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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 127 - No. 149 (1. Juni - 29. Juni)
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„.und : ich.





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mit Trägerlohn, durch die Poſt
bezogen vierteli. 1 Mk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengaffe 24.



elber ger Tagebla t:

igen: die I-ſpaltige Petits §:: ..

Heidelberger General-Anzeiger. Ö

Yerantwortliher Redakteur Philipp Klansner.



t oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg.

Rabattbewilligung.
Expedition Brunnengaffe 24. . w



M 127. .

MU; Bestellungen auf das „Heidel-
erger Hs gti. für den Monat

nehmen alle Poſtanſtallen und Landbriefträger
entgegen. Preis bei der Poſt abgeholt 35 Pfg.,

! durch die Poſt frei in's Haus gebracht 50

Heidelberg kostet dasſelbe monatlich 1.3: tt

Deutsche Colonie-Beſtrebungen.

Die Sicherſtelung der ersten deutschen Colonie
Angra Pequenna durch das Reich iſt in ganz Deutsch-
land mit Freuden begrüßt worden. Die Kölnische
Zeitung empfiehlt, auch die nördlich gelegene Wal-
fiſchbai zu erwerben. Dieſe Bai, schreibt ſie, iſt
nicht nur der beſte Hafen der ganzen westafricani-
schen Küſte, der Angra Pequenna-:Bai entschieden
überlegen, sondern zugleich der Schlüſſel zu einem
ausgedehnten und viel werthvolleren Hinterlande.
Schon unter den bisher noch wenig entwickelten
Verhältnissen iſt der Handelsumſatz über die Wal-
fiſch-Bai zehn-, vielleicht zwanzigmal so hoch gewesen,
als in der Angra Pequenna-Bai. Deutschland kann
hier in keiner Weiſe ein besonders glänzendes Colonial-
gebiet, aber immerhin eine genügende wirthſchaft-
liche Grundlage für ein solches gewinnen. Einfuhr
und Ausfuhr werden keine übermäßig große Aus-
dehnung gewinnen, wenn auch eine mit der Zeit
steigende lohnende Aufgabe für den Handel bieten.

Nun ist die Walfiſch-Bai, wenn auch ohne jedes
Hinterland britisches Gebiet, und es befindet ſich als
Reſt der 1877 verſuchten, doch kläglich verlaufenen
Einleibungspolitik Englands noch ein engliſcher
Beamter mit zwei Polizeidienern an diesem Hafen-
platze. Wie der britiſche Colonialminister Lord Kim-



berley bereits vor etwa 3 Jahren in einer Depeſche | geg

an den Gouverneur der Cap-Colonie erklärt hat,
iſt der Beſit, der Walfiſch-Bai für England ohne
besondere Bedeutung und deshalb ertheilte der Colo-
nialminister der englischen Regierung den Rath, die
betreffende Stellung, die unter den Kriegsverhält-
niſſen nur Schwierigkeiten mit den Eingeborenen
gebracht habe, lieber ganz aufzugeben. Das Haupt-



Die Frankeuburg.

Roman von Marie Romany.

(43. Fortsetzung.) ; jz

Davon iſt nicht die Rede. Es gibt wichtigere
Sachen jettt zu besprechen. Vor allen Dingen laß
uns dieſen Ort hier verlaſſen, das Wachslicht wird
erlöſchen, darum laß uns eilea. ! ,

In diesem Augenblicke flammte das Licht noch
ein lettes Mal auf, und als ob es Schickung wäre,
fiel der Blick des Alten auf das glänzende Schild



des Sarkophages und er las mit zögernden Worten: |

Udo von Sternenberg. Udo von Sternenberg: wie-
derholte Elſa mechanisch. Haſt Du ihn gekannt?

YRein. Ich auch nicht, versicherte sie seufzenn.

Was also führt Dich hierher? Welch’ sonder-

. baer Einfall läßt Dich die Stätte der Todten be-

ſuchen? Elsa blickte ſcheu vor sich nieder.

Du willſt mir nicht antworten? Willst mir nicht
ſagen, was Dich in diese Gruft trieb, so fern Deiner
Heimath? Das Verlangen nach Ruhe, flüsterte das
Mädchen kleinlaut und tief beschämt.

Baldrian schwieg. Ein Blick des unendlichsten
Mitleids traf das vor ihm liegende Kind.

Du verſchweigſt mir die Wahrheit, ſagte er nach
einer Pauſe. Ich darf nicht reden, Onkel Baldrian.
Du darfst nicht? Ein Gelübde! brachte sie hervor.

