden und ein Betrag von
etwa 1,300,000 M. dem umlaufenden Betriebs-
Eine öftere Wieder-

aonders günstigen Verhältnissen möglich. Auch auf

den Zufall besonders glücklicher Steuereinnahmen
ließe sich auf die Dauer nicht bauen.

Berlin, 5. Dez. Im Reichstage hat sich die
„Freie wirthſchaftliche Vereinigung“ gebildet. Vor-
itender iſt der Abgeordnete Frhr. v, Schorlemer-

Alt, Stellvertreter der.. conſervative Abgeordnete
Frege. Die Vereinigung hat einstweilen drei Aus-

ſchüſſe gebildet: für Getreidezölle, Holzzölle und die
; Die Leiter dieſer Vereinigung
geben ſich der Hoffnung hin, bald über 200 Mit-
glieder zu zählen, alſo eine Mehrheit für die ſchut-
zöllneriſchen Pläne der Regierung zur Verfügung

dDltellen zv können.

Berlin, 5. Dez. (Reichstag). Die Berathung
des Antrags Grillenberger, den Termin des In-

. krafttretens des Krankenkaſsengeſeßes auf den 1.

April 1885 zu verschieben, beſtreitet Staatsſekretär
Bötticher das von Grillenberger behauptete Vor-

[s handensein einer Animoſität gegen freie Hilfskaſſen.

Das Krankenkaſſen-Gesſetz ſei vollſtändig durchgeführt.
Neue Anträge würde nur den Erfolg haben, die
Wohlthaten des Gesetzes den Arbeiterkreiſen, sechs
Monate vorzuenthalten. Die Regierungen würden

unter keinen Umständen auf den Antrag eingehen.
Der Antrag wurde ſchließlich an eine Kommission

. vertr. 4. Dez. Die formelle Anerkennung
der Kongo-Aſociation seitens Englands iſt nun-

mehr erfolgt. Die Ratifikation wird nächster Tage

vollzogen. ++ Die Ausſchüſſe des Bundesrathes
haben Bericht über den Poſtſparkaſſenentwurf an
das Plenum erstattet und mehrfache Aenderungen
an demſelben vorgenommen.

Aus Uah und Fern.
: + Eberbach, 6. Dez. Seit einigen Tagen
werden von Frankfurter Herren 10 Pfennig Stücke

. N Jahre 1873 zum Preiſe von 20 Pfg per

Sttick angekauft. + Man sagte mir, daß es ſich
um eine Wette handelte die zwei Frankfurter Geld-
männer gegenseitig machten. Der Eine will näm-
lich bis 1. Januar 1885 für ſechstauſend Mark

von diesen 10 Pf. beiſammeln. Der Betrag der
Wette soll die Kleinigkeit von 1 Million betragen
und höre ich noch, daß der eine Wetter noch ſehr

wenig von diesen 10 Pf. Stücken besitzt, ſo daß es

leicht möglich iſt, daß die Preise noch steigen werden.
Anm. d. Red. Auch in Heidelberg werden auf dieſe
Stücke 15-20 Pf. bezahlt und ſind ein riefig
H geh tr rtl stete sten '4. Dec. Bei der

! Treibjagd, welche die Grundherrschaft von Adels-

heim geſtern auf hiesiger Geuarkung abhielt, wur-
den nicht weniger als 134 Stück Haſen erlegt. Dx
die hieſige Gemarkung eine der kleinsten des Amts-
bezirks iſt, ſo liefert dieſes günstige Ergebniß einen
neuen Beweis, in wie großer Anzahl genanntes
Vild dieses Jahr in unserer Gegend vorhanden iſt.

* Borberg, 3. Dez. Der heutige Viehmarkt
war durch die glatteiſigen Wege ungünſtig beein-
flußt, da es kaum möglich war, Vieh zu treiben.
Dennoch waren circa 60 Stück aufgestellt, welche
faſt zur Hälfte verkauft wurden. Käufer, nament-
lich Handelsleute, hatten sich viele eingefunden.
Unter diesen Verhältniſsſen hat man heute die Prä-
miierung nicht vorgenommen, aber doch die Käufe

sowohl wie auch die beſten Zuchtthiere notiert und



Ä

(General-Anzeiger.)

Yerkündigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Scwehingen,' Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, MMos-
bach, Neckarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchoſsheim & Wertheim.

wird am nächsten Markt solche berücksichtigen. Die
Weggelder wurden reichlick ausgegeben. Der
Schweinemarkt war ziemlich lebhaft. Wir hoffen,
daß am nächsten Markt + Mittwoch den 7. Januar
~ die Vitterung uns günstiger sei.

* Taubrrbiſchofsheim, 5. Dez. Gestern Abend
hat im Sanle zur Bretze eine außerordentlich zahl-
reiche beſuchte Bürgerverſsammlung ſtattgefunden.
Die Berathungen bewegten sich in den Grenzen
großer Mäßigung und Sachlichkeit. + Doch wurde

über gewisſe Zustände ein geradezu vernichtendes Ur- .

theil gesprochen. - Es wurde mitgetheilt, daß Herr
Bürgermeiſter May anstatt der früher bezogenen
1000 Mk. nun als Delegirter der Sparkaſſe einen
großen Gehalt bezöge. Die Kandidatur des Herrn
Stadtrath Alois Kachel wurde einstimmig gutge-
heißen, und ist deſſen Wahl mit glänzender Majori-
tät zu erwarten.

Lrkales.

* Heidelberg, 6. Dezbr. (Athletenclub Heidelberg.)
Gestern Abend fand auf Anregung des Vorſtandes des

rankfurter Athletenclub Herrn Windsſon im „Goldenen

ömer" dahier eine Versammlung junger Herrn, behufs
Gründung eines Clubs wie solche in FFrankfurt, Mannheim,
München tc. bestehen, statt. Die Betheiligung war eine
sehr rege und wurde, nachdem Herr Windson den Zweck
des Clubs in kurzen Zügen geschildert ein proviſoriſches
Comite gebildet und wurde nun eine Liſte zur Einzeichnung
von paſſiven und activen Mitgliedern aufgelegt. Es muß
das Resultat als ein sehr ttt rulises bezeichnet werden,
da sich sofort 42 Freunde der Sache unterzeichneten. Es
wurde zwecks eingehenderen Leſprechungen der nätchſte
Dienftag als Verſammlungsabend bestimmt, hoffen wir
daß dann sich noch mehr Freunde dieses edlen Spieles
einfinden mögen, damit der hieſige Verein denen anderer
Städten bald würdig zur Seite gestellt werden kann.

* Heidelberg, 6. Dez. (Frau Windsſon) lebt und iſt
die Notiz des „Frankf. Journals“’ und der ,„Heidelb. Ztg.“
über deren Tod total erlogen.

* Heidelberg, 6. Dec. (Schon wieder ein untreues
Dienstmädchen.) Ein hier bedienſtetes Mädchen konnte
nicht umhin ihrer Dienſtherrſchaft eine Uhr und einen
goldenen Ring zu entwenden, welche Gegenstände in ſei-
nem Bett verſtecktt wurden. Als das Mädchen aber mitt-
lerweile krank wurde und ins Krankenhaus mußte,
fand man die geſtohlenen Gegenstände, entdeckte gleich-
zeitig aber auch das Fehlen verschiedenen Weißzeugs, wel-
ches die Diebin in ihrem Koffer verwahrt hatte. Sie hat
ſich dieserhalb höheren Orts zu verantworten.

* Heidelbergs, 6. Dez. (Hur Warnung für alle
Ladenbesitzer.) Troßdem es schon so vielfach vorgekommen
und die Presse ſchon alles aufgeboten, der Vertrauens-
ſeligkeit in dieser Beziehung zu steuern, kommt es immer
und immer wieder vor, daß Leute herein fallen, weil sie
Jedermann blindes Vertrauen ſchenken. So kam dieſer
Tage ein erſt 15jähriges Mädchen in ein Manufactur-
waarengeschäft und gab an von der Frau eines hiesigen
Hauptlehrers geschickt zu ſein um die Muſterkarte über ver-
schiedene Stoffe zu holen. Bereitwilligſt kam man ihrem
Wunſche nach und bald darnach kehrte die Kleine mit
den Muſtern zurück und bat um 10 Ellen von dem und
dem Stoff. an schnitt das Gewünſchte herunter, das
Mädchen entfernte sich damit, kam aber in kurzen Inter-
vallen 2–3 Mal wieder, jedesmal einen anderen Stoff
verlangend der auch jedesmal vom Stücke geschnitten
und iße verabfolgt wurde. Die ganze Geschichte war
aber Schwindel, denn kein Menſch hatte die Kleine mit
dieser Commission beauftragt und der Kaufmann fiel
herein. Sei man deshalb vorsichtig in solchen Dingen
und gebe jeder Auftraggeber den Dienſtboten eine Karte
oder einen Brief mit, wenn er etwas Derartiges aus
f" F zl sichts -t teu uus so: que

Landgericht.

