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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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Verantwortl. Redakteur Philipp Klaus ner in Heidelberg.

Erſcheint t ä g li ch außer Montag. Abonnementzpreis für
ßrivelberg: monatlich 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch die
zogen vierteljährl. 1 Mark ohne Zufstellungsgebühr.










Dentſches Reich.
Berlin, 12. Okt. Neuere Nachrichten aus
Kiel melden, daß bereits demnächſt ein Geschwader
von 4 Korvetten mit 50 Kanonen und ca. 1400
Mann Besatzung nach den deutschen Kolonien in
West-Afrika: geſandt werden wird, —– jedenfalls
in Beweis, daß es der Reichsregierung jſehr ernſt
Mit der Sicherung des deutschen Besitzſiandes dort
ist. Durch Entfaltung einer ſtattlichen Macht will
ſie den Wesſt-Afrikanern imponieren und den euro-
päischen Mächten zeigen, daß sie die vor vier
vnaten eingeleiteten kolonialpolitiſchen Pläne und
fe ftßregeli: mit Eztrgl: settsttt z f litt:
r M t cu rar
vorgekommen sein soll, für die Zukunft verhindern
vder doch mindestens sehr erschweren wird. –
as unverkennbare planmäßige ſchneidige Vor-
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begriff aber sehr bald die Taktik, welche die Welt
ſeit Beginn der Bismarck'ſchen Aera gewohnt ist,
eine Taktik die unter allen Umständen den Vor-
theil hat zu verplüffen. Unleugbar hat die deut-
ſche Politik seit 1871 ungleich größere Erfolge zu
{fsiſrieren wir erinnern nur an den Berliner
[ LG 1%










t einen tieferen Etndruck, als die feinſte gei-
ſtige Arbeit und Kombination des Staatsmannes,
welche in ihrer Vorarbeit und in ihren weittragenden
éüirkungen zu erkennen nur das getübtere Auge

ag.

. Berlin, 13. Oct. Für den Zuſammentritt der
vngo-Konferenz iſt Ende October oder Anfang des
nächſten Monats in Aussicht genommen. Gegenstände
der Berathung werden sein: Erstens die Handels-
freiheit in Becken und an den Mündungen des
des Wierrr Vertrages, betreflend Vis freie Schiifchrt
auf den internationalen Strömen (Kongo und Niger) ;

Im Hauſe des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.



(40. Fortfeßung)
Gleich darauf flog ein kleiner dunkler Gegenstand,
große Aehnlichkeit mit einem Revolver hatte, in
urzem Bogen durch die Luft, um mit klatſchendem

der

Ezyfelr ihn mit raſchem, kräftigen Griff auf die
eite wendend. Als ihm dies gelungen war, starrte

ßlafi en Augen entgegen. Unter der Hand hervor,
ie c< noch in dem Moment des Sterbens auf die
tödtlich getroffene Schläfe gedrückt hatte, war ein
has Antlit, und über das Oberhemde gesickert; aber
Per warme Lebensquell war sehr raſch versiegt.

, Ramfeld warf einen flüchtigen Blick auf das
Geficht des Todten ; ob dieser Blick in seinem eigenen

s art nicht zu erkennen; ſeine Hand aber zitterte
ſeenfats nicht, als er in die Brufttaſche des Ent-
SES EEE ESE os
t! tg in seinen eigenen Kleidern verbarg. E
: Gn 1.9
U ug N n eeuc
mel gerichtet waren, allein an der düſteren Stätte.
Unmittelbar neben der Leiche lag im Graſe jetzt

Puben Menge hinterläßt die einfachſte, kräftige |-

fluſſchlagen etwa in der Mitte des Teiches zu ver-
!ken. Reben dem lebloſen Körper aber kniete Dr.

m ein fahles Todtengesicht mit weit geöffneten,

Panz ſchmaler Blutsſtreifen in schräger Richtung über

Antli irgend eine Veränderung hervorrief, war
ter der dunklen Brille und dem mächtigen falſchen





Perkündigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Schwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingeu, Mos-
bach, Necarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldüru, Adelsheim, Tauberbiſchoſsheim & Wertheim.



