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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 127 - No. 149 (1. Juni - 29. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0567

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hegtist täglich außer Montag.
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für Heidelberg : monatlich 45 Pfg. t
mit Trägerklohn, durch die Poft ; § Ü,
bezogen viertelj. 1 Uk. 40 Pfg. Z !
Expedition Grunuengafſe 24. Yeranlwarllicher Redakteur Yhilipp Klanauer.

M 135. Dounerſtag, den 12. Juni

Deutſches Meich. “I fcriqrcath Klein, zgtier der Zweiten Kammer,
Karlsruhe, 10. Juni. Zu der auf Sonntag den | Lender, kath. Dekan, Milglied der Zweiten Kammer,

S. Juni im hiesigen Rathhaus-Saal berufenen Ver- Märklin, Oekonomierath, Schmidt, evang. Stadt-

sanunlung betr. Arbeitercolonien, hatten sich über 50 | pfarrer, Vielandt, Miniſteriglrath) die Wahl an
Männer aus allen Theilen des Landes eingefunden. Von | und schließt mit dem Wunsche die Versammlung,
den Lokalkomite's waren vertreten : Bruchſal, Donau- daß die Bemüungen des Vereins baldigst zu dem
t!dneer Frtwsry. z). Hsrel zus. gr einer eigenen Niederlasſung,
U . :
PS; hein h Z. ru. qt Berlin, 9. Juni. Die Grundsteinlegung zum
Weinheim, Wiesloch. Der Vorsitzende des geschäfts- | Reichstagsgebäude iſt das Ereignis des Tages. Lei-
führenden Ausschuſſes begrüßte die Verſammlung | der war das Wetter schlecht; wir haben seit Mittag

und danlte für die Unterftützung. Er ſtreift hier- | einen Landregen, wie er hier ſeit Monaten nicht

Lui Fit ſeitherige Thätigkeit des Ausschusses und | vorgekommen iſt. Ut chrwürdige Erscheinung des
ttt Feteicozus peu s‘ztu vs ssthe qu | tj! sat t getit h) tee spit. te egtrstse
man dem Verein die wärmsten Sympathien ent- | Kaiſer, ungebeugt von iss 87 Jahren, ſpann-
Lzeng;brocht yd. fh verfeits lettis 2zzuth ktttti por .: Estittſeeit teeht ett Miettelltude
ttt Bilhelmsdorf und Votes Uv ü Heth t e:uhU! .
burg) in Verbindung gesett. Mit den Schutver- | Glanz der Uniformen der höchsten Militär- und
einen für entlaſſene Sträflinge ſei man Hand in | Civilbeamten des Reiches, die farbenprächtig ſchil-
Hand gegangen, um die Sache möglichst zu fördern | lernde Decoration des Feſtplanes und mitten in all
auch stehe ein Zuſammengehen mit den Antibettelver- | der Herrlichkeit in tiefem Nachdenken ſtehend Fürſt

einen in Aussicht und wäre das Zustandekommen Bismarck, der Begründer des neuen deutſchen Reiches,

dieses Vorhabens ein bedeutender Vortheil für den rückſchauend vielleicht auf das herrlich Vollbrachte
Verein. Herr Secretär Bujard berichtet hierauf | und vorwärtsblickend in die Zukunft dieſes Reiches,
Über den Stand der Kafse.. Die Einnahmen be- | deſſen Gesetzgebung künftig aus dem neuen Reichs-
laufen sich auf 30,000 Mk. die Ausgaben auf | tage hervorgehen soll! Es iſt viel und nicht mit
900 Mk. Der Statutenentwurf wurde von Herrn | Unrecht an den Feſtanordnung bezüglich der inneren
Miniſterialrath v. Jagemann redigirt. Weil der | Bedeutung des Tages qusgeſettt worden, indessen
_ bisherige Geschäftsführende Ausschuß seine Aufgabe | der Verlauf der Feier wird zweifellos bei allen
H Urledigt hatte, ſchritt man zur Wahl eines definiti- | Theilnehmern einen tiefen Eindruck hinterlaſſen. —

, ven Vorstandes. Herr Landgerichtspräsident von Berlin, 10. Juni. J. K. H. die Großherzogin

Stösser dankte dem Ausschuß und schlug der Ver- | von Baden kehrt heute Abend nach Karlsruhe zu-
ſammlung vor, dieſen durch Aklamation wiederzu- | rück. + Der Kaiſer empfing geſtern Nachmittag den
wählen. Der Vorsitzende nimmt für sich und namens General v. Blumenthal.

