Vamſtag,
..
; Verantwor. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.
Ñ Erscheint täglich außer Montag. Abonnementspreis für
Heidelberg: monatlich 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch die
t Poft bezogen vierteljährl. 1 Mark ohne Zuſtellungsgebühr.
J 226.
_ Albonnements-Einladung.
g. Nit dem 1. Oktober beginnt wieder ein neues
Quartal, verſäume man deshalb nicht, auf die bil-
ligſte, täglich erſcheinende, unparteiisch
Lehaltene Zeitung des ganzen bad. Landes
HYridelberger Tageblatt
z (General-Anzeiger)
. f abonniren. Dasselbe kostet durch den Briefträger
. s Haus gebracht nur 1 Mk. 40 Pfg. pro !/, Jahr,
y.! der Poſt abgeholt nur 1 Mk. Neueintretende
| b. Ottober gratis.
.. DN Ivyÿjerate haben infolge der starken Ver-
reitung hier ſowie in der ganzen unteren Landes-
gend bei billigster Berechnung den besten Erfolg.
onnenten erhalten das Blatt von jetzt ab bis
[ Deutſches Reich.
„ Nuüöln, 25. Sept. Der Kaiser und die Kaiserin
. ſatteten mit glänzendem Gefolge unserer Stadt einen
éſuch ab, um die auf dem Boden der früheren
Feſtungswerke, entstandene Neustadt in Augenſchein
iu nehmen. Der Kaiser traf vormittags 11 Uhr
[n und fuhr nach kurzem Aufenthalte auf dem
ßfnhofe, wo ihm die Spitzen der Eivil- und
u
y Kölns Geschichte und die der deutschen Kaiser-
ſchlechter in chronologischer Reihenfolge tragen.
U beiden Seiten dieſer breiten Straße waren
1htreiche Vereine mit Fahnen ſowie Schulkinder
[') Fri gerte Ls kum.
ss Ringstraße errichtet, ein überreicher Schmuck
q N . Blumengewinden
gente in dem bereits bebauten Theile der Neu-
nd ic t Kaiser und die Kaiserin, der Kronprinz
ig oon der unzähligen Menschenmenge aufs herz-
DW mit Hochrufen Musik und Geſang begrüßt;
Jm Haule des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.
(25. Fertsezung)
Veuge Dich ein wenig zu mir herab, mein Leben,
zuuu
eine Worte keinen Ausdruck des Schreckens oder
eſtürzung auf ihrem Gesicht hervorriefen.
„Was Du thun wirſt, wird immer gut ſein,
p)rg“. erwiderte sie zärtlich, die kräftige braune
th - die er ihr hinaufgereicht hatte in beide Hände
he end. „Wenn unsere Trennung nun einmal
. ftmeirlch iſt, ſo müſſen wir fie mit Muth und
ertragen !“
y vrVir jr Elsbeth, Du findest Dich in den
anken viel schneller und leichter als ich ſelbſt!
deuasscht ja aus, als hätte ich Dich nicht einmal
§ t !“
zierlichen Kopf.
väflöſen Nacht Zeit genug gehabt, mich an die
ellung einer solchen Zukunft zu gewöhnen“,
t leiſe. „Nikolaus theilte mir gestern Abend
n daß er fort "wolle, + und ich werde ihm unter
Umſtänden folgen !“ ]
iets q.trjev's eben wh etwas verfinstertes Gesicht
: wieder aufe.
nd Alſo das ift es! - Auch Nikolaus will gehen?
M wahrhaftig, er thut recht daran. Mit dem
"n Mann da oben iſt die Lebensluft von Bran-
Kronprinzessin und Graf Moltke, alle wur-
ag Er ſah sie forſchend an, und es befremdete ihn,
êr
den Sie schüttelte mit einem wehmüthigen Lächeln | 1 ;
ihrer weichen Hand sanft über sein lockiges Haar
q, Dabe ich doch in den langen Stunden dieser | strich
eidelberger Ta
Q i;
General-Anzeiger.) tte
| © | zfzztcigen Expedition Brunnengaſsſse 24. e.;
Verkündigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Schwehingen, Wiesloch, Siusheim, Eppingen, Mos-
bath, Ueckarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tanberbiſchofsheim & Wertheim.
besonders glänzend waren die Begrüßungen von
den Zuſchauertribünen am Kaiſer - Wilhelm- Ringe.
