Heidelberger Tageblatt
Erſcheint täglich außer Montag.
Abonnementspr eis
ſür Heidelberg: monatlich 45 Pfg.
b mit Trägerlohn, durch die Poft
tiogen viertelj. 1 JUk. 40 Pfg.
Expedition Brunnengafſe 24.
Berlin, 30. Aug. Zur Beurtheilung des regen
Handelsverkehrs, welcher Europa mit Westafrika,
insbesondere auch mit jenen Gebieten verbindet, welche
Y. in jüngster Zeit unter deutſchen Schutz gestellt wur-
en, entnimmt das „Berl. T.“ einer Statistik, die
. mit der Einfuhr nach Westafrika im Jahre
HYWg1/82 beschäftigt, daß in genannten Jahren die
_ Gesſammteinfuhr auf 65 Millionen Mark geschätzt
_ urde. Davon entfielen auf England etwas über
. WB RMillionen, auf Deutschland nahezu 22?/, Mil-
. lionen Mark. In den Rest theilten ſich die übrigen
.. ſeefahrenden Mächte, und zwar: Holland als nächst
bedeutende Handelsmacht nach dort mit faſt 61/,
Millionen Mk., Nordamerika mit 4, Frankreich nur
mit 3 Millionen u. s. w. Unter den mit englischer
lagge versandten Waaren dürften übrigens noch
manche Poſten deutschen Ursprungs sein, die über
iverpool verschifft wurden.
b Frankfurt a. M., 31. Ang. Angesichts des
égeiſterten Wiederhalls, welchen die erſten Schritte
_ kr Reichsregierung zur Jnaugurirung einer prak-
. tiſchen deutſchen Kolonialpolitik im Volke gefunden,
wird die Berufung einer außerordentlichen General-
.. - ſammlung des Deutschen Kolonialvereins zu
. iſenach am 21. September allseitig freudig begrüßt
[ r .!1. G “zt zh z get.
[ s über ganz Deutschland sich erstreckenden Vereins
fre ſonstige Freunde der deutschen Kolonialpolitik
/ W einfinden werden, it. tvsccit die tele und
. lernen, des Htuthen erua paß "ich diefe Ver:
.. lammlung zu einer allgemeinen begeiſterten Kund-
' ſisung, zum beredten Ausdruck der nationalen Zu-
R mung zum kolonialpolitiſchen Vorgehen des
. dis chskanzlers ßtfglte .f der Uugctorrnung ttheu:
' . Fticteſztrtse Lp r ß zh. tee Vereins
êrvorragende Redner aus dem Schoße des Kolonial-
nâg ns haben ihr Erſcheinen zugesagt, worüber wir
eres demnächſt mittheilen werden. Ein Lokal-
Im Hauſle des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.
(3. Fortsetzung)
„Du haſt mir geschworen, daß Du diese Stadt
und dieſe Wohnung niemals verlassen wollteſt ohne
U LR t"§ ut. ürſcn"tkt Butts
rechen! ' ; , :
. „Sv lassen wir doch den langweiligen Ernſt
lheuerfte Juanita! – Was Du mir da ſagſt, iſt
Ja bis auf die ſchmeichethaften Beiwörter vollkommen
A tig. Nur habe ich nicht im Entfernteſten die
zbficht ehabt, meinen Schwur zu brechen und Dir
| ht entfliehen. Eine kleine Geſchäftsreiſe, nichts
heiter, von der Du zur rechten Zeit Nachricht er-
Klten hättest. + Uebrigens bin ich Herr meines
l§ ilen und Handelns ! Wer gibt Dir ein Recht
maß Richteramt über jeden meiner Schritte anzu-
ſi „Wer mir ein Recht dazu giebt?“ wiederholte
[e mit zornbebender Stimme, und es war, als
nyu.qſe ihre dicht vor ihm stehende hohe Geſtalt
alle, Mehr empor. „Muß ich Dir die Wahrheit
. s wiederholen, was mich zur Richterin Deines
Handelns macht? + Muß ich Dir ins Gedächtniß
Ut: s1 P F. LOGE:
zreines Vaters kamst; daß Du es meiner Verwendung
Und erdanken hattest, wenn er fich Deiner annghm
ter; Dir eine Beschäftigung gewährte, die Dich
ich rigſtens vor dem Verhungern ſchtitte? + Muß
" Dich daran erinnern, wie man Dich Deiner
Perantworlliher Redakteur Philipp Klansuer.
