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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 256 - No. 281 (1. November - 30. November)
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|... wzitwe)h,

J NTT Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.

InÀOeoO’ OOO...
i WÜtiogen monat sri 1 Mx the Puftellungsgebühr.







. Deutſches Reich.
s |), Berlin, 10. Nov. Dem Vernehmen nach wird
tl öfàn Reichskanzler die weſstafrikaniſche Konferenz er-
1 ze en. Deutſche Vertreter auf der Konferenz wer-
te Ußerdem sein: Staatssekretär von Hatfeld.
erſtaatsſekretär Buſch, Geheimer Legationsrath
erow. Das Bureau wird gebildet aus dem
tſchen Vizekonſul in St. Petersburg, Schmidt,
em franzöſiſchen Botſchaftsrath Raindre.
erlin, 10. Nov, Die ,„N. A. Ztg.“ ſchreibl,
z Grund dafür, daß die Einberufung des Reichs-
wh noch nicht erfolgt, sei darin zu ſuchen, daß
r viele Stichwahlen ausstehen. Das Blatt kann
das lange Hinausſchieben der Stichwahlen keinen
tend abſehen; wenn es auch mit dem Gesetze ver-
gt sei, daß die Stichwahlen bis zum 15. Nov.
njgeſest werden, ſo hätte es doch dem öffentlichen
qr reſſe mehr entſprochen, wenn die Wahlkommis-
Fee ihnen offenſtehende Friſt möglichſt abge-
! ten. ; ;
it, Nagdebur , 10. Nov. Eine von Zuckerindu-
züln heute hier abgehaltene Versammlung war
hrs 100 Personen beſucht. Man ſprach sich
ug. fach gegen den großen Verein von Rüben-
us :Fabrikanten aus, der die Intereſſen der Melasſe-
rj. ſabrikanten zu sehr wahrnehme, und für die
p idung eines neuen Vereins von Rübenzucker-
[!hritanien. Bezüglich der Besteuerung wurde eine
ion an den Reichskanzler beſchloſſen, dahin
!. daß der bisherige Sat von 80 Pfennig pro
Juener Rüben beibehalten und auf den Zentner
êr 101/. Zentner Rüben gerechnet werden ſoll.
[,, Fabriken, welche ihre Melaſſe weiter verarbeiten,
ien 10 Pfennig pro Zentner mehr zahlen; Etab-
ugments, welche lediglich entzuckern, und Rüben-
hitfabriken, welche fremde Melasse einführen, sollen
"! drei Mark pro ‘!: z1fe besteuert werden.
! raukreieiee.
1, Paris, 8. tr In der gestrigen Sitzung des
?ralraths des Seine-Departements ſtellte der

Vene

îbey ralrath Pichon den Polizei- und Seinepräfecten
















ti

ff





FFF,



„j, das Auftreten der Cholera und die Maßregeln,

Polizeipräfect Camescaſſe berichtete über die bis-
herigen Cholerafälle und fügte hinzu, am heftigsten
trete die Seuche in der Rue Sainte-Marguerite
(zwischen der Vorstadt Saint-Antoine und der Rue
de Charonnes) auf. Diese Straße sei eine der
ſchmutzigſten von Paris. Dreyfus erklärte : „Man
muß sie niederreißen.“ Der Polizeipräfect: „Das
wäre mir ganz erwünscht. Es lebt dort eine Be-
völkerung von Lumpensammlern und Elenden aller
Art, die durch ihre Gewohnheiten und die Armuth
allen möglichen Anſst:c>ungen ausgesett ſind. Die
heutige Lage hat nichts, was Furcht einflößen kann;
denn die Zahl der Kranken und der Todesfälle ist
verſchwindend klein im Vergleich zu der Bevölkerung
von Paris. Abgesehen davon, daß eine gefährliche
Epidemie raſcher um ſich greiſt, begünſtigt auch die
Jahreszeit die Wirkſamkeit der Vorſichtsmaßregeln.“
Nach einer ausführlichen Aufzählung dieser letteren
fuhr Camescasse fort: „Wie gewöhnlich, unterlagen

der Krankheit die Schmächtigſten und Dürftigsten.

Allerdings standen mehrere der Angesteckten im besten
Alter, aber sie waren ſchlecht genährt und bewohnten
die unflätigsten Locale, wo die Lumpen überall vor-
herrſchen, in den Kammern wie auf den Treppen,
den Gängen und den Höfen.