Gegen 12'/, Uhr langte der Kaiser am Regierungs-
gebäude an, wo die Herrſchaften das Frühſtück ein-
nahmen. Um 1//, Uhr beſuchte der Kaiſer noch
die im Entstehen begriffene neue Umwallung und
dehnte die Besichtigung auch auf das weitergelegene
Fort bei Bocklemünd aus. Um 4 Uhr 20 Minuten
langte der Kaiser wieder auf dem Bahnhof an, wo
er ſich von den Behörden auf's herzlichſte verab-
ſchiedete, und fuhr dann unter lautem Hochrufen
der Menge nach Coblenz ab. :
Berlin, 25. Sept. Die vom Statistischen Amt
des Reichs veröffentlichten Ergebniſſe der Berufs-
zählung am 5. Juni 1882 kommen zu der Feſtſtel-
lung, daß den drei großen wirthſchaftlichen Interessen-
gruppen Landwirthſchaft (einschließlich Gärtnerei,
Forſtwirthſchaft, Fischerei), Induſtrie (einschließlich
Gast- und Schankwirthſchaft) die Bevölkerung in
Deutſchland zu folgenden Prozentsäten angehört:
Landwirthſchaft 42,5, Induſtrie 35,5, Handel 10;
12 Proz. kommen auf Beamte und andere diesen
großen Gruppen nicht zurechnende Kategorien. Es
wird dazu in der ,„N. A. Z.“ die Bemerkung ge-
macht: „Diese Zahlen haben nicht nur eine volks-
wirthſchaftliche, sondern auch eine politische Bedeu-
tung, insofern als man den wirthschaftlichen Inte-
reſſengruppen die Berechtigung wird zugestehen mtissen
- | nach einer ihrer Stärke entsprechenden politischen
Vertretung zu streben. Eine Muſterung der derzei-
tigen Vertretung im Reichstag ergikht zur Evidenz,
daß die Induſtrie im Verhältniß zu der Zahl ihrer
Angehörigen weitaus am geringſten vertreten iſt,
während die Landwirthſchaft (allerdings vorzugsweise
der Großgrundbesit)) eine der Zahl dieser Berufsge-
noſſen ziemlich entſprechende Vertretung besitzt. Ganz
unverhältnißmäßig stark iſt allerdings die Vertretung
aus jenen den großen Gruppen nicht beizuzählenden
12 Proz. (Beamtenstand und verschiedene andere
Erwerbszweige), was sich leicht daraus erklärt, daß
unter diesen Ständen sich weitaus die meiſten zur
parlamentariſchen Thätigkeit befähigten und bereiten
Männer befinden.“
denstein gewichen, die wir zu unſerer Exiſtenz brauch-
ten. Unseres Bleibens ist hier nicht mehr. – Doch
~ Nikolaus hat ja den neuen Gutsherrn noch nicht
§yrst geſehen; hat er denn einen Grund für sein
ehen ?“
„Ich weiß es nicht, Georg! - JIch glaube, es
bedrückt ihn ein Kummer, den er mir nicht einge-
ſtehen will. Haß gegen den Neffen des Barons
treibt ihn gewiß nicht fort - und ist denn das bei
Dir der einzige Grund ?“
„Ja, Elsbeth!“ rief Holmfeld aus, und seine
Augen blittten in einer Leidenschaft, die das junge
Mädchen noch nie in ſolcher Stärke an ihm wahr-
genommen hatte. „Ich haſſe dieſe beiden Menſchen
mit ihren schleichenden Schritten und ihren lügneri-
ſchen Gesichtern von ganzer Seele! Nicht eine Woche
vermöchte ich neben dieſem Baron zu verleben, ohne
daß wir aneinander geriethen! ~- Es juckt mir in
den [Fingern, wenn ich ihm nur in die Augen ſehe,
und ich würde ihm den gestrigen Abend niemals
vergeſſen können !“ ,
Elsbeth ſuchte ihn zu beruhigen, indem sie mit
„Biſt Du nicht doch zu heftig in Deinem Zorn
gegen ihn ? Vielleicht sind es nur üble Gewohnheiten
und ein wenig Hochmuth, was Du ihm als Schlech-
tigkeiten anrechneſt, und er würde sich ändern, wenn
er der Herr der Besitzung iſt.“
„Und wenn er sich in einen Engel verwandelte,
ich würde ihm nicht dienen! ~+ Ich bin nicht eifer-
ſüchtig auf ihn, Elsbeth, + glaube das nicht —
dazu iſt mein Vertrauen in Dich zu stark; aber ich
haſſe ihn, weil sein Benehmen gegen Dich eine Be-
geblatt
27. Yeptember
: die 1-ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem eur! Rabatt.
.
Frankreich..
