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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0951

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. Freitag,
. Verantwor . Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.

j . e[heint täglich außer Montag. Abonnementspreis für
. z “i .slberg: monatlich 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch die
U D. bezogen vierteljährl. 1 Mark ohne Zuſtellungsgebühr.





f

(General-Anzeiger.)

3. Oktober

Heidelberger Tageblatt





Expedition Brunnengaſsse 24.

Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erſcheinen Rabatt.





Deutſches Reich:

& Berlin, 30. Sept. Die Wiederaufnahme der
_ undoner Conferenz behufs der Löſung der egyp-
hen Finanzfrage wird immer mehr zur Wahr-
























nnehmen, daß die gemeinſamen Schritte der drei
îiſermächte und Italiens darauf besonderen Ein-
uß genbt haben. England sieht die Unmöglichkeit
n, seine jetzige Poſition zu behaupten und ſucht
n Ende, so gut es gehen will, sich aus der Affaire
U ziehen. Wie sich die Mächte zu dem neuen Con-
?renz-Gedanken stellen wollen, iſt einstweilen noch
" vechantclt nt when Epige, {| ihrer qu
Vuze : h rt Va zuteé f f zi:
?rantreten werden, wenn noch einmal das Scheitern
?r Conferenz zu besorgen ſteht. Die Kaisermächte
hen in dieſem Augenblick durchaus auf dem
tandpunkt, den Frankreich der egyptischen Frage
genüber einnimmt.

Berlin, 1. Okt. Die Bemühungen, die Reichs-
gierung für die nächſtjährige Ausstellung in Ant-
êrpen zu interesſsiren, werden lebhaft fortgesetzt; die
tichsregierung iſt der Frage noch nicht näher ge-
teten, die Entsendung eines Reichskommisſars gilt
?r nach wie vor als wahrscheinlieieiee

Baden-Baden, 30. Sept. Heute früh vor 11
hr fuhren die großherzoglichen und die kronprinz-
en Herrſchaften zu dem Meßmer'ſchen Hauſe, um
r Kaiſerin zu ihrem Geburtstage die Glückwünſche
îrzubvingen. Später erfolgten die Beglückwün-
Hungen des kaiſerlichen Hofstaates. Um 5 Uhr
nd bei den Majeſtäten Feſttafel statt. Auch die
nwohnerſchaft von Baden nimmt an diesem Fa-
ilienfeſte der deutschen Kaiserin den innigsten An-
il und hat nur den einen Wunſch, daß die hohe
rſtin noch oft den 30. September in der ſchönen
iſderſtadt feiern möge. + Morgen Vormittag soll

Abreise der kronprinzlichen Herrschaften nach der

L <weiz erfolgen. u

Im Hauſe des Verderbens. -

Criminalroman von R. Ortmann.

(30. Fortsetzung)

. „Es wird Ihnen allen wohl schon bekannt ge-
rden sein, daß ich durch den letzten Willen meines
kider ſo plötzlich dahin geschiedenen Oheims in den
'ſit dieses Gutes gekommen bin, auf welchem Sie
êr durch Ihre Arbeit Ihren Lebensunterhalt
wonnen haben. Ich weiß, daß Sie alleſammt
'ſrüindete Ursache hatten, mit dem von meinem
!gen Verwandten geführten Regiment zufrieden
; Jein, und ich kann Ihnen darum in diesem Augen-
id kein werthvolleres Versprechen geben, als daß
' bemüht sein werde, die Verwaltung in demſelben
iſte weiter zu führen. Mein ſeliger Onkel wußte
tt Ur).cher es tüm paß zr tha Ver fett
Ìlicht erfüllt, wird in mir immer einen wohlwollen-
Gutsherrn finden; wer es unterläßt, seine
YHuldigkeit zu thun, wird bei mir ebensowenig auf
i übel angebrachte Nachsicht rechnen können, wie
meinem Öheim. Es ist Ihnen weiter bekannt,
j durch den Todesfall alle Kontrakte und Dienſt-
bindlichkeiten hinfällig geworden sind. Trotzdem
e ich nicht die Absicht, Entlaſſungen vorzuneh-









) Ein etwas auffälliges Räuſpern des Dr. Ram-
unterbrach den Sprechenden. Kurt räuſperte
tr.fais és fee mit etwas unsicherer gewor-
; „Abgesehen von “einigen wenigen Ausnahmefällen,
durch veränderte Bewirthſchaftung nothwendig

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I



VYerkündigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Scwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-
bach, Neckarbiſchofsheim, Eberbath, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.



Frauktreich.

