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Expedition Brunnengaſſe 24.
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Veranlworlliher Redakteur Philipp älausner.
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Expedition Brunnengaſſe 24.
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Deutſches Reich.
Karlsruhe, 20. April. Heute hält die Zweite
Kammer ihre erſte Sitzung nach den Osterferien.
Die Commiſssionen sind schon etwas früher zuſam-
mengetreten und es iſt dadurch eine raſchere Erle-
digung der Arbeiten gesichert. Jedoch iſt nicht zu
hoffen, daß der Landtag sein Ende vor Beginn des
Juni erreicht. Einer der nächsten Berathungsgegen-
ſtände wird das Gesetz über die Verwaltungsgerichts-
| barkeit bilden, jedoch beſtehen über dasſelbe keine
Meinungsverschiedenheiten, welche die Vorlage noch
gefährden könnten. Einigermaßen gespannt ist man
darauf, ob und welchen Einfluß die Reorganisation
der nationalliberalen Partei in Süddeutſchland auf
die Parteiverhältniſſe in unserer Zweiten Kammer
üben wird. — Der Standpunkt, welthen die Re-
gierung in der Vorlage für die Bahnlinie Buchen-
Seckach-Walldürn einnimmt, iſt derselbe, welchen sie
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im günstigen Fall nur auf einen ſehr kleinen Be-
trag, etwa 9100 Mk. über die Betriebskosten hinaus-
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so lange dieses Verkehrsmittels entbehrten, als ge-
nügend für das von der Gesammtheit zu bringende
Opfer. Voraussetzung dabei ist, daß die Gemeinden
ihrerseits das Gelände für die Bahnlinien unent-
geltlich stellen, welches allerdings noch nicht den
zehnten Teil des ganzen Aufwandes ausmacht. Be-
kanntlich soll die Bahn als Sekundärbahn betrieben
"tr-geuze. Im Sommer 1881 wurde in den
badischen Amtsgefängnisſsen allgemein ein geregelter
Arbeitsbetrieb eingeführt und es liegen nunmehr
f Die Frankenburg.
Roman von Marie Romany.
(183. Fortſctunz.)
Währenddessen saß Madeleine in der Kammer
und überzählte mit triumphirenden Blicken den Sün-
denlohn ihrer Frevelthat. Ihre Augen leuchteten,
wie die einer Wildkatze, die ihre Beute feſt in den
Krallen hält; ihre Lippen waren geöffnet, ihre Finger
hielten krampfhaft die blanken Goldstücke umfaßt.
Ja, es fehlte kein Sou, voll und ganz hielt sie
die Summe in den Händen. Fünfhundert Francs!
welch nie geahnter Gewinn! Und für das Alles
hatte sie ja gar nichts hingegeben, als ein hülflos
wehrloſes Kind, nichts geopfert, als das Seelenglück
eines anderen! O, es war der Wonne zu viel!
Was denn konnte Madeleine an dem Jammer der
Kleinen gelegen sein? Das Kind mußte ſich ja fügen!
Besſaß denn das Weib überhaupt noch die Ahnung
eines beſſeren Gefühls? Hatte sie nicht seit der Ver-
urtheilung ihres Mannes jedes Vorhandensein von
Menſchlichkeit von sich gestreift?
Plötlich erhob sie sich. Der Gedanke, daß ihr
auf eine oder die andere Weiſe das so ſchmachvoll
Gewonnene in gerechter Sühne wieder entwendet
werden könnte, hatte ihr Gehirn erfaßt. Bebend
. vor Angst schaute sie sich nach allen Seiten um in
der kleinen Kammer, zitternd unterſuchte sie jeden
Strohsack, ob Niemand darin zu finden sei ; gleich
eiuem Raubthiere spitzte ſie die Ohren. Und erst,
nachdem sie ſo die Gewißheit erlangt hatte, daß
| Niemand sie belauſchte, wickelte sie das Geld in
einen Lumpen, den sie mit nie gekannter Sorgfalt
unter ihrer Kleidung befestigte.