Dienſtag, den 2. Beptember
comité hat sich in Eiſenach gebildet behufs Woh-
Us LP pr Mei ſche Unvor:
ſitäts-Buchhandlung (G.org Windeck.)
Hamburg, 28. Aug. An der Börſe ging heute
eine Petition an den Reichskanzler um, das Aus-
wärtige Amt möge die franzöſiſche Regierung ver-
anlaſſen, von einer Blockirung der chinesiſchen Ver-
tragshäfen abzuſehen, welche dem europäischen Handel
geöffnet sind. Das Schriftstück iſt von den an-
geſehenſten Firmen der „China- Branche“ aufgesett
und war raſch mit Unterſchriften bedeckt. Ein heute
hier eingegangenes Privattelegramm meldet, der
Tautai (Gonverneur) von Shanghai und der dortige
franzöſiſche Generalkonsul Fleſch hätten Shanghai
und seinen Hafenplat; Wooſung als neutral erklärt.
Crefeld, 29. Aug. Der 8. Congreß der Alt-
katholiken wurde heute um 10 Uhr eröffnet. Ge-
heimerath Prof. v. Schulte aus Bonn wurde zum
Vorsittenden, Rechtsanwalt Riffart aus Köln zum
erſten, Profeſſor Laible aus Konstanz zum zweiten
Vicepräſidenten gewählt. Außer dem Biſchof Reinkens
und Generalvicar Knoodt waren einige 80 Delegirten
aus 41 Orten Deutſchlands, Oeſterreichs, der Schweiz
Hollands, Englands und Amerikas anwesend.
îOebfsterreich-Ungarnu.
Wien, 30. Aug. Die Eröffnung der Arlberg-
bahn iſt nunmehr endgiltig auf den 20. September
feſtgesetzt. ~ Prinz Josef von Sachsen-Coburg, ein
Enkel des Kaiſers von Brafilien, iſt am Freitag von
der Triffelwand, unweit Alt Aussee. herabgestürzt
und nicht ungefährlich verlett.
Frankreich.
Paris, 30. Aug. Das officiöſe Blatt „Paris““
bringt Mittheilung tiber die Verhandlung des fran-
zöſiſchen Botschafters Baron Courcel mit dem Fürſten
Bismarck in Varzin: Der Botsſchaſter hatte die
genauesten Versicherungen über die französischen Pläne
in China nach Varzin zu überbringen. In dem
Augenblick, wo Deutſchland durch eine unbeſtreitbare
Berichtigung seiner Haltung gegen uns dazu beiträgt,
zu verhindern, daß das Himmliſche Reich auf die
gemeinen, undankbaren Betrügereien wegen eines
Tages mit Schimpf und Schande davonjagte wie
Du Dich dann in der Nacht an mein Zimmer
ſchlichſt und mich mit teuflicher Gewalt zu bereden
wußteſt, mit Dir zu entfliehen? – Wehe mir daß .
ich verblendet, daß ich unselig genug war, diesem
schändlichen Drängen nachzugeben! Ja, ich entfloh
| mit Dir, und nicht genug damit, ich beſtahl meinen
Vater, Deinen nichtswürdigen Einflüſterungen fol-
gend = ich wurde eine Verbrecherin gleich Dir und
seit jener Stunde haftete sich der Fluch der Sünde
an jeden meiner Schritte. In einem entlegenen
Theil des Landes, wohin uns der Zorn meines
Vaters nicht folgen konnte, ließen wir uns nieder.
