Dienſtag,
Verantwor. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.
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onatlich 45 s. ir
teljährl. 1 Mark ohne Zustellungsg
ſſe zu faſsen.
ich-Nngarn.
11. Okt. Dietfeierliche Schlußſteinlegung
sität hat um 2 Uhr Nachmittags durch
kn Kaiser stattgefunden. Im Feſtſaale hatten sich
Erzherzöge Karl Ludwig, Albrecht, Rainer, Wil-
m, die Minister, der Statthalter, der Land-
tſchall, der Bürgermeister, die Gemeinderäthe, die
pißen der Civilbehörden, sämmtliche Profesſoren
zr Univerfität und anderer Hochschulen, Abgeordnete,
Erzbiſchoff mit der Geistlichkeit versammelt,
Kaiser, der beim Hauptportale von dem aka-
ſchen Senate empfangen und in den Festsaal
itet wurde, erwiderte auf die Ansprache des
imftätte der t Un B P tte g::
ſo glänzender ktinſtleriſcher Weise vollendet zu
n. Mögen der Jugend, welche hier an der
HYUelle des Wiſſens die Elemente des Berufes und
künftigen Lebensgltüickes aufsucht, dieselben
eit in vollem Maße geboten werden und uöge
gs ſelbſt, indem sie fich der großen, für diese reiche
"dungsstätte aufgewendeten Opfer dankbar er-
nert, erſtarken in allen Zweigen der Erkenntniß
d Liebe zum gemeinſamen Vaterlande. Es
Uektors Zz;chokke :
Im Hauſe des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.
(39. Fortsetzung)
hu, Er schob die sechs Patronen in die Oeffnungen
rommel, warf die Schachtel mit der übrigen
tion in den Koffer zurück und verbarg die
SOUL REM N P ts
nſein einer Brieftasche, auf die er gleichfalls we-
"tlich Gewicht zu legen schien, schloß den Koffer
der zu, und zündete fich, nachdem er auch Ueber-
und Hut angelegt hatte, in großer Gemüths-
eine Cigarre an. ;
„Wo bleibt denn eigentlich der Wagen?“ fragte
den Diener, nachdem er ziemlich heftig geschellt
tte, und als ihm derselbe erwiderte, der Einspänner
l]veben auf der Rampe angefahren, nahm er den
vk und ging hinaus.
yu, „Ich denke erſt morgen Vormittag zurückzu-
en,“ sagte er noch auf der Treppe zu dem
êner, „wenn aber meine Anwesenheit irgendwie
ſchenswerth oder nothwendig sein sollte, so trifft
die Benachrichtigung bestimmt im „„Schwarzen
t. .- Run vorwäirts !“
as leichte Fuhrwerk rollte davon, und Ram-
hatte im Abfahren gerade noch Zeit genug,
tt's bleiches Gesicht an einem Fenſter des Schloſſes
zunehmen, von dem er ſchnell zurtickwich, als
"! Doktor lächelnd hinaufgrüßte.
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lehrte nicht wieder an den alten Platz zurtick. Aus
eidelberger Tageblal
(General-Anzeiger.)
Perkündigungsblatt für die Pezirke Heidelberg, Weinheim, Schwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingeu, Mos-
bath, Ueckarbiſchofsheim, Eberbach, Huchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.
Bestellungen auf das Heidel-
berger Tageblatt pro I1s.
werden noch fortwährend von allen
Poſtanstalten und Briefträgern angenommen.
Die Expedilion.
Deutſches Reich.
Berlin, 10. Okt. In der gestrigen Bundes-
rathsſitzung iſt das Militär-Relictengeſeß abgelehnt
vrden; das war vorauszusehen, denn die urſprüng-
liche vom Reichstage erheblich abgeänderte Vorlage
hatte der Bundesrath seiner Zeit mit Einſstimmig-
"eit beſchloſen. Abermals iſt alſo das Schickſal
Penfionsgesetze in ungewisse Ferne gertickt. Die
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rt die Zuſammensetung des Reichstages abwarten
um danach ihre Beſchlti
wird meinem Herzen wohlthun in den Fort-
ſchritt an echter Wiſsenſchaft und Tugend,
die Bürgschaft einer glücklichen Zukunft erkennen zu
können, und gern versichere in dieser Hoffnung, Lehrer,
und Schüler dieſer Hochſchule für alle Zeit meiner
besonderen Gnade und Fürsorge.“ (Begeiſterte Hoch-
rufe). Es folgte die Verlesung und Unterzeichnung
der Bauurkunde, der Vortrag eines Feſtchorals, die
Vorstellung der Bauleiter und ein Rundgang. Beim
Verlaſſen des Gebäudes erſchollen begeiſterte Hoch-
rufe auf den Kaiser. Die Ordnung innerhalb des
Gebäudes wurde durch Corpsſtudenten muſterhaft
aufrecht erhalten. :
Frankreich.
