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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0943

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rautwortl. Revattenr Ph l pp Nl ausn er in Heidelberg.
ſ§eint täglich au t
elberg: monatlich 45



tag.. Abonnementspreis für ..
t ich Trägerlohn, durch die
U LÖ;ßgen vierteljährl. 1 Mark ohne Zuſtellungsgebühr.

N 229.
VÜbonnements:

gh, Nit dem 1. Oktober beginnt wieder ein neues
[ 1:1 ; zs
fehalteus Zeitung Ur ue. us cs:

Heidelberger Tageblatt

. (Seneral-NAnzeiger)

; bonniren. Dasselbe kostet durch den Briefträger
h,, Haus gebracht nur 1 Mk. 40 P
_ ! der Poſt abgeholt nur 1 Mk.
, Inserate haben infolge der starken Ver-

Einladung.

fg. pro !, Jahr,

gege hier sowie in der ganzen unteren Landes-.
_ IWHd bei billigster Berechnung den besten Erfolg.

Deutſches Reich.
8. Sept. Einzelne Theile des in der
sarbeitung begriffenen bürgerlichen Gesetzbuches
as deutſche Reich sind den Miniſterien der
gj 1ſchiedenen deutſchen Staaten zur Begutachtung
| zzz w tte
enderen Berathung durch eine besondere Commission
êtliegen, an deren Spitze der Präsident der
aatsſchuldenverwaltung. Sydow, stehen wird. ~
ttz Sttrt 146: Pig
nd Telegraphie 65350589 oder 2611 883
ehr, der Etat der Reichseiſenbahnen hat nach
Ms figer Ermittlung 16400900 oder 264 131
vr, „Veniger gebracht. Wie es heißt, werden
[11. Ottoberab ſämmtliche Staatsbahn-Telegraphen-
ei während des Tages- und der Nachtzeit von
t den und Personen, die eine Reise antreten
pulen, Privatdepesſchen annehmen und am Ankunfts-
weiterbeſtellene. Ob diese Annehmlichkeit auch
nichtreiſenden Publikum wird, ſei fraglich.
Oeſsterreich-Ungarn. ;
: Das neue königli
ſt heute in Gegenwart des Hofes feierlich er-
que „vorden. Nachdem der Kaiser bereits das





S FLF





Straße her bedenkliche Ausschreitungen. Der „Neuen
Freien Preſſe“ meldet man darüber; Das Publi-
kum auf der Straße war nicht länger zu halten
und die Polizei erwies sich ohnmächtig. Das
Durchbrechen des Spaliers und der Stangen war
das Werk eines Augenblicks. Unter großem Geschrei
ſtürzte die Menge in wilder Jagd die Rampe zum
Eingange empor, riß die Thüren auf und drängte
| sich in die Vorhalle. Hunderte stürzten nach, und
die Verwegensten stürmten die Logentreppe hinauf,
einzelne sogar bis zur Hofloge. Das im Saale
versammelte Publikum hatte von diesen Vorgängen
auf der Straße und im Hauſe keine Ahnung, und
glücklicher Weiſe konnte eine Störung der Vorstellung
noch verhütet werden. Man erstattete sofort dem
im Saale weilenden Ober-Stadthquptmann und
dem Indendanten die Meldung von dem Vorgefallenen.
Beide Herren waren in ungariſcher Gala, daher mit
Säbeln bewaffnet. Der Intendant, Baron Podma-
niczky, war genöthigt, mit dem Galaſäbel auf die
frechſten der Eindringlinge loszuſchlagen und sie zu-
rückzudrängen. Endlich wurde ausreichende Polizei-
mannſchaft herbeigeholt, welche die Eindringlinge
buchſtäblich über die Treppe hinabwarf und auf
dieſe Weiſe die Logentreppe und die Vorhalle von
den Eindringlingen säuberte. Die Ausschreitung
war wohl größtentheils eine Folge der unbezähm-
baren Neugierde und der Erregung des Publikums
über die ihm von Polizisten wiederfahrene Behand-
lung. Es dauerte ungefähr 20 Minuten, bis .die
Polizei die Ordnung wieder herſtellen konnte.
Mehrere Personen wurden verhaftet. ;

Pest, 29. Sept. Der auf das Ausland bezüg-
liche Paſſus der ungariſchen Thronrede lautet:
„Unsere Beziehungen zu Deutschland sind die mög-
lichſt innigen, stehen auch mit den übrigen Staaten
im beſten Freundſchaftsverhältniß, was mit Sicher-
heit erwarten läßt, daß Sie unbirrt durch äußere
Verwickelungen ihre Thätigkeit dem Wohle unseres
getreuen Ungarns weihen können.