die Ergebniſſe der zwei ersten vollen Geschäftsjahre
— 1882 und 1883 — vor. Das erstere Jahr
hatte einen höheren durchschnittlichen Gefangenen-
ſtand (1082 täglich), als das letztere ((885) ; trotz-
dem sind in diesem die Arbeitstage der freiwillig
arbeitenden Inſaſſen mit 52,030 höher als in jenem
mit 47,788; die Zahl der Leiſtungen der Arbeits-
pflichtigen iſt dagegen von 122,841 aus 106,989
Tage naturgemäß geſunken. Haft- und Untersuchungs-
gefangene sind nur in gesetzlich zugelaſſenen Aus-
nahmefällen arbeitspſtichtig, ſo bei Landſtreicherei
und Bettel; Gefängnißſträflinge müſſen dagegen stets
arbeiten. Während von der neuen Einrichtung nur
etwa 7800 Mk. jährlich aus der Arbeit der Amts-
gefängnisse erzielt wurden, hat ſich seitdem der Rein-
ertrag auf 25,849 Mk. (1882) und 27,836 Mk.
(1883) gehoben, wobei die unentgeltlich zu leiſten-
den Arbeiten für die Gefängniſſe ſelbſt und die an-
gesammelten, übrigens unbedeutenden Betriebsvor-
räthe nicht eingerechnet sind.
Hamburg, Mitte April. Dem Altonaer Rechts-
anwalt Rathjen, der nach Verübung einer Anzahl
Strafthaten, unter Mitnahme seines gesammten Ver-
mögens und unter Zurücklaſſung seiner Frau in's
Ausland floh, in Gretna-Green ſich noch eine Lebens-
gefährtin antrauen ließ und als Gefangener zurück-
geführt wurde, wird es erspart bleiben, wegen seiner
Verbrechen und Vergehen vor Gericht zu erſcheinen,
denn ein ärztliches Kollegium hat ihn für unzu-
mh ct MTR.
werden. In behördlichen Kreiſen Hamburgs wird
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Verfolgung dieser Idee beantragt deßhalb jettt der
Senat, die Bürgerſchaft möge 20000 Mark be-
willigen, um mit Hilfe dieser Summe zuvor Gut-
achten bedeutender, auswärtiger Techniker zu be-
schaffen.
England.
London, 22. April. Heute Früh fand zu
Ipswich und mehreren anderen Orten der öſtlichen
Grafschaften eine ziemlich starke Erderſchütte-
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Griſon, brummte sie wiederholt vor ſich hin; im
Schweiße Deines Angesichts haſt Du diese Summe
erworben. Wer möchte es Dir nachthun, so Monate
hindurch mit zwei kleinen, eigensinnigen Dingern
über Berge zu klettern, ſich in Höhlen zu verſtecken,
dabei immer in der Furcht, die Polizei werde sich
zeigen und faſſen Dich ab! Hahaha!
Die andere kleine Puppe mit ihren zerbrechlichen
Gliedern wird ihren Eigensinn schon verlernen, ging
ſie in ihrer Rede weiter. Wahrlich, ich habe sie
. zt! hut um . ster! pe hirn!
Die Alte hielt inne. Ein Spektakel in den
unteren Räumen der Hütte rief ihre Aufmerksam-
“it. wt. Porkchtis öffnete sie die Thüre und
auſchte hinab.
t ſt sage Dir, es iſt so! hörte sie eine derbe
Mämnnerstimme reden, ich habe es mit eigenen Ohren
IL:
mach’, daß Du aus dem Staube biſt, bevor "nan
Dich packt. + Es iſt ja kaum glaublich, qrye::t
ein Anderer ; so knapp vor dem Ziel! Erst heute
hab’ ich die Gewißheit erhalten, daß die Baronin
zur Nachtzeit abreiſen wird; da hätten wir unseren
Plan zur vortrefflichſten Ausführung gebracht. O,
Ä wahrhaft zu toll, das Ding ! Weiſt Du auch
es gewiß ?
L..! Dir's zwei Mal gesagt, war wieder-
um die Antwort. Die Polizei hat Befehl von Mai-
land erhalten, daß alle Schlupfwinkel der Umge-
E
rung ſtatt. Erheblich heftiger war dieselbe in “
Colcheſter, wo noch starkes unterirdiſches Getöse zu
vernehmen war, und alle Gebäude in zitternde Be-
wegung geriethen; eine große Anzahl von Schon.
ſteinen iſt eingeſtürzt und der 150 Fuß hohe Kirhle.
thurm zusammengebrochen. Die Erderſchütteeunn.
dauerte dreißig Sekunden. Die Bevölkerung, äußerſt
beunruhigt, eilte auf die Straßen in's Freie. Men.