der übrigen Mitglieder (der Herren von Stösser, Berlin, 10. Juni. Die Aktiengeſet-Kommission
Oberkirchenraths-Präſident, Wedekind, Oberlandes- nahm in zweiter Leſung unverändert die Beſtim-
gerichts-Rath, Kayſer, Pfarrer, Benz, kath. Stadt- | mung an, daß Aktien auf mindestens 1000 Mk.,
pfarter und Dekan, Frech, Landeskommissär und Aktien auf Inhaber auf mindestens 5000 Mk. lauten
Mitglied der zweiten Kammer, E. A. v. Goler, | müssen. Die Anträge, den Minimalbetrag beider
Mitglied der ersten Kammer, Hoffmann, Stadtrath | Arten von Aktien auf 1000 Mk. festzusetzen und die
Mitglied der Zweiten Kammer, v. Jagemann, Mi- | Beſchränkung des Minimalſates auf 200 Mk. für

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CON E

. (Schlu.) t ts F s . 2 “ect z befahl dem Kut-
„Ich höre ordentlich ihr Herz klopfen! It das scher, gut für sie zu sorgen, bis er wieder käme und

Ihr Herz hier?“ und dabei legte sie das Händchen | das Gepäck bringen laſſe.

auf seine Bruſt. | ' „Wie sieht Ihr Koffer aus ?“ flüſterte er haſtig
„Da iſt ſein Plat, Kind. Jetzt iſt es aber nicht | zu ihr „Ich habe ganz vergeſſen, darnach zu fragen.“



darin. Es ist spazieren gegangenn. ; Eine alte häßliche Französin ſaß darauf während
„Dann bin ich neugierig, ob es wieder nach | der Ueberfahrt !“ : !
Haus kommt!“ lachte die Klin... „Wirklich dreiſt von ihr! War er nicht grau

ê Die Utberfahrt war ſchnell und glücklich. Wie- | mit knallrothen Streifen?“ /

der besorgte Winslow die weitere Expedition des „Ganz recht! Auf Wiedersehen." f

Gepäcks, den Billeteinkauf u. s. w. und wieder saßen Mit der Elaſtizität eines Jünglings stürzte sich

fie einſam im Coupe, das fich ihnen nur zu bald | Winslow in den Trubel. Endlich, glühend vor An-

in London erſchließen mußte. ſstrengung und Aufregung, hatte er das Gepäck bei-
„Wie glücklich bin ich, daß Sie sich meiner an- sammen. Zwei Packträger trugen die Koffer ihm

genommen! Ich wäre bei meiner Unerfahrenheit | nach dem Cab. z "tte

niemals richtig in London angekommen und wie hätte Tenez! An voleur!“ erscholl einé heiſere
ich mich auf dem Wasſſer gefürchtettn. Stimme hinter ihm. Es war die häßliche Fran-
„Gefürchtet? Wie + alt sind Sie denn?“ zöſin, die den rothgeſtreiften Koffer als den ihrigen

„Jm vorigen Monat war ich achtzehn Jahr!“ | reklamirte. Winslow widersprach, die Menſchen bil-

„Sehen Sie mal’, da könnten Sie ja schon eine | deten einen Knäuel, bis ein Konsſtabler zur Schlich- | g

junge. Frau seinen. ia ; . tung des Streites kann.. zivil

Dic Kleine lachte herzlich. „Aber weßhalb?“ | „Fragen wir vor Allem Ihre Dame, ob sie den
fügte fie hinzu, „es iſt ja ſo ſchön genug auf der | Koffer als den ihrigen anerkennt,“ entschied in höf-
Welt. Beſonders wenn es noch mehr ſo liebe, gute | lichem Tone ber: Polizze. §
Menſchen gibt, wie Sie Ö Man ging zum Cab. Die junge Dame war
St ergriff ihre Hand und drückte sie an seine | nicht darin. “Sie hatte dem Kutscher geſagt, daß

„Nicht doch!“ flüſterte fie, und legte ihre Hand | nuten aussteigen und dann wiederkommen wolle.
auf seine Schulter und barg ihr Köpfchen feſt auf | „Was nun?“ meinte Vinslow. S 1
ſeine Bruſt. ' ve l rl u luat | „Uh bien, Alonsisrr “ étividerte die Alte,



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ſie sich vor dem Lärm fürchte und lieber zehn Mi- |



Anzeigen: vie 1-spaltige Petite.

































Rabattbewilligung.

