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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1015

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; _Wittwoch,
Verantwortl. Redakteur Phil i pp Kl ausn sv im Heidelberg.
; §rſtcint tä gt i y außer Montag. Abonnementspreis für

ü berg: monatlich 45 Pfg. mit Trägerlohn, hz: die
; <LOſt bezogen vierteljährl. 1 Mark- ohne Zuftellungsgebühr.





§.
S.
L.

Deutſches Reich.

Karlsruhe, 18. Oct. Prinz Ludwig Wilhelm
wird voraussichtlich den größeren Theil des Winters
in Berlin zubringen und nach Ablegung des Offi-
sierseramens wahrscheinlich zum Dienſt bei der Ca-
vallerie übergehen. Unser großherzogliches Paar
wird also auch in diesem Jahre die Anwesenheit der
fürstlichen Kinder im Reſidenzſchlosſe und in der
Heimath entbehren. Ueber die Rückkehr des Groß-
herzogs hierher iſt Näheres noch nicht bekannt, doch
pflegt dieselbe im Laufe des October zu erfolgen.

Baden-Baden, 20. Oct. Der Kaiser iſt heute
Vormittag 11 Uhr 35 Minuten mittelſt Extrazugs
ter ast (ecbcigsicdnien ertilrnurg scgitie

'iſer.

Konstanz, 19. Oct. Heute Nachmittag traf der
deutsche Kronprinz, von Bregenz kommend, hier ein
und wurde am Hafen feierlich empfangen. Der
ſ rin trat die Weiterreiſe nach Sigmaringen

ald an. ! j

Sigmaringen, 19. Oct. Die Feste begannen

vom ſchönſten Wetter begüinſtigt, heute mit der Ent-
htilung des städt. Brunnens, der, ursprünglich eine
Stiftung des Fürsten Anton Aloys, des Großvaters
des jetzigen Fürſten, ein Standbild des ersten Reichs-
fürſlen von Zollern, Johannes, trägt. Das fürstliche
aar, welches den Anblick voller Rüſtigkeit bot, nahm

der ganzen Familie theil. Eine ungeheure
Volksmenge hatte sich eingefunden. Der Kronprinz
iſt um 8 Uhr hier angekommen. /

HGBerlin, 20. Oct. In der heutigen Versammlung
deutscher Rübenzucker-Fabrikanten wurden einstimmig
die Anträge des Vereinsaussſchuſſes angenommen,
denen zufolge zwingende Maßregeln zur Verminde-
kung des Rübenbaues nicht zu genehmigen ſeien,
agegen wurde konstatirt, daß man feſt überzeugt
ſei, der Rübenbau werde in Folge der gegenwärtigen

age des Zuckermarktes sich naturgemäß einschränken.
Vei der Abstimmung ergab sich, daß 228 Fabrikanten

auf der Versammlung vertreten waren.
Let Braunſchweig, 19. Oct. Die Beisetzung der
eiche des Herzogs wird in dem von Heinrich dem

Im Hauſe des Verderbens.

Criminalroman von R. Ortmann.



(47. FFortsetzung.)
A „Bedenken Sie wohl, mein Fräulein, daß Ihre
ntworten von höchſter Bedeutung für das Schick-
al der beiden Verdächtigen sein können, und geben
ie nicht etwa einer Regung des Schamgefühls
lach, die jet wahrlich nicht am Platze iſt. Alſo noch
inmal frage ich Sie: Haben Sie dem Inspektor
Holmfeld geschrieben ?“ z
. „Aber mein Gott! nichts, nichts! + Ich weiß
gon keinem Briefe! + Es muß ein Mißverſtändniß
vrliegen. Was hätte ich ihm denn schreiben sollen ?“
„Sie hatten doch den Wunſch, mit ihm sprechen
| | wollen und an einem dritten Orte heimlich zu-
. die u: mit welcher ihn Elsbeth auf
re Frage ansah, konnte keine erkünstelte sein.
v „Ich weiß nicht, was Sie zu dieser Vermuthung
eranlaßt, Herr Amtsrichter“, sagte ſie dann mit
lem Stolz, „aber ich weiß, daß Sie fich in einem
Mrthum befinden, der unmöglich durch irgend eine
andtung von meiner Seite veranlaßt sein kann.
feet einmal versichere ich, daß ich Herrn Holmfeld
tit unserer Trennung weder eine einzige Zeile ge-
hrieben habe, noch irgend einen Grund beſaß, eine
eheime Zuſammenkunft mit ihm zu wünſchen.“
n „Ich laſſe diese Ihre
§: ehmen, Fräulein Werner!“
l „Es iſt die Wahrheit, und es iſt mir darum
. 9 eich, welchen Gebrauch Sie davon machen.“
vSie werden die Richtigkeit Ihrer Worte später

Aussage zu Protokoll





Pt Tagan

RA 27. l Yeiküuktgugsblat! für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Sthwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppiugen, Mos-
. "” ach, Uedarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.