Paris, 30. Sept. Mehrere Abendblätter wollen
wissen, Courbet werde morgen die Anker lichten.
Das Ziel der Expedition iſt unbekannt. + Im De-
partement Oſtpyrenäen sind in den letten 24 Stun-

- | den 5 Choleratodesfälle vorgekommen.

England.

London, 30. Sept. Nach einer Meldung des
Reuterſchen Bureaus aus Mozambique bricht eine
Expedition in nächſter Zeit von Serpa Pinto auf
um das Land zwischen Mozambique und Nyaſſa zu
erforschen. Es heißt, die Erpedition werde auch

via Tanganyka nach Kongo gehen. Dieselbe nimmt

als Begleitung 100 §;415 gh 250 Träger mit.
uſzlaund.

Moskau, 30. Sept. Bezüglich des Zwischen-
falls bei der Jubiläumsfeier der Universität Kiew
theilt die „M. Ztg." auf Grund authentiſchen In-
formationen folgendes mit: Der Rektor der Uni-
verſität habe keineswegs die Studenten von der
Feier ausgeſchloſſen ſich vielmehr bemüth, dieselben
zur Theilnahme an der Feier zu bewegen, bis die
Studenten, von Außen her angestiftet, Anforderungen
ſtellten, welchen der Rektor nicht hätte entsprechen
können ; troßdem hätten die Studenten unbeschränkt
Zutrittskarten zu dem Feſstaktus erhalten, allein
die die Studenten beeinflußenden Rädelsführer
hätten mittelſt Proklamationen erklärt. daß die
Karten ungiltig seien und hätten den Studenten die
Theilnahme am offiziellen Feſtvrogramm untersagt.
Wenn irgend welche Unregelmäßigkeit seitens der
Universitätsbehörden vorgekommen, so sei es lediglich
die gewesen, daß im Feſtprogramm ein ſpezielles
Studentenfesſt in Aussicht genommen gewesen, welches
Unterhandlungen zwischen dem Rektor und jenen
Studenten veranlaßte, die als Vertreter der Studenten-
schaft auftraten.

Aus Nah und Fern.
[D] Leimen, 1. Okt. Heute Nachmittag bewegte
ſich ein langer Trauerzug, dem ſsich faſt die gesammte
erwachſene und halb erwachsene Einwohnerschaft



werden. Im Uebrigen theile ich Ihnen noch mit,
daß ich zur Schonung meiner etwas angegriffenen
Gesundheit Herrn Dr. Ramfeld um die Ordnung
aller Verhältnisse ersucht habe, und daß Sie darum
alle Weiſungen und Befehle dieses Herrn als von
mir ausgegangen anzusehen haben! ~– Nun bitte
ich Sie, an Ihre Beschäftigung zurtickzukehren !“

Kurt erhob sich und verließ nach einigen Worten
die er mit Ramfeld gewechſelt hatte, das Gemach.
Auch die Verſammelten folgten mit verdutzten und
im Durchſchnitt ſehr wenig erheiterten Genchtern
ſeinem Beispiel, dem ruhig ſitteen gebliebenen Doktor
ſcheue Seitenblicke zuwerfend. Als sich Holmfeld
der Thür zuwendete, rief ihn Ramfeld mit etwas
gebieteriſch klingendem Tone an: ;

„Verweilen Sie noch einen Augenblick, Herr
Obezuup.kur. ~ Ich bin beauftragt, Ihnen etwas
zu ſaggen!?s ..

Der junge Mann wendete sich um und leiſtete
der Aufforderung Folge; aber es blitzte etwas Feind-
seliges in seinen Augen auf, und die Haltung, in
welcher er vor dem Doktor stehen blieb, konnte sicher-
lich keine demüthige genannt werden.

Ramfeld schien das nicht zu bemerken. Als auch
der lette der übrigen das Zimmer verlassen hatte,
sagte er in kalter geſchäftsmäßiger Weise:

„Ich bin beauftragt, Ihnen zu ſsagea, daß der
Herr Baron von Brandenſtein nicht die Absicht hat,

Ihren durch den Trauerfall aufgelöſten Kontrakt zu
erneuern! – Ihr Gehalt — -oh, bitte, laſſen Sie
mich gefälligſt ausreden Ihr Gehalt wird Ihnen
bis zu Ende des Quartals ausgezahlt werden.

Ihrem früheren Verlasſen des Gutes aber ſteht nichts
im Wege. Sie werden voraussichtlich nicht mehr

1884.

dem zu früh dahingeſchiedenen hoffnungsvollen





Sohn unseres Bürgermeisters, dem erſt 22jährizſnenn.



î

;

;

Druck und Verlag von Wurm & Pfeffer in Heidelbeeen.

Gustav Endlich, die lette Ehre zu erweiſen. Dee.