Mannheim, 5. Dec. (Strafkammer). Zur Verhand-
lung kamen folgende Straffälle: '

1) Der 21jährige frühere Armenrathssekretär Robert
Hachmann von Heidelberg hat sich wegen Unterschlagung
u verantworten und ist der Thatbestand folgender : Der
. begabte und aufgeweckte Angeklagte wurde ces im
Up 18 M tet !7223Ur 1:07".
im November 1882, als der damalige Sekretär geſtorben
war, ihm provisoriſch die Verwaltung des Sekretariats



übertragen und zwar unter dem Titel eines erſten Ge-

hilfen mit einem Jahres ehalt von 1500 M. War ihm
die Stelle auch nicht definitiv übertragen, ſo mußte er

eben doch als Beamter im Sinne des Gesetzes betrachtet

werden, weil er dauernd im Dienſte der Stadtgemeinde |

auggfrclt war. Er ist nun geständig, bis zum Januar
1 Gelder in Höhe von M. 1021.90, welche er vom







7. Dezember



Expedition Brunnengaſſe 21.

Anzeigen: die 1-ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erſcheinen R

1884.



Druck und Verlag von Wurm & Pfeffer in Heidelberg. .

abatt. t

Hauptsleueramt für den Armenrath als Rückerſatß der von .
demſelben vorgeſchosſenen Verpflegungsgelder für Auen.

länder erhalten, statt dieselben in die
führen, sich ſelbſt angeeignet zu haben; ferner in der zeit

[uhrer. Mc th e Its his 19 Dez’ 1865 M. 130000

welche er als rückgezahlte Darlehen des Armenfonds an
bedürftige Leute ftr Ablieferung in die Armentaſse er-

halten hatte, ebenſo 150 M., uus von dem Ullner’ſchen w
ond zur Vertheilung an Bedürftige dem Armenrath übhen.

chickkt und Hachmann im Januar d. J. zur Besſorgun

der Vertheilung übergeben worden waren und ſchließli

in der gleichen Zeit 864 M., welche er von den Gemein- .

den des Amtsbezirks Heidelberg zur Ablieferung an den

Hentralverein zur Rettung ſittlich verwahrlosſter. Kinder .

rmenkaſſe ablzue.

empfangen hatte, unterschlagen zu haben. Wie es i M

möglich war, sich die Unterſchläufe zu verdecken,
folgendem hervorgehen. Die Koſten der
Ausländer im academiſchen Krankenhau
von der Armenkasſse vorgeſchoſſen und dann periodiſch in

g aus



größeren Beträgen von der Staatskasse derſelvben rücker.
setzt. Das dortige Hauptsteueramt pflegte nun dieſe Be-

träge jeweils an den Armenrath zu ſchicken, worauf der

Vorsitzende desselben Bürgermeiſtee Sagelsdorf darüber
quittirte und dann die betr. Summe dem Angeklagten zur

weiteren Besorgung übergab. Desſen Obliegenheit wäre

es dann gewesen, die betr. Akten bezw. Legbogen mit den
dazu gehörenden Beträge dem Armenrechner zur Controle .

und Abführung des Geides in die Armenkasse vorzulegen.
Statt deſſen behielt aber der Angeklagte einen solchen Be-

trag zurück, ließ die betr. Akten in der Regiſtratur liegen

und legte dieſelben erſt vor als die nächste periodiſche Zah-

ma é -
c vrt

lung von genannter Staatskasse einkam, wobei er daam
die zu der letzten Zahlung gehörigen Akten in. der Rgien.