Löwen erbauten, vor einigen Jahren reſtaurirten
Dome zu Braunſchweig in der Familiengruft er-
folgen. Der Oberpräſident der Provinz Schlesien,
v. Seydewitz, gab den Mitgliedern der herzoglichen
Kammer, welche auf dem Schloſſe Oels anwesend
waren, die Erklärung ab, daß er von dem preußi-
schen Minister des Innern den Auftrag erhalten
habe, Namens des Königs von Preußen und des
Kronprinzen von dem gesammten herzoglichen Grund-
besitz (alſo vor allem detn Fürſtenthum Dels, als
erledigtes preußiſches Kronlehen) feudalen und allo-
dialen Besitz zu ergreifen. Der Oberpräſident habe
bereits die Verwaltung desſelben übernommen. Nach
diesem Vorgehen überläßt es Preußen also den et-
waigen Erbberechtigten, ihre Ansprtiche geltend zu
machen. Daß das noch irgend welchen Erfolg haben
wird, iſt natürlich nicht zu erwarten.

Oesterreich-Ungarn.

Peſt, 20. Oct. Die Kaiserin Augusta richtete
folgendes Schreiben an den Präsidenten des unga-
riſchen Vereins vom Rothen Kreuze, Grafen Julius
Karolyi: „Jhre Mittheilung der bevorſtehenden Ein-
weihung des Elisabeth-Hoſpitals in Peſt veranlaßt
mich, Ihnen aufrichtig zu danken für die Entstehung
der wohlthätigen Stiftung, der ich mich freudig an-
geſchloſſen habe. Sie berührt ſo wichtige Intereſſen
der Vergangenheit und Gegenwart, daß für die
Freunde des Rothen Kreuzes in Ungarn die erhebende
Feier sich zu einem wahren Ehrentitel gestaltet. Ich
bitte, als Zeichen meiner bejonderen Theilnahme das
Bild der heiligen Eliſabeth, der Tochter Ungarns,
für die Anftalt in Empfang zu nehmen, auf der
Gottes Segen ruhen möge, wie auf dem ſchönen
Lande, dem fie angehört. Baden-Baden, 16. Oktober
1884. Auguſta.“ - Das erwähnte Bild iſt vom
Regierungsrath Haß überbracht und im Prachtſaale
des Hoſpitals placirt worden.

Frankreich.

Paris, 20. Oct. Gegenüber der Meldung der
Morning Poſt von einer Niederlage der Franzosen
bei Tamſui am 15. d. M. sagt der Temps, die
nach dem 15. d. M. bei der Regierung eingegangenen
Depeschen des Admiral Courbet melden nichts von

R EGS tic shit ggg.

eidlich erhärten müſſen." „Ich bin bereit, es auf
der Stelle zu thun.“

„Gut! ~ Für jett habe ich Sie nichts weiter
zu fragen. Wohin gedenken Sie zu gehen?“

„BU meinem Bruder, wenn es mir gestattet ist.“

„Sie werden doch wohl ſelbſt begreifen, mein
Fräulein, daß Ihnen eine solche Erlaubniß unmög-
lich gegeben werden kann. Ich rathe Ihnen auch
freundſchaftlichſt an, jeden Verſuch irgend eines Ver-
kehrs mit einem der beiden Unterſuchungsgefangenen
zu unterlaſſen. Es könnte Sie das nur in die un-
angenehmſte Verwickelungen bringen.“

„Aber, mein Gott, ich werde sie doch wenigstens
einmal sehen dürfen ?“

„Es iſt unmöglich, so lange die Unterſuchung
im Gang ift. Da ich aber muthmaßlich in den
nächſten Tagen noch wiederholt genöthigt sein werde,
Sie zu vernehmen, möchte ich Sie bitten, vorläufig
das Dorf, in dem Sie ſich zuletzt befanden, nicht
zu verlaſſen. Sie verſprechen mir das, nicht wahr?“

Elsbeth versprach es, und da sie wohl einſah,
daß es unmöglich sein würde, die Erlaubniß zum
Beſuche ihres Bruders oder ihres Geliebten zu er-
langen, fuhr sie in nahezu verzweifelter Stimmung
nach Neudorf zurück. ;

Gleich nach ihrer Entfernung ließ der Unterſu-
chungsrichter Holmfeld noch einmal vorführen.

„Sie haben jetzt Zeit genug gehabt, meine Auf-
forderung von vorhin und die Umstände Ihrer Lage
noch einmal zu bedenken“, [redete er ihn ernst und
nachdrücklich an. „Sie werden mir darum der
Wahrheit gemäß und ohne Ausflüchte antworten.“

„Das habe ich bereits gethan, und ich kann
Ihnen nichts weiteres sagen.“







: 22. Oktober

Druck und Verlag von Wurm & Pfeffer §r Heidelberg. t
Expedition Brunnengaſſe 24. U

Anzeigen: die 1-ſpaltige Petitzeile oder deren Raum ß Pfg.

für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erſcheinen Rebae.