Gesangverein trug am Trauerhauſe und am Grabe

ſelbſt zwei ergreifende Grabgeſänge vor unn wurnnſe
auch durch die Klänge der Musik die Feier weſenn.
lich gehoben. Unser Ortsgeiſtliche hielt eine wollen.
durchdachte Grabrede, und wird das Andenenaen
den Dahingeschiedenen Allen, die ihn kannten, heilng.

sein.

Tagen brannte in Münster ein Wohnhaus nieder.
Eine Katze, welche am offenen Herdfeuer Feuer fi
und sich alsdann in den Futterraum des Gebäu



flüchtete, veranlaßte diesen Brand, der der Eigen- .
thümern, einer Wittwe, die nicht versichert iſt, enn.

bedeutenden Schaden verursacht.

* Von der Tauber, 30. Sept. Vor einigen .

* Von der Tauber, 30. Sept. Das für dſen.
Traubenreife außerordentlich günstige Wetter dee ;

leßten 8 Wochen hat das versäumte nachgeholt und
iſt ein vorzüglicher Wein zu erwarten. Nur darf

keine Rede davon sein vor Gallus dem Buttenträgen.
zu herbſten. ~ In diesem Jahre liegt gar kein

Grund vor, vorzeitig die Weinberge zu leeren; d'en.

Witterung ist trocken, die Trauben faulen nicht;
~ die Mäuſe kommen nicht in die ſteinigen Böden
der Weinberge, und die Starren ~ es iſt mehr

Gerede, daß diese viel ſchadhen. – Die Trauben .

ſind dieses Jahr durchaus feſt und dicht bebeert
und müssen deshalb etwas länger hängen, um
gründlich durchzureifen. Dann sind die Beeren jetzt

auch noch zu vickhülig. Die Traube j« bee
durchreift, deſto mehr Wein gibt sie. Es iſt alle
Aussicht vorhanden, daß die trocken-warme Witterung .

noch einige Zeit anhält, und dürfen wir dann einen
Wein erwarten, der dem 68er nicht viel nachſteht.

* Offenburg, 1. Okt. Gestern Abend zwischen
71/1, und 8 Uhr ertönte dahier das Feuerallarm-

singnal. Es brannte bei Weinhändler Stigler m ;

der Bahnhofstraße in dem Hinterhaus (Küferei,

Magazin und Wohnung der Küferburſchen &ne) Es.
war eine gewaltige Feuerſäule, denn die diesjährrzken.
angeschloſſen hatte, durch unser Dorf. Galt es doch | Hopfenernte war auf dem Speicher des Gebäudes

als acht Tage Three Rur dcm An fpettor RN .

dolf alles in gehöriger Weiſe zu übergeben; nach .

Ablauf dieser Woche wird eine genügende Vreaen.

laſſung zu längerem Verweilen für Sie nicht vor-
har Fe Sie sich alle weiteren Hinzufügungen

mein Herr,“ unterbrach ihn jetzt Holmfeld, der ſiien.

Erregung nicht länger bemeiſterte, heftig.

in wesſſen Hände dieser Beſit übergehen würde,

war ich auch entſchloſſen, ihn zu verlaſſen. Sie .

dürfen sicher sein, daß ich durchaus keine Neigung

das, was Sie mir da sagen, iſt vollſtändig e .
flüſſig ; denn von dem Augenblicke an, wo ich wute.

verſpüre, hier auch nur eine Stunde länger zu ver- ' .

weilen, als es unumgänglich nothwendig ist.“

Ein beleidigend höhniſches Lächeln glitt über
Ramfelds Gesicht, ohne daß ihn seine kalte Ruhe
verlaſſen hätte. „Ich zweifle keinen Augenblick, daß
Sie mir da die volle Wahrheit sagen,“ bemerkte er
ironiſch, „und es freut mich, daß sich die Wünſche

meines Freundes so ganz mit den JIhrigen deen. .

obwohl es meiner Meinung nach viel ſchicklicher

wäre, wenn Sie in weniger unehrerbietigem Tone §

von hem Herrn ſprächen, in deſſen Dienſt Sie ich

gegenwärtig noch befinden.“

"Ich. ſtehe. tz Niemandens Dienst, und-ich räume
niemanden das Recht ein, mir über die Schicklichkit.

meiner Aeußerungen Vorhaltungen zu machen; +
niemanden und Ihnen oder Ihrem Freunde am
allerwenigsten !“ :

Auch jett noch blieb Ramfeld ganz ruhig. „Sie
vergeſſen, wer Sie sind und vor wem Sie ſtehen!n.



.- Der alte Herr Baron war gewiß ein wackerer

Mann, aber er hat entſchieden Unrecht daran gethan



 
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