Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI chapter:
No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1043

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext




Mittwoch,

antwortl. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.

; ejut täglich außer Montag. Abonnementspreis für
erg: monatlich 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch die
ezogen vierteljährl. 1 Mark ohne Zufſtellungsgebühr.





Bestellungen auf das „Heidel-
berger Tageblatt“ für die Monate
November und Yezember
zum Preise von 97 Z frei ins Haus werden von allen

ſtanstalten und Landbriefträgern angenommen. Bei
nſern Trägern und Trägerinnen hier und nächste Um-
fung fürmonatlich 45 Z. Zu recht zahlreichen Beſtel-

Ungen ladet ergebenſt ein Die Expedition.



















Deutſches Reich.

Berlin, 27. Oct. Der „Deutsche Reichs- und
reußiſche Staatsanzeiger“ theilt die Ansprache des
E;: tt t ogrys 18 Jttea
erden fich vorzugsweise auf dem Gebiet der Geset-
êbung bewegen. Der König beabsichtigt, das Gut-
<ten des Staatsraths zu fordern über Vorlagen
für den preußiſchen Landtag, über Entwürfe aller-
öchſter Verordnungen, über Vorlagen Preußens
kim Bundesrathe und über die Abgabe der preußi-
en Stimmen im Bundesrath für Sachen der





prichs-Geſebgebung, so oft die Bedeutung des Gegen-
ndes es angemeſſen erscheinen läßt; nur behielt

Lerwaltungsgebiet dem Staatsrath zu überweisen.
Yer König hegt das Vertrauen, daß die durch eigene
erufsthätigkeit gewonnenen Erfahrungen der Mit-
ieder des Staatsraths die Regierung bei den

Unterſtiten und das Material für die Verhand-
Ungen der gesetgebenden Körper vervollständigen
perden. Die Rede fordert zu sorgfältiger Prüfung
er Gesetzentwürfe auf, mit Rücksicht darauf, ob sie
en Bedürfniſſen des Landes entsprechen, ob die
ittel dazu angemessen und erfolgverheißend seien
Und ob die praktiſche Durchführung der Grundsätze
ftr die Entwürfe so geordnet sei, daß der Zweck
's Gesetes möglichſt vollſtändig mit möglichst ge-
pinger Belästigung zu erreichen sei. Auch die Re-
aktion der Gesetze sei aufmerksam zu prüfen.
d Berlin, 27. Oct. Der Bundesrath hat heut
en Antrag tes Reichskanzlers vom 23. October
Angenommen wonach die vom Braunſchweigiſchen



Im Hauſe des Verderbens.

Criminalroman von R. Ortmann.



(53. Fortſetzung.)

„Ich weiß nicht, Fräulein von Nuggenhagen,“
! 223.18 11.55 F 23 t es
üergnügen habe ?“ kam der Oberförster der Antwort
einer Tochter zuvor. Er that, als kenne er das
punge Mädchen nicht, das beim alten Baron ſtets
en Thee bereitet hatte.

d „Ich heiße Elsbeth Werner. Mein Bruder war
bergärtner auf Brandenstein –"

M „Und befindet sich jezt wegen Verdacht des
vrdes in Unterſuchungshaft. Ganz recht! Darf

hp et fz was das alles mit meiner Tochter

un hat ?“

, Elsbeth zauderte mit der Antwort, denn sie war

. der äußerſten Verwirrung. Auf Herrn von
Uggenhagens Gegenwart war sie ja nicht gefaßt

ewesen, und die mitleidsloſe Härte seiner Worte

?ugte ihren Muth vollends darnieder. t

t Jetzt aber war es Helene welche [ihr unerschrocken
u Hilfe kam. „Sprechen Sie ohne Bedenken,

Fräulein Werner“, sagte sie. „Mein Papa weiß,
aß ich das größte Intereſſe daran habe, etwas

Sie führte Elsbeth zu einem Sitz und ließ sich
s f ser Seits nieder, thre Hand noch imntr feſt-
ma Ste haben gehört, welche furchtbare Anklage

gegen meinen Bruder erhoben hat. Er ſoll

tr König sich vor, auch Angelegenheiten aus dem |.
feiert. Das Kollegiengebäude und die sich daran

vrarbeiten der Gesetzgebung in förderlicher Weiſe |

uäheres von Jhrem Bruder zu erfahren! Laſſen Sie
darum schnell hören, was wir wissen ſollen !“



tidelberger

(General-Anzeiger.)