Wir waren unabhängig, wir waren reich, ja, wir
hätten mit der Zeit vielleicht sogar glücklich werden
können, wenn ich nicht bald genug entdeckt hätte,
daß es Dir nicht um mich, sondern um mein Ver-
mögen zu thun war, daß all’ Deine Schwüre, all’
Deine Liebe nur Trug und Lüge geweſen waren.
Damit fing mein Leiden an! Aber ich war blind
und unerfahren; ich durchſchaute Deine Falschheit
noch nicht ganz, ja, ich hoffte, es würde meiner
Hingebung, meiner Zärtlichkeit gelingen, die Eisrinde
Deines Herzens zu durchbohren. Ich wandelte noch
in einem Traume und fürchterlich genug war mein
Erwachen! ~ Muß ich Dich an jenen Tag erinnern
Paul, als die Brüder und Freunde jenes Gaetano
Alvarez, den Du meuchleriſch erſchoſſen hatteſt, wuth-
entbrannt ht unser Haus stürmten, Dich zur Rechen-
ſchaft zu ziehen |
Ieh i y Sennora! Jener Falſchſpieler
Alvarez fiel im ehrlichen Kampfe! Wer iſt da,
der das Gegentheil bezeugen könnte?“ ;
M
Anzeigen: die I-ſpaltige Petits .
zeile oder deren Raum 5 Pfg.,
Heidelberger General-Anzeiger.
E ~
Expedition Brunnengafſe 24. ,
Hilfe irgend einer europäischen Macht rechnen könne.
war es natürlich, daß das Ministerium Jules Ferry
den mächtigen Nachbar von dem wahren Charakler
unseres Einsſchreitens unterrichte. Es handelt sich
weder um ein späteres Bündniß noch um offen.
Verhandlung über einen besonderen Punkt der euren.
päischen Politik. Aus der Zusammenkunft in Varzin.
sei nur die einzige Folgerung zu ziehen: Frankrih
hat freie Hand, in China zu handein wie ihm guet.
scheint und es wird keine Macht vor sich finden.
die ihm dieſes Recht streitig macht. .
Paris, 30. Auguſt. In dem Kriegsh1xafen vm
Toulon. werden die Schiffe „Bien Hoa, „Anne.
mite“ und „,„Algesiras“ fertiggeſtelt, un auf den
erſten Wink in See zu gehen. Anfangs Septenble
werden 100 Mann Genietruppen nach Tonking ele.
gehen, welche Befesſtigungswerke an der cbinehschen .
Grenze errichten sollen. Hier weiß man niche.
wohin sich die franzöfiſche Flotte von der Minninn-..
dung begeben wird. Die Regierung hat Arminaln.
Courbet freie Hand gelaſſen für die Operatiim
an der chinefiſchen Küſte. + Die Seeabtheilung in
China und Tonking, von jetzt an „das Geschwader
im äußersten Oſten“ genannt, besteht aus 4 Stations.
einem großen Transportſchif. Der franzöſiſc
Generalkonsul in Egypten wird Montag abreiſen.
Er soll sofort nach seiner Ankunft mit seinem Kollegen
in Verbindung treten, um die Regelung der Ent-
schädigungsfrage zu erzielen. .
Basel, 29. Aug. Die P.tfeitung des Herm
Bezirksarztes Dr. Rehmann von Lörrach behufs
sanitäriſcher Ueberwachung des badischen BahnhofesV
scheint zu diplomatischen Verhandlungen Anlaß geben
zu wollen. Der Regierungsrath von Baſel hat
nämlich dem obengenannten badischen Arzte alle sani.