: Fraxnkreich.

Paris, 28. Sept. Der gestrige Miniſterrath
hat drei Stunden gedauert, und wenn auch die Keime



ü betreten hatte, verübte das Publikum von der

Im Hauke des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.

daß nur das ſcharfe Auge eines Liebenden Ä; auf
den ersten Blick erkennen konnte. Die Tannennadeln,

l die überall an ihrem Mantel hingen, verrieten, daß



(28. Fortsetzung) [:

Es war ein trüber, wolkenſchwerer Tag. Die

h ſahen in der ſchnell hereinbrechenden Duntel-
ſüfter und unfreundlich aus, und das Knarren
rſchen ihrer Aeste, die sich unter dem hefti-
'inde neigten und an einander rieben, klang
ie das Acchzen eines ſchmerzgepeinigten Men-
t Vr tl rſſttr srgeselt
1ſch, daß es den Anschein us . ztt .ru
Uſgu, ne Gebäude beim nächſten Windſtoß völlig



Li Un Nur vs §rp§s. trat

und tat ins Juris. 'Pelece tui vollſutdie
ehabt, wenn sie geschrieben, daß niemand sie
hen würde. Die kleine Lichtung, auf welcher
! l. vgs rte
Ert Förſter oder einer f 332 Gehilfen yz ut:

Nikolaus blickte wiederholt auf seine Uhr. Die
m Stunde war vorüber und Helene noch nicht
ereitgren: Die Unruhe, welche der junge Mann

mitgebracht hatte, ſteigerte sich von Minute

ute und wohl zwanzigmal überschritt er auf
r Wanderung die Schwelle der kleinen Hütte.
ch, nach einer endloſen halben Stunde pein-
rtens trat die Erwartete zwischen den
hervor. Sie hatte ſich so dicht verhüllt,





ſie auf einem beschwerlichen und unbequemen Wege
gekommen sein mußte. Mit einem leisen, freudigen
Ausruf eilte sie auf Nikolaus zu und ſchlang ihre
Arme um seine Schultern. ;

Er zog sie ſanft in das Jnnere der Hütte hinein,
denn es begannen einzelne ſchwere Tropfen zu fallen,
und die Möglichkeit einer Ueberraſchung war ja auch
nicht ganz ausgeschloſſen. Drinnen machte er ihre
Hände von seinen Armen los und drückte sie mit
sanfter Gewalt auf die Holzbank nieder, ohne ſich
ſelbſt neben sie zu setzen. . :

„Ich danke Dir, daß Du hierher gekommen biſt,
Helene“, sagte er, „und daß Du mir so noch ein-
mal Gelegenheit gegeben haſt, mit Dir zu ſprechen!
Vielleicht hätte es sich in einer für Dich weniger
gefährlichen Weiſe veranstalten laſſen; aber Du
hattest mir ja verboten, Dir etwas darüber zu
ltÑ und zu Vorwürfen ist hier weder Zeit
no rt.“.

Mit großen verwunderten und ersſchreckten Augen
hatte sie zu ihm aufgeſehen, denn seine Stimme
hatte jenen tonloſen Klang einer mühsam erworbenen
tiuhe. die beängstigender wirkt als die wildeste

rregung. :

Ê499 oltcdiviilen, Nikolaus“, unterbrach sie ihn,
„iſt das mein Empfang ? Soll das der Zweck
unserer Zuſammenkunft sein? -- Biſt Du entschlossen,
mich aufzugeben, weil Du um mich kämpfen mußt ?“

Er ſchüttelte ſchmerzlich und finster das Haupt.
„Nicht so, Helene! - Nicht aus dieſem Ton
wollen wir zu einander sprechen! Du weißt, daß



Druck und Verlag von Wu r m & Pfeffer in Heidelberg. § .
Expedition Brunnengaſsse 24.