Paris, 8. Nov. Es iſt behördlich angeordnet,
daß jeden Vormittag ein von Mitternacht bis Mit-
ternacht laufender Cholerabericht veröffentlicht werde.
Man hält an der Erwartung feſt, die Seuche werde
keinen größeren Umfang annehmen. + In Nantes
kamen gestern zwei, in Oran vier Choleratodes-
fälle vor. s

Paris, 9. Nov. Paris empfindet die Anwesen-
heit der asiatiſchen Seuche bereits sehr lebhaft; die
Fremden verlaſſen die Stadt in hellen Schaaren.
Vergeblich sucht man ihnen die Ueberzeugung bei-
zubringen, daß es eine ungefährliche Epidemie ſei;
sie ziehen es vor, ihre Haut in vollkommene Sicher-
heit zu bringen und reiſen ab. Es sind das die
keneidenswerthen Leute, welche nur des Vergnügens
halber in Paris weilen und welche hier nichts zurück-
hält. Innerhalb der jüngsten zwei Tage haben ſich

die Gasthäuſer reißend schnell entleert und die Expreß-













Uthe dagegen getroffen worden sind, zur Rede.
Eine unheimliche Nacht.

Eine Erzählung von H. M.

! {3. Fortsetzuug.) t

list war groß und in ſeiner Jugend mußte ſein
l rs et ::; U tes g- §t:
ih jar von dunkler Farbe und von älterer Mode
i qs r vsetet é: fat jedoch keineswegs sorg-
t; Vas das yu on! es an meines Oheims Er-
[ 20419;55 Ns t;
' ſuliern herabfielen. und im Verein mit irt
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Lund ti Femachrn autget. et tilt uro
[E t 543:48.1
U ( z. Utgsü
nicht fehr ermüdet ſein ; bitte, ſeße Dich.

dana fart wieder zu meinem Stuhle und
zt tr 4r::
Ut urigüte Hatt tucelbucß tat ne
Alles, was ich Euch wünschen kan.







Er erhob seine Augen und blieb einige Augen-
blicke so, wie in ein ſtummes Gebet verſunken.

Ich fühlte, daß dieser Mann, mit ſolchen Ge-
sinnungen, die er so zart auszudrücken verstand, nicht
der Bösewicht sein konnte, den die öffentliche Mei-
nung in ihm gesehen hatte. Ich war mehr als je
von seiner Unschuld überzeugt, ſein Wesen erschien

mir sehr einnehmend. Wie das Licht der Erfahrung

dieſe Ansicht vielleicht ändern konnte, wußte ich nicht,
doch ich war damals noch sehr jung, und ich ſah
in ihm die vollendete Vereinigung geselliger Artig-
keit und herzlicher Güte. Ein Gefühl der Zuneigung
und Achtung für ihn entstand in meinem Herzen,
und zwar um so inniger, je mehr ich daran dachte,
wie ſchmerzlich sein Vermögen, wie grauſam ſein
Ruf gelitten hatte. :

Nachdem mein Oheim mich nochmals willkommen
geheißen und mir die Versicherung gegeben hatte,
daß ich über alles gebieten könne, was er sein nenne,
drang er in mich, etwas zum Abendesſen zu ge-
nießen, und als ich dies ablehnte, sagte er, daß er
bevor er mir gute Nacht wünſchte, noch eine Pflicht
zu erfüllen hätte, eine Pflicht, der ich gewiß bei-
stimmen würde. Er las hierauf ein Kapitel aus
der Bibel, und sagte mir dann mit ebea der freund-
lichen Herzlichkeit gute Nacht, mit welcher er mich

| auch begrüßt hatte. :
Ich fühlte mich viel glücklicher, als bisher noch

je seit meines Vaters Tod, und erfreute mich in
dieser Nacht des ersten erquickenden Schlafes seit
jenem Trauerfall. . q.

Meine Neugier in Beziehung meines Couſins

blieb nicht lange unbefriedigt; er erſchien am näch-

| sten Tage bei dem Mittagstiſche. Sein Betragen ! will





Uh elberger Cageblalt
eneral-Anzeiger.

; | JM 265 tn für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Schwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Mos-
[__ . bach, Ueikarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.

: 12. November

Druck und Verlag von Wurm & Pfeff er in Heidelberg.
Expedition Brunnengaſſsſe 24.