tätspolizeilichen Funktionen auf dem badischen Bahn-
hof untersagt, woraufhin die Regierung des Groß-
herzogthums Baden Einsprache erhob. Gestern ver-
sammelte ſich nun der Baſler Regierungsrath zu
außerordentlicher Sitzung und einigte sich dahin, a
„Ich!“ rief Juanita mit einem wahrhaft ver
nichtenden Blicke. „Jch — die ich weiß, daß Paul
Ramfeld nicht den Muth hat, einen Gegner im ofe
fenen, ehrlichen Kampfe zu fällen, daß er nur mit
kalter, teufliſcher Ueberlegung aus dem sicheren Hme
terhalte seine Opfer zu treffen vermag! Und wenn
Du mir tauſend Zeugen bringen wollteſt, daß Alle
varez im Zweikampf gefallen - ich würde Dir deme
noch nimmer glauben ! Aber gleichviel + einen Ge
noſſen Deiner Ausschweifungen, der Dich im Spiel
geplündert, mochteſt Du immerhin niederſchießgen; nur
einem Weibe gegenüber, einem ſchwachen hingebe
den Geſchöpf, das Dich liebte, das Dir sein Vate
haus und seine Ehre geopfert hatte, durfteſt D
nicht ſo feig und erbärmlich handeln, wie Du
gethan. Bei Nacht und Nebel warſt Du gleich na
Deiner Unthat in unser Haus zurückgekehrt, hatt
mir mein ganzes Eigenthum, ja, ſogar meine Schmu
ſachen geſtohlen und warſt entflohen! O, es war ei
That, so ſchurkiſch, wie ich ſie niemals einem menſch
lichen Wesen zugetraut hätte; wie ich ſie in der
erſten Stunde gar nicht zu faſſen vermochte! Und
als wenn es Dir mit alledem noch nicht genug wäre
— als wenn Du nicht gehen könntest, ohne mir zu
vor den Todesſtoß verſeßt zu haben, ſchriebſt D
mir in fliegender Haſt noch jenes Billet, das mi
beinahe wahnsinnig gemacht hätte, und das ich m
anzuſehen brauche, um jede Fieber in mir von neue
gegen Dich zu empören! Weißt Du noch, was
jenem Brieschen ſtand? O, ich weiß es, ich ha
mir jeden Buchſtaben tief ins Herz gegraben, un
ich habe allen Fluch des Himmels auf mein Haup
herabgewünſcht, wenn ich jemals vergeſſen, wen
ich es Dir jemals verzeihen könnte! u
Erſcheint täglich außer Montag.
Abonnementspr eis
ſür Heidelberg: monatlich 45 Pfg.
b mit Trägerlohn, durch die Poft
tiogen viertelj. 1 JUk. 40 Pfg.
Expedition Brunnengafſe 24.
Berlin, 30. Aug. Zur Beurtheilung des regen
Handelsverkehrs, welcher Europa mit Westafrika,
insbesondere auch mit jenen Gebieten verbindet, welche
Y. in jüngster Zeit unter deutſchen Schutz gestellt wur-
en, entnimmt das „Berl. T.“ einer Statistik, die
. mit der Einfuhr nach Westafrika im Jahre
HYWg1/82 beschäftigt, daß in genannten Jahren die
_ Gesſammteinfuhr auf 65 Millionen Mark geschätzt
_ urde. Davon entfielen auf England etwas über
. WB RMillionen, auf Deutschland nahezu 22?/, Mil-
. lionen Mark. In den Rest theilten ſich die übrigen
.. ſeefahrenden Mächte, und zwar: Holland als nächst
bedeutende Handelsmacht nach dort mit faſt 61/,
Millionen Mk., Nordamerika mit 4, Frankreich nur
mit 3 Millionen u. s. w. Unter den mit englischer
lagge versandten Waaren dürften übrigens noch
manche Poſten deutschen Ursprungs sein, die über
iverpool verschifft wurden.
b Frankfurt a. M., 31. Ang. Angesichts des
égeiſterten Wiederhalls, welchen die erſten Schritte
_ kr Reichsregierung zur Jnaugurirung einer prak-
. tiſchen deutſchen Kolonialpolitik im Volke gefunden,
wird die Berufung einer außerordentlichen General-
.. - ſammlung des Deutschen Kolonialvereins zu
. iſenach am 21. September allseitig freudig begrüßt
[ r .!1. G “zt zh z get.