1880nu.











dem Gefechte bei Tamſui seit demjenigen vom 8.
d. M. -+ In St. Etienne explodirte in der Nacht.
vom Samſtag zum Sonntag an der Gendarmerie-
kaſerne eine Yuiube, welche in die Fenſterniſche de
Wohnung des Brigadiers gelegt worden. Fenſter
und Möbel wurden zertrümmert, doch wurde Nie.
mand verleßt. Heute Vormittag wurden 9 Anaen
chiſten verhaftet. : w
Paris, 20. Oct. Der Generalrath des Seine.
departements hat den Ausschuß der Mitglieder zur
Wahl der Dertlichkeit für die Ausstelung von 18889
gewählt, und zwar sieben für Bois de Vincemen.
und sechs für Champs de Mars. + Heute Vorn
mittag ließ die Kirchenfabrik von Si. Nicolas dl'e.Ö
bett: des Baues der neuen Sacriſtei in Angriff
nehmen. i ; w:!
Belgien. .
Brüſßſel, 20. Oct. Die Majorität der Liberalna
bei den Communalwahlen in Brüſſel beträgt 3700..
In allen größeren Städten (Mecheln ausgenommen)}
und in vielen kleineren Orten behaupteten die Libee_
ralen ihre Positionen mit verstärkten Majoritäten.
Die Straßen Brüſſels, namentlich Abends, waren

bewegt, jedoch ohne erhebliche Ruheſtörungen. Einige

Trupps durchzogen singend die Straßen. Bei dem
Bureau der Patrioten wurden mehrere Fenſterſcheiben
zertrümmert und darauf einige Verhaftungen ven
genommen. Die den Tag über konsignirte Bürgen.
garde konnte um 8!/, Uhr entlaſſen werden. IZn
Antwerpen war den ganzen Tag, namentlieh)
Abends, in den Straßen große Bewegung. Mehrre.
Trupps durchzogen mit Musik die Stadt, wobiee
größere Zusammenrottungen, jedoch ohne drohenen
Charakter, vorkamen. Die Truppen waren conſignir,. _
ließen aber keine Patrouillen gehen, die Bürgergarnnſe
wurde gegen 9 Uhr außer Dienſt gestellt. .
England. , .
London, 20. Oct. Die „Daily News“ ene.
wickelt heute in Bezug auf die Berliner Confernez_
zwei Grundsätze der Einberufung. Die Handels
freiheit iſt der Hauptzweck der Conferenz, daher ite.
und bleibt der Niger ausgeſchloſſen, denn er geniete.
unter den Auſpicien Englands längst die Handels.





„Sie bestehen alſo noch immer darauf, von
Fräulein Elsbeth Werner einen Bricf erhalten zu
haben, der Sie zu einem Rendezvous an die Stätte
des Verbrechens aufforderte ?“ .

„Gewiß, und ich glaube nicht, daß irgenn en
Grund vorhanden iſt, der an der Wahrheit mine
Versicherung zweifeln ließe.“ j

„Der allertriftigſte ſogar!“ sagte der Beamte
mit erhöhter Stimme. „Fräulein Werner ſelbſt hat
diese Behauptung als eine Lüge bezeichnet.“ :

Holmfeld schrack zuſammen und sah ten Unter-
ſuchungsrichter starr a s

„Aber das ist ja ganz unmöglich,“ brachte en
hervor. „Ich kann beſchwören, daß es ihre Hann.
ſchrift war.“ : .
fh „Sie werden begreifen, daß der Aussage der
jungen Dâme vorläufig ein größeres Gewicht bein.
gelegt werden muß, als der Jhrigen. Auch will c<eih
Ihnen ganz offen sagen, daß ich an die Exiſten; des
Brieses nicht einen Augenblick geglaubt habe! ~~
Wäre es nicht wirklich beſſer, wenn Sie endlich enn.
mal der Wahrheit die Ehre geben wollten ?“

Holmfeld biß sich auf die Lippen, um den Aus-
bruch seiner ersten Erregung zu unterdrücken uan
sagte dann mit etwas zitternder Stimme: :

„Nur die Achtung vor dem Gesſesz und dee
Obrigkeit kann mich veranlassen, auf diese Fragen
immer wieder mit der ruhigen Versicherung zu ant
worten, daß ich unschuldig sei. Was es mit dieſem
Briefe für eine Bewandtniß hat, begreife ich selbſt.
jezt am wenigsten. Elsbeth iſt nicht im Stande
eine Unwahrheit zu sprechen, am allerwenigſten in
einem Augenblick von solcher Bedeutung. Wenn sie
also wirklich gesagt, sie habe den Brief nicht gen


 
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