Paris, 11. Okt. Wie verlautet, haben bei
dem Kampf von Lang-Kep die Franzoſen so sehr
gelitten, daß der Vormarſch gegen Lang-Son vorder-
hand eingestellt werden mußte; außerdem soll das
französische Corps, welches gegen die Chinesen vor-
geht, nicht ſtark genug sein, um fich ins Gebirge
wagen zu können, wo es von den Kanonenbooten
nicht mehr unterftütt werden kann. Der verhältniß-
mäßig ſtarke Verluſt an Offizieren, welchen die
Franzosen bei Lang-Kep erlitten, erklärt sich \dadurch
daß sie bei dem hartnäckigen Widerſtand der Chi-
neſen mit ihrer Person eintreten mußten. /
Paris, 11. Okt. Der Handelsminister Heriſſon
wohnte heute noch dem Miniſterrath im Elysee bei;
seine Ersſezung durch Rouvier wird erſt Anfang
nächster Woche erfolgen. Die Minister beschloſſen,
bei der Eröffnung der Parlamentstagung keine Er-
klärung über die Lage zu machen, da sie der An-
sicht sind, daß das Publikum über die Ereignisse
seit der Vertagung der Kammern vollſtändig unter-
richtet ſei. Die Geſsellſchaft „Meſſageries Mari-
times“ hat eine regelmäßige Dampferlinie zwischen
Saigon und Manila Et
ngland.
London, 11. Okt. An die Commandanten der
qt PR dr gad UI fs
nach Neu-Guinea zu begeben und die engliſche Schutz-
herrſchaft über die Südktiſten nebſt benachbarten
einer mit ſchwerem dunklen Wein gefüllten Krystall-
flaſche füllte er wiederholt das auf dem Tiſche stehende
Glas, um es jedesmal haſtig und auf einen einzigen
Zug zu leeren. Das feurige Rebenblut rief keinen
Schimmer von Röthe auf seine fahlen Wangen und
vermochte den düſteren Fieberglanz nicht mehr zu
öhen, der ſchon vorher in seinen Augen geleuchtet
atte. –
Ramfeld war nach kurzer Fahrt in der Stadt
angekommen, und dienſtfertig drängten sich die we-
nigen Domeſtiken, deren sich der „Schwarze Adler“
ein viel beſuchter, aber ziemlich einfacher Gasthof,
erfreute, an den Wagen, um seinen Befehlen so
schnell wie möglich nachzukommen. :
„Geben Sie mir ein anſtändiges Zimmer; denn
ich werde über Nacht hier bleiben“, sagte der Doktor.
„Der Kutscher mag eine Erfriſchung zu sich nehmen
und dann nach Brandenstein zurückkehren, um mich
morgen mittag von hier abzuholen. Das Abend-
t: bringen Sie mir um halb zehn Uhr auf das
immer.“
Damit folgte er dem voranſchreitenden Kellner,
welcher ihm ein einfaches Gemach im erſten Stock
aufschloß und ihm dann noch die gewünſchte Aus-
kunft über einige Adreſſen im Städtchen gab. Um
halb fieben Uhr wurde der diensſtbare Geiſt noch
einmal durch ein Glockenzeichen herauf gerufen : denn
Doktor Ramfeld wüyſchte Licht und einiges Brief-
papier. Auch eine halbe Flaſche Rheinwein und
eine Flaſche Selterswaſser wurde heraufbefohlen und
die Bestellung des Abendeſſens noch einmal in Er-
innerung gebracht. Bis dahin aber wolle er, der
Doktor, wie er ſagte, ungestört bleiben.
v
14. Oktober
Druck und Verlag von Wurm & Pfeffer in Heidelberg.
Expedition Brunnengaſſse 24. e
die 1-spaltige Petitzeile oder der
ärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Er
en Raum 5 pg
scheinen Rabatt.
1884.
Inseln zu verkünden. Die Ansiedelung auf diesen
Gebieten iſt für jetzt noch nicht gestattet. :
London, 11. Okt. Wie die „Times“ erfährt,
beabsichtigt die engliſche Regierung, in der Capcolonie
eine ſtarke Polizeimacht zum Schutze der Eingebornen
S z c ;-
Innere Afüikcs führt, : bilden.