[ s über ganz Deutschland sich erstreckenden Vereins
fre ſonstige Freunde der deutschen Kolonialpolitik
/ W einfinden werden, it. tvsccit die tele und
. lernen, des Htuthen erua paß "ich diefe Ver:
.. lammlung zu einer allgemeinen begeiſterten Kund-
' ſisung, zum beredten Ausdruck der nationalen Zu-
R mung zum kolonialpolitiſchen Vorgehen des
. dis chskanzlers ßtfglte .f der Uugctorrnung ttheu:
' . Fticteſztrtse Lp r ß zh. tee Vereins
êrvorragende Redner aus dem Schoße des Kolonial-
nâg ns haben ihr Erſcheinen zugesagt, worüber wir
eres demnächſt mittheilen werden. Ein Lokal-
Im Hauſle des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.
(3. Fortsetzung)
„Du haſt mir geschworen, daß Du diese Stadt
und dieſe Wohnung niemals verlassen wollteſt ohne
U LR t"§ ut. ürſcn"tkt Butts
rechen! ' ; , :
. „Sv lassen wir doch den langweiligen Ernſt
lheuerfte Juanita! – Was Du mir da ſagſt, iſt
Ja bis auf die ſchmeichethaften Beiwörter vollkommen
A tig. Nur habe ich nicht im Entfernteſten die
zbficht ehabt, meinen Schwur zu brechen und Dir
| ht entfliehen. Eine kleine Geſchäftsreiſe, nichts
heiter, von der Du zur rechten Zeit Nachricht er-
Klten hättest. + Uebrigens bin ich Herr meines
l§ ilen und Handelns ! Wer gibt Dir ein Recht
maß Richteramt über jeden meiner Schritte anzu-
ſi „Wer mir ein Recht dazu giebt?“ wiederholte
[e mit zornbebender Stimme, und es war, als
nyu.qſe ihre dicht vor ihm stehende hohe Geſtalt
alle, Mehr empor. „Muß ich Dir die Wahrheit
. s wiederholen, was mich zur Richterin Deines
Handelns macht? + Muß ich Dir ins Gedächtniß
Ut: s1 P F. LOGE:
zreines Vaters kamst; daß Du es meiner Verwendung
Und erdanken hattest, wenn er fich Deiner annghm
ter; Dir eine Beschäftigung gewährte, die Dich
ich rigſtens vor dem Verhungern ſchtitte? + Muß
" Dich daran erinnern, wie man Dich Deiner
Perantworlliher Redakteur Philipp Klansuer.
Dienſtag, den 2. Beptember
comité hat sich in Eiſenach gebildet behufs Woh-
Us LP pr Mei ſche Unvor:
ſitäts-Buchhandlung (G.org Windeck.)
Hamburg, 28. Aug. An der Börſe ging heute
eine Petition an den Reichskanzler um, das Aus-
wärtige Amt möge die franzöſiſche Regierung ver-
anlaſſen, von einer Blockirung der chinesiſchen Ver-
tragshäfen abzuſehen, welche dem europäischen Handel
geöffnet sind. Das Schriftstück iſt von den an-
geſehenſten Firmen der „China- Branche“ aufgesett
und war raſch mit Unterſchriften bedeckt. Ein heute
hier eingegangenes Privattelegramm meldet, der
Tautai (Gonverneur) von Shanghai und der dortige
franzöſiſche Generalkonsul Fleſch hätten Shanghai
und seinen Hafenplat; Wooſung als neutral erklärt.
Crefeld, 29. Aug. Der 8. Congreß der Alt-
katholiken wurde heute um 10 Uhr eröffnet. Ge-
heimerath Prof. v. Schulte aus Bonn wurde zum
Vorsittenden, Rechtsanwalt Riffart aus Köln zum
erſten, Profeſſor Laible aus Konstanz zum zweiten
Vicepräſidenten gewählt. Außer dem Biſchof Reinkens
und Generalvicar Knoodt waren einige 80 Delegirten
aus 41 Orten Deutſchlands, Oeſterreichs, der Schweiz
Hollands, Englands und Amerikas anwesend.