Paris, 23. Sept. Der Minister des Innern t
will die schwankende Brticke der Nationalwerkſstätten
vom Jahr 1848 bctreten! In einer Antwort auf /
die Depesche der arbeitsloſen Arbeiter vu Lum.
hat Waldeck-Ruſſeau zwar die Supplikanten an d'en.
Maire ihrer Stadt angewiesen und damit offizienen.
die Verantwortung von ſich abgewälzt: wie ich ableen.
als sicher erfahre, hat er er die Maire vertraulieizV
ermuthigt, dem Verlangen nach Nationalwerkstätten.
nachzugeben. Zunächſt bedeutete dies, daß die
Regierung ihre Ohnmacht zugesſteht und die Ver.
antwortlichkeit völlig von sich auf die Schultern der
Lyoner Stadtverwaltuug abwälzz. Was dann
aber die Nationalwerkſtätten ſelbſt betrifft, so iſt e
wirklich gleich, ob die Regierung ſelbſt, oder d
von ihr dazu ermächtigte oder ermuthigte Bürge
meiſterei von Lyon damit vorgeht. Thatſächlich ist
diese Löſung der Frage keine Löſung ; sie bedeutet
einen Aufschub für heute und eine?Gefahr für
morgen. Die arbeitsloſen Arbeiter von Marseille,
Bordeaux, Rouen und Paris werden nicht ſäumen,
zu handeln wie die Brüder von Lyon und auch ;
j ſich Gemeinde- beziehungsweiſe Stadthilfe /
ordern. .
England.
London, 24. Sept. Wie das Reuter’ſche
Bureau aus Tien-Tsin von heute meldet, iſt der ve.
einiger Zeit abgesetzte Vicekönig Li-Hung-Tſchang
in alle ſeine Aemter eingeſettt worden.
Zus Nat uud Lern.
* Karlsruhe, 24. Septbr. Die Bezirksforſtei
Ichenheim mit dem Wohnsitze in Lahr wurde dem
Oberförſter Karl Steiglehner in Rheinbisſchofsheim,
die Bezirksforſtei Tauberbischofsheim dem Oberförster
Wilhelm Kopp in Forbach, die Bezirksforstei Em-
mendingen dem Oberförſter Erwin Hof in Buchen,
die Bezirksforſtei Forbach dem Oberförſter Ludwig :
Stürmer in Langensteinbach, die Bezirksforſtei Meß-
kirch dem Forstpractikanten Guſtav Keller aus Gerns- :
bach, die Bezirksforſtei Langensteinbach dem Forst-
practicanten Hermann Lauterwald aus Karlsruhe
leidigung iſt — eine Beleidigung, die ich wahrhaftig
rächen werde, wenn sie sich noch einmal wiederholt!
~ Kannst Du im Ernſt von mir verlangen, daß
ich einem solchen Menſchen meine Kräfte leihe ?“
Elsbeth ersſchrack über die Heftigkeit in Holm-
feld's Zorn; sie zitterte im stillen bei dem Gedanken
was er gethan hätte, wenn er die häßliche Szene
der lettten Nacht belauſcht. Es wurde ihr ein Be-
dürfniß, das Gespräch von diesem gefährlichn Gen.
genſtande abzulenken, und ſtatt aller Antwort zg ſen.
den Brief der
Taſche.
Erstaunt nahm ihn Holmfeld aus ihrer Hand,
und beſtürzt blickte er zu ihr empor, als er die
wenigen Zeilen gelesen hatte.
„Was ſoll das heißen, Elsbeth ?“ fragte er. „Von
wem haſt Du dies Blatt ? Wer hat es geschrieben ?“
Mit wenigen Worten erzählte ihm das junge
geheimnißvollen Fremden aus der
Mädchen von dem Zuſammentreffen am gestrigen . :
Tage und von den Gründen, welche sie beſtimmt
hatten, bisher darüber zu schweigen.
tear. Ltr hase lege 16 t zs
Dir recht und angemessen erscheint. Aber wenn es
möglich ist, mich und diese Frau dabei aus dem
Spiele zu laſſen, ſo wende es darnach. Es wird
gewiß kein wahres Wort daran ſsein.“
Er reichte ihr das zuſammengefaltete Papier
zurück und schaute nachdenklich vor ſich hin.
„Das iſt auch meine Meinung“, erwiedeteeen.
endlich. So unerwartet des Barons Tod erfolgt
iſt, und so wenig ich geneigt bin, dieſem Neffen
und ſeinem Freunde etwas Gutes zuzutrauen, so
ſchwer möchte ich mich doch entſchließen, sie eines