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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1039

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Dienftag, :

: Verantwor . Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.

: Vr außer Montag. Abonnementspreis

g: monatlich 465 Pfg. mit Trägerlohn, durch die
1% bezogen vierteljährl. 1 Mark ohne gers; Rrk.hie

H 252.

Deutsches Reich.

. Berlin, 24. Okt. Depeschen aus Braunschweig
' melden, das Manifeſt des Herzogs von Cumberland
grithe dort keinen Eindruck und werde belacht. --
. Ur einer Unterredung, welche der Korrespondent
s Berliner Tagblattes in Gmunden mit Windt-
_ hatte, der dort am herzoglichen Familienrathe

Theil nimmt, geht hervor, dat Cumberland's Mani-
eſt auf den dringlichen Rath von Windthorst er-
{aſen wurde. Der Führer des Zentrums erklärte

seinem Interview, er werde die Sache des Her-
iogs auch demnächst im Reichstage verfechten. Die
eſammte Berliner Presſe, die ultramontane aus-
énommen, behandelt das Manifest als „nicht ernst-
fte Sache“. Durch die Anerkennung der Reichs-
verfasung verzichtet übrigens Cumberland auf An-
Prüche auf Hannover; in seinem Manifest legt er
_ *2§ zr; Titel eines Königs von Hannover

mehr bei.

ih Berlin, 24. Okt. (Urtheil des Kriegsgerichts
let die des Aufruhrs angeschuldigten Landwehr-
§ te zu Torgau). Auf dem Eilenburger Bahnhof

Leipzig hatten sich vor Kurzem bekanntlich drei




















andwehrleute geweigert, in Güterwagen befördert
)u werden und dieſerhalb fich telegraphiſch beim
Kaiser beschwert, der antworten liet, sie hätten zu
hun, was ihnen befohlen sei. Bis zur Aburtheilung
rden fie im Militärgefängniß zu Torgau inter-
[:: Nunmehr iſt durch Allerhöchste Kabinetsordre
§ Urtheil des Kriegsgerichts vom Kaiser bestätigt
vrden. Danach sollen wegen militärischen Auf-
gihrs und Betheiligung an einer gemeinschaftlichen
fg ſwerde über militärische Einrichtungen der Rädels-
J rer mit Entfernung aus dem Heere und sieben
Ihren drei Monaten Zuchthaus bestraft sein. Von
en beiden anderen hat der eine Versetzung in die
kite Klaſſe des Soldatenſtandes und 6 Jahre z
Vnate Feſtungsgefängniß, der dritte Versetzung in
zweite Klaſſe des Soldatenstandes und 5 Jahre
urg tonate Feſtungsgefängniß erhalten. Die Ver-
heilten sind sämmtlich verheirathet.
Berlin, 25. Oct. Heute Nachmittag fand die





Im Hauſe des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.





(52. Fortsetzung.)

w Die Farbe auf Helenens Gesicht hatte jäh ge-
chſelt und fie mußte für einen Moment nach der

fufne des neben ihr ſtehenden Sessſels greifen, um
s aufrecht zu erhalten; ihre Augen aber hingen
"h immer furchtlos an denen des Vaters.

ri: So hat man Dich belogen, Papa,“ sagte fie.









iu fue mit mir, was Du willſt; aber ich kann nichts
Veres sagen, als es iſt eine Lüge!“

ah „Aber ich sage Dir ja, man hat ihn schon ge-

gen genommen!“

„Und wenn man ihn bereits verurtheilt hätte,
wrde der ganzen Welt dasselbe ins Geſicht
;, Der Oberförſter kämpfte mit sich selbſt, um
Ruhe zu bewahren. „Glaube was Du willst,“
hf er dann kurz und rauh. „Jedenfalls aber
erk Du einsehen, daß niemals ein lebendes Wesen
tijÿren darf, Helene von Nuggenhagen habe mit
fen Menschen, den man auf Verdacht des Mordes
ivjengen nehmen konnte, Worte gewechselt! Du
Df in all’ Deinem Leichtsinn nicht vergeſſen, daß
U die Tochter eines Evelmannes biſt!l.

vo.. .Und so wollte ein Edelmann demjenigen
nken, der mir das Leben gerettet hat ?““ U
Die Hände des Oberförsſiers ballten fich. „Mäd-
; % bringe mich nicht dazu, zu wünschen, daß er
G t {"tl. F§.§eht Br r; Je
! Gott, ich würde Dich lieber umbringen, als daß





TIF



cide lberger Cageblat
LD tibqses.

VPerkündigungsblatt für die Hezirke Heidelberg, Weinheim, Schwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-
bach, Newarbiſchofsheim, Eberbach, Huhen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.