ſtratur liegen ließ. Die Geldbeträge machte er mit den

in den Akten angegebenen Summen übereinſtimmend, in.

dem er jeweils das fehlende zulegte, bezw. überſchüſſſſen.

wegnahm und ſo schließlich 1021 Mk. 90 Pfg. für ſich és .

die Seite brachte. Die Gemeindegelder für stettung ſitilic

verwahrloſter Kinder zog er ein und erhielt 1 Proz. Heb-

gebühr. Er ſchüttelte eines ſchóönen Tages den Staub
Heidelbergs von den Füßen und setzte ſich ſpäter in Dort-

mund feſt, woſelbſt er ſich dann freiwillig der Polizeen.

stellte und hierhergeliefert wurde. Er gibt heute an einen
:: zus Costs Lua tors f. !utciien
mit dem Kleiderluxus und ſonſtigen flotten Leben |das er

tu

trieb absolut nicht überein. Mit Rücksicht auf sein umume.

wundenes Geſtändniß und den vorzüglichen Leumund

des Angeklagten werden mildernde Umſtände zugebilligt.

und eine Gefängnißſtrafe von 1 Jahr 6 Monaten, an
denen 1 Monat Unterſuchungshaft abgeht, gegen den An-
geklagten erkannt, auch zahlt er die Koſten.

3. Der Taglöhner Friedrich Weber von Heidelberg

hat sich wegen mehrfachen und erſchwerten Diebſtahls zu ..

verantworten. Weber wurde von Herr Schermers in der

Hauptſtraße daſelbſt als Hausburſche angestellt; war aber !
noch nicht lange im Dienſt als er seinem Dienstherrn Klee.

der, Servietten und eine Parthie Conserven entwendeee.

ebenſo stahl er dem Agenten Siéfers aus einem Koffer .

einen Mantel, 1 Kleid, ferner ein Federndeckbett, Genen.
dinen und ebenfalls 2 Dutzend Servietten, nebſt 15 Fla cha

Weines. Dem Kaufmann Säſter entwendete er niet.
weniger denn 81 Flaſchen Wein im Werth von 216 Me.
Alle Diebſtähle wurden iu verwegenſter Weiſe theils uten.
Zuhilfenahme von falschen Schlüſseln oder sonſtigen Were.

zeugen ausgeführt, so daß der verwegene Menſch gleieh. .

das erſte Mal er hat keine Vorſtrafen, mit einem orvhene. .
lichen Dentzettel die Anklagebank verläßt; berſelbe laue.

auf 2 Jahren 6 Monate Zuchthaus, 3-jähriger: Ehrverlut.

und Stellung unter Polizeiaufsicht.

3. Die beiden Schiffer Philip Braun von Heidelberg / s

und Georg Ackermann von Neuenheim, beide ſchlechtbe-

leumundete Leute, entwendeten in gemeinschafrlicher ln.
führung aus einem Nachen des Schlepphampfers in de
Nähe des Krahnens ca. 16 Centner Stüctkohlen, welche.
Ackermann um 80 Pfg. per Ctr. an einen dortigen Kohlen.
händler verkgufte. Der Diebflahl wurde zur Nachtzee.

ausgeführt und trägt dem stärker gravirten Braun s um
Ackermann 2 Monate Gefängniß ein, troßdem leßzteee.

ganz unbetheiligt sein will bei dem Diebſtahl.

4. Der Taglöhner Chriſtian Schenkt von Kälberts.
hauſen, wohnhaft in Heidelberg, entwendete bei Eiſen.

färtler Klotz, bei dem er öfters arbeitete und der i tn.

ängſst im Verdacht des Diebſtahls hatte, eine gußeiſerne

werden, trot,dem er leugnet. ;

Hange, infolge deſſen ihm 3 Monate Geſängniß zudieint.

ß5. Taglöhner Jakob Baumann von Grombach ene.

wendete in angeheitertem Hufſtande ein hübſches, dem

Metzger Dauth in Heidelberg gehörendes Hündchen, welche. |

er Dritten zum Verkaufe anbot. Als eben der Sprach-

lehrer Glöckner ihm 5 Mk. darauf geboten hatte, zeigte ;

und die Koſten einträgt.

Meueſte Machrichten.

sich der Arm der Gerechtigkeit und verhaftete den Hunnen.
fänger, [dem heute sein Mißgriſff 5 Monate Gefängnns.

Bremen, 5. Dec. Das Rettungsboot „Köln“ . .


 
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