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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 256 - No. 281 (1. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#1147

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. . ut täglich s : Montag



lichkeit fähig,
Jein, wenn der Schmerz um mein ſelbſtverſchuldetes

| <j Samſtag,

EZ rtl. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.

45 Pfg. “mitzr äger renertsr.cis zt !
rl. 1 Mar e Zuftellun sse Puh:



; _ U Vteriodt

eidelberger Tageb

(General-Anzeiger. )

att

29. Rovercber: .





Druck und Verlag v t § r § FÂtst r in Heidelberg. §
Expe .! ngaſs e 24. G;
zr! tus u ! pri: ie ste. g tyt! t a. iki: '



„ 280.

: ME Beſtellungen auf das „Heid e l-
berger Tageblatt“ für den Monat
f Dezember

zum Preise von 47 H frei ins Haus werden von allen



Paoſtanstalten und Landbriefträgern angenommen. Bei
unsern Trägern und Trägerinnen hier und nächſte Um-
t t für uh s Zurecht zahlreichen Beſtel-

Die yedition



Deutſches Reich.

- îû OHOerlin, 26. Nov. Die heutige Versammlung

; des für Errichtung eines Reichs-Handels-Muſeums

. eingesetzten Comites, woran zahlreiche hervorragende
Vertreter des Handels und der Induſtrie theilnahmen,
. beschloß die Errichtung eines Reichs-Handels-Mu-
eums in Berlin und einiger zweckmäßig eingerichteter
gZweiganstalten in anderen geeigneten Orten Deutsch-
_ lands zur Information über die Conſumbedürfnisse
des Auslandes, unverweilt einzuleiten. Die Ver-
_ ammlung setzte einen Executivausſchuß von 14 Mit-
gliedern ein und beauftragte denselben mit einleiten-
den Schritten zur Erlangung eines paſſenden fiska-
liſchen Gebäudes in Berlin behufs Unterbringung
der Sammlungen und Bureaus, zur Beſchaffung
_ durch Vermittlung der deutschen Consulate) der-
jenigen Gebrauchsartikel und Produkte ausländischer
HMiärtrkte, welche geeignetes Fabrikationsobjekt ftir
. deutsche Induſtrie darbieten oder als Rohſtoffe für
î Òù wveitere Verarbeitung zu verwerthen sind; zur Her-
beiführung engerer Beziehungen der staatlichen Aus-
kunftsbureaus, für Bahntarifsachen und Auskunfts-
bureaus für Zollſachen mit dem Reichshandelsmu-
eum, zur Anknüpfung mit denjenigen Städten,
. welche Zweiganstalten des Museums einrichten wollen,
. §zr Ausarbeitung des Statuts und Organisations-
_ Hlans.

Nach einer Meldung des armenischen Blattes
„Aurora“ aus Tiflis hat die ruſfiſche Regierung
; ſchon die nöthigen Anordnungen wegen der Besetzung
_ des Khanats von Khiwa und dessen Einverleibung
in das ruſssiſche Reich getroffen, mit deren Durch-

Schwarz-Elſe.

Roman aus dem Thüringiſchen von F. Klink.
(8. Fortſezung.)



. Sie that, wie er sie geheißen, und legte ihre
_ Hand auf seine Schulter, während sie ihm zögernd

den Fuß hinhielt. Ihre Wange brannte fieberheiß.
Es dauerte auch lange genug, bis der junge Mann
mit seiner Arbeit zu Ende gekommen war, und je-
denfalls hatte er Zeit gehabt, den zierlichen Fuß
einer Angebeteten zu bewundern. Nun ſchnallte er
Hauch ſeine Schlittſſcchuhe ab und fie ſtand schweigend
und zitternd daneben, den widersſtreitendſten Gefühlen
yreisgegeben. Wenn der unselige Brief doch nie,
Die in ihre Hände gekommen wäre! Er geleitete ſie
bis an die Brücke und hier hielt er ihr die Hand

zum Abschiede entgegen.

. „Wir scheiden als Freunde, Fräulein Elſe, nicht
t wahr? Sie halten mich nicht mehr einer Erbärm-
Das ſoll mein Troſt in den Tagen

' Ung lück mich übermannt.“

! Sie sah ihn mit ihren großen Augen an.