Das kann nicht sein, fuhr der Alte auf. -

Schelte mich nicht, flehte Elſa. . ;

Ein Geheimniß, sag’ ich Dir, dazu Niemand
auf Erden den Schlüſſel hat, als eine hohe Dame
! Sie reichte ihm die Hand. Verſprich
_ mir noch etwas, Onkel Baldrian, wier. j



Intereſſe, das die engliſche bezw. capiſche Regierung

Honntag, den 1. Juni

bei einer gewiſſen Beaufsichtigung der ſüdwestafri-
caniſchen Küſtenländer hatte, war das, die freie Ein-
fuhr von Waffen und Munition für die Einge-
borenen, welche auch an anderen Stellen Süd-Africas
der engliſchen Herrſchaft Schwierigkeiten bereiten
konnte, zu hindern oder doch zu beschränken. Diese
vom Standpunkte der englischen Politik erklärliche
Vorsicht iſt durch die Besetzung der Angra Pequenna-
Bai durch deutſchen Gewerbfleiß hinfällig gemacht
und das Festhalten der Walfiſch-Bai würde in der
bezeichneten Richtung völlig wirkunglos sein. Eng-
land kann diesen Punkt ruhig fallen lasſſen.

Es kommen aber noch weitere Gründe, welche
den ferneren Beſit der Walfiſch-Bai für England
unräthlich erſcheinen laſſen. Es überwiegen ſeit
Jahren die deutschen Intereſſen im Herero-Lande,
dem Hinterlande der Walfiſch-Bai, diejenigen eng-
liſcher Unterthanen nicht unbedeutend. Man ſchickt
ſich aber ſoeben in Deutschland an, den wirthschaft-
lichen Intereſſenkreis in jenem Lande kräftig zu er-
weitern. Nach längerer ſorgfältiger Erkundigung
iſt die Gründung einer kapitalkräftigen deutschen
Ber baugesellſchaft in der Nähe der Walfiſch-Bai
im
Macht im Lande darſtellen, daß es nicht nur auf
einen weiten Bezirk hin den kriegeriſchen Unruhen
wehren und Ordnung und Geſet ſchaffen, ſondern
auch die Entwickelung des Hinterlandes dauernd be-
einfluſsſen könnte. Eine solche Geſellſchaft ist nach
Lage der Landesverhältniſſe gezwungen, sofort eine
Eiſenbahn von der Wallfiſch-Bai nach den eröffneten
Minen anzulegen. Nun denke man ſsich die Lage
des ganz vereinſamten britischen Beamten mit ſeiner
Srutte. vt ttt! Peral. Pl rein quſtc Ert
ihm und der Geſellſchaft Schwierigkeiten entstehen,
die gewiß jeder Theil gern vermieden sehen möchte.

Was bei der ganzen hier vorliegenden Trans-
action von entscheidender Bedeutung zu ſein ſcheint,
iſt die Thatsache, daß ſsſo ziemlich alles, was ſeit
langen Jahren zur allmählichen Erſchließung der
südweſt-afrikaniſchen Küſtenländer geschehen ist, durch
Deutsche ausgeführt wurde. Wir nennen hier vor

Der Alte zog mißvergnügt die Achsel. Wenn
es mir möglich iſt. Erzähle nicht, wo wir gewesen
find. Ich werde es verschweigen. Das gelobſt Du
mir? Ich verspreche Dir, betonte der Alte, daß in
unserem Hauſe Niemand erfahren soll, welche Reise
wir miteinander gemacht haben.

. HO, Onkel Baldrian, Du weißt, wie ſehr mein
Herz zerriſſen ist.

Der Alte seufzte. Gewiß, ſagte er bitter, und
das durch ihn, den Gott dafür strafte . . . .

Bst, hauchte Elſa; haſt Du vergeſſen, wie gut
und edel mein Victor ist? '

Der Alte schwieg. Er wollte der Belegenheit
wehren, dem armen Kinde auf's Neue in die Seele
zu greifen. Fast hätte er gesagt : Graf Victor ist
Dein Victor nicht mehr! - doch. hielt er die Worte
urück. Es wird Zeit ſein, daß wir von hier auf-
Fust, ute tt. piugis %. turn, scha!
dunkel hier ſein. U. i ſtüte Dich auf mich, ich
führe Dich zur Heimath, das iſt das Beſte für Dich.
! Elſa erhob sich, sie folgte dem guten Alten; im
Scheiden aber warf sie noch einen leßten Blick nach
dem Sarge des Vaters zurück. ; .
Da ruhen sie ſelig, alle die Ahnen, flüsterte fie,
als Baldrian sie an den Fuß der Treppe geführt;
t SB; tt Ä w
Den Alten überlief ein Schauer, er zog das
arme Wesen fester an ſeine Bruſt. Rede nicht von
solchen Sachen, ſprach er düſter, Du hängst am
rte eines zrt;ntee und kehrſt in die Familie der
einigen zurük. _. ;
Elsa schwieg. Sie gedachte des Engels und der

egenkommen



erke. Dieses Unternehmen würde eine ſolche |



.