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Verkündigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Schwehiugen, Wiesloch, Siusheim, Eppingen, Mos. 1884 U
bach, Netarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tanberbiſchoſshein & Wertheim. : .
der Zwietracht noch lange nicht vernichtet sind, ſo
hat doch Jules Ferry die seiner Politik widerſtreben-
den Elemente abermals bändigen können. Faſſen_
wir kurz zuſammen, was beſchloſſen wurde : Einbe-
rufung der Kammern auf den 14. Oktober, Be.
willigung eines Budgetabſtriches von 50, anſatt.
der 60 Millionen, welche die Budgetcommisſion ble.
antragt; die Berufung des Herrn Liard an die
Spitze des höheren Unterrichts. Ferry ſpraeh vm
der Einnahme von Kelung und ließ die Hofnuama
durchblicken, daß Admiral Courbet noch vr de.
Wiederkehr des Parlaments eine große That zu
melden haben werde. Er sprach auch von der dem-
nächſtigen Löſung des Zwiſtes mit China, ohne
Der nächſte Miniſterrath
soll am 2. Oktober abgehalten werden. – Außer
für Tonking ſollen auch noch für die Marine große
Gelder beschafft werden; Admiral Peyron verlangt
65 Millionen auf das außerordentliche Budget, zur
Beschaffung von Geschützen für die neuen Panzer-
schiffe und die Küsſtenvertheidigung. Diese Summe
soll auf 5 oder 6 Jahre vertheilt werden, ſooasen.
etwa 10 Millionen auf das Jahr kämen. -+ Die
Nachricht von dem Einspruch der Mächte einschließ-
lich Deutſchlands gegen den engliſchen Finanzputſch ;
in Aegypten macht hier das größte Aufsehen. De.
Zeiten, wo England rücksichtslos fremde Intereſſen
verletzen durfte, scheinen vorüber zu sein, und in :
einsichtigen Politikerkreiſen merkt man hier nur zu
gut, wo die Haupttriebfeder dieser Bewegung gegen
jene engliſchen Rücksichtsloſigkeiten liegt. Den Eng-
ländern gönnt man bei uns die gründliche Vereinze-
lung aus vollſtem Herzen. Und könnte man anders ?
Hat sich etwa England den unserer Vereinzelung vor
14 Jahren angenommen? Möge jeder seinen Kopf
ſelber aus der Schlinge ziehen, wenn er kann!

indeß zu sagen, wieso.

Es ist feſtgeſtellt, daß hier

die Zahl der Cholerafälle bis 21. d. M. ungefänre.
10,000 betrug, abersie kann inzwischen auf18 20,000.
gestiegen sein. Die Zahl der Todesfälle überſteenn.
5000, ungefähr 52 Prozent der Fälle,
150,000 Personen haben seit dem Ausbru

Neapel, 29. t








ich bereit wäre, mich für Deinen Beſiß in

Kampf zu stürzen; aber eines gibt es, über d

nicht hinweg kann: das ist mein Ehrgefühl u

Achtung vor mir ſelbſt!“ : j
Sir war jetzt ebenfalls aufgeſtanden und stand

hoch aufgerichtet dicht neben ihm. Der durntktle

Mantel, der ihre ganze Geſtalt verhüllt hattet, war i

herabgeglitten, und wie sie ihm jett mit glänzennen

Augen fest ins Gesicht ſah, während sie beide Häane _

auf die wogende Bruſt preßte, war sie wirklich von

bezaubernder Schönheit. Er hatte einen Augenblié

inne gehalten, als sie ſo dicht auf ihn zugetreten -

war; aber sie biß die kleinen Zähne feſt auf einander

und sagte kein Wort. Daher fuhr er fort: ;
„Dein Vater glaubte, ein Recht zu haben, mich

zu beschimpfen, weil mein Verlangen in seinn

Augen ein wahnwitziges war. Er hat mich nicht

nur wie einen Dieb von seinem Grund und Boden

gejagt, sondern er hat der erſten Beleidigung noch

eine zweite hinzugefügt, indem er mich mit Geld

ablohnen wollte dafür, daß ich Dir einmal in einem .

Moment der Gefahr beigeſtanden. Du haſt bi dee...

erſten Beſchimpfung geschwiegen, Helene, und Du

haſt auch die zweite geſchehen laſſen! ~ Ich mache

Dir keinen Vorwurf daraus, > ich glaube sogar,

daß Du ganz recht gehandelt haſt, ~ aber ich will

| nicht, daß wir uns über unsere Zukunft betrügen»

Du hast nicht zu widersprechen gewagt, wel Du

Dir im Grunde Deines Herzens ſagen mußteſt,

Deines Vaters Handlungsweise sei nicht ohne Be-

rechtigung! Ja, es sind Schranken zwiſchn um.

vorhanden, die sich vielleicht nicht überſteigen laſenn.

meine Geburt, meine Armuth, meine geringe Steen.

lung thürmen sich bergehoch auf zwiſchen Dir und


 
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