[ „Herr Baron, können Sie mir vergeben? O,
| mein Gott, ich war so unglücklich, ich hatte immer
o gut von Ihnen gedacht und wenn — wenn ich

den Brief an jenem Sonntag Morgen nicht schon
geleſen gehabt hätte ~ ich würde nicht ſo zu Ihnen

gesprochen | haben, wie ich es that.“
, ge! L er qu. Vorsäten.
Ö denfelhen Augenblick, als er in ihrem Blick






E E für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Scwehingen, Wiesloch, . Cypiugen, Mos-
bac, Netarbiſchofsheim, Eberbath, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheiu & MWerlheim.



führung nun der Gencralgouverneur von Taſchkend
betraut werden soll. Der Khan Mohamed Er-Rha-
man-Bahadur, der ein Abkömmling des großen
Welteroberers Tamerlan ist, soll nun depossedirt und
mit einer Pension abgefertigt, sein Land mit dem
ſchon transkaspiſchen Gebiete und dem erst kürzlich
annektirten Bezirke von Merw zu einer Provinz ver-
schmolzen werden, die den Namen Amu-Darja-Gou-
vernement führen wird.

Deutſcher Reichstag.

Berlin, 27. Nov. Auf der Tagesordnung:
Berathung des Etats. Schatzſektretär Burckardt gibt
die unerfreuliche Lage des Etats zu. Die Ein-
nahmen seien gegen alle Erwartung zurückgeblieben.



Beſonders hart werde der Ausfall der Rübenzucker-

steuer um 21 Millionen empfunden, welcher Aus-
fall vielleicht noch höher werde; deßhalb dürfe ſchwer-
lich in der nächsten Zeit auf eine Mehreinnahme
aus der Rübenzuckerinduſtrie zu rechnen sein. Der
| Ausfall der Tabaksteuer betrage 3 Millionen. Wenn
das Pensionsgeſeß und die Dampferſubvention ge-

nehmigt werden, dürfte eine weitere Mehrbelaſtung

des Etats eintreten. Dennoch seien nothwendige
Bedürfnisse nicht abzuweisen, zumal die wirthſchaft-
liche Lage im Allgemeinen als befriedigend bezeich-
net werden müſſe. Redner weiß nicht, ob nach den
wiederholten Steuerablehnungen die Regierung jetzt
neue Steuervorlagen einbringen werde. Da Etats-
abſtriche kaum möglich seien, erſcheine es nothwen-
dig, mit der Steuerreform Ernſt zu machen.
Richter-Hagen kritiſiit den Etat abfällig
und verlangt die äußerſte Sparsamkeit, welche
bei der Marine und der Militärverwaltung an-
zufangen habe, durch die das Defizit nament-
lich verſchuldet worden sei. Die vorgeschlagenen
koſtſpieligen fortifikatoriſchen Anlagen an der Oſt-
und Westgrenze widerſprächen auffällig den Frie-

densversicherungen der Thronrede. Alle Forderungen

für Neubauten seien, ſofern nicht unaufsſchiebbar,
zu streichen. Redner iſt gegen jede neue Steuerbe-
willigung, deren Beantragung am Wenigsten Sache
des Reichstages sei. v. Frankenstein (ultr.) erklärt

zu leſen glaubte, daß sie in der That ein wärmeres |

Gefühl für ihn hege, waren sie verschwunden.

„Else! Sprechen Sie es aus! Wie würden Sie
gesprochen haben, wenn Sie jene unſeligen Zeilen
nicht gelesen hätten ?“

„Ich weiß es nicht,“ stammelte sie erſchrocken
und "verwirrt. „Jch ~~ ich habe immer an Sie
gedacht, seit meinen Kindertagen. Bitte, gehen Sie
meinetwegen nicht fort ?“

„Sie glauben mir ?“

"Ja, Sie können ja keine Unwahrheit sagen.“

Er hätte sie in seine Arme schließen und an
sein Herz preſſen mögen in stürmischer Liebesleiden-
schaft; aber nein – kein uuberufenes Auge ſollte
Zeuge seines unendlichen Glückes sein.

„Elſe ~+ und ich darf zu Ihnen fomnien?
Ich darf um Ihre liebe Hand bei Ihrem Vater
anhalten ?“

Sie nickte träumerisch mit dem Kopfe, denn sie
war ja wie in einem Traume, und “dann floh sie
in's Haus.

: von Eßlingen schaute ihr nach, bis sie den
Blicken entschwunden war. Sie hatte nicht nach
ihm zurtickgeblickt und doch hoffte er, noch einmal
ihr Ycf-ht zu sehen. Nun wandte er sich langſam
um Gehen.

ß ff war eigenthümlich um's Herz und Kurt

fühlte fich nicht !§ ganz glücklich, wenigstens wollte

eine gewisse Beklommenheit das Gefühl reinen Glückes
nicht aufkommen lassen. Etwas anders hatte er ſich
doch den Moment gedacht, in dem Schwarz-Else ihm
ſagte, daß sie ihn. lieb habe. Aber war er nicht
ein Thor, sich in diesem Augenblick mit derartigen
Gedanken zu beruhigen? j



1884.

das Zentrum werde nur die nothwendigſten Aus-



gaben bewilligen, um eine Erhöhung der Matrikizn.
larbeiträge thunlichſt zu vermeiden. v. Malßkahn

Gült iſt für den Etat im Sinne Burchardt's..
Aus Uay und Fern.