Eröffnung des Staatsraths durch den Kronprinzen
und in Anwesenheit der Prinzen des kaiserlichen
Hauſes, des Fürsten Bismarck, ſämmtlicher Staats-
minister und der Mitglieder des Staatsrathes ſtatt.

Berlin, 25. Oct. Der Reichskanzler beantragte
im Auftrage des Kaisers beim Bundesrath, derselbe
wolle beschließen, daß die vom braunſchweigiſchen
Regentschaftsrath gemäß der Reichsverfaſſung zu
beſtellenden Bundesraths-Bevollmächtigten als Ver-
treter Braunschweigs beim Bundesrathe im Sinne
der Reichsverfaſſung anerkannt werden. Der Reichs-
kanzler theilt gleichzeitig dem Bundesrathe mit, der
Kaiser werde die in der Reichsverfaſſung dem Her-
zoge von Braunschweig vorbehaltenen Rechte rück-
ſichtlich des Kontingents nach Artikel 63 und 64
während der Dauer der provisoriſchen Regierungs-
verwesſung ausüben.

Braunſchweig, 24. Oct. Eben eingetroffenen
Nachrichten zufolge soll die Reichsregierung das Pa-
tent des Herzogs von Cumberland mit Protest zurtick-
gewiesen und das’ Vorgehen des Regentſchaftsrathes
nochmals gebilligt haben.

Braunſchweig, 24. October. Der Herzog von
Cumberland hat sein Manifeſt an das braun-
ſchweigiſche Staatsminisſterium gesandt mit dem Er-
ſuchen, es zu kontraſigniren und zu publiziren. Das
Staatsminiſterium lehnte entschieden ab und be-
nachrichtigte sofort den deutschen Kaiser. Das
Staatsministerium will ſofort jeder Ordnungsſtörung
energiſct: entgegentreten. j

Uri hl; 25. Oct. ' Heute Morgen sind
hier der Großherzog von Heſſen, der Erbgroßherzog
von Baden, Prinz Heinrich von Heſſen und Prinz

Wilhelm von Schaumburg-Lippe angekommen. Zu

Mittag wird Prinz Albrecht von Preußen erwartet.

Zur Einleitung der Leichenfeier wurden von 10 bis

11 Uhr Vormittags die Glocken des Doms und
sämmtlicher Kirchen geläutet. Tauſende von Menschen
durchwogen die Straßen, namentlich in der Nähe
des Residenzſchloſſes. Der Zufluß der von aus-
wärts Kommenden iſt überaus groß.
Frankreich.
Paris, 25. Oct. Eine Depeſche Admiral Cour-

Du vor den Augen der Welt einen Fleck auf meinen
Ramen bringen würdest!“

„Allein für ihn und mich einzutreten, kann Dich
und mich nicht entehren, Papa!“

„Genug der Tollheiten! –~ Du kennst meine
Meinung! Geh’ jetßt und packe Deine Sachen!“

„Papa, was haſt Du vor? + Du weirſt mich
doch nicht fortschicken ?“

„Du fährſt heute Abend mit dem Kourierzuge
nach Wien zu meiner Couſine! ~ Kein Wort! ~
Ich will es so, und dabei bleibt es!nn.

Jetzt erſt brachen die Thränen aus Helenens
Augen und flehend hob sie die Hände zu ihm empor.

„Papa , das kann Dein Ernst nicht sein! Du
bringſt mich zur Verzweiflung, Du machst mich
wahnsinnig! –~ Jch kann jetzt nicht gehen !“

„Du wirſt gehen, und wenn ich Dich mit Ge-
walt fortbringen laſsſen sollte! Spare Dir darum
die Worte! ~ Wir sind fertig!“

In diesem Augenblick wurde ſchüchtern an die
Thür geklopft und auf des Oberförsſters barsſches

„Herein“ erſchien in großer Verlegenheit die Haus-
| hatte Helene sie gesehen; aber es bedurfte nur éene.

hälterin auf der Schwelle.
T EBL S {;
gnädige Fräulein ſprechen möchte!nn.