1884.
/

Aktien zu gemeinnützigen Unternehmungen zu ſtreichen
und die Nothwendigkeit der Genehmigung des Reichs-
kanzlers zu beseitigen, wenn ein örtliches Bedürfnißh
vorliege, wurden abgelehnt. — In der Unfall-Kome
y begann die Verlesung des Hertling'sſcha
erichtes. U ü
Darutſtadt, 10. Juni. Vertrauliche Situng der
Zweiten Kammer. Ein Schreiben des Großherzogs
an den Vorsitenden des Staatsministeriums Finger
wird bekannt gegeben, worin der Rücktritt des Mi-
niſters Stark berührt wird und der Entſchluß des
Großherzogs lundgegeben wird, daß die Geſchäfte
fortgeführt werden ſollen im seitherigen Geiſte, ſoon
dann wird w gemacht, daß es die Absicht

Expedition Brunnengaſſe 24.

des Großherzogs sei, ſobald als möglich die gericht-
liche Scheidung der thatſächlich bereits getrennten
Ehe herbeizuführen. Eine Besprechung fand nicht
statt. In der öffentlichen Situng wiederholte unter
Beifall der Kammer Finger die Versicherung hin-
ſichtlich der Fortführung der Geschäfte. j '
Siuttgart, 9. Juni. In der Hauptſtadt iſt es
die Wahl eines Landtagsabgeordneten, in der Stadt
des Handels und Weinbaues Heilbronn diejenige
eines Bürgermeisters, welche gegenwärtig das öffent-
liche Leben in Anspruch nimmt. Die Heilbronner
befinden sich vor einer wahren Auslese von Bewer-
bern. Vorgeſtern haben sich dieſelben (Amtmann
Schumm , Amtsrichter Landauer, Amtmann Chriſt-
mann, Staatsanwalt Hegelmaier,) den Wählern in
einer öffentlichen Versammlung vorgeſtellt. Ei
nach dem andern hielt eine Anſprache, um seine Be-
fähigung darzuthun. Dieser hob hcrvor, daß er ein
Heilbronner und Sohn eines Fabrikarbeiters, jener,
daß schon seine Großväter in Heilbronn Stadtvor-
steher waren und daß er im Staatsexamen mit der
Note 1. Claſſe bestanden; der dritte konnte auf seine
Kenntniß der Bedürfniſſe der Landwirthschaft und
des Weinbaues hinweisen, gehöre doch auch ſeine
Braut dieſem Stande an! An der Betheuerung von
Grundsätzen der Sparſamkeit und der Sympa
für die arbeitenden Claſſen ließ es keiner feh
Den Heilbronnern muß die Wahl nach dieſer p
sönlichen Vorstellung erſt recht ſchwer fallen.

Koffer mit diesem Schlüſſel aufschließgen und ganz
oben im Kaſten werden Sie meine Nachtjacke ſehen.
Genügt das ?“ - - !
"Vollkommen!“ ſagte Winslow wie der Konstab-
ler. Das Experiment gelang. Winslow entschul-
digte ſich, Madame sagte mit graziöſem Lächeln, ga
w'fait rien! und ein Träger übernahm ihr Eigen-
thum. „Wo aber meine Dame bleibt!“ rief Wins-
low ungeduldig. Hier, Packträger, Ihre Zahlung!
Doch + was iſt das? Mein — nicht möglich +
mein Geld –+ iſt + weg!“ ttz;
Der Konſtabler ſspitte die Ohren. „Jhr Geld
weg ? Die Dame haben Sie wohl unterwegs kennen
gelernt?“ „Ja wohl, aber wie können Sie den
Wenn Sie dieselbe sehen, werden Sie selbſt über
ihren Verdacht lachen!“ Dabei durchſuchte Wins-
low immer von neuem ſeine leeren Taſchen. |
„Jung.“ sagte der Konstabler, „etwa achtzehn
blondes Haar, fehr hübsches Gesicht, Grübchen
Kinn, blaue, große Augen, hellklingendes Lach
Winslow war ſprachlos.
j; Hat in voriger Woche einen anderen H
erade ebenſo kennen gelernt und geplündert. Ist
mir aviſirt, werde sie ſchon faſſen. Ich heiße Jones.
Kommen Sie gefälliggtt morgen auf das Revien.
Bureau. Vielleicht haben wir sie dann.
Winslow taumelte in das Cab, taumelte die
Treppe des Hotels hinauf. Auf die Fragen de
Bedienung wünſchte er nichts als allein zu sen..
Die ganze Nacht ging er in seiner Stube auf
und ab. Erſt gegen Morgen übermannte ihn de
Schlaf. Als er ſich endlich ermunterte, kleidet










ſich um, und ohne an's Fraühſtück zu denken, fuhr
er auf die Polizei. „Nichts mein lieber Herr,“ rief
 
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