* Karlsruhe, 26. Nov. Von den badischen.

34-fl. Looſen aus dem Jahre 1845 finden, vonjetztt ab
bis Ende 1885, dem Abſchluß des ganzen Lotterie.
handels, nach 5 Ziehungen ſtatt ; dieſelben umfassen

440 Serien mit 22000 Loosen und einen Rück-
zahlungsbetrag von 1 650 250 fl. oder 28292000
Mk. Der Wegfall einer so ſtarken Tilgungggute.

wird sich auch in dem bad. Budget fühlbar
gen. Schwetzingen, 26. Nov. Bei dem gegen 9

Uhr einlaufenden gemischten Zug entgleiſte, lt. hien.

W.-Bl’ am Uebergang beim Gerichtsgefängniß der
hinter der Locomotive laufende Gepäckwagen. Der
Wagen ſchlug um, brach dabei die Verbinnunne
E § uni mit den folgenden Wagen ab und liefen.
die letteren durch einen g!ücklichen Zufall geleite,,
auf einem sich daneben befindlichen Geleise. allein- ;

in den Bahnhof ein, ohne ein weiteres Unheil an
zurichten. Der im Gepäckwagen besindliche Zuge :

meiſter wurde durch einen kräftigen Ruck hinausge-
worfen und kam, ohne Schaden zu nehmen davon.

Das Bahngeleiſe wurde durch die herbeigehole
Arber.ter noch am selben Abend gesäubert, ſo dase

im Betrieb keinerlei Störung eingetreten iſt. Die
Ursache ist auf irgendwelches dienſtliches Ver-
[tht: nicht zurückzuführen, vielmehr ſcheinen die
Schieren durch den eingetretenen Temperaturwechsel
eine Veränderung erlitten zu haben, wodurch der
Unfall herbeigeführt wurde. :
* Schönau, 27. Nov. (Fatale Verwechslung)

Dieſer Tage kam ein Kind in die Apotheke eins
benachbarten Ortes, um Zahnpulver zu holen. Wil.

es noch eine weitere Commission zu besorgen hatte,
ließ es das Pulver auf der Theke liegen. Nach be-

sorgtem Auftrag kam das Kind dann wieder in de..
Apotheke zurück, war jedoch nicht wenig rerſtauae.
als es bemerken mußte, daß sein Pnlver verſchwundſen

Und doch? Wie war denn eigentlich nur Alles

gekommen? Noch am Morgen hatte er sich gesagt,
daß eine Verbindung zwischen ihm und Else zur

Unmöglichkeit geworden ſei, ſelbſt wenn sie ihr un. Ñ
recht erkennen würde, woran er eigentlich nicht gen
zweifelt. Würde nicht immer ein Schatten zwiſchea.

ihnen bleiben, der kein Glück aufkommen lassen würde
Konnte Else seinen Brief jemals ganz vergeſſen?

Diese Gedanken trübten und dämpften die Freude ;

seines Herzens.

den Beweis zu bringen, daß er sie ſo liebe, wie

nur je zuvor ein Mädchen geliebt worden war?k Wie.
konnte das Geld ein Hinderniß der Vereinigung .

mit der Geliebten sein ?

Noch ehe Kurt die Rotenburg erreicht, ween.

alle seine Bedenken beseitigt und er ſchaute in eine

ſchöne, sonnenhelle Zukunft; er träumte von einem .

Glück, schöner, als er es je zuvor erhofft. In den

Räumen der Rotenburg würde Else ſchallen un
walten, abgeschieden von der böſen Welt, die. ſo >
gern mit ihrem Geifer jeden traulichen Frineen.

zerstörte.

ſie ſo unedel von ihm denken können! War sie dem
nicht, ohne den Reichthum ihres Vaters, der Lielee.

eines edlen Mannes werthe.\

Am folgenden Tage kam Baron von Eßlingen, .

um bei dem Müller um die Hand ſeiner Tochter .
anzuhalten. §
„(ortf ebung folgt.)



Aber er wurde ihrer Herr Was
quälte er fich in dieser Stunde mit bangen Sorgenn.
Vird ihm nicht ein ganzes Menschenleben, um ihr

Und Else war nicht minder glücklich. Wie pries .
sie den Zufall, der ihn ihr in den Weg geführt!
Wenn er gegangen wäre ohne ein Wort! Wie haen.
 
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