Perkändigungsblatl für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Schwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-
bach, Uecarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldürn, Adelsheim,

Regentschaftsrathe zu beſstellenden Bevollmächtigten
als Vertreter Braunschweigs im Bundesrathe anzu-
erkennen sind.
Straßburg, 26. Oct. Universitätsfestlich-
keiten. Soeben, halb 8 Uhr Abends, bewegt sich
der glänzende Fackelzug der Studentenschaft durch
die Straßen; elwas starker Wind und einige, bis
jetzt zum Glück nur sporadisch fallende Regentropfen
vermögen dem imposanten Bilde nur wenig von
seinem malerischen Eindruck zu rauben. Eine große
Reihe stattlicher Wagen, ſämmtlich sechsſpännig,
mit den versſchiedenen Präſidien und Ausschußmit-
gliedern, kühne Reiter in vollem Wichs, wehende
Fahnen und rauſchende Musik, Corps, Burſchen-
schafter, freie Vereinigungen und grasse „Kameele“
feierlich beieinander, dazu viele Hunderte von Fackeln
~ in der That, die großen Massen von Zuſchauern,
die alle Straßen, durch welche der Zug kommt,
beſeßt halten, um den erſten Akt des „Studenten-
festes“ zu sehen, werden nicht enttäuſcht sein. Und



so iſt denn endlich der erſte der drei Tage herbei- | F

gekommen, an welchen Straßburg und seine Uni-
versität den Einzug in die so überaus reich und
herrlich ausgestatteten Bauten der neuen Universität

schließenden wissenſchaftlichen Institute, wie ein Kom-
plex von Palästen erheben sie ſich vor unsern Augen,
eine ewige Zierde für die Stadt und das Reich,
welches die neue Unloerfitäit mit patriotischer Munt--
fizenz geschaffen hat, ein würdiges Monument des
erhabenen Gedankens, dem die Gründung der neuen
Hochſchule entsſproſſen: die Stätte friedlicher Er-
oberung zu sein in den neugewonnenen Landen. ~
Der Platz vor der Universität gewährt in diesen
Tagen einen ganz besonders freundlichen Anblick,
da zahlreiche Flaggen an hohen Maſten luſtig im
Winde flattern. Einen gleichen Schmuck zeigen die
Straßen, durch welche morgen (Montag) Vormitt-
tag der Feſtzug fich von der alten Universität (dem
Schloß, welchcs jeßt ganz für Bibliothekzwecke ein-
gerichtet wird) nach den neuen Gebäuden bewegt;
im Lichthof des allgemeinen Kollegiengebäudes wird
dann der Hauptfeſtaktus in Gegenwart des Kaiser-

bei einem Verbrechen betheiligt gewesen sein, welches

geſtern Abend begangen worden.“

“ „Gestern Abend ?” Helene zuckte zusammen und

die Farbe wechselte auf ihren Wangen. „Gestern

Abend ?“ wiederholte sie. „Und um welche Stunde ?“
„Bald nach sieben Uhr hatte man den Baron

in den Park gehen sehen, und um neun Uhr fand

man ſeine Leiche.“

Helene sprang empor und ihre Augen blitten.
„Aber wie konnte man da Jhren Bruder beſchul-

digen?“ Hat er denn nicht ſogleich geſagt, daß er

ſich während jener Zeit gar nicht auf Brandenſsteiner
Grund und Boden befand ?“

Auch in Elsbeths Augen leuchtete jett die Freude
auf. „Also Sie wisſen es, wo er gewesen iſt!
Nun werden Sie ihn retten!“

Helene ſtand mit glühenden Wangen da, und
sie wagte es nicht, die Blicke zu ihrem Vater zu
erheben. „Das will ich!“ ſagte sie mit leiſerer
Stimme. „Aber hat er denn nichts geſagt ?“

„Er hat nch geweigert, irgend eine Auskunft zu
geben ; uz weiß, er würde eher sterben, als daß
er es thäte!“ : H
Unt o t 1.2.2 ur. s: .

wendete sie sich gegen den in starrem Schweigen

verharrenden Oberförster. „Papa! + Ich muß
Dir ein Geſtändniß machen, wegen deſſen Du mir
sehr zürnen wirſt! Du haſt ein Recht dazu, und ich
will mich Deinem Zorn und Deiner Strafe geduldig
unterwerfen. Nur höre mich geduldig an. Ich

hatte geſtern Abend, trotz Deines Verbotes und hinter

Deinem Rücken, eine Zuſammenkunft mit Nikolaus.
Wir wollten Abſchied von einander nehmen, denn



Jauberbiſchoſshein & Wertheim.