Drittens die endgiltige Bestimmung der Formalitäten,
welche nöthig find, damit die neuen Besiterwerbungen
an den afrikanischen Küſten als wirklich vollzogen
angesehen werden. ;

Berlin, 13, Oct. Die „N. A. Ztg.“ ſchreibt:
Der Gedanke, die weſtafrikaniſchen Fragen auf einer

Conferenz zu regeln, habe wie in Frankreich so auch | -

unter den übrigen direkt Interesſirten eingeladenen
Mächten bisher bei Belgien, Spanien, Holland und
anderen Mächten, denen die Mittheilung von einer be-
abſichtigten Conferenz gemachl worden, bei Oesterreich
und Rußland Lie lebhafte Zustimmung gefunden.
Straß burg, 12. Okt. Das Programm für
die feierliche Einweihung der Universitäts-Neubauten

iſt nunmehr definitiv feſtgeſtelle Das Feſt ver-

spricht ein recht glänzendes zu werden, wenn nur
der Himmel ein Einsehen hat und während der
Heit der Feſt und Fackelzüge sowie der für das
Münster und das Hauptgebäude der Universität in
Aussicht genommen. Illumination seine Schleuſen
ſperrt. Die Festlichkeiten, welche sich vom 26. bis
28. d. M. erstrecken, werden an jeßgenanntem Tage
mit einem von der Stadt im Stadthausſe gegebenen
Ball ihren Abschluß finden. Die Stadt hat außerdem die
Ausschmückung der Straßen übernommen, durch
welche der eigentliche Feſtzug bei Uebersiedlung
aus dem alten Universitätsgebäude (dem Schlosse)
nach dem neuen Universitätspalaſt stattfinden wird.

Frankreich.

Arequipa (Peru) vom 11. d. M. ist General Cacere
dort eingetroffen und enthusiaſtiſch empfangen wor-
den. Canevaro ſtellt ihm 4000 Mann gut organi-
ſfirter Truppen zur Verfügung. Die Bewegung zu
Gunsten Caceres im Süden und den mittleren Theilen
Perus iſt im Zunehmen.

j Rußland.

Riga, 12. Oct. Die Leiche des General Tod-
leben iſt heute feierlich nach dem hiesigen Bahnhofe
übergeführt worden; die Abfahrt nach Sebaſtopol
erfolgt morgen. Mitglieder der Behörden, sowie
alle Gewerke und Vereine geleiteten die Leiche zum
Bahnhofe; dem Trauerzuge hatte sich eine große

etwas Glänzendes, ein kleines goldenes Medaillon
mit einem kurzen goldenen Kettchen. Ramfeld hatte
es nicht dort verloren, er hatte es ganz bedächtig
auf den Boden gelegt, und es war kein Zweifel,
daß es jedem in die Augen fallen mußte, der die
Stelle näher untersuchte.. – – –ê ;

Diesmal stand der Hausknecht des „Schwarzen
Adlers“ unter dem Thorweg, als ſich ein ſchäbig
aussehender Menſch mit einem mächtigen Bart,
einer dunklen Brille und einer tief herabgezogenen
Mütze an ihm vorbei in das Haus ſchob. Er hatte
Anfangs nicht übel Luſt, ihn gar nicht einzulassen;
als er aber auf die gekrümmten Kniee und die ge-
beugte Haltung des Mannes ſah, wurde er mitleidig

und dachte : „Mag er sich immerhin etwas erbetteln |“
Hehn Minuten darauf klingelte Dr. Ramfeld,

der in elegantem Anzuge vor seinem Schreibtiſche
saß, sehr heftig nach dem Kellner und befahl ihm,
auf der Stelle das Abendessen zu bringen, das er
nun schon seit einer Viertelſtunde vergeblich erwarte.

Siebenzehntes Kapitel.

Als Georg Holmfeld in Neudorf den Omnibus,
der ihn von dem Städtchen hergeführt, verlaſſen
hatte, sagte der Kondukteur, der ihn recht wohl
kannte, mit einem Achselzucken zum Kutscher :

„Der sieht heute auch nicht aus, als wenn er
zu einem Hochzeitsſchmauſe ginge. War ſonſt ein
ernster, ruhiger Mann, doch heute hat er während

der ganzen Fahrt nicht eine Minute ſtillgeseſſen!!n.

Wirklich hatte Holmfeld zu wenig gelernt, sich
zu verſtellen, als daß sich nicht seine innere Unruhe
und Besorgniß ziemlich deutlich hätte in seinen Be-
wegungen und in seinem Gesicht ausprägen ſollen.



feierliche Beiſeßung in Sebaſtopol wird am 17. O

Paris, 13. Oct. Nach einer Meldung aus



der dem Druck uni ein geringes nachgab. [Forts



15. Oktober

Druck und Verlag von Wurm & Pfeffer in Heidelberg.
Expedition Brunnengaſse 24. s

Anzeigen: die 1-ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 5
für auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erscheinen ab












Anzahl Travernden aus allen Ständen angeſchloſſ
Der Sarg war mit Blumen bedeckt; Militär bild
Spalier. Am Bahnhofe empfingen die hiesigen
sangvereine die Leiche mit Trauergeſängen.





stattfinden.