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1884.

züge der Eisenbahnen können die Menge der ab-
reiſenden Fremden kaum bewältigen. Im „Grann _













Hotel“, welches um diese Zeit ſtets überfüllt zu ſen.
pflegt, wohnen augenblicklich gerade noch 18 Familimn.

Die Restaurants der Boulevards und die Händler
mit Luxusgegenſtänden werden bald die Auswan-
derung all dieſer reichen Leute in ihren Geschäften

spüren. Es ist ein ſchlimmer Winteranfang für ale.

Leute und besonders für die Ladenbesiter der Bou-
levards.

Paris, 9. Nov. Von Mitternacht den 7. bis
den 8. d. 11 Uhr Abends sind in Paris 70 Er-
krankungen an der Cholera, davon 8 mit tödtlichem
Ausgange, vorgekommen. î :

England.

London, 9. Nov. Der „Observer“ will wissen,
daß Lord Northbrook vorgeſchlagen werde, Egypten
8 Millionen Pf. St. vorzuſchießen, die Amortiſation
zu suspendiren und den Zinsfuß der Suezactien im
Beſite Englands herabzuſeßen; ferner die Kosten
der Occupationsarmee theilweiſe auf England zu
übertragen und dem erwähnten Darlehen den Vor-
rang vor den bestehenden Anleihen, ausgenommen
der I smatialanleiht.1 tiuzunes:

merila.

New-York, 8. Nov. Die Wahl des demokrati-
schen Präſidentſchaftscandidaten Cleveland ist also
gesichert; zum erſten Male seit dem großen Se-
ceſſionskriege geht ein demokratiſcher Präsident aus
der Wahlurne hervor. Dieſes Ereigniß hat ſelbſt-
verständlich ungewöhnliche Aufregung verursacht.
Vorgestern Abend waren die Straßen der tonann
gebenden Städte mit ungeheuren Menſchenmengen
erfüllt, welche auf die lettten Ausweise warteten.
Es war allgemein der Glaube verbreitet, daß mit
den telegraphiſchen Meldungen in unredlicher Weise
verfahren worden sei. Die Aufregung war so groß,
daß außerordentliche polizeiliche Vorſichtsmaßregeln
getroffen worden waren. In New-York wurden

Ausſ;chüſſe gebildet, die eine ehrliche Zählung üben.

wachen ſollten, aber das auf gestern in Wallſtreet
einberufene öffentliche Me.ting, in welchem gegen
alle Betrügereien Proteſt eingelegt werden ſollte

war zwar nicht ſo roh, wie ich erwartet hatte, aber
dennoch ordentlich unangenehm; er zeigte eine Zu-
verſicht und Zudringlichkeit, auf welche ich nicht
vorbereitet war; in seinem Blick und Ton lag jenes
Selbstvertrauen welches bloße Duldung ſchon für :
Ermuthigung nimmt, und ich fühlte mich durch de.
derben Schmeicheleien, die er von Zeit zu Zeit an
mich richtete, mehr verlett und gelangweilt, als bee.
einer größeren Rohheit vielleicht der Fall gewesen
wäre. Ein Troſt war es indeß, daß er nicht oft
erschien, da er viel mit Angelegenheiten beschäftigt.
war, die ich nicht kannte und um die ich mich nichts
bekümmerte. War er faber zugegen, dann galte_
seine Aufmerksamkeiten so unverkennbar und aus-
schließlich mir, daß ich, meiner Jugend und Uner-
fahrenheit ungeachtet, deren Bedeutung erkennen
mußte. Mir war dieſe Verfolgung mehr zuwider,
als ich ausdrücken kann, und ich entmuthigte ihn ſo,
daß ich ſselbſt bis zur Unart ging, um ihn zu über-
zeugen, daß ſeine Werbungen unwillkommen wären,
doch Alles vergeblich. ;

Das war so etwa ein Jahr gegangen, als ich
eines Tages mit meiner Couſine Emmi, wie es un-
sere Gewohnheit war, in dem Wohnzimmer mit
weiblicher Arbeit beschäftigt ſaß, und mein Cousin
Eduard zu uns eintrat. Es ſchien mir, als. liege.

Uu UU tu tüte tu in vu tit

erſcheinen ließ, als ſone. :
whs::: er, meine Damen,“ sagte er, ind
t mir leid, Jhr tôtractôt zu






„Thut. mir leid, Zhr

ein oder zwei Minuten
 
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