îOebfsterreich-Ungarnu.
Wien, 30. Aug. Die Eröffnung der Arlberg-
bahn iſt nunmehr endgiltig auf den 20. September
feſtgesetzt. ~ Prinz Josef von Sachsen-Coburg, ein
Enkel des Kaiſers von Brafilien, iſt am Freitag von
der Triffelwand, unweit Alt Aussee. herabgestürzt
und nicht ungefährlich verlett.
Frankreich.
Paris, 30. Aug. Das officiöſe Blatt „Paris““
bringt Mittheilung tiber die Verhandlung des fran-
zöſiſchen Botschafters Baron Courcel mit dem Fürſten
Bismarck in Varzin: Der Botsſchaſter hatte die
genauesten Versicherungen über die französischen Pläne
in China nach Varzin zu überbringen. In dem
Augenblick, wo Deutſchland durch eine unbeſtreitbare
Berichtigung seiner Haltung gegen uns dazu beiträgt,
zu verhindern, daß das Himmliſche Reich auf die
gemeinen, undankbaren Betrügereien wegen eines
Tages mit Schimpf und Schande davonjagte wie
Du Dich dann in der Nacht an mein Zimmer
ſchlichſt und mich mit teuflicher Gewalt zu bereden
wußteſt, mit Dir zu entfliehen? – Wehe mir daß .
ich verblendet, daß ich unselig genug war, diesem
schändlichen Drängen nachzugeben! Ja, ich entfloh
| mit Dir, und nicht genug damit, ich beſtahl meinen
Vater, Deinen nichtswürdigen Einflüſterungen fol-
gend = ich wurde eine Verbrecherin gleich Dir und
seit jener Stunde haftete sich der Fluch der Sünde
an jeden meiner Schritte. In einem entlegenen
Theil des Landes, wohin uns der Zorn meines
Vaters nicht folgen konnte, ließen wir uns nieder.
Wir waren unabhängig, wir waren reich, ja, wir
hätten mit der Zeit vielleicht sogar glücklich werden
können, wenn ich nicht bald genug entdeckt hätte,
daß es Dir nicht um mich, sondern um mein Ver-
mögen zu thun war, daß all’ Deine Schwüre, all’
Deine Liebe nur Trug und Lüge geweſen waren.
Damit fing mein Leiden an! Aber ich war blind
und unerfahren; ich durchſchaute Deine Falschheit
noch nicht ganz, ja, ich hoffte, es würde meiner
Hingebung, meiner Zärtlichkeit gelingen, die Eisrinde
Deines Herzens zu durchbohren. Ich wandelte noch
in einem Traume und fürchterlich genug war mein
Erwachen! ~ Muß ich Dich an jenen Tag erinnern
Paul, als die Brüder und Freunde jenes Gaetano
Alvarez, den Du meuchleriſch erſchoſſen hatteſt, wuth-
entbrannt ht unser Haus stürmten, Dich zur Rechen-
ſchaft zu ziehen |
Ieh i y Sennora! Jener Falſchſpieler
Alvarez fiel im ehrlichen Kampfe! Wer iſt da,
der das Gegentheil bezeugen könnte?“ ;
M
Anzeigen: die I-ſpaltige Petits .
zeile oder deren Raum 5 Pfg.,
Heidelberger General-Anzeiger.
E ~
Expedition Brunnengafſe 24. ,
Hilfe irgend einer europäischen Macht rechnen könne.
war es natürlich, daß das Ministerium Jules Ferry
den mächtigen Nachbar von dem wahren Charakler
unseres Einsſchreitens unterrichte. Es handelt sich
weder um ein späteres Bündniß noch um offen.
Verhandlung über einen besonderen Punkt der euren.
päischen Politik. Aus der Zusammenkunft in Varzin.
sei nur die einzige Folgerung zu ziehen: Frankrih
hat freie Hand, in China zu handein wie ihm guet.
scheint und es wird keine Macht vor sich finden.
die ihm dieſes Recht streitig macht. .