Ans Nah und Fern.







eminenter Bedeutung iſt, hat. sich heute die G
geſchloſſen. Mannheim hat wenig ſolcher Söh
aufzuweisen, wie sie deren einer geſtern zu Gr
getragen; daß die Stadt seinen Sohn zu ſchätz
wußte, zeigte deutlich der Leichenzug und. die tief
greifende Begräbnißfeier. Jean Becker, deſſen Nam
in der ganzen muſikaliſchen Welt diesseits und j
seits der Meere mit Hochachtung genannt wi
schwang sich als Sohn armer, aber braver Elte
schon in früheſter Jugend durch sein Talent u
seinen eiſcrnen Fleiß auf jene Kunstsſtufe, die ſof
das Genie erkennen laſſen. Noch im zarteſten Jü
lingsalter wurde er Mitglied der Hofbühne
Mannheim, doch dieser enge Wirkungskreis behagte
dem weiterſtrebenden Geiſte des jungen Mannes
nicht und so unternahm er eine Künſtlerreiſe, die
vom ſchönſten Erfolge gekrönt war und ihm frühe
schon einen geachteten Namen ſicherte. Später
gründete er in Italien das „Florentiner Quartett‘,
welches sich eine Weltberühmtheit erwarb und deſſn





















| Leiſtungen wohl nie mehr erreicht werden dürfte.

Ebenso talentvoll als er ſselbſt ſind die Kinnern
Beckers, welche alle ſchon geachtete Stellen auf dem
Gebiete der Musik n ss Becker war nickte
nur ein großer Künstler, sondern auch ein edle,.
liebenswürdiger Menſch, uneigennütig und ſchlichte.
wie cs einem Sohne aus dem Volke gezient, ſo
war er sein Leben lang. Sein Andenken wird ala
heilig sein, die ihn kannten. .

* Ladenburg, 13. Okt. Die freiw. Feuerw<hr
Ladenburg's feierte geſtern das Feſt ihres 25jährigken
Bestehens. Muſsikaliſcher Zapfenstreich und Tage
reveille leitete den Festtag ein. Schon frühzeitig



Mit finsterer zuſammengezogener Stirne wanderte e
auf Schloß Brandenstein zu, und wenn auch das
heiße Verlangen, Elsbeth zu sehen und endlich eine
Gewißheit zu erhalten, ſeine Schritte wiederholt zu
gewaltiger Eile beschleunigte, ſo legte sich doch der
Widerwille dagegen, den verhaßten Boden noch enn
mal zu betreten, immer wieder wie ein Hemmſchueih
dazwiſchen. Endlich hatte er die Grenze der Felle
mark überſchritten und nun gab es kein Beſinnen
mehr. An Elsbeths Mahnung gedenkend, hielt sich
Holmfeld immer auf den Wegen, die er als die wenigste.
betretenen kannte, und so kam er denn faſt auf dem
selben Pfade, den eine Stunde vor ihm Dr. Rame
feld beſchritten hatte, an dem verlaſſenen und jezt.
faſt völlig vom Duntel verhtüllten Teiche an. ..
Es waren ſchon einige Minuten über die in dem
Billct festgesetzte Zeit verſtrichen, doch nirgends er
blickte er Elsbeth. Er umwandelte den ganen.
Teich und rief mehrmals mit gedämpfter Stimne
ihren Namen, ohne eine Antwort zu erhalten. –
Seine Erregung und ängstliche Spannung stein.

| gerte sich mit jeder Minute weiteren nutzloſen War-

tens. Die Viertelſtunde, welche ihm in diesem Zu-
ſtande versſtrich, dünkte ihm eine qualvolle Ewigkeit,
und endlich faßte er den Entſchluß, noch ei nnaſ
sorgſam umherzuſpähen und Elsbe:h dann auf jede
Gefahr hin in dem Dorfe aufzuſuchen, in dem se
mit ihrem Bruder Wohnung genommen hatte. ;

So ſchritt er noch einmal am Ufer des Teiche.

dahin und mußte dabei die ganze Sehkraft seinen

Augen aufbieten, um die schnell wachſende Dunkel..
heit notitüizftig durchdringen zu können. Da stieß/
ſein Fuß an ekten im Wege liegenden Gegenſtan




 
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