allem die Arbeiten der Rheiniſchen Mission, die seit. vA

bald 40 Jahren in jenen Ländern nicht ohne Erfolg

thätig iſt. Abgesehen von allen persönlichen Opfen.
haben die zahlenden Freunde dieser Gesellſchaft blen.
rereits mehrere Millionen jenen Ländern zu nue.

dargebracht. Auch im Gebiete des Handels haben

deutsche Unternehmungen bis zum Ausbruche ser “.
Kriegsunruhen eine bedeutende Stellung ei nteo.
men. Es iſt alſo gewiß kein colonialpolitichſen.
Abenteuer, wenn Deutschland nun ernstlich an den .
Schutz jener ſüdweſt-afrikaniſchen Küſtenländer dente.
Es hat vielmehr dazu ein moralisches, durch Aue.
wand von Arbeit, Mühe und Geld begründetesnnn.

recht. Wenn irgendwo über See für Deutſchland

heute ein solches besteht, ſo dort. Wo ein genügen. .

der deutſcher Intereſſenkreis als Grundlage vorhan-

den ist, werden die nöthigen Verhandlungen aeh
ohne jene politische Verwicklung mit anderen Mächten.
unschwer ſich vollziehen laſſen. Die Beſeßung Angra .
Pequennas wird die Beseßung der Walfiſch-Bai .

hoffentlich bald nach sich ziehen. ;



Deutſches Reich.

Karlsruhe, 30. Mai. In der gestern Aben.

stark beſuchten Versammlung der Handelskammer

wurde eine Resolution gegen die projektirte prozen- _

tuale Börſenſteuer angenommen und beſschloſſen, der

Regierung ein motivirtes Gutachten über den Ge. J '

setentwurf auszuarbeiten.
Berlin, 30. Mai.

neuen Reichtagsgebäude, zu welcher die Einladungen w.
geſtern ergangen sind, soll weniger den Charallen.
einer Feier für ein bloßes Geschäftshaus des Reiten.
tages tragen, als vielmehr den eines Monumenalen.
baues zur Erinnerung an die Errichtung des Reichs..
Dem Vernehmen nach beabsichtigt der Kaiſer ſelblt.
bei der Feier eine kurze Ansprache zu halten, wre.
er überhaupt der Aufstellung des Programnſss in
allen seinen Einzelheiten große Aufmerkſamkeit wimen.
Die aus Mitgliedern des Bundesrathes und Reichle.
tages beſtehende Reichstags-Baukommisſion wirv báéan.
dem Feſtakte als ſelbsiſtändige Behörde fungirna uw.
bei dem Empfange der eingeladenen illuſtren Geselle.

Tame des Friedens. Durfte wohl in ihrem Herzen .

ein ſchwacher Hoffnungsſtrahl ſein?

Bald waren sie miteinander über die Trepe
und traten durch die Kapelle in den Wald hinuann.
Baldrian nahm das schwache Kind -+ das er in
der Ueberſpanntheit seines Gemüths für geiſteskraenn.

hielt, in seinen Arm und geleitete es ſiche mn
hz! Fonten Kreis der Seinen, in ihr kleines Heim Iss s
zurück. [ T

Reunzehutes Kapitel.

Victor von Hohenheim ſaß in ſeinem Schlafge: .
mach. Schon ſeit Wochen hatten ſeine Diener Ve...

fehl erhalten, Niemanden aus dem Kreiſe seiner
Freunde oder Bekannten in ſeine Nähe zu laſſen ;
er wollte nichts ſehen von der Welt und dem Leben,
seitdem sein
aber sie gewährte ihm

Kummers zu weihen, ;
jetzt für ihn die Wolluſt der inneren Glückseligkeit.

"" Es war ſpät am Abend, als Victor einam, um
verlorene Liebe trauernd, in einer Ecke des Dvanen.
ſaß; unangetastet stand das Nachtmahl, unberuhte.
lagen die Einladungen, mit welchen ihn seine Frune.
beſtürmten, nichts erweckte ihm Gefallen, nichts..
feſſelte seinen Sinn. Graf Victor litt in entſeßlihe.
Weise an der peinlichsten aller Krankheiten, dem

Herzensgram. ;
Da trat ein Diener herein.

Der gnädige Herr Graf wollen gütigſt die Stö- ;ts

rung vergeben, huſtete er nach-kurzem Räuspern in

Verlegenheit; es iſt ein Herr draußen, der sich thſe.

aller Mühe, die ich mir gegeben, nicht abweisen läßt. ..



Die Grundsteinlegung zum : .





Herz so tödtlich verwundet war. wm
beſänftigte ihn auch die Stillc der Einsamkeit weng.

Muße, sich der Pein seine.
und in diesem Schmerze lg


 
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