Paris, 30. Auguſt. In dem Kriegsh1xafen vm
Toulon. werden die Schiffe „Bien Hoa, „Anne.
mite“ und „,„Algesiras“ fertiggeſtelt, un auf den
erſten Wink in See zu gehen. Anfangs Septenble
werden 100 Mann Genietruppen nach Tonking ele.
gehen, welche Befesſtigungswerke an der cbinehschen .
Grenze errichten sollen. Hier weiß man niche.
wohin sich die franzöfiſche Flotte von der Minninn-..
dung begeben wird. Die Regierung hat Arminaln.
Courbet freie Hand gelaſſen für die Operatiim
an der chinefiſchen Küſte. + Die Seeabtheilung in
China und Tonking, von jetzt an „das Geschwader
im äußersten Oſten“ genannt, besteht aus 4 Stations.
einem großen Transportſchif. Der franzöſiſc
Generalkonsul in Egypten wird Montag abreiſen.
Er soll sofort nach seiner Ankunft mit seinem Kollegen
in Verbindung treten, um die Regelung der Ent-
schädigungsfrage zu erzielen. .
Basel, 29. Aug. Die P.tfeitung des Herm
Bezirksarztes Dr. Rehmann von Lörrach behufs
sanitäriſcher Ueberwachung des badischen BahnhofesV
scheint zu diplomatischen Verhandlungen Anlaß geben
zu wollen. Der Regierungsrath von Baſel hat
nämlich dem obengenannten badischen Arzte alle sani.
tätspolizeilichen Funktionen auf dem badischen Bahn-
hof untersagt, woraufhin die Regierung des Groß-
herzogthums Baden Einsprache erhob. Gestern ver-
sammelte ſich nun der Baſler Regierungsrath zu
außerordentlicher Sitzung und einigte sich dahin, a
„Ich!“ rief Juanita mit einem wahrhaft ver
nichtenden Blicke. „Jch — die ich weiß, daß Paul
Ramfeld nicht den Muth hat, einen Gegner im ofe
fenen, ehrlichen Kampfe zu fällen, daß er nur mit
kalter, teufliſcher Ueberlegung aus dem sicheren Hme
terhalte seine Opfer zu treffen vermag! Und wenn
Du mir tauſend Zeugen bringen wollteſt, daß Alle
varez im Zweikampf gefallen - ich würde Dir deme
noch nimmer glauben ! Aber gleichviel + einen Ge
noſſen Deiner Ausschweifungen, der Dich im Spiel
geplündert, mochteſt Du immerhin niederſchießgen; nur
einem Weibe gegenüber, einem ſchwachen hingebe
den Geſchöpf, das Dich liebte, das Dir sein Vate
haus und seine Ehre geopfert hatte, durfteſt D
nicht ſo feig und erbärmlich handeln, wie Du
gethan. Bei Nacht und Nebel warſt Du gleich na
Deiner Unthat in unser Haus zurückgekehrt, hatt
mir mein ganzes Eigenthum, ja, ſogar meine Schmu
ſachen geſtohlen und warſt entflohen! O, es war ei
That, so ſchurkiſch, wie ich ſie niemals einem menſch
lichen Wesen zugetraut hätte; wie ich ſie in der
erſten Stunde gar nicht zu faſſen vermochte! Und
als wenn es Dir mit alledem noch nicht genug wäre
— als wenn Du nicht gehen könntest, ohne mir zu
vor den Todesſtoß verſeßt zu haben, ſchriebſt D
mir in fliegender Haſt noch jenes Billet, das mi
beinahe wahnsinnig gemacht hätte, und das ich m
anzuſehen brauche, um jede Fieber in mir von neue
gegen Dich zu empören! Weißt Du noch, was
jenem Brieschen ſtand? O, ich weiß es, ich ha
mir jeden Buchſtaben tief ins Herz gegraben, un
ich habe allen Fluch des Himmels auf mein Haup
herabgewünſcht, wenn ich jemals vergeſſen, wen
ich es Dir jemals verzeihen könnte! u