ſchenleben sind nicht verloren gegangen.
London, 21. April. Die Konferenz der Groß-
mächte bezweckt, wie die „Pall Mall Gazette‘“ be- § .
ſtätigt, die Zuſtimmung der Signaturmächte des
Liquidationsvertrages zur Abänderung des Liqui-
dationsgeſezes zu erlangen, um die egyptiſche Re. |
gierung in den Stand zu setzen, ihren dringnanen.
Verpflichtungen nachzukommen.
Badiſcher Landtag.
Karlsruhe, 22. April. Die zweite Kammer
nahm heute ihre Sitzungen wieder auf. Als erſeren.
Gegenstand war die Berathung des Geſeßentwurten.
betr. die Staatsbeiträge zu den Gehalten der Volle.
ſchullehrer, angesetzt. Die Kommission hat an dem
Entwurf eine Abänderung vorgenommen, welche
heute der Kultusminister bekämpft. Er erklärte, daß .
bei Erhöhung der Nachforderung von 58,000 Mk.
auf 106,000 Mk. die so dringende Vorlage hin-
ſichtlich Erhöhung der Wittwengehalte unterbleibln y
tr“ eU auf Wiederherſtellung des s 68 nach
der Regierungsvorlage eingebracht, welcher aber ab-
Die Abgeordneten Friederich u. Gen. hatten. .
gelehnt wurde. Der ganze Gesetentwurfk wurdſe..
ſchließlich in namentlicher Abſtimmung mit allen.
gegen 9 Stimmen nach den Kommisſsionsanträen.
angenommen. Zweiter Punkt der Tagesonnnunm
war die Bitte des Vorstandes des allgemeinen ba-
diſchen Volksſchullehrervereins, die Erhöhung der
Lehrerwittwengehalte und die Beschränkung des
Präsentationsrechtes der Gemeindebehörden bie Aan.
ſtelung von Lehrern betr. Die Kommission stell.
den Antrag auf Ueberweisung der Petition an die
Regierung zur Kenntnißnahme. Dieser Antrag wunmſe..
auch debattelos angenommen. Als lettter Punkt
] Gesindel feſtzunehmen und nach Mailand abzu-
liefern sei. Genügt Dir das noch nicht, so bleibe;
ich meinerseits werde machen, daß ich über die Grenze
bin, bevor man mir Zeit zum Nachdenken gibt.
Madeleine ſtand wie vom Schlage gerührt. Alo .
waren die Landſoldaten wieder einmal aufgehett
und konnten mit der frühesten Morgenstunde sie aus
ihrem Versteck hervorholen, ihr vielleicht die Frei-
heit für immer entziehen! Nein, das durfte nicht .
sein, in keinem Falle durfte das geschehen !
So ſchnell es ihre Gebrechlichkeit erlaubte, eilte
ſie die Treppe hinab uud ließ sich mit den Mä nen.
in eine Unterhaltung ein. f
,
Ich habe einen Theil eures Gesprächs mit an- , .
gehört, begann sie; da möchte ich mir die Bmen.
kung erlauben, daß auch ich Ursache habe, mich auf
die Beine zu machen. Ueberdies bin ich nicht mehr
schnell auf den Füßen, da ich alt werde und das U
Sehen .; wgrde ih Euch rathen, fobald wis qrdge:
lich den tl sr begiures. tuterbrath ſie der Eine;
s u . diesem § e % “teen leit suth
Könnt Jhr mir denn den kürzeſten Weg zur
Grenze angeben? fragte wieder das Weib. Ich bin
in der Richtung nicht mehr ficher und wem .....
Wenn Jhr in meiner Geſellſchaft bleiben wolte.
fiel der Mann ein, ſo ist das nicht schwer. Aueh
ich gehe dieſe Straße; am ſicherſten und ſchnellſten
werdet Ihr an's Ziel gelangen, wenn ich bei Euch bin.
Dieses Anerbieten wurde mit Freuden ange-
nommen, denn die Nacht war schwarz und der Weg
führte durch Waldungen, die unheimlich und oft-
bung zu säubern und das ihr in die Hände fallende
mals schwer zu verfolgen sind; ein gegenseitiges