- H#9. Oktober



Expedition Brunnengaſſe 24.

für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Er

1884.





des Aktus bildet die Festrede des Rektors Profeſsſor

Sohm. Montag Abend Kommers, Dienstag Vor- .
mittag Katerfrühſtüick und als Schluß am Dienten.
Abend Festball in der Bürgermeisterei, gegeben vam

der Stadt Straßburg. Kenner werden der Ansicht
sein, daß es vielleicht zweckmäßiger gewesen wäre,
den Festball vor Katerfrühſtück und Kommers zu
verlegen, doch dürften zwingende Gründe dies un-
möglich gemacht haben. ;
Fraukreitntze. s
î_ HParis, 27. Oct. Der Agence Havas zufolge
gibt General Briere in seinen lettten Depeschen nicht

die geringste Unruhe über die Sicherheit des Deltas §

kund. Von Konangsi her, wo der Rothe Fluß ströme

ſei Seitens der Chinesen nichts zu befürchten dan.

Gerticht, daß Honghoa von den Chinesen belagert
sei, blieb bisher ganz unbestätigt

Paris, 25. Oct. Ein Telegramm aus Shanghai U

von heute ſagt: Die Arbeiten zur Absperrung des-

befreundeten Schiffe wird eine 260 Fuß breite

Durchfahrt offen gelaſſen. Die Blokade der West-

küſte Formoſas begann am 23. Oct. und ist keinem

Schiffe gestattet, auszulaufen oder zu landen. For-

moſa iſt demnach vollſtändig iſolirne.
Belgien..

Brüſſel, 25. Oct. Es verlautet, Beryaert lege

dem- König folgende Minisſterliſte vor: Berngert

Präsident, Finanzminister Devolder Justiz, Thoniſſen-
Inneres und Unterricht, Demerau Auswärtiges,
Pontus Krieg, Vandenpeerebom Eisenbahnen, De-

bruyn Landwirt hſchaft. Die Entscheidung des Königs. f
iſt noch nicht erfolgt. + In Loewen fanden letten

Donnerſtag Ruhestörungen statt, wobei einige Ver-

wundungen vorkamen; mehrere Verhaftungen faden.

tatt. ] (
' Brüſſel, 27. Oct. Der König genehmigte ge
stern Nachmittags folgende Ministerliſte : Beernaert :
Finanzen, Devolder : Juſtiz, Thönisſen : Inneres und
Unterricht, Pontus : Krieg, Vandenpeerebom : Eisen-
bahnen, Caramanchimay : Auswärtiges und Demo-
reau: Landwirthſchaft. Die Bildung des neuen

es war seine Abſicht, heute oder morgen die Gegend
zu verlaſſen! Oben in der Jägerhütte trafen wir
zuſammen, und gerade um jene Zeit, in welcher im

Brandenſteiner Park das Verbrechen begangen won.

den sein soll. Begreifsft Du nun, Papa, daß Niko-

laus. an denſelben nicht betheiligt ſein kaun, um I

daß cs meine, daß cs unsere Pflicht iſt, ihn zu
heut? cenaſhung und Erfchütterutg Des Dber-
förſters bei dieser völlig unerwarteten Nachricht war
eine unbeschreibliche, und in seinem ersten Zorne

hatte es wirklich den Anschein, als wolle er die.

ganze Welt umbringen. i
Erſt als Helene immer und immer wieder in
ihrer kindlich demüthigen und doch furchtlos ent-

schloſſenen Weiſe zu ihm gesprochen hatte, als auen.

Elsbeth vor ihm in die Knie geſunken war, als ſie

die großen, in Thränen schwimmenden Kinderauan.
flehend zu ihm empor gerichtet hatte, mit zitterner.

Stimme um Mitleid für ihren Bruder bittend, -
erst da ſchien sich die Gewalt seiner innerlichen Er-
regung einigermaßen gebrochen zu haben. Er ging

mit ſtarken Schritten auf und nieder und blieb enn.

lich vor Elsbeth stehen.

„Stehen Sie auf, mein Fräulein,“ sagte een.

„Sie ſind ja unschuldig an der ganzen Geschichte,

und es thut mir leid um Sie! ~ Aber halten se.
es einem betrogenen, einem verrathenen und geſchän-. .
deten Vater zu gute, wenn ihm das Blut ins koche
geräth! -- Ihr Bruder hat ſchlecht an mir gehan.

velt fehr ſchlecht!“
i;, Du-thuſt ihm Unrecht, Papa , .
„Schweig, Helene! Es wird mir schwer gennnz.
Ruhe zu erzwingen !“



Druck unb Verlag von Wurm & Pfeff er in Heidelberg. : s

Anzeigen: bie 1-ſpaltige Petitzeile oder deren Raum ö Fig. : .. .
scheinen Rabatt.

lichen Statthalters vor sich gehen, den Mittelpunkt .

luſſes Wooſung beginnen am 28. Oct. Für dien
 
Annotationen