„Meine Tochter iſt heute für Niemanden zu
sprechen! Sie sei mit den Vorbereitungen zu ihrer
Abreise beschäftigt, sagen Sie der Dame! Und
ſtören Sie uns damit nicht wieder!“

Die Haushälterin wollte gehen, aber hoch auf-
gerichtet und mit blitenden Augen rief ihr Helene zu:

„Bleiben Sie! –~ Ich will die Dame. sprechen,
und es kann nicht im Ernst meines Papas Absicht





28. Oktober





Expedition Brunnenga sse 24.
Anzeigen: die 1-ſpaltige Petitzeile oder d





bets an den Marineminiſter von heute Vormttzene.
meldet, die Vorbereitungen zum Angriff seien faſt.

sämmtlich getroffen, obgleich fie durch das ſchleehkten.
Wetter beeinträchtigt worden seien. Die Depeſſen.

sagt weiter, die Chinesen errichteten bedeutende Werke

zur Vertheidigung von Tamfin und Umgebung wo

ſie große Truppenmassen zuſammenziehen.
Brüſſel, 25. ttt. des Cabinets
wird durch die Programmfrage erſchwert. Der

Wiedereintritt des Kriegsminiſters Pontus iſt von .

dem Entſchluſſe bedingt, welchen seine Collegen über
die Reservefrage faſſen. Der für die Gerichtspflege

in Vorschlag gebrachte Rechtsanwalt Debecker hat

nicht angenommen, dagegen soll Profeſſor Thöniſsen
bereit sein, den Ressort des Innern zu übernehmen.
Die Krisis mag bis Montag dauern. Die Brüſßſeler

clericalen Abgeordneten haben eine längere Be.

sprechung über die politiſche Lage gehalten. Sie
sind keineswegs gesinnt, sich ihren Wählern wieder

vorzuſtellen.
England.

London, 24. Oct. Jm Unterhauſe theilt Aſhlen f
mit, das engliſche Protectorat auf Neuguinea er-

strecke sich vom 141. Grade öſtlicher Länge bis an
das Oſtkap in der Goſchenſtraße und die benach-

barten Inseln. Die Grenze im Innern hänge vn

lokalen Umständen ab. Ein Abkommen mit Deutsch-
land, betreffend die Okkupation des nördlichen Theils
der Insel Seitens Deutschlands habe die Regieru .
nicht getroffen. + Fitzmaurice. erklärte, England

beſchicke die weſstafrikanische Konferenz in Berlin,

ohne die jüngsten Arrangements betreffend den Niger j

fluß zu präjudiziren. Da die Konferenz allſeitig
angenommen, hätte England keine Vorbehalte ge-

macht.
Rußland.

Petersburg, 24. Oct. Der Kaiser hat von den .
im letzten Hochverrathsprozeſsſe zum Tode Veuen.

theilten die Vera Viegner und Ludmilla Wolken-

stein, den Stabscapitän der Artillerie Pochitonowl.

den Oberſtlieutenant der Infanterie Aschenbrenner,
den Secondelieutenant der Infanterie Tiſchanovitſch

sein, mich daran verhindern zu wollen! ~. Sagen
Sie ihr, daß ich sie erwarte !“

Zweifelnd blickte die Dienerin auf den Oben.
förſter. Als dieser kein Wort sagte, sondern seine :!
Tochter nur mit weit aufgeriſſenen Augen anſtarrte.

als sei plötzlich eine wunderbare Verwandlung mit
ihr vorgegangen, entfernte sie ſich ſchweigend, um
Helenens Auftrag auszurichten. |
„Glaube nicht, daß ich Dir trotßen will, Papa,“
sagte Helene, als sie fort war, „oder daß ich die
Absicht habe, etwas hinter Deinem Rücken zu thun.

Ich weiß nicht, wer mich da sprechen wil uam zu

welchem Zweck; aber eben deßhalb kann ich es nicht

dulden, daß sie grundlos abgewiesen werde. Hier .

in Deiner Gegenwart will ich mit ihr reden, und

Du wirst mir darum meines Widerſpruches wegen

nicht zürnen!“ ,

t zee. wenn er die Absicht dazu gehabt hätte,
wäre dem Oberförster keine Zeit geblieben, etwas
zu erwidern, denn schon bei Helenens letten Worten
war Elsbeth in das Zimmer getreten. Nur bei
ihrem einmaligen Besuche auf Schloß Brandenstein

einzigen Blickes, um sie wieder zu erkennen. Mit

einem Ausſchrei eilte sie auf Elsbeth zu und ergrift.

ihre beiden Hände. :
rict h ze ja gewußt, daß Sie es sein müßten!“

Fra . ſchüttelte traurig
verlegen auf den Oberförster.
(Forseßung folgt.).

Druck und Verlag von Wurm & Pfeff er in Heidelberg. . .

eren Raum b Pfg]g. .
für auswärts 10 Pfg. Bsi mehrmaligem Erſcheinen Rabatt. G..

„Dank, tauſend Dank für Ihr Kom- :
men! Und Sie bringen eine Botschaft von Ihrm I
| Bruder, nicht wahr? DO, ſprechen Sie, ſprechen Se

den Kopf und blickten.
 
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