Aus Uah und Fern. .
X Reckargemünd, 12. Oct. Der hiesige Turn-
verein hielt geſtern in wohlgelungener Weise sein
Schlußturnen, welches das Ergebniß hatte, daß der
Verein unter seiner vortrefflichen Leitung des Hrn.
Kaminfegermeister Krieg tüchtig gearbeitet hat Som-
mers über. Abends fand allgemeiner Commers im
„Anker“ statt, welchem sich die vom Feuerwehrfest
in Ladenburg zurückgekehrte Feuerwehrabtheilung
anschloß. Auch der Commers muß als ein in allen
Theilen wohlgelungener bezeichnet werdſe.
* Helmstadt, 10. Okt. In Vollenberg wurd ;
dieser Tage ein Stromer aus Schönau bei Hei
berg wegen Traubendiebſtahls mit 24. Stunden
Ortsarreſt belegt. Derselbe brach jedoch Vormittags
zwischen 10 und 11 Uhr ein Loch durch die Wand
und entfloh. Doch wurde er bald wieder eingefangen,
worauf er seine Kleider total zuſammenriß, so daß
der dortige Bürgermeiſter genöthigt war, ihm andre
Kleider zu beschaffen. Der Stromer wurde an das
Amtsgericht Neckarbiſchofsheim abgeliefert, wo er
seiner weiteren Bestrafung entgegen ſieht.
T Van der Bergſtraße, 13. Okt. (Der
Brand im Huzelwald.) Eine neue verbeſſerte Auf-
lage erlitt dieſer Tage Nadlers köſtlich geſchilderter
Brand im Huzelwald durch eine wahre und wirkliche
Episode, die ich Jhnen wortgetreu ſchildern werde.
Der Herr Bürgermeiſter eines wohlhabenden Dorfes
an der Bergſtraße, ein recht braver und gemtith-
licher Mann, der aber auch, wie es einem Schulzen
geziemt, sein Schöpplein nicht zu trinken vergißt,
muß an einem der lettten Sonntage etwas fut
Gesalzenes gegeſſen haben, denn es entwickelte ſich
am Nachmittage desſelbigen Tages ein rieſiger Durſt
selbſt verſteht, wurden alle dieſe Aufträge pünktlich
ausgerichtet, und als der Kellner den Wein und das
Mineralwasser brachte, fand er den Gaſt, der ſich's
in seiner Toilette möglichst bequem gemacht hatte,
bereits so eifrig ſchreibend, daß er, um nicht zu stören
die Thür mit äußeſter Behutſamkeit hinter sich in's
Schloß zog. .
Hh 6%. to Burſche hätte sicherlich gewaltig.
große Augen gemacht, wenn er gesehen, was unmit-
telbar nach seiner Entfernung im Himmer vorging.
Der Doktor warf seine Feder beiſeite und be-
gann mit ebenso großem Eifer als Geschick eine Um-
geſtaltung seines äußeren Menſchen, welche die Er-
fahrung eines Schauſpielers oder + eines Spitz-
Anzeigen:
für ausw,
Heidel
buben voraussetzen ließ. Die Beinkleider verſchwan.
den zur guten Hälfte in einem Paar hoher Stun.
penſtiefel, die sie bisher verdeckt hatten. Der dunkke.
Ueberrock erlitt eine sehr erhebliche Einbuße an de
Eleganz dadurch, daß er an verschiedenen Stelen.
künstlich zerknickt wurde, und daß sein Sammetkrnzzen.
einige nachdrückliche Striche in der verkehrten Ritze
tung erhielt. Aus einer seiner Taſchen kam daam
ein Päckchen zum Vorschein, daß außer einem treff-
lich gearbeiteten großen Vollbart, auch eine blauen
Brille mit ziemlich großen, beinahe runden Gläſren.
enthielt, welche beiden Gegenstände das Gesicht ds.
Doktors Ramfeld binnen wenigen Sekunden valee.
ſtändig unkenntlich machten. Als nun gar noch d'en.
Tiefe einer anderen Taſche eine weiche, ſchirmloſe
Mütze herausgegeben hatte, die sich ganz über die t
Stirne herabziehen ließ, da war von dem elegaen.
| jungen Manne, der noch vor wenigen Minuten vum
dem Kellner des „Schwarzen Adlers“ so unterwürfig
Wie es sich in einem ordentlichen Gaſthauſe von
bedient worden war, nichts mehr übrig geblieben,